4. Befreiung vom Militärdienst "auf ewige Zeit",

5. eigene Gemeinde- und Schulverwaltung,

6. unentgeltliche Zuweisung von 30.bis 50 Dessjatinen Land von der Krone an jede Familie ( 1 Dessjatine = 1,1 ha.)

Die Verhältnisse in Rußland wurden in den rosigsten Farben geschildert. Aber die Versprechungen wurden nicht alle und nicht überall eingehalten. Verschwiegen wurde unter anderem, daß die zukünftigen Wohngebiete in gefährlichen Gebieten lagen, die noch nicht lange zu Rußland gehörten. Alle, die ihre Heimat ver­ließen, mußten mehr oder weniger erfahren, was auf sie wartete, nämlich Jahre der Enttäuschungen, Entbehrungen und Entsagungen. Rechtlos und schutzlos waren sie den neuen Machthabern ausge­liefert, von denen nur ihre Arbeitskraft gewertet und die nach Gutdünken rücksichtslos ausgenutzt wurde.

Die schwäbischen Auswanderer nach Südrußland, Halbinsel Krim und den Kaukasus benutzten als Reiseweg die Donau. Von Ulm aus ging es mit einer sogenannten "Ulmer Schachtel" donau- abwärts, wo sie dann nach ungefähr 6 Wochen am Schwarzen Meer ankamen. Vielleicht gehörte die Anreise mit zum Schönsten, was die Einwanderer erwartete. Insbesondere waren es die niedrigen Lebensmittelpreise, worüber sich die Schwaben wunderten. So heißt es in einem Brief eines Auswanderers vom 18. Juli 1817:

"Es wird alle Tage wohlfeiler in allem. Wir kauften in dieser Gegend ein Pfund Brot um 2 Kr., 3 Schoppen Wein nach württem- bergischem Maß um 7 Kr,6Kr., 5 Kr., prächtigen guten Wein mit Feuer gleich dem Elfer-Jahrgang, überhaupt sind wir im Leibli­chen recht wohl geraten, von Ulm aus bis jetzt, so daß wir öfters denken, wie mangelhaft es bei euch hergehen werde. Wenn wir euch auch mit Unterhalt dienen könnten, bei wohlfeilen Prei­sen".

Wohl kamen sie in Gebiete mit größerer Fruchtbarkeit und leichterem Erwerb; wohl bekamen sie Land im Übermaß; wohl be­kamen sie mehr persönliche Freiheiten. Aber alle, die der Heimat den Rücken gekehrt hatten und die sich in der Ferne eine neue, bessere Heimat schufen und erarbeiteten, sie konnten die alte Heimat nicht vergessen und pflegten die Gedanken daran in ihrer Sprache, ihrer Tracht und ihren Liedern, die von der Heimat erzählten.