lungskosten unterbleiben. Ebenso kommen beim Um­tausch einer größeren, nicht durch zwei teilbaren Zahl von Streifbändern für das überschießende Exemplar Herstellungskosten nicht zur Erstattung.

Von unserer Marine. Bei den in dieser Woche abzuhaltenden Scharfschießübungen am Strande von Rossitten unweit Memel werden interessante Versuche stattfinden, wie sie in der Marine in so großem Umfange bisher noch nicht erprobt wurden. Man wird nämlich von Bord der Panzer mit den schweren Schiffsgeschützen von See aus nach den am Strande befindlichen Zielobjekten in Gestalt von Batterien, Geschützständen feuern, um die Wirkung der einschlagenden Geschosse sestzustellen. Diese Ver­suche werden in der Zeit vom 4. bis 7. ds. Mts. stattfinden.

Zur Affäre Kotze erfährt ein Berliner Blatt, daß Herr v. Kotze gleichviel wie die Untersuchung endigen wird definitiv aus dem Hofdienste aus- scheiden wird.

Berlin, 1. Juli. Gestern nachm, ist im Reichs­bankgebäude, vermutlich im Raume der Hauptkasse, ein erheblicher Gelddiebstahl ausgeführt worden. Einem Kassenboten Namens Alexander Opolka sind aus seiner umgeschnallten Geldtasche 2.4 000 Mk. gestohlen worden.

Berlin, 3. Juli. Aus London erhält das B. T." eine Meldung derWorld", wonach Kaiser Wilhelm gemeinsam mit dem König von Württem­berg bei der Taufe des neugeborenen Sohnes des Herzogs von Dort' Pate sein werde. Die Taufe würde im nächsten Monat, wo der .Kaiser in Cowes eingetroffen, in aller Stille in Osborne stattsinden.

Berlin, 5. Juli. Wenn sich die Nachricht be­stätigt, daß der Reichstagbeschluß auf Abschaffung des Jesuitengesetzes noch in dieser Session zur Er­ledigung kommt, so kann man, derN.-L.C." zu­folge, einer merkwürdigen Kraftprobe im Bundes­rat entgegensehen Diese Körperschaft zählt bekannt­lich 58 Stimmern, wovon 17 auf Preußen, 6 auf Bayern, die andern herabsinkend von 4 auf 1 aus die kleineren Bundesstaaten kommen. Die Hälfte der Stimmen beträgt also 29, bei Stimmengleichheit giebt das Präsidium den Ausschlag. Die Gesamt­heit der Stimmen eines Bundesstaats kann nur ein­heitlich abgegeben werden. Von Württemberg, Ba­den, Hessen und den sämtlichen kleineren Staaten wird man wohl Ablehnung des Antrags erwarten können, zweifelhaft sind Preußen und Bayern, die­selben bilden aber mit zusammen 23 Stimmen keine Mehrheit. Es müßte schon ein sehr starker Druck auf einige kleinere Bundesstaaten ausgeübt werden, wenn nicht, ein seltener Fall, Preußen in einer- wichtigen politischen Frage überstimmt werden sollte.

Frankreich.

Paris, 3. Juli. In der heute durch Dupuy zur Verlesung gebrachten Botschaft führte Casimir- Perier etwa folgendes aus:Er sei nicht ein Mann der Partei, er gehöre Frankreich und der Republik an. Nachdem durch ein Verbrechen Frankreich der Prä­sident geraubt wurde, welcher 7 Jahre der Hüter der Institutionen gewesen, soll uns die Erinnerung an diesen Edlen leiten. Er sei entschlossen für di? republikanische Demokratie die nötigen Sitten zu ent­wickeln und habe die feste Absicht, nach 7 Jahren die Geschicke Frankreichs in andere Hände zu legen. Frankreich werde ein großer Herd des intellektuellen Lichtes, der Toleranz und des Fortschritts bleiben. Senat und Kammer werden den Wünschen des Landes entsprechen, indem sie sich der Prüfung aller Maßnahmen widmen, die dem guten Namen Frank­reichs dienen, Landwirtschaft, Industrie und Handel entwickeln und den öffentlichen Kredit befestigen. Das Parlament wird zu beweisen wissen, daß die Republik nicht eine unfruchtbare Rivalität individu­ellen Ehrgeizes, sondern ein fortwährendes Streben nach dem materiellen und moralischen Besten ist. Sie ist die nationale Ausdehnung fruchtbarer Ge­danken und edler Triebe, sie ist ihrem Wesen nach eine Regierung, die, wenn sie von unverdienten Leiden ergriffen wird, es sich zur Ehre rechnet, niemals diejenigen zu täuschen, denen sie anderes schuldet als bloße Hoffnungen.Die Regierung ladet Sie ein, diesen Ideen zu dienen. Das Herz Frankreichs yat sie seinem Vertreter eingeflößt, um ihren Triumph vorzubereiten. Vereinigen wir un­sere Bemühungen. Die Vergangenheit gibt Lehren, aber Frankreich wendet seine Augen nach der Zu­kunft. Seine Zeit verstehen, an den Fortschritt zu

