Aber dann wurde er im Frühjahr 184o unversehens in den Krankheits­fall der Gottliebln. Dittus hineingezogen, Blumhardt hielt sich lange Zeit sehr zurück. Erst der vorwurfsvolle Ausspruch des Arztes br. Späth, "man könnte meinen, es sei überhaupt kein Seelsorger am Ort", veranlaSten ihn zu häufigeren Besuchen und daraus entwickelte sich der fast 2jährige schwere Gebetskampf um die Heilung dieses Mädchens. Das Y.ohnhaus der Gottliebin Dittus steht heute noch ge­genüber dem Ochsenbrunnen, und eine hölzerne Gedenktafel mit einem Ausspruch der Geheilten erinnert.an-diese Zeit. Trotz aller. Warnungen, Anfechtungen und Rückschlägen blieb der glaubensstarke Mann sich selber treu und Gottliebin Ditbus wurde gesund. Die sich daran anschließende Bus-und Eiweckungsbewegung mit wunderbaren Heilungen und Gebetserhörungen haben Blumhardt den Namen eines Wunderpfarrers eingetragen. Aber er selbst hat dies nicht gewollt und nichts dazu beigetragen. Er blieb der einfache,bescheidene Mann dem nichts ferner lag, als Aufsehen zu erregen und die Blicke der Welt auf seine Fcrson zu lenken. Das Möttlinger Pfarrhaus wurde zu einer Zufluchtsstätte für Heilungs- und Erholungssuchende und blieb es auch als Blumhardt von seiner Behörde angewiesen wurde, sich jeden Einflusses auf leibliche Genesung zu enthalten.

Von den bekannten Krankenheilungen seien erwähnt (nach der Beschrei­bung durch Blumhardt):

"Eines Morgens sprang eine Mutter herbei und rief mich plötzlich, sie habe eben über ihr dreijähriges Kind aus Versehen die siedend heiße Morgensuppc hinuntergeschüttet und wisse sich nicht zu helfen. Ich sprang'hin; das Kind, das noch nicht angekleidet gewesen war, war über den ganzen Leib gebrüht und schrie nur einen Schrei. Die Stube füllte sich, und etliche sagten, der oder acr wisse einen Spruch, man solle ihn schnell holen. Hiergegen stemmte ich mich an, den Leuten sprach ich Mut zu, hieß sic im stillen beten, schloß das Kind in meine Arme, seufzte - und stille wurde es. Obwohl überall Brandwunden aufgefahren waren, die erst nach etlichen Tagen ganz vergingen, so hatte das Kind doch nicht die geringsten Schmerzen mehr."

Ein,Mann, der von einem schweren Rheumatismus befallen gewesen war, -erzählte, unter Blumhardts Handauflegung "war's ihm, als ginge etwas Von seinen Oberschenkeln abwärts zum Körner hinaus und er fühlte sich auch von da an frei".

Es waren Heilungen aus Gebet und Glauben. Blumhardts Tun war in erster Linie immer ein seelsorgerisches. Alles Schwärmerische und selbstgerechte Wesen und liebloses Urteilen war ihm abhold und er hat dies immer wieder ausgesprochen. Seine natürliche, stets hilfs-' und opferbereite Art spiegelt sich in der folgenden Episode:

" Als.einmal zwei schwärmerisch veranlagte Gäste des Hauses ein religiöses Gespräch mit Blumhardt anknüpfen und dahei auch auf die Endzeiten zu sprechen kamen, in denen die Gläubigen plötzlich aller irdischen Not und Drangsal entrückt würden, während die anderen Menschen unter ihr seufzen, zittern und sich ängstigten, hörte er längere Zeit stillschweigend-zu und bemerkte dann: Ha no, wenn dees so kommt, dann bleib i lieber,, dene arme Tropfe auf der Erde".

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