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Schwarzwaldkreis. Oberantt Calw.
selb, vier Stunden südwestlich von Hirsau, im OA. Nagold, glaubt man einen Hauch von Wilhelms Geist zu verspüren. An ein Schiff mit Osttnrm schloß sich eine mehr als halbrunde Apside. Vor dem Abbruch sind sorgfältige Aufnahmen dieses anmutigen Bauwerks gemacht worden. Die obengenannte Benediktinerklosterkirche zn Alpirs- bach (um 1095), eine Gründung von Rotmann von Hausach, Graf Alwig von Sulz und Adalbert von Zollern, wurde jedenfalls erst nach dem Tode Abt Wilhelms in die Höhe gebaut, aber die von ihm begründete Schule wirkte, wie gesagt, an diesem edlen und geistvollen Bauwerke noch lebhaft fort. An eine zweistöckige Vorhalle im Westen stößt das dreischiffige Langhaus mit Querschiff, darüber hinaus verlängern sich wieder die Schiffe; das mittlere schließt mit hoher halbrunder Apside, die Nebenschiffe schließen in Osttürme, an denen auch halbrunde Apsiden vorspringen. Nur der Nordturm steht aufrecht. Die Buntsandsteiusäulen des Mittelschiffes tragen (wie es auch in Hirsau war) auf starkverjüngten Schäften aus einem Stein die großen weichstolzeu Würfclkuänfe; und es zählt das Innere der Kirche heute noch zu den besten Eindrücken eines echten, von strengster Gesetzmäßigkeit und wahrem Wohlklang durchdrungenen Bauwerks.
Überblicken wir nun die bis jetzt genannten Bauwerke, so sehen wir unstreitig einen und denselben schaffenden Geist hindurchgehen, der sich offenbarte in der bei allen diesen Bauten wiederkehrenden Schlichtheit und Wahrheit, aber auch in der großen Freiheit und Kühnheit der Grundrißanlagen.
Wie tief sich Abt Wilhelm in die Ausübung der Baukunst eingelassen hat, wird freilich nie mehr ganz aufgehellt werden können; aber bei seiner außerordentlichen Begabung für Mathematik und Meßkunst, die uns von den Chronisten und Biographen bezeugt ist, muß sein Einfluß aus die unter ihm errichteten Bauwerke und auf die von ihm in Hirsau gegründete Bauschule immerhin ein tief einschneidender gewesen sein. Entsprechend der Großartigkeit seiner Gesinnung, streben alle diese Bauwerke geraden Wegs nach den höchsten Zielen, zeigen einen merkwürdigen heiligen Ernst, und nicht lange nach Abt Wilhelms Tod sinkt unsere schwäbische Baukunst merklich von ihrer fast idealen Höhe herab.
Die Frage, wie viel überhaupt in Ausübung der Baukunst auf die geistlichen Körperschaften, die Mönchsorden des Mittelalters zu setzen ist, wird noch nicht so bald spruchreif sein. So viel aber sagen schon die jetzigen Forschungen, daß ein außerordentlich reges und verheißungsvolles Leben eben in der Baukunst durch die Orden erweckt wurde. Es müssen eigene geistliche Bauschulen angenommen werden, in denen unter vortrefflicher Leitung talentvolle Mönche sowohl als auch Laienbrüder thätig waren und sortschritten. So sind bei uns in Württemberg die meisten bahnbrechenden Thaten in der kirchlichen Baukunst von den Orden ausgegangen. Der erste also von den Benediktinern der Clunyacenser-Negel, dann die frühesten Regungen der Gotik durch die Cistercienser, die der strengen Gotik durch die Bettelorden, und endlich nach dem dreißigjährigen Krieg der großartige bauliche Aufschwung in Oberschwaben durch den Jesuitenorden. Au Kraft und Entschiedenheit stehen diese Bauten über allen neben ihnen geschaffenen.
Denken wir außer den Benediktinerbauten an die Cistercienserbauten in Maulbronn und Salem, au die zwei frühgotischen Bettelordenkirchen in Eßlingen, und