6. Die Lehrerin darf unter keinen Umständen während der Schulzeit irgend welche Handarbeit oder Nebenbeschäftigung treiben, sondern hat ihre ganze Aufmerksamkeit den Kindern zu widmen.

7. Die Lehrerin hat für strengste Reinlichkeit im Schulzimmer und an den Kindern Sorge zu tragen, bei letzteren am Körper und Kleidern.

8. Die Schulzeit wird festgesetzt:

von Georgi von 8 - 11 und 1 - 5 Uhr,

von Martini an bloß des Nachmittags von 1 - längstens 4 Uhr;

vor 3 Uhr soll aber die Schule nicht geschlossen werden.

Der Samstagnachmittag ist im Sommer frei.

Als weitere Obliegenheit wird der Lehrerin die Leitung der Arbeits­schule im Winterhalbjahr zugewiesen; dieselbe soll an 2 Nachmit­tagen - ausgenommen Mittwoch und Samstag - gehalten werden.

Es wird ferner beschlossen, die bürgerlichen Kollegien zu bitten, den Gehalt der Lehrerin mit 120 M zu genehmigen.

Diese Ordnung wurde in den Hauptzügen bis in die neueste Zeit bei­behalten. Die veränderten wirtschaftlichen, geschäftlichen und schulischen Verhältnisse verlangten natürlich mit der Zeit die not­wendigen Anpassungen. Im übrigen ist diese Ordnung gleichzeitig ein Bild des täglichen Lebens von Möttlingen im Jahresablauf vor 100 Jahren, durch welche die Lehrerinnen die Kinderschule geführt haben:

die schon genannte Gottliebin Stanger allein 36 Jahre, dann

Regine R e n t s c h 1 e r, die "Tante Regine", geb. 10.7.1885, von 1912 - 1945, älso 33 Jahre.

In ihre Zeit fiel die größte Veränderung mit der Kinderschule.

Im Zuge der neuen Zeit kam das Verlangen nach einem " Haus der Jugend". Was lag näher als der Plan, für die Kleinen und die Größeren ein gemeinsames Unterkommen zu schaffen. Das Gemeinde­backhaus, in welchem die Kinderschule bisher schon untergebracht war, bot die Möglichkeit dazu. So wurde also ein Umbau vom Gemeinde rat beschlossen.

1936 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Der Dchstock mit dem Satteldach wurde entfernt. Nach vorn, gegen den Brunnen, wurde ein Anbau gemacht für ein Treppenhaus. Die durch die bisherigen zaghaften Baumaßnahmen für die Kinderschule entstandenen Ecken und Winkel fielen weg, ebenso die kleinen Fenster. Es entstand ein heller großer Raum. Nach einem Bericht blieb von der alten Kinderschule einzig nur die Kuckucksuhr übrig. Für die neuen Bänke, Stühle und Tische fand sich ein Spender.

So kam Möttlingen zu seinem "Haus der Jugend". Über die Bauzeit wurde im "Säle" im Pfarrhaus Kinderschule gehaltem.

Am Pfingstmontag 1937 wurde das neue Haus eingeweiht.

Es wurde bestimmt, daß über die Dörrzeit für die Zwetschgen und Birnen die Kinderschule in die Ferien gehen soll.

229