manische Westvorkirche, von alters her „Paradies" genannt, weil es Sitte war, sie mit der Geschichte des Sündenfalls auszumalen, haben in Württemberg außer Herrenalb Denkendorf, Hirsau, Lorch und Neckartailfingen besessen.
Das „Paradies" war die Kirche der Laienbrüder, in denen das Mönchtum einen Schutzwall gegen seinen schlimmsten Feind, die Verweltlichung, geschaffen hat. Sie dienten dem Kloster als Acker- und Stallknechte, als Hirten, Winzer, Fischer, Müller, Bäcker, Gerber, Schuster, Weber, Schneider, Steinmetzen und Pergamentverfertiger. Mit den Mönchen verband sie das gleiche Gelübde des Gehorsams, der Armut und der Keuschheit. Im übrigen waren sie streng von ihnen geschieden. Nicht einmal beim Gottesdienst dursten sie, von später genannten Ausnahmefällen abgesehen, in einem Raum mit denselben zusammen sein. Ihre Bezeichnung als barbsüi hatte die Ursache darin, daß sie einen Vollbart trugen. Oouvsrsi wurden sie genannt, weil sie sich von der Welt ab- und dem Kloster zugewandt hatten").
Den halbkreisförmigen Raum über dem Ostportal der Herrenalber Vorkirche, durch das man unmittelbar in das Innere der bis an das „Paradies" heranreichenden alten Hauptkirche gelangte, füllt eine Steinplatte, deren lateinische Inschrift übersetzt lautet:
Willst du wissen, o Leser, wie unser Stifter genannt ward,
Nun, so vernimm: Berthold war einst sein irdischer Name.
Mit den Heiligen jetzt wohnt er im himmlischen Tempel").
Daß die westliche Tür des „Paradieses" dem Ostportal nicht lotrecht gegenüberliegt, wird immer wieder auffallen. Vielleicht erklärt sich diese Eigentümlichkeit daraus, daß den Laienbrüdern beim Gottesdienst der Blick auf die Mönche im Chor der Hauptkirche verwehrt werden sollte. Auch auf der Westseite trägt der Stein im Halbkreisbogen der Türe eine lateinische Inschrift. Sie lautet auf
deutsch. Brüder, eilt zu diesem Orte;
Denn hier ist die Lebenspforte.
Seid ihr von den Sünden frei,
Kommet fröhlich dann herbei").
2 Sellacher, Herrenalb.
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