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Wenn man von der Kirchstaffel die heutige Blumhardt^Straße abwärts geht, sieht man links ein langes Gebäude, Ein Blick auf die obere, Giebelseitc dieses mit dem verzierten Balkenwerk läßt erkennen, daß der einstige Erbauer Wert auf ein besonderes Aussehen legte.

^s ist eine der Meierhofbauten des Klosters Herrenalb. Der Anlaß dazu entsprang einem besonderen Ereignis. Als 1468 der Graf Eber­hard V. von Württemberg, der damaligen Sitte gemäß, eine Pilger­fahrt ins heilige Land unternahm, berief er den befreundeten Abt des Klosters Herrenalb, Nikolaus von Bretten, zu seinem Stellver­treter. Als Dank für diese Bemühung, schenkte Graf Eberhard nach seiner Eückkehr dem Kloster Herrenalb die Hälfte des hiesigen Cal- wer Hofes zur eigenen Bewirtschaftung. Dazu gehörte der Nordteil der "Pfanne", d.i. das innerhalb des Ortes zum Calwer Hofe gehörige Bauland. Weiterhih gehörte zu der Schenkung die unentgeltliche Lieferung des für die Hofgebäude benötigten Bauholzes, sowie des jährlichen Brennholzes, also die vollständige "Holzgerechtigkeit". Als Tatsache für die Inbesitznahme des neuen, hiesigen Herrcnalbi- schen Hofes gilt die 1471 vom Kloster Herrenalb vorgenommene Ein­setzung eines Hug Widmann von Gültlingen als hcrrenalbischen Hof­meier. Es darf vermutet werden, daß auf diesem Meicrhofe eine Mög­lichkeit bestand, Angehörige des Klosters zeitweise unterzubringen, ihnen Herberge zu geben. Dies war eigentlich eine Selbstverständ­lichkeit. Aber es darf daran erinnert werden, daß 1488 dem -=dit ei­nes anderen Klosters förmlich eingeräumt wurde, mit noch zwei Be­gleitern in einem Meierhofe Herberge zu finden.

Als im Zuge der Reformation 1535 und den folgenden Jahren die Klöster aufgelöst wurden, fiel der "Herrenalber Hof" wieder an Württemberg zurück und wurde hier in der Folgezeit in Achteltei­len verpachtet.

In den folgenden rund 100 Jahren, ausgefüllt mit Glaubenskämafen, Kriegswirren und Zerstörungen, beuchen und Hungersnöten ist es schon ein Glück zu neuen, daß das Gebäude (Lageplan S. 174 Nr. 48) und der Name der "Herberge" bei dem Hause erhalten blieb, ln ei­nem alten iteuerbuche findet sich bei dem oben genannten Gebäude die Bemerkung "alte Herberge, der ox". Es gab also schon ein Wirts­hausschild mit einem Ochsen^ i)er"0chse" deutet ursprünglich auf eine Metzgerei. Es ist ganz interessant, dies in unserem Falle be­stätigt zu finden. Die Entstehung des hiesigen "Ochsen" war keine Folge eines Gesuches und einer Genehmigung, sondern entstand aus einer Reihe von tragischen Ereignissen und besonderen Umständen, die schließlich dazu führten.

Hier lebte gegen Ende des ßOjährigen Krieges ein ^orenz Reyser (geb. 1b1l) mit seiner Frau Margaretha, ^m Steuerhuche von 1658 war er mit 1557 f. der am höchsten Veranlagte. Er hatte einen gro­ßen eigenen Güterbesitz, dazu noch einen Teil des ehemaligen Herrenalber Hofes mit den dazu gehörigen Gebäuden. Am 31.1.1676 starb seine Frau. Der große Haushalt bei dem landwirtschaftlichen Betriebe verlangte eine kundige Hand. Deshalb heiratete der Mann am 14. Nov. des gleichen Jahres die Witwe Maria Schroth von Som- menhardt. Deren Tochter Anna Maria, geb. ^chroth verheiratete sich am 25.2.1680 in Deckenpfronn mit einem Hans Georg Schneider, Metz­ger daselbst. Alles schien sich in bester Weise zu gestalten.

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