gen vom Kronprinzen und den Prinzen Wilhelm und Heinrich. Am Bahnhofe war eine Ehrenkom­pagnie des zweiten Garde-Regiments aufgestellt, welche die rumänische Nationalhymne intonierte. Der König schritt die Front ab und fuhr dann mit der Königin und dem Kronprinzen nach dem Schlosse. Eine halbe Stunde später traf der Herzog von Aosta ein.

Berlin, 21. März. DieNordd. Allg. Ztg." erwähnt das Gerücht, dem Leibarzt des Kaisers, Dr. Lauer, werde eine Dotation von 300000 ^ erbeten werden.

Berlin, 2l. März. Die Stadtbehörden be­schlossen, der Kaiser Wilhelm-Augusta-Stiftung an­läßlich des Geburtstages des Kaisers 300000 zu überweisen, und dem Kaiser an seinem Geburtstage hiervon Kenntnis geben zu lassen.

Berlin, 21. März. Gerüchtweise verlautet, daß der vom Papste anläßlich des Geburtstages des Kaisers Wilhelm hieher abgesandte Gallimberti beauftragt sei, dem Bischof Kopp die Weisungen des päpstlichen Stuhles bezüglich der kirchenpoliti­schen Vorlage mitznteilen.

Berlin, 22. März. Der Fackelzug der hiesigen Studentenschaft, an welchem ca. 4000 Fackelträger teilnahmen, ist glänzend verlaufen. Vor dem Kaiserpalais fand eine großartige Ovation statt. Der Kaiser stand mit der Kaiserin und den großherzoglichen Paaren am Parterrefenster des Pa­lais und dankte wiederholt; später ließ der hohe Jubilar einige Chargierten zu sich entbieten, sprach denselben gegenüber noch besonders seinen Dank aus und äußerte seine Freude und Genugthuung über den Geist der jetzigen Studentenschaft; er erwarte viel von der akademischen Jugend. Die Verhältnisse und Zeiten seien sehr ernst. Auch berührte der Kai­ser die Reichstagsauflösung, zu der er sich nur not­gedrungen entschlossen habe. Weitere stürmische Ovationen der Studentenschaft fanden vor dem Reichs­kanzlerpalais , am Generalstabsgebäude und vor Moltke's Wohnung statt.

Die Kaiserin Augusta hat aus Anlaß des bevorstehenden Geburtstages des Kaisers den Ber­liner Volksküchen 1000 dem Asylverein 1000 vlL, den Sanitätswachen 2000 überwiesen.

Die Budgetkommission des Reichstags hat im Reichshaushalt im Ganzen 1286295 ^ gestri­chen, um welchen Betrag also die Matrikularbeiträge ermäßigt werden. Von der Anleihe sind 384000-^ gestrichen worden.

Der Malzextrakt-Fabrikant Johann Hoff wer kennt fein braunes Getränke nicht! ist am Mittwoch, 61 Jahre alt, in Berlin an einem Herzschlag verschieden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 19. März. Der Geburtstag des Kai­sers Wilhelm wird in der Ofener Hofburg am Diens­tag durch ein großes Festmahl des Kaisers gefeiert. Montag findet auf der deutschen Botschaft ein Fest­mahl statt, an welchem die deutsche Diplomatie, das Konsulat und einige Vertreter der deutschen Kolonie teilnehmen. Graf Kalnoky reist nach Pest zum dortigen Festmahl, ebenso Oberhofmeister Prinz zu Hohenlohe. Eine prachtvolle Adresse hiesiger Reichs­deutscher geht morgen mit dem Botschaftskourier nach Berlin ab.

Wien, 21. März. Man meldet dem Franks. Journ.: Der Kronprinz Viktor Emanuel soll sich mit der Erzherzogin Margarete von Oesterreich ver­loben.

Ein großer Postdiebstahl ist in Wien ent­deckt: ein an die Güterverwaltung des Erzherzogs Franz Ferdinand d'Este aus Pisa mit 77 000 Lire ! Wertangabe gesendeter Brief traf an der Donau nur mit einem Inhalt von Papierschnitzeln ein. Vom Diebe fehlt zur Stunde jede Spur.