glauben, und ihn zu wollen, das heißt die öffent­liche Ordnung und den sozialen Frieden sichern."

Paris, 3. Juli. Der Marineminister und Ad­miral Gervais statteten auf der deutschen Botschaft den Dank für die Begnadigung der beiden französi­schen Offiziere ab.

Paris, 3. Juli. Am 14. Juli findet keine Truppenschau statt; auch alle Volksbelustigungen fallen aus. Die Festfonds sollen für mildthätige Zwecke verwendet werden.

Paris, 4. Juli. Nach dem gestrigen Empfang des diplomatischen Corps durch Perier wird vielfach bemerkt, daß zum Schluffe der Präsident auf den deutschen Botschafter Graf Münster zutrat und einige Zeit mit demselben im Gespräche verblieb. Es verlautet, der Präsident nahm nochmals Anlaß, seine lebhafte Freude über die Entschließung des Kaisers zur Freilassung der inhaftierten französischen Offiziere auszudrückem

Paris, 5. Juli. DerFigaro" meldet: Jules Simon erzählt, daß Carnots Mutter durchaus da­rauf bestand, Carnot dürfe nicht wieder kandidieren. Sie würden ihn mir töten, sagte sie. Im Elysee- palast befinden sich mehrere Schriftstücke, aus denen hervorgeht, daß die Anarchisten einige Zeit vor dem Lyoner Attentat daran dachten, Madame Carnot bei einer Ausfahrt zu entführen und als Geißel festzuhalten.

Lyon, 4. Juli. Das Verhör des Mörders Carnots, Caserio, wurde gestern beendet. Caserio, der die Enthüllungen des Soldaten Leblanc über die Mitschuldigen noch nicht kennt, beharrte bei der Erklärung, er habe allein gehandelt, und er werde seine Beweggründe nur von den Geschworenen ein­gestehen.

Italien.

Rom, 2. Juli. Die Ermordung Bandi's ruft in ganz Italien große Erregung hervor. Bandi gehörte der Expedition der1000 von Marsala" an und hatte in seinem Blatte infolge des Attentats aus Carnot die Anarchisten heftig angegriffen.

Rom, 2. Juli. Der Sieg Crispis durch An­nahme der abgeäiOerten Finanz-Vorlagen ist offen­bar dadurch erreicht worden, daß ein großer Teil der Gegner von der Abstimmung fortblieb: es haben nur 254 Mitglieder votiert (abgestimmt), 180 für die Vorlagen, 74 dagegen. Die neuesten internatio­nalen Ereignisse, die Bedrohung der Beziehungen Italiens zu Frankreich, die geschickte und zugleich würdige Art, wie Crispi die Gefahr zu beseitigen gewußt dies alles hat wohl bei den Gegnern des leitenden Staatsmannes die Ueberzeugung her­vorgerufen, daß jetzt Italien nicht in eine Krise ge­stürzt werden dürfe. Durch die Beschlüsse der De­putiertenkammer ist die Deckung des Defizits zwar noch nicht vollständig gesichert: die Ersparnisse in der Verwaltung sestzustellen, ist bis zum Herbst verschoben. Einen erheblichen Teil der zu bringen­den Opfer hat man freilich durch die Erhöhung der Rentensteuer auf das Ausland abgewälzt.

