Deutscher Reichstag. (42.Sitzung.) AufderT.-O. steht zunächst die dritte Beratung des Antrags Hompesch u. Gen. betreffend Aufhebung des Jesuitengesetzes. Graf Hompesch (Z.) bemerkt, seit der 2. Beratung seines Antrages habe sich nichts zugetragen, was Grund zu neuen Erörterungen geben könnte. Er beschränke sich daher auf die Bitte um Annahme seines Antrages auch am heutigen Tage. Die definitive Annahme des Antrages erfolgt mit großer Majorität. Es folgt die 2. Beratung des Antrags Pachnicke, betr. die Volksvertretung in den einzelnen Bundesstaaten. Mecklenburgischer Bevollmächtigter von Oertzen tritt den neulichen Ausführungen der Abgg. Richter und Pachnicke über den Zustand in Mecklenburg entgegen. Richter (sreis. Volksp.) betont, daß es ja mecklenburgische Erbweisheit sein mag, aber sonst hat Niemand, nicht einmal Herr v. Buchka bestritten, daß das Reich verfassungsmäßig berechtigt sei, seine Kompetenz zu erweitern. Die Angriffe des Redners gegen die Abgg. Buchka, Nauck und Frege werden von der Linken vielfach mit stürmischer Heiterkeit, von der Rechten mit lebhaften Protesirufen begleitet. Buchka (kons.) protestiert gegen die unerhörte Form der Richterschen Kritik über die mecklenburgischen Zustände. Die Finanzwirtschaft Mecklenburgs sei so gut wie nur irgend wo. Pachnicke (freist Volksp.) verweist auf die vielen aus Mecklenburg ihm zugegangenen Zustimmungserklärungen. Sein Antrag werde ja infolge der Haltung des Zentrums abgelehnt werden, vielleicht komme aber noch in diesem Jahre in Mecklenburg selbst eine Bewegung zu Gunsten einer Verfassung zu stände. Bernstorf (Welse) bestreitet die Kompetenz des Reichs. Singer (Soz.) meint. Reichsrecht gehe vor Landesrecht und erklärt, die Sozialdemokraten stimmen für den Antrag Pachnicke, obwohl er nicht weitgehend genug sei. Herr von Oertzen erklärt: Ich muß Protest einlegen gegen die empörenden, allem Anslandsgefühl Hohn sprechenden Aeußerungen Richters. (Großer Lärm links.) Schließlich wird der Antrag Pachnicke abgelehnt.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 20. Febr. Die Blätter kündigen die Hieherkunft der Könige von Sachsen und Württemberg an, um der Leichenfeier beizuwohnen. Die Eröffnung des Testaments des Erzherzogs Al brecht erfolgt erst nach Ankunft des Kaisers, weshalb endgültige Bestimmungen über die Leichenfeier erst heute getroffen werden. Es verlautet, Kaiser Wilhelm komme hierher. Baron Banffy wohnt der Leichenfeier bei.
Italien.
Rom, 19. Febr. Giolitti wird von seiner Familie beschworen, nicht nach Rom zurückzukehren. Seine Freunde dagegen fordern ihn auf, die Rückkehr zu wagen, da eine Flucht ihn nur unpopulär machen würde, eine Verurteilung aber für Giolitti den Vorteil habe, daß er sich als das Opfer Crispis hinstellen könne.
England.
London,-19. Febr. Die Leiche des bei dem Untergange der „Elbe" ums Leben gekommenen Walter Schüll, für deren Auffindung eine Belohnung von 200 Pfund Sterl. ausaesetzt war, ist gestern bei Dungeneß von dem Schiffer William Tart aufgesunden worden. Bei der Leiche wurden 5 Einhundertmarkscheine, eine goldene Uhr, ein Ring mit der Inschrift „Emmy Schüller," sieben Gold- und Silbermünzen, sowie andere Gegenstände vorgefunden. Die Leiche trug einen mit „Elbe" bezeichneten Rettungsgürtel. Gestern abend wurde eine noch unbekannte Leiche mit einem „Elbe"- Rettungsgürtel eingebracht. Dieselbe trug einen glatten Goldring an der rechten Hand mit dem Namen „A. Heckmann 1892."
Rußland.
St. Petersburg, 21. Febr. Nach einer Meldung der russischen Telegraphenagentur auf Grund von Mitteilungen von dürchaus kompetenter Seite ist die Nachricht über die angebliche Mediation Englands und Rußlands zwischen China und Japan unrichtig. Es lag hierzu bisher kein Bedürfnis vor, da Japan niemals Friedensunterhandlungen verweigerte. Der erste mit ernsthaften Vollmachten ausgerüstete chinesische Delegierte bereitet sich jetzt erst vor, zu unterhandeln. Ganz neuerdings erklärte Japan sich bereit, den Vormarsch der Armeen aufzuhallen und die Friedensvorschläge Chinas zu erwarten. Jedoch sei nicht ausgeschlossen, daß sich die Lage erheblich rasch ändern könne.
