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51. Die Zchwarzwaläwasseroersorgung.

Die meisten Ortschaften auf der Hochfläche des Calwer Waldes halten in trockenen Jahren regelmäßig unter Wasserarmut zu leiden, weil den vielen, 2 m tiefen, zisternenartigen Brunnen ans dem verhältnismäßig kleinen Ein­zugsgebiet aus den tonigen und feinfandigen Gesteinen nur eine geringe, bald erschöpfte Wassermenge zugeführt werden kann. Die Bevölkerung mußte deshalb von jeher ihren Wasserbedarf zum Teil aus offenen Seen decken oder aus den Tälern herbeiführen. Nur Zavelftein war im Besitz einer Wasser­leitung, wohl einer der ältesten des Landes: Freiherr Benjamin von Buwinghausen (s. S. 129) kaufte zwei Quellen in Rötenbach, die Schloß undStädtlein mit Wasser versahen. Ein Bauer in Rötenbach, durch dessen Hof die Leitung geht, besitzt noch den Vertrag des Freiherrn mit dem damaligen Besitzer des Hofes. Am Ende des vorigen Jahrhunderts erstellten einige Gemeinden Wasserleitungen: Liebelöberg, Emberg und Schmieh gemeinsam, Alt- und Neubulach je für sich. Bei diesen drei Leitungen wird das Wasser vom Tale durch die eigene Druckkraft der Quelle auf die Höhe gehoben. Später traten verschiedene Gemeinden zur gemeinsamen Erbauung eines großen Wasserwerks unter dem NamenGemeindeverband der Schwarz­waldwasserversorgung" zusammen. Sieben Kilometer oberhalb Wildbad, wo sich der Kälberbach mit der großen Enz vereinigt, wurde im Jahre 1897 auf der Grenze unseres Oberamts eine Pumpstation mit Wärterhaus erbaut. Von hier wird das Wasser einer prächtigen Quelle, die ganz in der Nähe 510 in ü. d. M. entspringt, auf die Höhe gepumpt. Die Quelle liefert in der Sekunde durchschnittlich zwanzig Liter klares, fast chemisch reines Wasser. Der l 280 Kubikmeter Wasser fassende Hauptbehälter liegt 806 in hoch zwischen Aichelberg und Meistern. Tag für Tag wird ihm etwa eine Million Liter Wasser zugeführt. Das Wasser muß also fast ZOO in in die Höhe gepumpt werden. Dies besorgt die rauschende Enz, deren Wasser :n einer 700 nun weiten, 1000 in langen eisernen Röhrenleitung zur Pumpstation fließt und hier die mächtigen Turbinen, welche die Pumpen treiben, in Bewegung setzt. Durch die Zuleitung der Enz wird ein Gefäll von 20 in und eine Arbeits­leistung von 70 Pferdekräften erreicht. In drei Hauptsträngen, die sich wieder viel­fach verzweigen, wird das Wasser 51 Ortschaften mit mehr als 15 200 Einwohnern zugeführt. 24 Verbandsgemeinden liegen in unserem Bezirk, die übrigen in den Oberämtern Nagold und Neuenbürg. Im August 1898 konnte das Pumpwerk in Betrieb gesetzt werden. Da sich in den letzten Jahren verschiedene Ortschaften der Schwarzwaldwasserversorgungsgruppe anschloffen, wurde noch eine weitere, 7 Se­kundenliter liefernde Quelle in Benützung genommen. Die segensreiche Einrich­tung hat sich selbst in dem trockenen Sommer des Jahres 1911 bewährt; unvermin­dert entströmten die Quellen dem Schoße der Waldberge. Den beiden Männern, welche die Wasserversorgung ins Werk setzten und ausbauten, Regierungsrat Völter von Calw (ch 1910) und Oberbaurat v. Ehmann, ließ der Gemeindeverband im Jahr 1911 in dankbarem Gedenken eine eherne Gedächtnistafel an der Pump­station anbringen.

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