Verfahren" am 12. April den Tod des Kaisers Fried­rich beschleunigt zu haben. Mackenzie behauptet, auch niemals daran gezweiselt zu haben, daß die Krankheit Kaiser Friedrichs Krebs gewesen sei.

Berlins 12. Okt. Die Vermählung des Kronprinzen von Griechenland mit der Prin­zessin Sofie von Preußen findet Oktober 1889 zu Athen statt, und zwar in der dortigen Kathedrale nach dem griechischen Ritus. Kaiser Wilhelm werde der Hochzeit anwohnen, und auf seiner Reise nach Athen von einem deutschen Geschwader begleitet werden.

Berlin, 12. Okt. DieBerliner Politischen Nachrichten" melden, daß eine seinerzeit dem Kaiser Friedrich für geheime Korrespondenzen mit den ober­sten Reichsbehörden zur Verfügung gestellte Chiffre, welche sich zur Zeit des Todes des Monarchen noch im Sterbezimmer befand, abhanden gekommen und spurlos verschwunden sei.

Oesterreich-Ungarn.

Dem Wr. Fremdenbl. wird aus Mürz st eg berichtet: Die erste Audienz des Grafen Bismarck bei Kaiser Wilhelm am 9. Oktober dauerte unge­wöhnlich lange, da der Minister sehr wichtige Depe­schen überbrachte. Man bringt die plötzliche Reise mit der Tagebuch-Affaire in Verbindung. Es heißt, Geheimrat Geffcken werde doch freigelassen werden.

Belgien.

Brüsseler Blättern zufolge wünscht der Papst den Anschluß der Katholiken aller Länder an den Protest des Freiburger Katholikentages.

Italien.

Rom, 10. Okt. Zu Ehren der Anwesenheit des Kaisers Wilhelm beschloß die Municipalität, alle jetzt im städtischen Leihamt verfallenen Pfänder bis zu 3 Lire den Inhabern unentgeltlich zurückzu­geben.

Rom, 11. Okt. Der Menschenandrang nimmt stetig zu. Die ganze Triumphstraße ist überaus prachtvoll dekoriert. Der Weg, den Kaiser Wilhelm nimmt, ist mit gelbem Sand bestreut. Eine Ehren­kompagnie mit Musik, vom 5. Infanterie-Regiment gestellt, steht auf dem Bahnhofe, woselbst die deutsche Flagge weht. Ein dort errichteter Baldachin tragt auf dem Plafond aus weißer Seide das deutsche Reichswappen und das preußische Wappen, umgeben von einem Lorbeerkranz und zahlreichen grünen, wei­ßen und roten Rosen. Die Tribüne auf der Giunta und der Triumphbogen auf der Piazza delle ferme zeichnen sich besonders durch ihren Schmuck aus. Alle Mastbäume sind mit grünem Lorbeer umwun­den, auf ihnen sind die Schilder und Flaggen sämt­licher italienischen Städte angebracht.

Rom, 11. Okt. Der deutsche Kaiser wurde von einer ungeheueren Volksmenge mit unbeschreib­lichem Jubel begrüßt. Das Wetter ist prachtvoll. Sobald der Zug hielt, eilte König Humbert dem Kaiser, der die Uniform des Leib-Garde-Husaren

Der Bürgermeister erließ abends eine Bekanntma­chung, worin er der Einwohnerschaft mitteilt, der Kaiser sei tief gerührt von den Zeichen der Zunei­gung und Sympathie, die ihm bei seiner Ankunft zu teil geworden. Der Kaiser habe ihn beauftragt, der gesamten Bevölkerung für die imposanten Huldigun­gen zu danken.

Rom, 11. Okt. Das Verhalten des Volkes war trotz des ungeheuren Andranges musterhaft. Die Jrredentisten hatten an zwei Punkten versucht, rote Zettelchen mit der Aufschrift:Nieder mit dem Drei­bund, wir wollen Triest und Trient!" in den könig­lichen Wagen zu werfen. Das Volk schaffte aber selbst Ordnung.

Rom, 12. Okt. Gestern abend wurde ein Knabe verhaftet wegen Werfens itqlienisch-franzö- sisch-irredentistischer Zettel; nachts wegen desselben Vergehens der Direktor eines republikanisch-sozialisti­schen Journals, Albani.

! Rom, 12. Okt. Gegen 1 Uhr fuhr das Ge- j folge des Kaisers in Privatwagen vor dem preußi- ! schen Gesandtschaftspalais vor, von hier aus erfolgte ! die Auffahrt zum Vatikan. Der Kaiser saß in einem ^ eigenen, von Berlin gesendeten Hofwagen; in den , ! weiteren Wagen folgten die General- und Flügelad- ! ! jutanten, der Staatsminister Graf Herbert Bismarck,

! und das gesamte höhere Gefolge. Der Kaiser be­gab sich zuerst zum Besuch des Papstes in den Va­tikan. Prinz Heinrich, welcher später eintraf, wurde auch erst später vom Papste empfangen. Die Rück­fahrt erfolgte in der nämlichen Weise wie die Her­fahrt; sie ging nach dem preußischen Gesandtschafts­palais. Heute abend um 7 Uhr findet große Gala­tafel im Quirinal statt.

