den Oberstlieutenant v. Trotha ein anderer Offizier - in Aussicht genommen sein, von dessen Verwendung im Kolonialdienst schon einmal vor einigen Jahren gesprochen wurde. Hoffentlich ist es ein Mann, dem an einem einmütigen, ersprießlichen Wirken mit dem Gouverneur v. Wißmann in dessen Sinn aufrichtig gelegen ist.

Hamburg, 14. Sept. DieHamb. Corresp." veröffentlicht das Kabinettsschreiben des Kaisers an den kommandierenden General Grafen v. Waldersee, welches die musterhafte Ausbildung und Haltung des IX. Armeecorps in hohem Grade anerkennt, den Offizieren und den Truvven die vollste Zufriedenheit ausspricht und mit Zuversicht sagt, das Corps werde den höchsten Stand festhalten; in besonderer Aner­kennung der großen Verdienste in den jetzigen und anderweitigen Stellungen des Grafen Waldersee er­folgte mit dem königlichen Dank die Ernennung zum Generalobersten der Kavallerie mit dem Range eines Generalafeldmarschalls.

Wilhelmshaven, 14. Sept. Das Kanonen- botWolf" ist nach zehnjähriger Abwesenheit wohl­behalten von Ostasien in hiesiger Rhede eingetroffen.

Schweiz.

Bern, 16. Sept. Bundesrat Deucher eröffnet« heute den bis zum 21. Sept. währenden 6. inter­nationalen tierärztlichen Kongreß. Die meisten euro­päischen Staaten find durch offizielle Delegierte ver­treten. Die Professoren Koch (Berlin), Pasteur (Paris) und Röll (Wien) wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Oberregierungsrat Lydtin (Karlsruhe), Prof. Müller (Berlin) und Professor Hutyra (Bu­dapest) wurden zu Präsidenten, Regierungsrat Röcke zum Vicepräsidenten gewählt. Der Veterinärkongreß ersuchte den Bundesrat, bei den europäischen Re­gierungen die Schaffung eines internationalen Nach­richtendienstes für Viehseuchen und die Herausgabe internationaler Bulletins über die Viehseuchen an­zuregen und die Initiative für den Zusammentritt der Slaatenkonferenz zur Beratung der internationalen Seuchenkonvention zu ergreifen.

Oesterreich-Ungarn.

Die Wiener Blätter begrüßen die Ernennung des Kaisers Wilhelm zum österreichischen General der Kavallerie mit warmen Worten als eine neue Freundschastsbürgschaft. Da die österreichische Armee jetzt keinen Feldmarschall besitzt, hat der General der Kavallerie, der dem Feldzeugmeister gleichsteht, den höchsten Rang. Graf Badeni hat nach einer Audienz beim Kaiser die Aufgabe der Bildung eines neuen Ministeriums übernommen. Die Mel­dungen der Blätter über die etwaige Zusammen­setzung des Ministeriums sind verfrüht.

Das WienerFremdenblatt" giebt eine Meldung aus Berlin wieder, wonach aus hohen militärischen Kreisen verlautet, anläßlich des Stettiner Aufenthaltes Kaiser Franz Josef's sei der Gedanke erörtert worden, im nächsten Jahre eine gemeinsame Waffenübung deutscher und österreichisch-ungarischer Truppen ab­zuhalten.

Wien, 17. Sept. Der frühere Chefredakteur derKreuzzeitung", Hammerstein, veröffentlicht in derN. Fr. Presse" einen Brief, worin er das von letzterem Blatt am 10. Sept. aus demVorwärts" abgedruckte Schreiben Stöckers an Hammerstein für falsch erklärt und hinzufügt, er habe niemals dem Vorwärts" Schriftstücke zugehen lassen. Weiter verteidigt Hammerstein bezüglich der Fonds dieKreuz­zeitung" und erklärt, er habe die Fonds an Stöcker seiner Zeit bar abgeführt.