Rom, 3. Juli. Von dem Mörder Bandi's hat man bis jetzt noch keine Spur. Zwei Carabi- nieri verfolgten ihn. Als sie schon ganz nahe bei ihm waren, verschwand er in einer Villa, deren Thor er zuschloß und auf einer anderen Seite über die niedere Mauer ins freie Feld entfloh. Er soll ein Lumpensammler sein.

R o m, 5. Juli. Opinione" und andere Blätter erörtern das Projekt zur Verbannung der Anarchisten nach einer Italien gehörigen Insel im roten Meere.

R o m, 5. Juli. DerPopolo Romano" schreibt, die Polizei entdeckte ein Anarchistenkomplott, das Lega beauftragte, Crispi zu töten.

Turin, 3. Juli. Ein reicher Gerbereibesitzer wurde gestern Abend das Opfer eines anarchistischen Dolchattentates. Der Ermordete soll in einem öffent­lichen Lokal erklärt haben. Jedermann habe die Pflicht, den ersten Anarchisten, der ihm begegne, niederzuschießen. Zwei Stunden später war er selbst den Anarchisten verfallen.

Schweden-Norwegen.

Stavanger, 4. Juli. Das deutsche Kaiserpaar traf gestern abend um 10 Uhr auf demHohen- zollern" ein. Die Stadt war glänzend erleuchtet und die Straßen von einer dichtgedrängten Volks­menge gefüllt. Mehrere Dampfer mit zahlreichen Passagieren wgren demHohenzollern" entgegenge­fahren, der Hafen war von Booten ungefüllt und festlich geschmückt. Bei der Ankunft des kaiserlichen

Paares spielten die an Bord der Dampfschiffe be­findlichen Musikkorpsdie Wacht am Rhein". Türkei.

Konstantinopel, 4. Juli. König Alexander reist heute nachm, nach Belgrad zurück.

Amerika.

Chicago, 4. Juli. Der Ausstand gewinnt au Ausdehnung. Der Eisenbahnverkehr ist vollständig lnhmgelegt. Eine zahlreiche Truppenmacht, Infan­terie, Kavallerie und Artillerie, soll sich von Fort Sheridan nach Chicago begeben, um dem Erlaß des Bundesgerichts, der den Ausständigen die Be­lästigung der Eiscnbahnzüge untersagt, Achtung zu verschaffen.

San Franzisko, 5. Juli. Die Lage ist bedenk­lich. Drei Regimenter Miliz sind zur Wiederher­stellung der Ordnung nach Sacramento geschickt wor­den. 6 Compagnien Infanterie sind nach Los Angeles abgegangen.

Klerrreve Mrtteklringen.

Nufringen, OA. Herrenberg. Die leidige Unsitte der Kinder, sich an vorbeifahrende Wägen anzuhängen, hat hier ein bedauerliches Unglück herbeigeführt. Der 9jährige Knabe des Maurers Wellhäuser kam nämlich bei einer solchen Gelegenheit mit dem Fuß ins Rad, so daß ihm derselbe schrecklich zerrissen und zerquetscht wurde. Möge dceser Fall, der den Knaben wahrscheinlich das Leben kosten wird, anderen zur Warnung dienen.

Ludwigsburg ,s80. Juni, lieber einen tragi-komischen Vor­fall, der sich vor einiger Zeit vor Marienwahl in Ludwigsburg abspielte, schreibt man folgendes: Der vor der königlichen Villa Marienwahl aufgestellte Posten machte so wenig Miene, der heimkehrenden Prinzessin Pauline, die sich be­kanntlich sehr einfach kleidet, die gebührenden Honneurs zu erweisen, daß ein in der Ferne sitzender Sergeant - es be­findet sich bekanntlich ein Wachlokal vor der Villa sich veranlaßt sah, den Posten heftig gestikulierend auf die her­annahende Prinzessin Pauline aufmerksam zu machen. Der Posten, der die Prinzessin Pauline nicht kannte, wurde über die immer wiederholenden Deutungen des Sergeanten ganz konfus; endlich aber schien er es verstanden zu haben. Er nahte sich der Prinzessin Pauline mit den Worten :Fräule, se möchtet au zum Herr Sergeanten nüber komma." Der Sergeant hatte unterdessen die Hauptwache herausgerufen, welche präsendierte. Tableau!

