und neben den obigen Bestimmungen noch den Wunsch des Königs enthält, daß die Rangliste des rvürttembergischen Armeekorps mit der preußischen vereinigt erscheine. Der König behält sich vor. Offiziere zu dauernder Dienstleistung in das Mili- türkabinett des Königs von Preußen zu kommandieren, was seither erfolgt ist. Am Eingang der Ordre sagt der König, daß er vom Wunsch geleitet sei, die Beförderungsverhältnisse der württembergi- schen Offiziere mit denen der preußischen in Ueber- einstimmung zu bringen und zu erhalten. Er habe deshalb beschlossen, die Beförderungen künftig nur unter diesem Gesichtspunkte eintreten zu lassen, um die Schwierigkeiten zu vermeiden, welche bisher zum Nachteil der Württemberger bei deren Kommandierung nach Preußen sich geltend gemacht hätten. Der „Staats-Anzeiger" fügt hinzu, weitere Abmachungen hätten nicht stattgefunden; wesentlich ausgedehntere Kommandierungen nach Preußen und umgekehrt seien nicht in Aussicht genommen.
Brandfall: In Oberndorf (Welzheim) das zweistöckige Wohnhaus des Jakob Stöcker.
München, 16. Jan. In verflossener Nacht tötete in einem Hause an der Hirtenstraße eine verheiratete Kleidermacherin ihre zwei Kinder, indem sie denselben den Hals durchschnitt; hierauf gab sie sich selbst in der gleichen Weise den Tod.
Mannheim, 15. Jan. Der „reichste Bauer im Odenwald," der Landwirt und Gemeinderat Joh. Urban Vierneisel von Lauda, wurde heute vom Schwurgericht wegen Anstiftung zum Meineid (er hatte sein Dienstmädchen veranlaßt, zir seinen Gunsten einen Falscheid zu schwören) zu 1 Jahr 6 M. Zuchthaus verurteilt. Obwohl er 50 000 . // Kaution sofort hinterlegen wollte, wurde er nicht auf freien Fuß gesetzt.
Darmstadt, 14. Jan. Die Hochzeit des Großherzogs von Hessen mit der Prinzessin Viktoria von Koburg-Gotha soll in Koburg stattfinden, und zwar an einem Zeitpunkt, an dem die Königin von Groß- britanien entweder auf der Hinreise nach Italien oder auf der Rückkehr nach England sich befinden, also dem Hochzeitsfest ihrer Enkel beiwohnen würde.
Vom Kaiserhofe. Die Mitteilung, daß aus Anlaß der 25. Wiederkehr des Tages des Eintritts des Kaisers in die Armee am 9. Februar ein großes militärisches Fest stattfinden würde, erscheint wenig wahrscheinlich. In der Armee werden 25jäh- rige Gedenktage nicht begangen, und es ist nicht recht anzunehmen, daß der Kaiser für sich eine Ausnahme machen sollte.
Wegen Beleidigung des Reichskanzlers Grafen Caprivi ist gegen den bayerischen Führer des Bauernbundes, Frhrn. v. Thüngen, von der Berliner Staatsanwaltschaft Anklage erhoben worden. —
Berlin, 15. Jan. Maximilian Harden wurde wegen öffentlicher Beleidigung des Reichskanzlers Grafen Caprivi unter Auferlegung der Prozeßkosten zu 600 Geldstrafe verurteilt.
Berlin, 18. Jan. (Deutscher Reichstag.) Nach Erledigung einiger Rechnungssachen wird die Generaldebatte über die Tabaksteuervorlage forgesetzt. Molkenbuhr (Soz.) bekämpft sie und wendet sich namentlich gegen Posa dowsky's neuliche Ausführungen über die Wirkung der in direkten Steuern. Finanznnnister Miguel: Schon mit Rücksicht auf die Zollausfälle infolge der Handelsverträge sei die Schaffung neuer Reichseinnahmen unbedingt notwendig. Praktische, der Annahme sichere Gegenvorschläge auf die Steuervorschläge der Regierung seien nicht gemacht worden, wie Redner an der Reichseinkommen-, Wehr-, Erb- schafts- und- Biersteuer nachzuweisen sucht. Nur Tabak und Wein seien als geeignete Steuerobjekte übrig geblieben. Er verteidigt dann die in der Vorlage vorgeschlagene Besteuerungsreform des Tabaks. Die Ablehnung der Fa brikatsteuer bedeute den Verzicht auf eine weitere Besteue rung des Tabaks. Alle Reichsausgaben auf die Matriku larbeiträge abzuwälzen, gehe auf die Dauer nicht an, wenn man die Finanzen der Einzelstaaten nicht zerrütten und das Reichsinteresse ganz vernachlässigen wolle. Der Reichstag werde die Zustimmung zu der Vorlage nicht bereuen Nachdem u. A. der Welfe Arnswaldt-Hardenbostel gegen die Borlage gesprochen hatte, wurde die Tabaksteuervorlage gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten einer Stempelsteuerkommission überwiesen.