Wien, 17. Sept. Heute beginnen die Gemeinde­ratswahlen im dritten Wahlkörper, welcher für den Ausfall der Wahlen entscheidend ist; denn falls die Antisemiten heute die Majorität erlangen, ist die zukünftige Gemeinderatsmehrheit abermals eine an­tisemitische. Graf Badeni beabsichtigt in diesem Falle eine neuerliche Auflösung der Gemeindever­waltung und abermalige Einsetzung eines Regierungs­kommissärs. Da man heute große Exzesse und Aus­schreitungen befürchtet, sind umfassende Vorkehrungen getroffen worden.

Budapest, 16. Sept. Großes Aufsehen erregt ein offenes Schreiben des Abg. Pazmany an den Prof. Janow, in welchem letzterer beschuldigt wird, den verstorbenen Erzherzog Ladislaus nachlässig be­handelt zu haben. Pazmany erklärt, vor 12 Jahren von einer ebensolchen Schußwunde durch einen Mi­litärarzt kuriert worden zu sein. Er fordert strenge Untersuchung der Angelegenheit. '

l Triest, 16. Sept. Wie verlautet, wird der hiesige Gemeinderat aufgelöst, wenn er seine Absicht durchsetzen sollte, den 20. Sept. festlich zu begehen.

Frankreich.

Benedetti über die Vorgänge in Ems. Die Revue de Paris wird demnächst die Rechtferti­gungsschrift Benedettis über seine Mission in Ems veröffentlichen. Der Pariser Korrespondent der Frkf. Z. hat bereits Einsicht in die Schrift erhalten und berichtet darüber: Benedetti schiebt zwar die moralische Verantwortung für den Krieg Bismarck zu, indem er die unbewiesene Behauptung aufstellt, Bismarck habe die hohenzollern'sche Thronkandidatur geschaffen, um einen Krieg herbeizuführen; aber Be­nedetti legt ausführlich dar, daß die unmittelbare Verantwortung den Herzog v. Gramont trifft. Obwohl Gramont durch Benedettis Mitteilungen wußte, daß König Wilhelm seine persönliche Zu­stimmung zum Rücktritte des Prinzen von Hohen- zollern ausdrücklich erklären würde, verschwieg er dies der Kammer und ließ außerdem durch den preuß. Gesandten in Paris an den König jene Forderung von Bürgschaften für die Zukunft stellen, die den Abbruch der Verhandlungen herbeiführte. Benedetti erklärte diese Forderung für verhängnisvoll und über­flüssig, da er in Ems alles durchgesetzt hatte, was die französische Regierung verlangt hatte. Benedetti versichert, König Wilhelm habe ihm nicht die Thüre gewiesen. Entgegen den Behauptungen Bismarcks habe es in Ems weder einen Beleidiger noch einen Beleidigten gegeben.

Toulon, 16. Sept. Während der Kriegs­minister auf dem Bankett anläßlich des Manöver­schlusses in Vittel die Tapferkeit der französischen Truppen in Madagaskar feierte, traf hier der Dampfer Shamrock mit 143 kranken Soldaten ein. Von Majunga bis hier waren 41 gestorben, wäh­rend 395 von Aerzten in Algier für unfähig erklärt wurden, die Reise nach Toulon fortzusetzen.

Belgien-Holland.

Brüssel, 14. Sept. Einer Nachricht des Etoile belge" aus Paris zufolge wird die Zusammenkunft des Königs Leopold mit dem Präsidenten der franz. Republik Faure in Fontainebleau stattfinden. Die l Einzelheiten sind gestern bei der Durchreise des Königs durch Paris zwischen den Vertretern der belgischen und französischen Regierung abgemacht worden.

Italien.

Rom, 14. Sept. Die Blätter beschäftigen sich mit einem neuen Gewehr, welches ein Hauptmann erfunden hat. Dieses Gewehr ermöglicht es, in einer Minute 1000 Kugeln abzuschießen. Die neue Erfindung besteht in der Ausnützung des Gases, welches sich während des Feuerns in der Waffe ent­wickelt. Der Hauptmann befindet sich augenblicklich im Arsenal von Venedig, wo er Versuche mit einer ähnlich gebauten Mitrailleuse anstellt.

