und wenn der Krieg nicht dazwischengekom­men wäre, so hätte Wildbad im Jahre 1946 zugleich mit der Einweihung des geplanten Hauses des Kurgastes" die Feier seiner 600- jährigen Geschichte als Württ. Staatsbad ganz groß begangen und da sicherlich manche von Ihnen dabeigewesen wären, so möchte ich den Betreffenden nachträglich noch mein Beileid über diese Ihnen entgangenen Festtage aus­sprechen.

Im Jahre 1367 kam Graf Eberhard, der Greiner selbst zur Badekur nach Wildbad und noch einmal muß ich unseren Gewährsmann Ludwig Uhland zitieren, wenn er sagt:

Da wars dem alten Recken ein lieber Zeitvertreib,

Zu baden und zu strecken den narben­vollen Leib."

Man sieht also, daß Wildbad schon damals ein Bad für Kriegsversehrte war und heute würde man prosaischer sagen, daß der alte Rauschebart sich zur Ausheilung seiner Kriegsverletzungen zu einer Kur im Versor­gungskrankenhaus Wildbad anmelden ließ. Dieguten Freunde" des alten Grafen aber die Schlegler hielten die Gelegenheit für gekommen, den alten Recken zu überfallen und auszuheben aber sie hatten die Rech­nung ohne den Wirt, d. h. in diesem Fall ohne unseren heilkräftigen Wildbader Quell ge­macht. Denn der Graf war schon am Ende seiner Wildbadkur angelangt und diese war ihm, wie nicht anders zu erwarten, so gut bekommen, daß er ohne weiteres in Begleitung eines treuen Hirten zu Fuß durch den Wald über den steilen Meistemberg nach seiner Burg Zavelstein.entkommen konnte. Der schöne SpruchWildbad wirkt Wunder" hatte also auch schon damals seine Gültigkeit. Den Wildbadern bekam die Flucht des Grafen al­lerdings schlecht, denn die Feinde waren ver­ärgert und zerstörten den ganzen Olt; aber als Entschädigung dafür bekam Wildbad dann nachher Mauern und wurde zur Stadt erhoben. 500 Jahre später aber wurde der Unglückstag von einst durch Ludwig Uhlands berühmtes Gedicht vom Ueberfall in Wildbad mit zur besten Werbung für Wildbad weit über die Grenzen des Landes hinaus.

Im Mittelalter war Wildbad dann ein be­rühmtes Bad und Badegäste aus allen Ständen und aus allen Ländern trafen sich hier, aber diesen Teil der Badgeschichte mit seinen Fürstenbesuchen und Stadtbränden und allen anderen teils freudvollen, teils leidvollen Er­eignissen können wir hier überschlagen, denn diese Beschreibungen geben im Grunde ge­nommen in allen alten Bädern das gleiche Bild.

Das Neue Wildbad, das Sie heute sehen, begann am 7. Juli 1742. An jenem Tag brannte Wildbad in wenigen Stunden vollstän­dig ab; heute nennt man das Totalschaden. Der nachfolgende Wiederaufbau Wildbads ist angesichts des Wiederaufbaus unserer zer­störten Städte von aktuellem Interesse. Denn der von Herzog Carl damit beauftragte Ober­baudirektor Christoph David von Le­ger hat damals zur Sanierung des Ortsbau­planes das gesamte vom Brand getroffene Stadt­gebiet zusammengelegt und dann die Parzellen erst zweckmäßiger vermessen lassen, ehe er sie den Bürgern zum Aufbau ihrer Häuser wieder zurückgab. Vor allem aber hat Leger anstelle des kleineren und winkeligen Markt­platzes die nachherige klare rechteckige Ge­stalt dieses Platzes festgelegt und damit die

2

Grundlage für den heutigen Kurplatz geschaf­fen, von dem man wirklich sagen kann, daß er ein architektonisch sehr schöner Platz ge­worden ist.

Unter den württ. Fürsten, die die Entwick­lung Wildbads gefördert haben, nimmt Her­zog Carl Eugen eine besondere Stellung ein. Er wurde nicht nur durch den von ihm veranlaßten verbesserten Wiederaufbau Wild­bads der Wegbereiter des modernen Wildbad,

^-sass

In den Kuranlagen in Wildbad Partie an der Enz bei der Reitbriicke

gez. H. Schlegel

sondern er war auch nachher immer ein Freund und Förderer Wildbads, der sich vor allem die Vergrößerung und Ausgestaltung der herr­lichen Kuranlagen entlang der Enz angelegen sein ließ. Er beauftragte damit seinen Archi­tekten Oberbaudirektor R. F. H. Fi­scher, der u. a. auch die Karlsakademie in Stuttgart und das Schloß in Hohenheim sowie 1798 dasKgl. Palais in Wildbad" erbaute und der wegen seines Gichtleidens selbst oft zur Kur in Wildbad weilte. Wenn Herzog Carl selbst auch zur Badekur lieber nach Bad Tei- nach alsins Wildbad" reiste, so war er doch mit Wildbad auch noch dadurch persönlich

u*si

i) '.litl'l!

'IW

jüiiii''.

Obelisk auf dem Carlsberg in den Kuranlagen in Wildbad

gez. A. Gackle