Rom, 13. Okt. Bei dem gestrigen Gala- Di n e r drückte K ö n i g H u m b e r t seine tiefe Freude und lebhafte Dankbarkeit aus über die Anwesenheit des Oberhauptes einer großen Nation und ruhm­reichen Dynastie, und betonte die alte feste Freund­schaft und die Bundesgcnossenschaft, welche ein neues Pfand für die Erhaltung des Friedens bilde. Der König trank auf das Wohl des Kaisers, auf das Wohl der Kaiserin und auf das Wohl der deutschen ! Armee und den Ruhm Deutschlands. Der Kaiser dankte in deutscher Sprache für die Erwähnung der von den Vätern geschlossenen Bundesgenossenschaft, dasselbe finde bei ihm ein lebhaftes Echo. Die von ihren großen Herrschern geleiteten Länder hätten ihre Einheit mit dem Schwert erobern müssen und diese Analogie schließt ein immerwährendes Zusammenge­hen beider Völker in sich. Dies sei die sicherste Frie­densbürgschaft, und diese Beziehungen haben durch den erhebenden Empfang der Hauptstadt lebhaften Ausdruck erhalten. Ich erhebe das Glas auf das Wohl Sr. Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin und das Wohl der tapferen Armee!

Einzuge in R o m dargebracht. Aus zahlreichen Fen­stern wurden von jden Damen Bandfchleifen herab­geworfen , die auf einer Seite die italienischen Na­tionalfarben mit den Worten:Viva Umbsrto I., Ilsä Italia", und auf der anderen Seite wieder die deutschen Reichsfarben mit den deutschen Worten:Es lebe Wilhelm II., Kaiser von Deutschland," zeigten. Der Fremdenandrang war kolossal, in den Ho­tels ist auch das letzte Winkelchen besetzt. Für ein Fenster in der Einzugsstraße wurden bis S00 Lire, für einen Balkon 1000 Lire bezahlt. Haushoher Enthusiasmus herrschte in der ganzen Stadt. England.

London, 12. Okt. Ein Extrablatt derPall Mall Gazette" bringt die wörtliche Uebersetzung des Tagebuchs aus derDeutsch. Rundschau".Daily News" druckt einen Brief der Kaiserin Friedrich ab, worin sie bestätigt, daß Dr. Mackenzie von Anfang an die Möglichkeit eines bösartigen Charakters der Krankheit des Kaisers Friedrich zugegeben habe.

London, 12. Okt. Ein Telegramm des Lloyds aus New-Iork meldet, die Pratt'sche Petroleumraffi­nerie sowie der Hamburger PetroleumdampserHa- vis" sind in Brand geraten. Einzelheiten fehlen.

Rußland.

Zwei grimmige Feinde Bismarcks in Pe­te r s b u r g, die einflußreichen Zeitungen Grashdanin und Nowoje Wremja, sind durch die Veröffentlichung des Tagebuches Kaiser Friedrichs bekehrt worden. Sie haben aus demselben herausgefunden, daß Bis­marck nicht gegen die Interessen Rußlands gewirkt hat, sondern für dieselben, indem er der englischen ruffenfeindlichen Politik seine Mitwirkung versagt hat. So hat die Veröffentlichung des Tagebuchs doch auch ihr Gutes gehabt.

Bulgarien.

Sofia, 10. Okt. Zufolge Nachrichten, welche der bulgarischen Regierung und diplomatischen Krei­sen aus Konstantinopel zugegangen sind, hat Ruß­land neue Vorschläge in Betreff Bulgariens den Signatarmächten unterbreitet. Darnach verlangt Muß­land jetzt nur die Einsetzung einer aus Mitgliedern aller Parteien zusammengesetzten Regierung, die Ent­sendung eines türkischen Kommissars, die Ausschrei­bung von Neuwahlen zur Sobranje und eine Für­stenwahl. (Die alte Geschichte!)

Die bulgarische Regierung besorgt kein Eingreifen Rußlands in der nächsten Zeit, und man lebt also in Sofia recht vergnügt, nur die Finanznot drückt gewaltig. Aussicht, Geld zu erhalten, ist dabei nicht im mindesten vorhanden.

Amerika.