Pest, 20. März. Kaiser Franz Josef empfing auf dem Bahnhofe das durchreisende r u- l manische Königspaar und gab im Gespräche mit ^ demselben seinem Bedauern Ausdruck, daß er nicht ^ 'selbst zur Kaiserfeier nach Berlin fahren könne; er beneide das Königspaar um die schönen Tage, welche es dort verleben werde.

Schweiz.

Bern, 21. März. Das Volk im Cauton Waadt beschloß mit 23 000 gegen 7 000 Stimmen ^ die verlangte Subventionierung einer Bahn über den ^ Simplon (4 Millionen). Das Volk in Wallis faßte denselben Beschluß mit 14000 gegen 2000 Stimmen (eine Million).

Italien.

Herr v. Keudell, der deutsche Botschafter in Rom, hat seinen Abschied erbeten; er hat es übel genommen, daß der Bündnisvertrag mit Italien über seinen Kopf hinüber von einem andern, Graf de Launey, abgeschlossen worden ist. Er hat lange Zeit bei dem Fürsten Bismarck sehr viel gegolten und ihm auch gelegentlich, wie David durch sein Harfen­spiel dem Saul, die Wolken des Unmuts von der sorgenvollen Stirn verscheucht.

Frankreich.

Paris, 19. März. Goblet erklärte einem amerikanischen (!) Journalisten, es hätte sich eine Annäherung Frankreichs an Rußland vollzogen. (?) Herbette wurde aufgefordert, Urlaub zu nehmen und nach Paris zu kommen.

Paris, 22. März. Gestern fand eine sehr glänzende Soiree zur Feier des Geburtstages des Kaisers Wilhelm auf der deutschen Botschaft statt. Sämtliche Minister, die Präsidenten des Senats und der Kammer, die Spitzen aller Behörden, eine große Anzahl von Senatoren und Deputierten der verschie­denen Parteien, darunter v. Freycinet, Clemenceau, Andrieux, Leon Say, sowie sämtliche Mitglieder des diplomatischen Korps und zahlreiche Mitglieder .der deutschen Kolonie waren anwesend. Die fremden und deutschen Damen überboten sich in der Eleganz der Toiletten. Nach Mitternacht brachte im Speisesaale Graf Münster in schwungvoller Rede einen Toast auf den Kaiser aus, worauf alle anwesenden Deut­schen das:Heil dir im Siegerkranze" anstimmtcn.

Die Pariser fangen an, recht ungalant zu werden. Haben sie doch die Frage auf's Tapet gebracht, ob der Mann das Recht besitze, die Briefe zu lesen, die seine Frau schreibt, und diejenigen zu öffnen, welche an dieselbe gerichtet sind. Und, was das Schlimmste sein dürfte, mit einer an Einstim­migkeit grenzenden Mehrheit wurde die Frage zu Gunsten des unbeschränkten Rechtes des Mannes entschieden. Alle Rechtskundige, deren Urteil cingeholt wurde, haben ohne Aus­nahme nachgewiesen, daß der Mann, als Haupt der Familie, auch die Verantwortung der ehelichen Gemeinschaft trage. Er müsse seine Frau schützen und über sie wachen, folglich müß­ten ihm auch alle Rechte zustehen.

Spanien.

Der Botschafter Spaniens beim heiligen Stuhle, der jüngst von Madrid nach Rom zurück­gekehrt ist, hat dem Papste als Geschenk der Köni- gin-Regentin einen prachtvollen Ring überbracht. Derselbe besteht aus einem ungewöhnlich großen und feurigen Saphir, der von Brillanten eingefaßt ist. Das Geschenk begleitete ein eigenhändiger Brief der Königin, welcher mitteilte, daß der Ring dem heili­gen Vater als Pathe des jungen Königs zu seinem Priesterjubiläum bestimmt sei.