Asien.
Tientsin, 21. Febr. Ein kaiserlicher Befehl vom 19. Febr. meldet: Taotai Kung und General Hehchicao wurden vom Kriegsrate zu Gefängnis bis zum Herbst verurteilt; alsdann sollen sie wegen Verlustes von Port Arthur hingerichtet werden.
Tokio, 20. Febr. Der neue beantragte Kriegskredit beläuft sich auf 100 Millionen, nicht auf 10 Millionen. Hierdurch würden, falls der Landtag feine Bewilligung ausspricht, die gesamten Kriegsauslagen auf 250 Millionen erhöht.
Kleinere Mitteilnngen.
Großbottwar, 19. Febr. Vorgestern wurde im Wald von Höpfigheim ein junger Mensch, Namens G. Eberle, aus Stuttgart gebürtig, der sich schon länger in der Gegend Herumgetrieben und vor etlicher Zeit aus einem Weinberg-
äuschen bei Mundelsheim auf einen Weingärtner geschossen at, unter einer Eiche erfroren aufgefunden.
Ansbach, 20. Febr. Bei der Uebung mit der Lanze hatte ein Soldat des hiesigen Ulanen-Regiments schweres Unglück. Während der Soldat auf dem Pferde mit der Lanze übte, stemmte sich diese beim Schwingen auf dem Boden gegen den Daherreitenden; er vermochte sein Pferd nicht schnell genug abzulenken, und die Lanze bohrte sich in die Brust des Soldaten, ihn lebensgefährlich verletzend.
Stuttgart. Für eine große Fabrikfeuerwehr in Schlesien, welche nach der Ausarbeitung unseres Brandm. organisiert ist, wird die ganze bedeutende Einrichtung auf Veranlassung des Brandmeisters aus Württemberg beschafft. Zwei große Maschinenleitern hat Biberach kürzlich dorthin geliefert, während der Firma Heinr. Kurz Hierselbst eine sehr große wertvolle Feuerspritze zur Lieferung übertragen ist.
Eine drollige Klebegeschichte wird aus einem Dorfe bei Labes (Pommern) berichtet: Es ist Samstag, und heute müssen die Jnvaliditätsmarken eingeklebt werden. Der hiezu Beauftragte nimmt die Karten hervor, drückt die Marke auf und legt die beklebten einzeln gegen sich. An seiner Seite sitzt des Hauses redlicher Hüter, Karo, ein mächtig großer, aber nicht bösartiger Hund, der es gewohnt ist, sich in der Nähe seines Herrn aufzuhalten, und schaut dem gesetzmäßigen Akt zu. Da öffnet sich plötzlich die Thüre, und infolge des hierdurch entstandenen Luftzuges fliegt eine Karte vom Tisch herunter. Doch ehe sie den Boden erreicht, hat Karo schon nach ihr geschnappt und — ob in der Eile oder infolge des der Karte anhaftenden Butterbrotgeruches, sei dahin gestellt — sie hinuntergeschluckt. Nun ist guter Rat teuer! Karo repräsentiert einen zu hohen Wert, als daß man ihn sezierte, während andererseits die vollgeklebte Karte auf jeden Fall ersetzt werden muß. Die Sache wird an den Vorstand der Jnvaliditäts- und Altersversicherung in Stettin berichtet. Dieser ersucht darauf um Beantwortung folgender Fragen: 1) Hat sich der Vorfall unter Zeugengegenwart vorgetragen? 2) Hat der Hund schon mehr Karten verschluckt? Nachdem in einem Antwortschreiben die erste Frage bejaht, die zweite verneint worden war, wurde die Sache beigclegt und die Karte durch eine neue ersetzt. Doch wandelt Karo jetzt unter dem Banne großen Mißtrauens.
Pillau (Ostpreußen). Die Nachricht von der Ermordung ihrer Söhne in Afrika ist den Schifferfamilien Ulke und Schöffke aus Zimmerbude zugegangen. Wie die „K. A. Z." mitteilt, waren die beiden Söhne derselben bei der Marine und befanden sich seit dem Ende des vergangenen Jahres an der Westküste von Afrika. Vor einigen Tagen nun erhielten die Familien von einem Kameraden die Nachricht, daß dieselben ermordet worden seien. Eines Abends seien die beiden jungen Menschen spazieren gegangen und nicht wieder gekommen. Am andern Morgen habe man sie an zwei Bäumen angenagelt gefunden. Die Augen waren ihnen von den Negern ausgestochen worden.
