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Bürgern Klagen über die Zunahme der Bevölkerung, über Mangel
an Verdienet und Arbeit für die Taglöhner. Wo vor 80 Jahren
vier Bauernhöfe stunden, da steht jetzt ein Weiler von einigen
hundert Seelen Bewölkerung, wo vor 20 bis 25 Jahren 20 bis 25
Bürger saßen, da zählt man jetzt 70 bis 80 und noch mehr Haus- 1)
väter." Bei den Taglöhnern handelte es sich nicht immer
um Zugezogene, wie nach dem 30jänrigearKrig oder zu Anfang des 18. Jahrhunderts, sondern um jüngere Söhne der Bauern. Der in Varnbühlers Annalen beklagte Mangel an Verdienst und Arbeit für die Taglöhner rührte daher, daß die Calwer Zeughandelskompanie sich 1797 aufgelöst hatte, und viele Taglöhner der Waldhufendörfer ihre Arbeit verloren hatten.
Die Taglöhneransiedlungen des 17- bis 19* Jahrhunderts veränderten das Sozialgefüge der Waldhufendörfer entscheidend. Die Physiognomie der Dörfer wurde durch die kleinen Einhäuser der Taglöhner verändert, die früher lockeren Reihendörfer wurden geschlossener, manchmal bildete sich um die Kirche ein Ortskern oder die Taglöhnerhäuschen befanden sich am Ortseingang oder Ortsende. Die Aufteilung der Allmende oder einiger Hufen veränderte die Flurform.
C. Die Industrialisierung 1.) Voraussetzungen
Die Voraussetzungen für die Industrialisierung im Gebiet der Enz-Nagold-Platte waren nicht sehr zahlreich, sie beschränkten sich auf das Holz der ausgedehnten Wälder, die Wasserkraft von Enz und Nagold und einigen kleineren Gewässern. Es war naheliegend den Mangel an Rohstoffen durch deren Kauf zur Veredelung und Verfeinerung auszugleichen. An Arbeitskräften herrschte kein Mangel, die Waldhufendörfer der Hochfläche stellten ein Arbeitskräftereservoir dar. Im Gebiet der Waldhufendörfer selbst fehlte es an günstigen Verkehrswegen und größeren Orten. So beschränkte sich die Industrialisierung in erster Linie auf das Nagoldtal und das Enztal.
1) Nr. 32, S. 418 - 19
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