Tages-Hleuigkeilen.

Deutsches Reich.

** 4! aflol d, 27. Juli. Am kommenden Montag den 30. Juli findet hier die Bezirksschulversammlung statt. Dieselbe beginnt mit einer musikalischen Aufführung in der Kirche vorm. 10 Nhr. Außer mehreren Orgelvorträgen enthält das Programm für diese Aufführung Choral- und Chorgesänge, Violinspiel und Sologesang mit Orgelbegleitung. Freunde kirchlicher Musik werden hiezu eingeladen.

Altensteig, 25. Jicki. Am letzten Sonntag fand hier das jährliche Bezirksmissionsfest statt. Als erster Redner trat Herr Stadtpfarrer Hetterich von hier auf. Er wies darauf hin, wie Afrika heute noch unter dem Fluch Hams schmachte: Es herrsche der grasseste Götzendienst die traurigste Sklaverei, die schrecklichste Selbstzerfleischung der Volker unter sich durch blutige Kämpfe und Mordthaten. Dort sei noch ein großes Feld für die Mission, wenn auch in unserer Zeit die Missionsthätigkeit unter der Afrikanischen Bevölkerung eine sehr rege sei. Am Schluß seiner Rede teilte der Festredner noch das Ergebnis der Thätigkeit des Altensteiger Mis­sionsvereins mit. Durch Opfer beim vorjährigen Missionsfest, durch eine Gabe des Simmersfelder Zweigvereins, durch die Halbbatzenkollekte und son­stige freiwillige Gaben habe an die Basler Missions­anstalt im verflossenen Jahr die Summe von 970 .-E abgeliesert werden können, ein sprechender Beweis dafür, daß unter unseren Bezirksbewohnern ein reges Interesse für die Heidenmission herrsche. Herr Missionar Schaible berichtete über das Werk der Mission in Indien. Der dritte Redner, Herr Mis­sionar Fritz, konnte über ein erfreuliches Fortschreiten der Ausbreitung des Christentums in Ostafrika be­richten. Die äußerst zahlreich erschienenen Festteil- Rehmer folgten den Ausführungen der Festredner mit gespannter Aufmerksamkeit.

t. Altensteig, 26. Juli. Der hiesige Be­zirksverein des Württ. Schwarzwaldvereins hielt gestern Abend in der Restauration von H. Pfeifle eine Hauptversammlung ab. Auswärtige Mitglieder des Vereins waren verhältnismäßig mehr erschienen als hiesige. Wegen Abwesenheit des Vereinsvor­stands, H- Stadtschultheiß Welker von hier, wurde als Vorsitzender Herr Oberförster Weith gewählt. H. Buchhalter Lang, Kassier des Vereins, berichtete nun über die Jahresrechnung. Die Einnahmen betrugen 1202,36 worunter 500 vom Württ. Schwarzwaldverein. Die Auslagen beliefen sich auf 1238,43 ^ und zwar für den Aussichtsturm auf dem Egenhauser Kaps, die Schutzhütte im Nonnen­wald, für Wege, Wegweiser, Entfernungstafel am Bahnhof; der jetzige Kassenbestand beträgt noch 100 Die Zahl der Mitglieder des Vereins betrug im vorigen Jahr 100 , jetzt ist sie auf 140 ange­wachsen. Da der seitherige Vorstand des Vereins, H. Stadtschultheiß Welker, eine Wiederwahl ab­lehnte, wurde einstimmig H. Oberförster Weith gewählt, ebenso die seitherigen Ausschußmitglieder: H. Mühlebesitzer Faißt, H. Kaufm. C. W. Luz, H. Buchhalter Lang, H. Holzhändler PH. Maier, H. Apotheker Schiler, H. Stadtbaumeister Moser, H. Oberförster Weith, H. Stadtförster Pfister u. H. Stadtschultheiß Welker. Neu wurden gewählt zwei Mitglieder von Ebhausen: Herr Schultheiß Dengler und H. Fabrikant Schickhardt, von Nagold: H. Kommerzienrat Sannwald und Hr. Oberamtsbaumeister Schuster. Nach der Wahl er­folgte die Besprechung von neuen Projekten. Der An­trag, den Fußweg auf der rechten Seite der Nagold vom Nonnewald an nach Ebhausen fortzusetzen, wurde gutge­heißen; desgl. wurde der hiesigen Stadt ein Beitragzu einem Trottoir um den Stadtgarten in Aussicht gestellt; dagegen fand der von einem hiesigen Mit­glied gemachte Vorschlag, der Stadt einen Beitrag zu verwiegen, zu dem in dem Stadtgarten zu er­richtenden Springbrunnen bei den meisten Anwesen­den keine Gegenliebe. Das Projekt, ein Panorama von der Aussicht auf dem Kapfer Aussichtsturm durch H. Steffler aus Stuttgart, der gegenwärtig in Wildberg weilt, Herstellen zu lassen, das dann nebst einer entsprechenden Beschreibung in dem Vereins­blattAus dem Schwarzwald" veröffentlicht werden sollte, fand allgemein Anklang. Ferner wurde be­stimmt, jedem Mitglied das VereinsblattAus dem Schwarzwald", das vorzügliche Bilder u. Beschreib­ungen enthält, unentgeltlich in seine Wohnung zu