Wien, 17. Febr. Gestern wurde in einem der bevölkertsten Stadtteile ein frecher Raubaufall verübt. Gegen 9 Uhr abends betrat ein schlecht bekleideter Bursche den Zucksrbäckerladen des Franz Fiala. In demselben war nur die 25jährige Verkäuferin Betty Krauß anwesend. Der Bursche verlangte um 50 kr. Torte. Während sich die Verkäuferin umdrehte und sich anschickte, das verlangte Stück abzuschneiden, trat der der Bursche auf sie zu und versetzte ihr mit der Faust einen wuchtigen Schlag auf den Kopf. Die Verkäuferin wollte flüchten, doch der Attentäter eilte ihr nach, ergriff rasch einen auf dem Tisch stehenden Glasaufsatz und schleuderte ihn der Krauß nach. Der Wurf ging fehl, doch wurde die Verkäuferin von einem Glassplitter an die Stirn getroffen und verletzt. Mittlerweile hatte der Attentäter die zu Tode erschrockene Verkäuferin erfaßt und hielt sie mit der einen Hand fest an die Wand gepreßt, während er mit der andern an der Ladenpulte befindlichen Geldlade manipulierte. Dies Alles war das Werk eines Augenblickes. Während nun der freche Bursche aus der Lade, in der 29 fl. waren, den Betrag von 24 fl. zu sich steckte, gelang es der Verkäuferin, ihm zu entwischen, sie eilte durch die Hausthür auf die Gasse, wo sie die Passanten allarmierte. Sofort drangen ein Sicherheitswachmann und mehrere Leute ins Local, denen es auch gelang, den Attentäter festzunehmen. Dieser wurde als der polizeilich berüchtigte, 20 Jahre alte, Gustav Weiß, erkannt, ein arbeitsscheues, trotz seiner Jugend wiederholt abgestraftes Individuum. Er legte dem Commissär ein volles Geständnis seiner That ab und antwortete, — als dieser ihm ins Gewissen redete: — „Ich Hab' halt kein Geld, was soll ich denn anfangen?"
Wien, 21. Febr. In dem Dorfe Orlowo ist ein reicher Gutsbesitzer mit Frau und fünf Kindern und zwei Dienstmädchen nachts ermordet und beraubt worden. Die Räuber sind nicht entdeckt.
Budapest, 20. Febr. Die Gräfin Karolyi wurde in der vergangenen Nacht von einem unbekannten Räuber in ihrem Schlafzimmer überfallen. Der Gräfin wurden Ohrgehänge im Wert von 300 Gulden und ein großer Geldbetrag geraubt. Sodann wurde der Räuber durch eine herbeigeeilte Kammerzofe verscheucht.
Interessante Versuche werden z. Z. von den an unserer Grenze stehenden Armee-Corps der französischen Armee mit einem neuen, von Kapitän Wachi erfundenen Apparat gemacht, dem der Erfinder den Namen ..passe riviers" (Flußüberschreiter) gegeben hat. Dieser Apparat, der sehr leicht zu transportieren ist und sehr wahrscheinlich eine Art Floß mit aufzublasenden Ballons ist, soll dazu dienen, Artillerie und Train auf möglichst schnelle Weise über Flußläufe zu bringen. Die Versuche wurden auf einem 60 Meter breiten Flusse gemacht und werden als durchaus gelungene bezeichnet. Feldgeschütze von 530 Kilo Gewicht konnten vermittels des passe laviere übergesetzt werden; ohne große Schwierigkeit war es möglich, mit ihm ein ganzes Gebirgsgeschütz von 260 Kilo Gewicht an das andere Ufer zu bringen. Man hofft besonders, daß der passe rivitzrs für die Kolonialtruppen von größtem Nutzen sein wird.
Im Berge Massico bei Gabta (Italien) befindet sich eme große Höhle, in der oft die Hirten mit ihren Heerden Unterkunft suchen. Bor einigen Tagen flüchteten sich nun während eines heftigen Sturmregens elf Hirten mit ihren Heerden in diese Höhle. Die vom Berge herabstürzenden Fluten verstopften dann die Mündung der Höhle so mit Steinen und Erde, daß deren Bewohner nicht mehr heraus konnten. Als das Wasser fiel und man in die Höhle eindrang, fand man acht Hirten mit sämtlichen Heerden ertrunken in den Fluten.