Das spanische Kabinett Sagasta hat in Be­treff eines wichtigen Teiles seines liberalen Pro­gramms sein Wort eingelöst: die Zivilehe wird in Spanien eingeführt. Die Madrider Blätter veröf­fentlichen die zwischen der liberalen Regierung und dem Vatikan vereinbarte Formel, derzufolge ein Friedensrichter oder irgend ein anderer Zivilfunktio­när der kirchlichen Trauung beiwohnen und dieselbe in die Standesregister eintragen wird. Bei den nicht­kirchlich geschlossenen Ehen erkennt die Kirche dem Staate das Recht zu, deren Gültigkeit den staatlichen Gesetzen gemäß zu konstatieren.

England.

London, 19. März. Im Unterhaus ent­spann sich gestern eine lebhafte Debatte über die Verhaftung des irischen Priesters Keller, der beschul­digt ist, den Pächtern Nichtzahlen der Zinse angera­ten zu haben. Der verhaftete Keller empfing in Irland die größten Huldigungen von der Geistlichkeit und dem Volk.

Rußland.

Petersburg, 19. März. (Zum Mordver­such auf den Zaren). Dem Petersburger Vertreter derTimes" zufolge hätte die Berliner Polizei seit dem türkischen Kriege stets die allwissende Warne­rin in Petersburg gespielt, ohne aber die gebührende Beachtung zu finden. Vor der Sprengung im Win­terpalaste sandte sie einen von -ihr aufgefundenen Plan des Palastes nach Petersburg, in welchem die Stellen, wo der Dynamit versteckt ward, mit drei Kreuzen bezeichnet waren; indessen verlachten Gras Adlerberg und die Hausbeamten diese Mahnung, bis die Sprengung erfolgte. Diesmal nahm sich der Polizeipräfekr, General Gresser, wenigstens den Wink aus Berlin insoweit zu Herzen, als er den Kaiser davon benachrichtigte und durch ihn die Zarin von der

Absicht, die Fastenzeit vollständig in der Hauptstadt zu verbringen, abbringen ließ.

Petersburg. Infolge des Attentatsplanes sind im Ganzen etwa 140 Personen verhaftet worden, darunter 40 Studenten, 20 Studentinnen, mehrere Kadetten und eine Anzahl Offiziere, von letzteren drei aus der Leibgarde. Das Auftreten der Atten­täter im Verhör wird als äußerst frech geschildert. Sie sagten, nach ihrem Tode wären noch genug An­dere zu der gleichen That bereit. Sie sollen in Süd­rußland gebürtig sein und von einer Kosakenfamilie abstammen. Ihren wahren Namen festzustellen, ist noch nicht gelungen. Die Attentäter sollen fern in einem unterirdischen Magazin des Woßnessenski-Pro- spekt gearbeitet haben. Die Verschwörer hatten durch den Hauskanal eine Verbindung mit der Newa her­gestellt und sich das Wasser des Stromes nutzbar gemacht; es trieb ihnen Transmissionen, sie schliffen Eisen und formten Bomben. Das ganze Kellerlokal soll mit Matratzen und Strohsäcken austapeziert ge­wesen sein, so daß kein Lärm nach außen dringen konnte. Die Gesellschaft nannte sichdas blutende Rußland" und ihre Parole wardas Leben für die heilig e Sache"._

Kleinere Mitteilungen.

Laßt die Toten ruhn! Aus Ruhrort wird der F. Ztg. geschrieben: Ein Duisburger Gerichtsvollzieher macht in den Lokalblättern folgendes bekannt:Im Auftrag des Verwal­ters der Konkursmasse des Steinhaners Tubbesing in Ruhr­ort werde ich den auf der Ruhestätte der Familie Müller- Jäger auf dem neuen Friedhof hier rechts des Hauptein- gangs stehenden, zur genannten Konkursmasse gehörigen Grab­stein am Freitag .den 18. d. M., Vormittags 11 Uhr, an Ort und Stelle auf dem Friedhof hier öffentlich und meist­bietend gegen Barzahlung versteigern." Kommentar überflüssig.