Aus Nordamerika wird nach längerer Pause wieder einmal ein großes Eisenbahnunglück gemeldet: Auf der Eisenbahn in Lehigthale in Pennsylvanien

Rom, 13. Okt. Crispi sandte gestern an ! stießen am Mittwoch zwei Züge auf einander, die den Reichskanzler in Friedrichsruhe ein Tele- Mit Personen, welche einem katholischen Feste beige-

Regimentes und das Band des Annunziaten-Ordens gramm, worin er die Liebe des italienischen Volkes Mohnt hatten, besetzt waren. Mehrere Wagen wur-

trug, entgegen und umarmte und küßte ihn wieder­holt. Einen gleich herzlichen Charakter hatte die Begrüßung des Prinzen Heinrich, der die Marine- Uniform trug, durch den König sowie die Begrü­ßung des Kaisers mit den Prinzen des königlichen Hauses. Zum Empfang waren anwesend die Mit­glieder der deutschen Botschaft, der Botschaftspredi

zu Deutschland betonte und den Wunsch aussprach, - den zertrümmert; die Zahl der Personen, welche bei daß das Bündnis stets so herzlich und intim zum ' dem Unfall das Leben einbüßten, wird ans 40 an- Ruhm der beiden Völker und Besten des Friedens gegeben.

Europas bleiben möge. Der Reichskanzler sandte ein Danktelegramm, worin er sagte, das Bewußtsein gemeinsamer Arbeit zur Befestigung der gegenseitigen Freundschaft der Souveräne und Länder und des

gerader kommandierende General Pallavicini, der festen Willens, dieselbe zu erhalten und immer inti

Präfekt und der Bürgermeister. Die Musik into­nierte die preußische Volkshymne. Nachdem der Kaiser und der König die Ehrenkompagnie abge­schritten, begaben dieselben sich in das KönigS- zimmer, woselbst die Vorstellung deS Gefolges stattfand. Hierauf fuhren Kaiser Wilhelm und Kö­nig Humbert im zweispännigen Hofwagen mit Spi­tzenreitern in langsamem Schritt nach dem Quirinal

mer zu gestalten, bilden eine meinem Herzen teure Verbindung zwischen den glänzenden Festen Roms und dem einsamen Walde, welchen Sie vor zwei Monaten mit mir durchwanderten.

Rom, 13. Okt. König Humbert verlieh dem Kaiser den Militärorden von Savoyen, den höchsten Militärorden Italiens.

Rom, 13. Okt. Die Truppenparade ist glän>

In einem zweiten Wagen folgte Prinz Heinrich mit zend verlaufen. Der Kaiser sprach dem König dem Kronprinzen. Von den dichten Volksmassen Humbert seine Anerkennung und feinen Dank für die wurden die Herrschaften mit unausgesetzten stürmi- . ausgezeichnete Leistung der Truppen aus. Die- schen Hochrufen und Händeklatschen begrüßt. Im 1 nigin und sämtliche Prinzessinen wohnten vor einem Empfangssaale des Quirinals wurde der Kaiser von auf dem Paradefelde errichteten Pavillon der Truppen­der Königin und allen Prinzessinnen empfangen, i schau bei. Auf dem Paradefelde waren unabsehbare Der Königin küßte der Kaiser die Hand. Abends ^ Menschenmassen versammelt.

7 Uhr findet Familiendiner statt. Die Straßen wer- , Rom, 13. Okt. Kaiser Wilh elm überreichte den abends illuminiert, auf den Hauptplätzen spielen gestern dem Papste eine goldene Tabatiöce mit die Musikkorps. Edelsteinen besetzt, mit dem Bilde des Kaisers auf

Nom, 11. Okt. Der Kaiser besuchte abends dem Deckel. Auch dem Msgr. Mocenni schenkte der 6'/i Uhr den Herzog und die Herzogin von Aosta, Kaiser eine reichgeschmückte Tabatiöre. die Herzogin-Witwe von Genua, sowie deren Sohn Eine sinnige Huldigung wurde dem deutschen den Herzog von Genua und dessen Gemahlin. Kaiser und dem Könige von Italien bei ihrem

Newyork, 11. Okt. Bei dem Eisenbahn­unfall in Pennsylvanien wurden 49 Personen getö­tet und 22 verwundet.

Handel L Verkehr.

Eßlingen, 10. Okt. Obstpreise. Zugeführt waren 1600 Ztr. Mostobst. Preist 3-3.50 per Ztr. bei raschem Verkauf. Das gebrochene Obst kostete 45 >.« per Ztr. Heilbronn, 11. Okt. Aepfel ^ 2.803.20, Birnen ^ 2.80 bis ^ 3.50, gemischt 2.80 -3.15, gebrochen 4-6 per Ztr. Ebingen, 11. Okt. Zufuhr ca. 480 Säcke, Preise für Aepfel ^ 4-4.80, Mostbirnen ^ 5.50 -7.50 per Sack.

Konkurseröffnungen. Johann Georg Kemmler, Weber in Döffingen (Böblingen.) Louis Rall, Kaufmann in Teinach (Calw.) Karl Späth, Sattler in Dürrmenz (Maulbronn.) Nachlaß des verstorbenen Johannes Schcuffele, Oekonomen in Ulm. Daniel Oßwald, Maurer in Neuhausen (Urach.)

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