Rom, 15. Sept. DerFrkf. Ztg." zufolge be­gannen gestern die Festlichkeiten anläßlich des 20. Sept. auf dem Kapitol mit einer festlichen Vereini­gung, welcher als Vertreter Crispi's Galli, sowie die Notabilitäten aus der Stadt beiwohnten. Die Eisen­bahnzüge führen zahlreiche ausländische und italienische Deputationen nach Rom.

Rom, 16. Sept. Die Eröffnung des Turner­kongresses verlief glänzend. Turnertrupps in ver­schiedenen Kostümen defilierten unter dem Jubel der Menge vor der Tribüne, wo die Vertreter der Be­hörden, darunter Unterstaatssekretär Galli, Platz genommen hatten. Die deutschen Turner erwiderten die besonders herzlichen Zurufe durch Hüteschwenken. Senator Todaro als Präsident des Kongreßkomites rief den Führer der Berliner Turngemernde, Hoppe, an seine Seite und eröffnet«, umgeben von den Fahnen der Berliner Turner und der italienischen Turn­vereine, den Kongreß mit einer jubelnd aufgenom­menen Begrüßungsansprache. Er schloß mit den Worten: Leunpre avaitti Savoia! Hoppe erwiderte herzlich und knüpfte unter dem Rufe: Es lebe König Humbert, Italien!, an das Banner des römischen Turnvereins ein prächtiges Band in italienischen und deutschen Farben mit einer Schleife in österreichischen Farben. Die Menge brach in jubelnden Beifall aus. Der Bürgermeister gedachte der Vereinigung der ita­lienischen und deutschen Farben, die sich hier bei einem brüderlichen, friedlichen Feste bekunde. Die Behörden durchschritten hierauf unter Musik die ! Turnerreihen; die deutschen Turner sangen, bevor

sie den Platz verließen, unter stürmischem Jubel der Versammlung ein patriotisches Lied.

Rom, 16. Sept. Der Festzug zum Beginn der Septemberfeste, an dem sich 1200 Turner beteiligten, verlief glänzend. Die deutschen Turner waren fort­gesetzt Gegenstand begeisterter Ovationen. Namens der deutschen Turner legten die Berliner einen Kranz am Grabe König Viktor Emanuels nieder.

Rom, 17. Sept. Das Königspaar ist hier ein­getroffen und wurde auf dem Bahnhof von den Be­hörden und zahlreichen Vereinen empfangen. Auf der Fahrt zum Quirinal wurde dasselbe von den begeisterten Ovationen der Bevölkerung begrüßt. Der König und die Königin erschienen auf dem Balkon und dankten für die Jubelrufe.

Rom, 17. Sept. In Palermo fand bei Einschiffung der Garibaldianer, die zu den Festen nach Rom gehen, eine feindliche Demonstration einer nach Hunderten zählende Volksmenge statt. Die in den Boten Abreisenden wurden mit Steinwürfen bombardiert. In der Stadt herrscht große Aufregung; mit Mühe gelang es der Polizei, eine Gegen­demonstration zu verhindern.

Kleinere Mitteilungen.

Altensteig, 15. Sept. Seit kurzer Zeit tritt hier bei Kindern und Erwachsenen vielfach Brechdurchfall mit großer Heftigkeit auf. Bis jetzt sind der seuchenartigen Krankheit nur einige Kinder erlegen, wahrend bei den Er­wachsenen der Verlaus derselben bei sofortiger Anwendung ärztlicher Hilfe ein gutartiger war.

Leonberg, 15. Sept. Hatte der Zuzug der Fremden die ganze Woche angedauert, so hatten wir infolge des großen Brandes gestern einen Fremdenandrang, wie ihn Leonberg in grßöerem Maße noch nicht erlebt haben dürfte. Zu Fuß, zu Wagen, per Bahn kamen die Gäste massenhaft herbei. Sämtliche Wirtschaften waren zum Erdrücken voll. Am Bahnhof entstand manchmal ein solches Gedränge, wie man es nur an den Tagen des Volksfestes zu sehen gewohnt ist. Auf dem Brandplatz selbst konnte man oft nur schwer durchkommen. Die milden Gaben in die ausgestellten Sam­melbüchsen stoßen reichlich. Es sollen wiederum ca. 1000 ^ eingeaangen sein.