senden; jedes Mitglied wird auch künftighin die vom Schwarzwaldverein angeschafften äußerst genauen Karten pro Blatt um 80 ,j erhalten.

Von der oberen Nagold. 25. Juli. Die Wasserleitung in Altensteig, die in diesem Frühjahr in Angriff genommen wurde, ist nun bald fertig. Fast alle Hausbesitzer haben sich in ihrer Wohnung die Wasserleitung einrichten lassen. Die 8 Kilo­meter von Altensteig thalaufwärts gefaßte Quelle ist eine sehr starke und liefert in der Sekunde 30 bis 35 Liter Wasser. Wie im Vorjahr kommen auch Heuer wieder zwei Ferienkolonien in unseren Bezirk, eine nach Rohrdors, die andere nach Schön­bronn. Luftkurgäste sind in den Städten Nagold und Altensteig schon verschiedene, besonders aber ist das reizend gelegene, ganz vom Wald eingeschlossene Städtchen Berneck von einer größeren Zahl von Erholungsbedürftigen besucht. - Die Heidelbeer- ernte ist gegenwärtig im besten Gang. Leider hat es weniger Beeren als in sonstigen Jahren; Preisel­beeren giebt es mehr, sie sind aber erst bis Mitte August reif. Dank der großen Wärme reift das Getreide rasch heran, und in nächster Woche kann mit dem Ernten der Winterfrüchte begonnen werden. Dieselben, wie auch die Sommerfrüchte, stehen durch­weg sehr schön im vorderen wie im Hinteren Bezirk. Die Kartoffelfelder versprechen ebenfalls einen schönen Ertrag. Auch die Futtergewächse sind in gutem Stand und die meisten Wiesen sind mit schönem Oehmdgras bestockt. Einen so reichlichen Obstsegen wie im vorigen Herbst haben wir im heurigen nicht zu erwarten, doch zeigen einzelne Bäume schöne Fruchtansätze.

Effringen, 22 . Juli. Heute vorm, ',' 211 Uhr brach in dem Gehöfte des Gipsers Huber Feuer aus, das bei dem herrschenden Winde so rasch um sich griff, daß nach 2 Stunden das ganze Anwesen zer­stört war. Ueber die Entstehungsursache ist zurzeit nichts bekannt. Die hiesige, seit Frühjahr eröffnete Wasserleitung leistete bei den Löschungsarbeiten vor­zügliche Dienste.

Teinach, 25. Juli. Soeben endet, vom schön­sten Sommerwetter begünstigt, unser Jakobivolksfest mit seinem Eselswettrennen, Sackhüpfen, Kletterbaum und dem eigentümlichen Hahnentanze. Seine Spu­ren verlieren sich in das graue Altertum und es bildete vielleicht ursprünglich ein Opsersest zu Ehren der Brunnengottheiten oder auch Danars, an dessen Stelle später der heilige Christoph trat. Je mehr derartige Volksfeste und leider auch Volkstrachten und Volksüberlieferungen verblassen, desto verdienst­licher dürste eine Sammlung und Sichtung des sie betreffenden historischen Materials sein und könnte möglicherweise eine gemeinsame Grundlage solcher Bräuche Nachweisen. Es sei in dieser Beziehung an den Hahnentanz von Markgröningen, von Urach, an den Güllertanz (,,Güller"-Hahn) am Elsässer Kocherberg, an das Jakobifest auf dem Dreisessel­berge im bayr. Walde, an das in Sachsen und Franken üblicheHahnenschlagen" u. dgl. erinnert.

