Christian Gottlob Barth war von 1824 - 1838 hiesiger Pfarrer.

Er wurde am 31.7.1799 in Stuttgart geboren, als Sohn eines Zimmer­malers. Mit 18 Jahren bezog er das.Stift in Tübingen. Nach be- endtem Studium kam er 1821 nach Neckarweihingen bei Ludwigsburg. Weitere Vikarstellen waren Dornhan bei Sulz, Effringen und Schön­bronn bei Nagold. Im Mai 1824 unternahm er eine Studienreise. Es ging über Nürnberg, Dresden, nach Herrnhut, wo er die Zinzendorfer Brüdergemeine besuchte. Dann ging es über Berlin nach Wuppertal und nach einem Abstecher zur Nordsee wieder südwärts zu den Vogesen. In Waldersbach konnte er den 84jährigen Vater Oberlin begrüßen.

Nach seiner Rückkehr durfte er sich gleich fertig machen um in Möttlingen die ihm übertragene Pfarrstelle zu übernehmen. Die Gemeinde kam ihm mit großen Erwartungen und viel Liebe entgegen. Barths Sonntagspredigten fanden mit ihrer Kürze und der Schlagkraft der Gedanken solchen Beifall, daß sich mehr und mehr Zuhörer auch von auswärts einfanden. Mit allen Mitteln versuchte er die geistige Erweckung seiner Gemeindeglieder zu fördern. Die üblichen Predigten genügten ihm nicht; er versammelte Kinder, Jungfrauen, Jünglinge und ältere Leute zu gemeinsamer Belehrung und Erbauung. Obwohl er unverheiratet war, hatte er ein gastliches Haus und bewirtete auch die Fremden, die aus der Nähe und Ferne herbeikamen, um seinen kraftvollen Predigten zu lauschen. Den Mißständen in der Gemeinde, besonders den Auswüchsen der Kirchweihe, trat er energisch ent­gegen. Gleich am ersten Kirchweihsonntag gebrauchte er das Schwert des Wortes mit aller Schärfe. Die Ochsenwirtin ging nicht in die Kirche und wollte auch ihren Mann nicht hineinlassen. "Gib acht", sagte sie zu ihm, "wenn du in die Kirche gehst, dann kriegt dich der Pfarrer herum". "0" sagte er, "ich will mich schon in acht nehmen". Aber die Predigt traf das Herz. Als er nach Hause kam, sagte er: "Weib, aus den Spielleuten wird nichts". "Gelt, ich hab dirs ja gesagt", erwiderte sie ganz entrüstet, "warum bist du nicht zu Haus geblieben"! Es war dies der.Gemeinderat und Ochsenwirt Johannes Holzäpfel und seine Frau Margarethe geb. Luz von Ehningen. Das Tanzen unterblieb für dieses Jahr. Im nächsten ließ sich der Wirt freilich nicht wieder abschrecken. Aber mit der Zeit brachte es Barth doch so weit, daß die Hochzeits- und Kirchweihtänze all­mählich unterblieben. Einmal soll er die Musikanten als die schon auf dem Platz waren, mit einer von ihnen bestimmten Summe Geldes abgefunden haben, worauf sie alsbald das Feld räumten.

Barth war ein großer Kinderfreund. Damals gab es noch wenig Bücher für die Jugend. Er sah dies als einen großen Mangel an und ver­suchte dem abzuhelfen. Deshalb verfaßte er selbst mehrere Kinder­schriften, z.B. "Der arme Heinrich."' Seit 1836 gab er monatlich die sogenannten "Jugendblätter" heraus. Manches schöne Gedicht entsprang seiner Feder, u.a. "Der Pilger aus der Ferne", "Goldene Abendsonne", "Der Wind weht übers Stoppelfeld", "Der Winter ist ein geschickter Mann" und "Vier Brüder ziehn jahraus,jahrein".

Die größte Verbreitung fanden seine "2mal 52 biblische Geschichten Im Jahre 1852 erlebete er die Freude, daß diese in der hundertsten Auflage erschienen. Auf Barth's Veranlassung wurde im Jahre 1825 ein "Verein zur Rettung verwahrloster Kinder" gegründet. Seinem unermüdlichen Wirken für die Sache ist es zu danken', daß am 29.Mai 1829 die Kinderrettungsanstalt in Stammheim bei Calw feier­lich eingeweiht und mit 30 Kindern bezogen werden konnte. Für die Mission leistete Barth ganz Außerordentliches. 1828 erschien das "Calwer Missionsblatt". Es will schon etwas heißen, wenn Barth vom Reingewinn seiner Missionsblätter jedes Jahr der Basler Mission 1 000 Gulden überweisen konnte. Sein Wirken ging im Lauf der Jahre in die Weite.