Reutlingen, 18. Sept. (Einges.) Der aus dem Oberamt Nagold gebürtige Schreiner Gutekunst, welcher hier in Arbeit steht, verunglückte heute innerhalb kurzer Zeit zum drittenmal. Das erstemal kam er der Kreissäge zu nahe, welche ihm den linken Daumen fast durchschnitt. Von dieser Verwundung noch nicht ganz geheilt, arbeitete er wieder. Da löste sich der Verband, ein Riemen erfaßte diesen und riß ihm den linken Arm um die Transmission, was eine Verrenkung desselben zur Folge hatte. Vor zwei Tagen nahm er die Arbeit wieder auf; da kam es, daß das Sägeblatt von der Bandsäge heruntersprang, und er, der Gefahr bewußt, sich alsbald zu Boden stürzend, kam mit dem immer noch schwachen Arm dem Schwungrad zu naheundverrenkte denselbenzumzweitenmal. Der Bedauerns­werte wird wohl noch einmal eine gute Zeit arbeitsunfähig sein.

Gönningen, 14. Sept. Ein hiesiger Bürger stach einen Mitbewohner seines HaussS mit einer Mistgabel in den Kopf. Trotz ärztlicher Warnung beachtete der Verletzte die Verwundung nicht, und wusch sich morgens am Brunnen mit frischem Wasser, was seinen Tod zur Folge hatte. Der Fall dürfte noch ein gerichtliches Nach­spiel haben.

Stuttgart, 16. Sept. Die Probefahrten mit den neuen durch Elektrizität getriebenen Straßenbahnwagen haben heute vormittag auf der, dem öffentlichen Verkehr noch nicht übergebenen Straßenbahnstrecke von der Fangels­bachstraße zum Zahnradbahnhof, begonnen. Sämtliche Kutscher und Schaffner der Straßenbahn müssen der Reihe nach die Handhabung der elektrischen Einrichtungen der Straßenbahnwagen erlernen.

Kornwestheim, 16. Sept. Heute nacht zwischen 1 und 2 Uhr wurden dem Heizer Bieger beide Füße abge­fahren. Derselbe wurde erst vor 3 Wochen von Friedrichs­hafen nach Stuttgart versetzt; seine Frau weilt zur Zeit noch in Friedrichshafen. Der Verletzte wurde ins Katha­rinenhospital gebracht.

Cannstatt, 16. Sept. Bei Thätlichkeiten, oie gestern Nacht hier statlfanden, erhielt ein 25 Jahre alter hiesiger Weingärtner Messerstiche in die Schulter und in den Kopf oberhalb des Auges. Ein Auge mußte dem Verletzten bereits herausgenommen werden, und das andere ist sehr in Gefahr.

Friedrichshall, 16. Sept. Gestern früh 6^Z Uhr drangen in den allen Schacht des Bergwerks unter erd­bebenartigen Erscheinungen Wildwasser ein. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen. Es ist zu hoffen, daß der Schaden bald wieder gehoben sein wird.

MaschinenprüfungsanstaltHohenheim. Um den Landwirten des Landes Gelegenheit zu geben, sich mit den neuesten und besten landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten auf dem Laufenden zu erhalten und sich im Bedarfs­fall genau orientieren zu können, ist seitens der Maschinen­prüfungsanstalt die Einrichtung getroffen, daß den Fabri­kanten gestattet wird, in einer in Hohenheim befindlichen geräumigen, Hellen und trockenen Halle landwirtschaft­liche Maschinen und Geräte auf die Dauer von sechs Monaten kostenfrei, jedoch auf ihre Gefahr zur Besichtigung aufzustellen. Anmeldungen und Gesuche sind an Herrn Professor Strebet in Hohenheim zu richten.

Ulm, 16. Sept. (Rudersport.) Soeben trifft die Nachricht ein, daß Hr. Fritz Miller von hier in dem gestern in Ostende stattgehavten Rennen um die Meisterschaft von Europa gegen die Vertreter von Frankreich, Italien und Oesterreich Sieger geblieben ist. Derselbe hat am letzten Mittwoch in den Stichrennen um die Meisterschaft