Rottenburg, 26. Juli. Laut Telegramm hat der Turnwart Strom der hiesigen Turngemeindc beim deutschen Turnfest in Breslau mit 48' 2 Punk­ten ein Preis-Diplom errungen.

Tübingen. Das Programm zum Landes­turnfest lautet: Samstag 4. Aug. Empfang der ankommenden Gäste; 5 Uhr: Kampfrichtersitzung im Rathaussaale; 8 Uhr: Bankett im Museumssaale. Feier des 75jähr. Bestehens des Tübinger Turn­platzes. Sonntag 5. August 5 Uhr: Weckruf Empfang der Gäste; 61 Uhr: Vereins-Wettturnen (89 Uhr Pause); 121 2 Uhr: Mittagspause; 2 "2 Uhr: Antreten der Gaue in alphabetischer Reihenfolge zum Festzuge; 3 Uhr: Festzug nach dem Festplatze; 4 Uhr: Begrüßungsrede; 4'. 2 Uhr: All­gemeine Stabübungeu; 5 Uhr: Turnen der Turn- Gemeinde Tübingen; 51 2 Uhr: Turnen des Achalm- Gaues; 6 Uhr: Keulenschwingen des Stuttgarter Turngaues: 6 I -2 Uhr: Turnspiele der Arminia Tü­bingen, des T.-V. Eßlingen und der Stuttgarter- Turnvereine; 8 Uhr: Konzert auf dem Festplatze. Italienische Nacht. Montag 6 . August. 5 Uhr: Weckruf; 61 Uhr: Einzelwettturnen: Pflichtübungen; 34 Uhr: Ringen; 45 Uhr: Faßballspiel des Männer-T.-V. und Turner-B. Stuttgart; 5 Uhr: Kampfgerichtssitzung; 6 Uhr: Preisverteilung; von 7 Uhr ab: Konzert auf dem Festplatz. Dienstag 7. August Ausflüge. Die Zahl der Anmeldungen zum Turnfest hat schon die Höhe von 1500 erreicht.

Wenn noch, wie zu erwarten, weitere 1000 hinzu­kommen, so ist der Wohnungsausschuß in einiger Verlegenheit. Er hat zwar die Hoffnung, bis zu 1000 Freiquartiere zu bekommen; Massenquartiere sind für 700 vorgesehen; mehrere 100 Gäste be­schaffen sich ihre Wohnung selbst, aber eben des­wegen sollte sich die Zahl der Freiquartiere, die sich bisher erst auf 600 beläuft, womöglich noch im Lauf dieser Woche verdoppeln.

Heilbronn, 23. Juli. Bei dem Kinderfest der vereinigten Gewerkschaften auf dem Hammelwasen entwickelte sich ein großartiger Skandal aus gewöhn­lichen Streithändeln heraus. Schutzleute wurden thät- lich angegriffen und aus der großen Menge tönte sogar vereinzelt der Ruf:Hoch die Anarchie!" Fünf Burschen im Alter von 1825 Jahren sollen ver­haftet worden sein, darunter der Hauptkrakehler, ein Schlosser. Das anwesende Publikum hat leider größtenteils gegen die Schutzmänner Partei genommen.

Heilbronn, 26. Juli. Landtags-und früherer Reichtagsabgeordneter Georg Härle ist nach längerer Krankheit heute vormittag gestorben.