Berlin, 16. Jan. Blättermeldungen zufolge sollen in Brüssel amtliche Berichte eingelaufen sein, wonach Emin Paschä noch am Leben sei und sich am Lualaba, dem obern Lause des Kongo, befinde. (Bekanntlich ist ein Araber, weil er Emin Pascha ermordet haben soll, bereits gehängt worden.)
Berlin, 16. Jan. Der preuß. Landtag ist heute eröffnet worden. Die Thronrede führt aus: Die Finanzlage in Preußen, hat sich noch nicht gebessert. Die Jahresrechnung von 1892,93 ergiebt einen Fehlbetrag von 25 Mill.. /(., welcher durch eine Anleihe zu decken ist. Die Thronrede schließt: Bel der zunehmenden Schärfe des Kampfes der
Meinungen und Interessen gelte es, durch versöhnende Wirkung der gemeinsamen Arbeit den Ausgleich der Gegensätze zu fördern und ihn zu finden in dem aufrichtigen Streben nach dem unverrückbaren Ziele des Wohls des Vaterlandes. Dazu gebe Gott Segen und Gelingen.
Berlin, 17. Jan. Unmittelbar nach Ostern soll in Berlin ein deutscher Jnnungs- und Handwerkertag abgehalten werden.
Berlin, 17. Jan. Laut einer Meldung aus Athen rief die Ueberreichung der Note der deutschen Regierung wegen Annullierung der Garantien und Herabsetzung des Zinsfußes der Staatspapiere in inanziellen und politischen Kreisen großes Aussehen lervor, da Minister Trikupis erklärte, Proteste seien nicht zu erwarten.
Berlin, 17. Jan. (Deutscher Reichstag.) Der Reichstag erledigte heute mehrere Wahlprüfungen gemäß den Anträgen der Rommission. Eine längere Debatte rief die Wahl des Abgeordneten Löhe hervor, welche schließlich unter Ablehnung des Antrags Rickert auf Zurückweisung an die Kommission für gültig erklärt wurde. Es folgt die Beratung des Zentrumsantrags, wonach für Konsumvereine der Warenverkauf an Nichtmitglieder mit einer Geldstrafe bis zu 150 .bestraft werden soll. Wattendorf (Zentrum) verbreitet sich über die schädliche Wirkung der Konsumvereine, der Offiziers- und Beamtenvereine. Die kleinen Gewerbetreibenden und die Handwerker geraten in Abhängigkeit von Vereinen, welche die Preise drücken. Ein gänzliches Verbot der betreffenden Vereine wäre ein zu radikales Mittel, die vorgeschlagenen Maßregeln mären ausreichend. Elemm, Ludwigshafen (nat.lib.) erklärt sich gegen den Antrag, dessen Annahme viele Konsumvereine zur Auflösung zwingen würde. Der Verkäufer könne unmöglich kontrollieren, ob jeder Käufer Vereinsmitglied sei. Die Konsumvereine wirken segensreich für ganze Volksklassen, gewöhnen die Leute ans Barzahlen und Sparen. Die Handwerker stehen den Vereinen durchaus nicht feindlich gegenüber. Redner giebt zu, daß mit der Steuerfreiheit mancher Vereine Unfug getrieben werde, behält sich einen diesbezüglichen Antrag vor und beantragt Kommissionsberatung. Kropatscheck (konserv.) anerkennt die Wichtigkeit der Konsumvereine, wünscht jedoch keine Bevorzugung vor anderen Genossenschaften. Die beantragte Bestrafung ist nur die Konsequenz des bereits bestehenden Verbotes des Verkaufs an Nichtmitglieder. Schneider (freis. Bolksp.) bestreitet, daß Konsumvereine besondere Privilegien besitzen, manche derselben zahlen sehr hohe Steuern. Der Antrag benachteilige die Konsubpereine im Vergleich zu anderen Geschäften. Die Einführung der Barzahlung durch die Konsumvereine war ein großer sozialer Fortschritt im Kleinverkehr. Der Reichstag lehnte die Kommissionsberatung des Zentrumsantrags, betreffend die Konsumvereine ab. Die zweite Lesung findet im Plenum statt. Fortsetzung morgen. Auf der Tagesordnung steht die Weinsteuer.
