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der Zuchtlosigkeit; selbst der wirtschaftliche Niedergang des reichen Klosters infolge untreuer Verwaltung nahm einen solchen Grad an, daß Güter verkauft und verpfändet werden mußten, die Juden ihre Schuldforderungcn erhoben und ein Teil der Mönche an der Pforte anderer Klöster um Einlaß bitten mußte, weil Hirsau sie nicht mehr ernähren konnte, obwohl es einen sehr großen Grund­besitz hatte. Es besaß den ZstOO Morgen großen Klosterwald zwischen Hirsau und Calmbach, die Höfe Lützenhardt bei Oberkollbach, Spindlershof bei Alt­burg, Dicke bei Stammheim, ferner Güter und Zehntrechte in Baden, im Elsaß, in Hessen, in Heilbronn, Hessigheim bei Besigheim und Bönnigheim, Gültstein bei Herrenberg und andre mehr. Alljährlich kamen die Amtleute des Klosters auf die Höfe, um Gericht zu halten. Auf dem Spindlershof erhielten sie ein Essen und einen Trunk. Jedem Roß wurde ein halber Vierling Haber

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Ruine der PeterSkirche im 18. Jahrhundert. Nach einem alten Bild Phot, von K. Fuchs, Calw.

gegeben in einem neuen Kübel, der mir einem neuen Strick an den Zaun ge­bunden war. Kübel und Strick durften die Amtleute mit heimnchmcn. Im l?. Jahrhundert hoben sich vermöge weiser Verwaltung durch die tüchtigen Abte Bernhard und Blasius die äußern Verhältnisse so sehr, daß die Einkünfte gestatteten, das ganze Kloster mit großer Pracht in spätgotischem Stil umzu­bauen und Kirche, Refektorium und Kreuzgang mit Meisterwerken der Kunst auszuschmücken. Abt Bernhard durfte Kaiser Friedrich III. und seinen Sohn, Kaiser Marimilian, empfangen. Doch entsprach diesem Aufschwung das sittliche Verhalten der Mönche nicht. Daher machte die Einführung der Reformation durch die Herzöge Ulrich und Christoph im Kloster Hirsau keine großen Schwie­rigkeiten. Unter des letzteren Regierung wurde Hirsau eine Klosterschule, in der junge Leute, die Pfarrer werden wollten, ihre erste Ausbildung empfingen, unter der Leitung eines evangelischen Abts oder Prälaten. Der erste derselben