Hirsau.

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und eine hinreißende Beredsamkeit, war ein Freund und gelehrter Kenner der Wissenschaften und Künste, namentlich der Mathematik, Sternkunde, Musik und Baukunst. Um die Philosophie und Sternkunde machte er sich als Schriftsteller verdient. Ein großer Bücherfreund, richtete er in Hirsau eine Schreibschale vor­trefflich ein. Um die Verbesserung des Ordens in Deutschland und des in tiefen Verfall geratene» Klosterlebens erwarb er sich große Verdienste. Durch ihn war überhaupt unter den Klöstern, welche ganz angeschlossen an Clugny die dortige Zucht aus Veranstalten Papst Gregors VII. zur Herrschaft bringen sollten, für nah und fern das Kloster Hirsau der stärkste tonangebende Vorposten. Der Clugnyisch- Hirsauische Orden verbreitete sich nach allen Seiten; Hirsauer Mönche kamen nach Reichenbach an der Murg und St. Georgen an der Donauquelle, nach Schaffhausen am Rhein, Petershausen und Pfeffers, nach Weilheim (später nach St. Peter bei Freiburg im Breisgau verlegt), Zwiefalten, Lorch, Blaubeuren und Jsny, Wiblingen und Ochsen­hausen, nach Koniburg in Franken, nach Fischbachau, Scheiern, Prüfening und Ens­dorf in Bayern, nach dem Petersberg bei Erfurt, Reinhartsbrunn, Gosek, Hasungen und Magdeburg, nach Admunt in Steiermark, St. Paul in Kärnthen. Ein Erzbischof (Thiemo von Salzburg), mehrere Bischöfe und eine Menge Äbte gingen unter ihm oder bald darauf aus dem Kloster hervor. Er starb nach den sichersten Berichten am 5. (nach andern am 4.) Juli 1091 (Bart? illon. 14, 221. Anm.). Sein Nach­folger war Gebhard, aus dem Geschlecht der Grafen von Urach, der das durch ihn 1092 vollendete neue Kloster bezog, von Papst Urban II. die Bestätigung der früheren Bulle Gregors VII., des Besitzes der Priorate Reichenbach (an der Murg) und Fischbachau (östlich vom Schliersee), auch verschiedener, die Abtswahl, den Eintritt ins Kloster, die Geschenkten u. s. w. betreffenden Privilegien erhielt (den 8. März 1095 und 1099). Schirmvogt des Klosters sollte allein der Kaiser sein, dem Abt und Konvent aber freistehen, ein hiezn tüchtiges Mitglied des Calwer Grafengeschlechts zum Untervogt zu wählen. Noch am 8. Juli 1215 und im Januar 1223 versprach auch Kaiser Friedrich II., die schon von seinen Vorgängern bekleidete Schutzvogtei des Klosters nie vom Reiche zu veräußern oder als Lehen zu vergeben. Noch 1277 und 1281 war Graf Albrecht von Hohenberg, als königlicher Landvogt in Schwaben, Klostervogt. (Vergl. Stälin d. Ä. in der Oberamtsbeschreibung von Calw.)

Außer unter Abt Wilhelm herrschte große Bauthätigkeit unter den Äbten Wolf Maiser 14281460, Bernhard 1482, Blasius 1503, unter ihm wurden 1491 ff. die Glasgemälde des Kreuzgangs gefertigt, dann unter Abt Johann Has- mann von Leonberg 15031524.

Herzog Christoph richtete 1556 eine evangelische Klosterschule ein, seine Nach­folger Ludwig und Friedrich bauten auf dem Platz der alten Abtei das Schloß.

- Parzelle Ernst müh l mit altem Kirchlein.

Das Klosteramt umfaßte bis zur Auflösung im Jahre 1807 die Orte Hirsau, Agenbach, Ebersbühl, Ernstmühl, Ober-Kollbach, Ober-Reichenbach, Ottenbronn, Stammheim mit Dicke und Waldeck, Friolzheim, Schashausen, sowie die Pflegen Gültstein, Ditzingen, Hessigheim, Weil der Stadt, Neckarthailfingen und Eberdingen. Als Pfarrkirche diente bis 1692 die Kirche in der Pletzschenau (1260 Blescenowe), wo noch der Friedhof ist. Die Sage läßt den deutschen Kaiser Heinrich III. als

Paulus, Denkmäler aus Württemberg. Schwarzwaldkreis. 5