Crailsheim, 2. Juli. Heute abend 8 Uhr ereignete sich ein sehr bedauerlicher Unglücksfall. H. Geometer Kurtz fuhr zum erstenmal Veloziped, er geriet dabei so Unglück­lich unter einen Langholzwagen, daß die Hinteren Räder über ihn weggingen, der Tod trat sofort ein. Der hier sehr beliebte Mann wird allgemein bedauert. Kurtz hin­terläßt eine Frau und 4 Kinder.

Oeh ringen, 1. Juli. Heute morgen erstach der Seifensieder Neutter in einem Anfall von Geistesstörung seine Frau. Rentier versuchte sich darauf die Pulsader zn öffnen, er wurde jedoch daran rechtzeit gehindert und in Sicherheit gebracht.

Ulm, 4. Juli. Gestern hatten wir ein furchtbares Gewitter, welches das Jllerthal hinaufzog. In Unterkirch- berg schlug der Blitz in die Psarrscheuer und tötete die Kuh einer armen Witwe.

Ein Held von 1870, der bayerische Oberstlieutenant a. D. Franz Ritter von Golch, ist dieser Lage in München gestorben. Er erhielt die höchste bayerische Kriegsauszeich­nung, den Militür-Max-Josef-Orden, für eine hervorragende Wasfenthat im Dezember 1870. In dem Gefechte bei Meung am 7. Dez. 1870 ging er, damals Hauptmann im 2. Jägerbataillon, mit seiner Kompagnie gegen eine im Feuern begriffene französische Batterie von 8 Kanonen und 2 Mitrailleusen mit dem Bajonnet vor, schlug die Bcdcl- kung in die Flucht und eroberte alle 10 Geschütze.

^ Tie sozialdemokratischen Bereinsbäckersi in ^München ist, wie die in Berlin und Hamburg, verkra ch t. Das Geschäftsjahr 189.1 hat mit einem Verlust von Iöö8 .//i abgeschlossen und ein Mitgliederguthaben ist nicht inehr vorhanden. . , ^

Ein nachahmungswertes Beispiel giebt der^Ge- werbe-Berein zu E.furt, der größte und bedeutendste Thü­ringens, indem er ein Preisausschreiben für je sine Arbeit aus dem Gebiet der Tischlerer, der Schmiede bezw. «chlor-- serei und der Buchbmderei unter Festsetzung namhafter Beträge erläßt.

Handel A Verkehr.

ist agold. Biehmarkt am 2. Juli. Zugeführt wurden: 2.8 Pr. Ochsen, 104 zcühe, 29 Käloer und 26 St. Schmal­vieh. Hievon wurden verkauft: 11 Pr. Ochsen mit 995ö , //. Erlös, 42 Kühe mit 12151 .//Erlös, 12 Kälber mit 2566 .// Erlös und 7 St. Schmalvieh mit 1059 , // Erlös. Gegeii- über dem letzten Biehmarkt am 7. Juni war die Zsisuhr von Kühen, Kälbern und Schmalvieh nur etwa die Hatpe. Aus dem Schweinemackt waren zugesührt: 28a Lnuser- schweine hievon verkauft 140 Stück MlIM>8ck> , //. Erlös, Preis für ein Paar 45 80 ,// sowie 160 Ll. Laugichwelne wurden verkauft 184 Stück mit 8248 . //. Erlov. preis snr 1 Pr. 80 -40 .//, .

Konkurs-Eröffnungen. Eugen sauerbeck, Hut- und Mützenfaorikant in Stuttgart. -Wilhelm Meidert, Kaufmann in Hochberg, AG. Waiblingen. Isaak -tock, Inhaber der Firma Karl Stock, Manfaktur- und Modewa- rengesch üst Stuttgart , StistSstraße ö. ___

Hiezu das klntcrlialtuusiSlsiatt Rr. 27. _

Redaktion, Truck und Vertag i.c -H. Zaisrr'schd" Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.