Ravensburg, 24. Juli. (Schwurgericht.) Am gest­rigen ersten Tag wurden zunächst die Personalien der 82 wegen des Rekrutenrummels Angeklagten, festgestellt und so­dann die umfangreiche Anklageschrift verlesen. Hierauf begann die Vernehmung der einzelnen Angeklagten, welche heute fortgesetzt und vollendet wurde. Sämtliche Angeklag­ten sind geständig. Die revoltierenden Rekruten schützten hochgradige Betrunkenheit vor. Der Vater Matthäus Stök- ler erklärte, er sei durch die aus dem Gefängnis heraus­gedrungenen Rufe seines Sohnes Karl, daß er schwer ge­fesselt sei, daß ihm das Blut von den Handknöcheln berab- taufe, in sinnlose Aufregung gekommen. Diese angebliche allzustarke Fesselung war übrigens eine Lüge des Karl Stökler. Hierauf wurden die einzelnen Zeugen vernommen, welche durchweg die Darstellung der Anklageschrift bestäti­gen. Morgen (Mittwoch) finden die Reden des Staatsan­walts Gmelin und der Verteidiger Dreher, Graßelli und Hüle statt. Am Donnerstag dürfte wahrscheinlich der Wahrspruch der Geschworenen und das Urteil erfolgen.

Ravensburg, 26. Juli. Auf Grund des Wahr­spruchs der Geschworenen in der Anklagesache erhielten: Heinrich Zainer 2 I. Gefängnis, Matth. Stöckler 7 M., Konr. Herker 7 M., Konr. Grübet 6 M., Karl Grübel 7 M, Max Pfleghar 6 M., L. Tebis, M. Grübel, A. Zim­mermann je 7 M., I. Martin 6 M., Karl Stöckler 9 M., G. Briechle, M. Bautz und W. Schick je 4 Wochen. Alle übrigen Angeklagten wurden freigesprochen.

Die sozialdemokratische Parteikonferenz in Offenburg nahm eine Resolution des Inhalts an, daß das Verhalten der soz.-dem. Abgeordneten im Landtag insofern eine Rüge verdiene, als sie trotz des Karlsruher Parteibeschlusses sich in der Ab­stimmung über die Ordensfrage nicht einigten. Eine weitere Resolution erklärt den Abg. Stegmüller- Lörrach nicht mehr für einen Sozialdemokraten und fordert denselben auf, sein Mandat niederzulegen, Stegmüller war nicht erschienen, er hattte vielmehr einen malitiösen Brief geschriehen, daß ihm das Reisegeld zu teuer sei, um sich demScherbengericht" zu unterwerfen. Rüdt wie Dreesbach verteidigen ihre Positionen in stundenlangen Reden, deren In­halt bewies, daß beide zugleich schwerlich dauernd in der Partei verbleiben können.

Berlin, 21 . Juli. Sechzehn verschiedene Sorten falscher Zweimarkstücke sind in den letzten 12 Monaten der kön. Münze überwiesen worden. Unter diesen befindet sich als neu eingeliefertes Falschstück eine aus Blei gearbeitete Münze von ungewöhnlich scharfer und genauer Prägung, die bei flüchtigem Blicke leicht als echtes Geld angenommen werden kann. Wie ferner mitgeteilt wird, befindet sich gegenwärtig eine ungewöhnlich große Menge falscher Zweimarkstücke auf dem Markte und laufen Meldungen von ange­haltenen falschen Stücken aus allen Gegenden Deutsch­lands hier ein. Es ist anznnehmen, daß eine ver­zweigte Falschmünzerbande, deren Sitz sich in einer- größeren Stadt Deutschlands befindet, vermittels Agenten" den Vertrieb ihrer Ware bewirkt.

Berlin, 24. Juli. DieKreuzzeitung" schreibt: Mit großer Befriedigung hören wir, daß Prinzessin Mix sichentschieden weigert, die feierliche Formel der Abschwörung ihres bisherigen Bekenntnisses auszusprechen." Die evangelische Kirche wird also wenigstens nicht öffentlich von der Prinzessin ver­worfen werden, wie die griechische Kirche in ihrer Ueberhebung bei solchen Gelegenheiten verlangt.

Berlin, 25. Juli. Die Meldung van einer in der nächsten Session bevorstehenden Vorlage über eine Erhöhung der Brausteuer wird von derPost" als unrichtig bezeichnet. Richtig sei aber, daß fin­den Fall, daß wider Erwarten die Erhöhung der Einnahmen aus dem Tabak sich nicht verwirklichen