Professor Psleiderer von der Universität Berlin hat am Freitag eine Reihe von 20 Vorlesungen über Religionsphilosophie an der Universität Edinburgh begonnen. Für 20 Vorlesungen erhält er nämlich, wie englische Zeitungen angeben, 1600 Pfd. Sterling (32 000 ^.)
Italien.
Rom, 16. Jan. Wegen der Vorgänge in Si- eilien ordnete der König hier und in Turin den Ausfall aller für den Carneval geplanten Hoffestlichkeiten an.
Rußland.
Das russische Neujahrsfest ist am Hofe wegen eines leichten Jnfluenzaanfalles der Kaiserin ohne besondere festliche Veranstaltungen begangen worden. Der Kaiser hat zahlreiche Auszeichnungen erteilt. Der bekannte fanatische Führer der Stockrussen ist zum Staatssekretär des Kaisers ernannt. Der Minister des Auswärtigen, der sehr verdiente Herr v. Giers, erhielt einen hohen Orden; in der Verleihungsurkunde heißt es: „Seitdem Sie Ihre wichtige Stellung zur Leitung des Ministeriums des Auswärtigen
preußischen Armee, dieser Gedanke wird jetzt, wie Berliner Blätter melden, in zuständigen militärischen Kreisen ernstlich erwogen. Es handelt sich um einen leichten Jnterimsrock von Piquö oder sonstigem weißem Sommerstoff der Art, wie ihn die russischen Offiziere während der heißen Jahreszeit zu tragen pflegen. Ueberhaupt soll für die nächste Zeit in der Uniformierung in der Armee noch manche Aenderunq bevorstehen.
In Beiz kosen, OA. Saulgau, starb unerwartet schnell der bekannte Pomologe Gemeinderat Konrad Ströbele infolge eines gefrorenen Stück Schweinefleisches, welches der erst 47 Jahre alte Mann vesperte. Ströbele war vorher kerngesund und nicht im geringsten unwohl und fand trotzdem auf diese Weise innerhalb 17 Stunden seinen Tod.
Bei der Gemeindewahl in einem Dorf des Schweinfurter Bezirks ist kürzlich der seitherige Bürgermeister einstimmig wiedergewählt worden, nachdem er erklärt hatte, nur dann das „schwere Amt" nochmals, anzunehmen, wenn ihm keine einzige Stimme entgehe. Aus die Frage des Wahlleiters, ob er nun, einstimmig gewählt, die Wahl annehme, antwortete er: „Nu, wenn mi die Lumpa qrod wölla!"
Eine Gesellschaft von 3 Herren und 9 Damen brach in Amsterdam beim Schlittschuhlaufen ein. Alle fanden ihren Tod in den Fluten der Amstel.
Das Kriegsgericht in Algier verurteilte einen Soldaten namens Bazin zum Tode, weil er sich erfrecht hatte, beim Verhör (wegen einer Disziplinar- sache) zwei Knöpfe von seiner Uniform wegzureißen und statt jeder Antwort dem Präsidenten an den Kopf zu w erfen. _ _
Handel und Verkehr.