San Franzisko. Ein Baptistengeistlicher, Namens Reid, machte den Versuch, in eine Bank einzubrechen. Er hatte sich zu diesem Zwecke verkleidet. Dann begab er sich, mit einem Revolver bewaffnet, in das Banklokal, hielt dem Kassierer den Revolver vor den Kopf und ließ den Beamten die Hände in die Höhe halten, während er ihn knebelte und fesselte. Zufällig trat der Kassier einer andern Bank in das Lokal, als Reid schon einen ganzen Sack mit Geldstücken gefüllt hatte. Der zweite Kassier erkannte sofort die Sachlage, hielt nun seinerseits Reid die Pistole vor die Brust, worauf die Verhaftung des frechen Räubers erfolgte.
Handel L- Verkehr.
Nagold. (Einges.) Nachdem das Ergebnis der im Jahre 1893 gesammelten Zigarrenabschnitte für die Witwen und Waisenkaffe des württ. Krieger- bundes feffgestellt ist, glauben wir auch solches in diesem Blatt veröffentlichen zu müssen. Abgeliefert wurden in der Zeit vom 1. Januar 1893 bis Anfang April 1894 an den Sammler in Stuttgart, Gust. Ad. Unkel, 206 Kilo 150 Gr. netto und wurde der Ztr. zu 55 ^ verkauft, somit eine Einnahme v. nahezu 230 erzielt. Es ist dieses ein recht schöner Ertrag und könnte aber noch mehr geleistet werden, wenn jeder seine Zigarrenabschnitte sammeln würde. Sammler des Bezirks ist Herr Löffelhardt, Famulus im K. Seminar und hat derselbe in oben genanntem Zeitraum durch sein eifriges Sammeln 4 Kilo 800 Gr. abgeliefert. Es sei daher allen, welche dazu beigetragen haben, besonders aber dem Hrn. Löffelhardt für seine Mühe der verdiente Dank ausgesprochen, mit dem Wunsche, auch ferner in dieser Hinsicht thätig zu sein.
— 1 . Altensteig, 21. Febr. Ter gestrige Monatsmarkt war mit Vieh in jeder Gattung gutbefahren, und es wurde im ganzen auch mancher Handel abgeschlossen. Ein Sinken der Biehpreise konnte man nicht bemerken. Lebhaft wurde auf dem Schweinemarkt gehandelt. Die große Zahl von Mllchschweinen fanden per Paar zu 28—40 ^ rasch ihre Käufer; Läufer waren weniger zu Markt getrieben und wurden zu 50—80 ^ abgegeben.
Stuttgart, 18. Febr. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Klg.: Weizen, Ungar. 17.—, Azima 14.25, bayer. 13.50—14.20, Niederbayer. 1a. 16.50, Kernen, Oberl. 14.50, Oberl. I». 14.75, Unter!. 14.25, Gerste, Högauer 15.— Haber, Alb 11.-11.20, Land 10.50—10.70.
Stuttgart, 18. Febr. (Mehlbörse.) Suppengries: ^ bis Mehl Nr. 0: ^ 26.- bis ^ 27.-,
dto. Nr. 1: ^ 24.— bis 25.-, dto. Nr. 2: 22.50
bis 23.—, dto. Nr. 3: ^ 20.— bis 20.50, dto. Nr. 4: Z'L 17.— bis 17.50. Kleie mit Sack 5.50 pro 100 Kgl., je nach Qualität.
Plochingen, 19. Febr. Auf den hies. Viehmarkt waren zugeführt: 67 Ochsen, 195 Stiere, 186 Kühe und Kälber und 58 St. Schmalvieh, zus. 506 Stück. Handel etwas flau bei gesteigerten Preisen. Auf dem Schweinemarkt waren zugeführt 18 Läufer und 36 Milchschweine. Preis p. Paar Läufer 50—60 Milchschweine 30—60 ^
Riedlingen, 19. Febr. Kernen 6.40, 6.22; Gerste 5.20, 5.38, 5,80; Roggen 5.—; Haber 5.55, 5.70. Verkauf 1394-/2 Ztr. Erlös ^ 7562.99.
Geschmeidig, wasserdicht, tief schwarz und von fast ewiger Dauer sind die mit „Schuhfett Marke Büffelhaut" wöchentlich 1 bis 2mal behandelten Stiefel, nehmen auch beim Wichsen sofort wieder Glanz an. Verkaufsstellen siehe Inserat.
Hält im Gebrauch doppelt so lang, als die Füllseifen; ist von ganz besonders günstiger Wirkung auf Klarheit des Teints, auf Schönheit der Haut. Für die Kinderstube und Damentoillette ein unentbehrliches Requisit. Ob parfümiert oder unparfümiert, per Stück 4« Pf.
Zu haben bei
G. W. Zaiser in Nagold.
Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 8 u. eine Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
jeder Art werden rasch und pünktlich ausgeführt.
F. L). ^r/rs/^s^s
üo6I-iNg'8
8vif6
mit der
LirL«