Schtvarzwald-Paradies.

Von Anna Bechler - Ludwigsburg.

Auf steiler Höhe, von einem schwarzgrüneu Mantel hoher Tannen umgeben, ragt das rote Gemäuer einer Burgruine empor. Vom Sonnenlicht vergoldet ist der massige Berg­sried, ein Denkmal aus alter badischer Markgrafenzeit. Um den Abhang schmiegt sich das freundliche Städtchen mit Kirche und See. Gegenüber dem Burgberg liegt derKaffee. Hof", ein zierliches Forstwarthaus mit Einkehr. Wie ein Kinderspielzeug steht es auf der grünen Wiese. Ehemals gab es dort zum Kaffee kerniges Bauernbrot mit Butter und Honig um weniges Geld. Es war eine Zeit der Märchen!

Liebenzekl, ich grüße dich, so, wie ich dich kannte in deiner nnerschlossenen Bescheidenheit und Anspruchslosig­keit. Dem Kinde warst du ein Paradies, und bist es heute noch in der Verklärung der Erinnerung, als im Garten des Unteren Bades" noch die kleinen tapezierten Gartenhäus- chcn standen und die Wege mit Buchs eingefaßt waren und die Bahnlinie noch nicht das stattliche Helle, schloßartige Haus in eine Vertiefung schob. Am Weg nach Kloster Hirsau steht ein über IVO Jahre alter roter Sandstein, mit vielen Buchstaben eng beschrieben. In tönenden Hexa- Metern besingt hier ein dankbarer Kurgast den Segen her heilenden Quelle. Die Verse fließen dahin wie eine Klop- stpcksche Ode. Nach einer kleinen Stunde taucht auf sonnigem Hügel ein einzelner, schlanker roter Turm auf. Der Ueber. rest der wundervollen Abteikirche Sankt Peter. Hier in den Kreuzgängen, dem Ulmenschloß und um die Marienkapelle war mein zweites Paradies. Hier weile ich oft noch in Bildern des Traumes, und betrachte die Figuren der wun­dervollen gotischen Kreuzgangfenster und die roh gehauenen Zierrate am vereinsamten romanischen Turm, dessen Ge- nosse, ein armer Stumpf, am Boden liegt. In heißen Sommernächten kreischen die Eulen in den Höhlen des Turmes, und der goldene Mond beleuchtet das Ruinenfeld. MÄac hat es so gewollt, daß di« herrliche Siedelung der

Benediktiner zu Hirsau eine romantische Ruine im Nagold, tal werde! ,dkv sols, Hirsnuxia ZauästJ sang einst ein Mönch von seinem Kloster.Hirsau allein ist meine Freud'."

Ueber der Nagoldbrücke steht noch ein uraltes Heiligtum in einem Garten. Das ist die erste Klosterkirche aus dem 9. Jahrhundert, Sankt Aurelius geweiht. Mächtige dicke romanische Säulen tragen das Gewölbe. In all seiner großen Schlichtheit überwältigend wirkend ist dieser Ueber- rest der ältesten Hirsauer Klosteranlage. Kaum beachtet einer den Bau mit seinem großen Dach, das so wenig an eine Kirche erinnert. Lange Zeit war das ehrwürdige Denkmal frühromanischer Kunst als Scheune und Lager, raum benützt worden. Wie so manches Heiligtum der Kul- t«r mit ihm! Am Nachbarhause ist ein vermürbtes Stein, bild eingelassen, die Grabplatte eines Abtes.

Hirsau ist noch unberührter vom Wandel der Zeit, denn es ist nicht Badeplatz, sondern nur Luftkurort. Eines ohne das andere kann ich mir nicht denken. Es ist soviel Schwarz­waldzauber in sedem, hier das romantische Trümmerfeld des weltberühmten Klosters, dort die trotzige Ruine der badischen Markqrafenburg, die, entgegen anderen Schlössern, keine Sage aufweist, außer der wenig volkstümlich gewor. denen vom Riesen Ertzinger, der aus der Bnr^ gehaust haben soll. Aber wie eine hold« Sage selber erschestit dieser liebliche Waldort, dessen anmutender Name von der Zelle der Nonne Lioba abgeleitet wird. DerKlosterbnckel" und dieNonnenwage" an der Naaold, zwei volkstümlich be­nannte Stellen weisen auf klösterlichen Ursprung Lieben- zells. Und der Hirsch des Waldes gab dem Kloster den Namen, Hirschau vor Alters, seht in Hirsau verwandelt, llls sols UirkiLngin gsnäet!