Göttlich Friedrich M a ch t o l s, ein guter Seelsorger und edler Menschenfreund. Wenn er nach Calw ging, so brachte er den Möttlinger Weibern gar mancherlei vom Kaufmann oder vom Metzger mit, so daß er vollgepackt wie ein Landpostbote die Steige, die von Calw nach Möttlingen führt, mühsam hinaufsticg. Als die Franzosen im Jahre 1796 von Calw nach Weilderstadt zogen, machten sie auch einen unliebsamen Besuch in Möttlingen. Sie ließen mitlaufen, was sie fanden; auch das Pfarrhaus wurde geplündert. Ein Offizier vermutete, Machtolf habe seine Schätze vergraben. Dieser versicherte, es sei gewiß nichts Wertvolles mehr im Hause. Nach dem Abzug der ungebetenen Gäste fand Machtolf einen silbernen Löffel. Schnell eilte er mit demselben dem Feinde nach. Er bat um Entschuldigung, daß er falsch berichtet habe, aber es sei gewiß nicht absichtlich gesche- hcn, der Offizier möge den Lösfel doch mitnehmen. Der Franzose wurde durch diese ungewöhnliche Ehrlichkeit gerührt, daß er nicht nur aus den Löffel verzichtete, sondern auch das Geraubte wieder herausgab. Wie Machtolf den Unlerhaug- stettern zu einem SchulhauS verhalf, ersehen wir aus dem Abschnitt: „Das Schulwesen in früheren Jahrhunderten". Seine unbegrenzte Menschenfreundlichkeit sollte Machtolf zum Verhängnis werden. Als er einmal von Calw beimkehrend die steile Steige Hinanstieg, sah er einen Handwagen mitten in der Straße stehen. Vom Rande des Grabens her hörte er eine klagende Stimme. Es war ein Mann, der ihm vorsammerte, er könne den schwer beladenen Wagen nicht weiter bringen. Da griff Machtolf frisch an und schob den Wagen mit Aufwand seiner letzten Kräfte die Steige hinaus. In Schweiß gebadet und zum Tode matt kam er nachts heim und legte sich aufs Sterbebett.
Der zweite Nachfolger MachtolfS war Christian Gottlob Barth. Er wurde in demselben Jahre, in dem Machtolf starb, in Stuttgart als der Sohn eines Zimmermalers geboren. In Möttlingen wirkte er von 1824-28. Das rastlose Streben dieses ungemein tätigen Mannes wurde bestimmt durch die Liebe zu seiner Gemeinde, die Liebe zu den Kindern und vor allem die Liebe zu den Heiden. Mit allen Mitteln versuchte er die geistige Erweckung seiner Gemeindemilglieder. Die üblichen Predigten genügten ihm nicht: er versammelte Kinder, Jungfrauen, Jünglinge und ältere Leute zu gemeinsamer Belehrung und Erbauung. Für jedermann stand sein gastliches Haus offen; er bewirtete auch die Fremten, die aus der Nähe und der Ferne herbeikamen, um seinen kraftvollen Predigten zu lauschen. Den Mißständen in der Gemeinde, besonders den Auswüchsen der Kirchweihe, trat er scharf entgegen. Er übte große Mildtätigkeit und opferte den größten Teil seines Einkommens für Arme und Notleidende und für die Mission. Für sich brauchte der anspruchslose Mann wenig, da er unverheiratet war. Barth war namentlich auch ein großer Kinderfreund. Damals gab es noch wenig Bücher für die Jugend. Er sah dies als einen großen Mangel an und versuchte dem abzuhelfen. Deshalb schrieb er selbst mehrere Kinderschriften, z. B. „der arme Heinrich", eine Erzählung für Christenkinder, „der C Bund", worin wir manches aus der Geographie und Geschichte unserer Heimat erfahren (besonders über die Calwer Zeughandlungskompagnie), „die Reiherfeder", „Schmidgalls Jugend- jakre" u. a. Auch manches schöne Gedicht wurde von ihm verfaßt, z. B. „der