Nagold. In hiesiger Stadtgemeinde wurden im vorigen Jahre im städtischen Schlachthaus geschlachtet: 33 Ochsen, 3 Farren, 60 Kühe und 259 Rinder. Das Schlächtergewicht dieser Tiere beträgt ca. 66 000 Kilo. Von den 60 Kühen wurden 5 Kühe mit Lungensucht und Perlsucht behaftet erfunden. Von diesen wurden 4 St. auf der Freibank ausgehauen und 1 St. als Hundefutter verwertet. In den Behausungen der Metzger wurden geschlachtet: ca. 720 Kälber, 170 Schafe, 860 Schweine und 5 Rehe. Notschlachtungen kamen in 16 Fällen vor und betraf 1 Stier, 10 Kühe, 1 Kalb und 4 Schweine mit einem Schlächtergewicht von 2230 Kilo. Das von auswärtigen Metzgern in hiesige Stadt eingeführte Fleisch betrug zusammen 8156 Kilo. Somit Gesamtzahl des Schlächter gewichts vom Großvieh 76 386 Kilo. Berechnet man noch das Gewicht der 720 Kälber per St. zu 30 Kilo — 21600 Kilo, das Gewicht der 170 Schafe per St. zu 20 Kilo — 3 400 Kilo, das Gewicht der 860 Schweine per St. zu 80 Kilo — 68 800 Kilo, zusammen 93 800 Kilo, so wäre der Gesamtkonsum des Fleisches in hiesiger Stadt 176 186 Kilo Fleisch. Bei einer Einwohnerzahl von 3500 Seelen kommt auf den Kopf der Bevölkerung im Jahr 50,31 Kilo.
Ulm, 17. Jan. (Ziehung der Münsterbaulotterie.) Der 2. Gewinn mit 30 000 fiel auf Nr. 104830; weiter gewannen: je 2000 ^ die Nr. 68, 569, 19888, 197 559, 228459, je 1000 die Nr. 40313, 176591, 34232, 9104, je 500,^ Nr. 93881, 54027, 296 511, 107 322, 146 320, 109 898, 123188, 230352, 250886, je 300 Nr. 117 606, 50272, 87528, 217376, 24451.
Ulm, 17. Jan. Die Ziehung der Ulmer Münster-Lotterie wurde heute fortgesetzt. An größeren Gewinnen gingen aus dem Glücksrad hervor: 15,000 , /(i Nro. 106,311; je 6000 Nro. 47,665 ^ . 174,102; 2000 Nro. 273,886; 1000 ./fs Nro.
eingenommen haben erweisen Sieunseren Ansichten 057; je 500-Ä Nr. 57,319, 140,138, 100,605,
N-rwtz-i 169 , 928 , 213,026, 176,781, 276,583,
177,260, 9969, 208,452, 208,268,37,699, 150,680, 73,365, 145,668, 144,121, 35,589, 299,629,
255,813. _ (Ohne Gewähr.)
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Kleinere Mitteilungen.
Reutlingen, 14. Jan. Aufsehen erregt hier das ptötztiche Verschwinden eines hiesigen Oekonomen, der einen ausgedehnten Milchhandcl betrieb und sich eines sehr guten Kredits erfreute. Dieses Verschwinden soll mit Hinterlassung einer großen Schuldenlast, man spricht von 80000 zusammen!,äugen. In einem hinterlassenen Brief nimmt er von seiner Frau Abschied auf Nimmerwiedersehen. Ta er 2000 . //, bares Geld mitnahm, vermutet man ihn auf dem Wege nach Amerika.
Das Stä-dchen Klingenberg am Main zieht aus seinen Thongruben so viel Geld, daß die Bürger nicht nur keine Steuern zahlen, sondern jährlich aus der Stadtkasse eine hübsche Summe erhalten. Im letzten Jahr hat sogar zur Ableistung seiner Militärpflicht eingezogene Bürgersohn der Stadt Klingenberg aus der Gemeindekasse ein Weihnachtsgeschenk von 15 ,,/i( erhalten.
Eine Sommernniform für Offiziere der
'--^»xer sich eine Nähmaschine anzuschaffen
7 beabsichtigt, wende sich vertrauensvoll an das Fabriklager von 0. kicliler, ktagolä. Preise und Zeichnungen gratis und franko. Einziges Spezialgeschäft nebst bestrenommierter Reparatur- werkstätte des Bezirks, Nagold, Herrenberg, Horb, Calw, Leonberg, Neuenbürg, Freuden stadt rc.
Hiezu das Unterhaltungsblatt dir. 3.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.