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IX. Schlusswort

Die Frage, ob die Grafen von Calw einen spezifischen Einfluss auf das heutige landschaftliche Erscheinungsbild Südwestdeutsch lands gehabt haben, ist schwierig zu beantworten.rEs wurde be­reits früher begründet, dass dies für den von der Familie ver­walteten Raum im Altsiedelland nicht behauptet werden kann.

Anders verhält es sich mit dem später erschlossenen Gebiet der Enz-Nagold-Platte. Graf Adelbert II. war einer jener aufstrebenden Territorialherrn seiner Zeit, die erkannt hatten, dass ein Machtausbau in den altbesiedelten Gebieten kaum ( bzw. nur sehr schwer ) möglich sein würde. Er richtete deshalb sein Hauptaugenmerk auf die bislang noch unerschlossenen Gebiete seines Verwaltungsraumes. Diese Ausrichtung seiner Expansions­politik ging dabei Hand in Hand mit dem Landhunger der wachsen­den Bevölkerung.

Dass im Zusammenhang mit dieser inneren Kolonisationstätig­keit einige Burgen und Klöster entstanden, die heute noch als Ruinen zu besichtigen sind, ist zweitrangig. Zumindest im Fall des Klosters Hirsau wurde diese Absicht, durch die Gründung eines Klosters ( mit entsprechendem Landbesitz ) auch den Macht bereich des Gründers und Eigenherrn zu erweitern, bald hinfälli Wichtig erscheint vielmehr die von den Calwer Grafen angewandte spezielle Form der Besiedlungstätigkeit. Die planvolle Anlage als Hufenform mit den entsprechenden Konsequenzen für die Ver­erbungssitten, die Anbauformen usw., war eine Grundvorausset­zung dafür, dass die Dörfer der Enz-Nagold-Platte unter ihren gegebenen Ausgangsbedingungen ( Bodenverhältnisse, Be­schränkung auf die Landwirtschaft ) wirtschaftlich lebensfähige Siedlungen wurden. Die zeitliche Entwicklung hat gezeigt, dass dort, wo sich an diesen Voraussetzungen wenig geändert hat, auch das räumliche Erscheinungsbild der Orte ziemlich unver­ändert geblieben ist. Wo andere Einflussfaktoren hinzukamen,

( z. B. Anschluss an die Industrialisierung ), ergaben sich auch Auswirkungen für das Siedlungsbild.