Zwei Luzerner Buchdrucker, die am 30. Januar eine Besteigung des Pilatus unternahmen, fanden auf dem Gipfel eine Flasche mit einem Brief folgenden Inhalts:An den nächsten Besucher des Pilatus! Gott grüß sie Kunst! Am 1. November 1886 nachmittags 4 Uhr lagerten hier zwei reisende Jünger Gutenbergs, bewunderten die herrliche Aus­sicht, frühstückten gehörig, zählten ihre Barschaft, bestehend aus 34-j-36 Rappen, somit total 70 Rappen, und wünschen, daß jeder Tourist, der diesen erhabenen Gipfel betritt, einen so heitern Sinn und eine so gute Laune mitbringcn kann wie wir beiden armen Teufel. Mit Verachtung sehen wir auf das kleinliche Getriebe in den Niederungen herab, können aber den Wunsch doch nicht unterdrücken, recht bald in Luzern unter Menschen zu kommen."

Während in Paris und Berlin Hungerkünstlcr von sich reden machen, bildet in Pass au ein Eßkünstler das Stadtgespräch. Der Mann, ein Viehhändler, produziert sich wöchentlich in einer Wirtschaft vor einem zahlreichen Publikum und verzehrt unglaubliche Quantitäten mit großem Appetit. Bei der ersten Produktion vertilgte -der Eßkünstler 20 Lungenwürste und 4 paar Bratwürste, bei der zweiten 7 Pfund Schweinebraten und bei der letzten eine Ziege mit 23 Pfund Fleischgewicht. Nächstens will er sich über ein Kalb hermachen.

In dem Dorfe Stolz cnhagen bei Stettin ist eine Brandstifterbande von ca. 12 Mitgliedern verhaftet worden, welche in den Tagen vom 12.14. d. Mts. zu drei verschie­denen Malen mit Erfolg Feuer angelegt hat, uni, wie die Verhafteten bei ihrer Vernehmung aussagten, durch den Wie­deraufbau der abgesengten Gebäude Arbeit und Verdienst zu erhalten. _

Handel L Verkehr.

(Preise der Lebensbedürfnisse in Stuttgart auf dem Wochenmarkt vom 19. März). 1 Pfd. süße Butter 14L 20 4, saure Butter 1 4L 10 4, 1 Pfd. Rindschmalz 1 ,lL 30 4, Schweineschmalz 70 4, 1 Liter Milch 16 4, 10 frische Eier 50 4, 1 Pfd. Weißbrot 13 4 , 1 Pfd. Halbweißbrot 12 4 , 1 Pfd. Hausbrot 10 4, 1 Paar Wecken wiegen 80120 Gr.

1 Pfd. Ochsenfleisch 70 4, Rindfleisch 60 4 , Schweinefleisch 65 4, Kalbfleisch 65 4, Hammelfleisch 60 4, 1 Ztr. Heu

2 4L 80 4, Stroh 2 4L 10 -2 4L 40 4.

Stuttgart, 21. März. (Landesproduktenbörsc). Wir notieren per lOO Kilogr.: Weizen, norddeutscher 19 25 4 ,

fax. 2060 4, Wettcrauer 19 ^ 75 4, fränkischer 19 4L 75 4, Kernen, Oberländer 20 4L, Dinkel 13 .tL

Ulm a. D. (Meßberichte). Leder: Bei dem am 7. und 8. März abgehaltenen Ledermarkte, welcher sich starker Zufuhren erfreute, machte sich schon bei Beginn des Marktes eine so gute und feste Tendenz bemerkbar, daß sämtliche La­ger mit geringer Ausnahme rasch abgesetzt werden konnten. Besonders begehrt war Sohlleder, Schmalleder und Kalble­der, und diese Sorten haben bei guter Qualität einige Pro­zente mehr als auf dem Herbstmarkte erzielt. Dem Markte wurden zugeführt 84600 Kilo und hiervon verkauft: 13372 Kilo Sohlleder, 44 437 Kilo Schmal- und Wildleder, 3683 Kilo Kalblcder, 19090 Kilo Zeugledcr, zns. 80582 Kilo nnt einer Umsatzsnmme von ca. 250000 Der nächste Herbst- Ledermarkt findet am 19. und 20. Sept. 1887 statt.

Konkurseröffnungen. Josef Hildenbrand, Bäcker und Wirt in Leutkirch. Johann Ludwig Streng, Konditor m Ludwigsburg. _.

Badische 4 PCI. 100 Thaler-Lose von 1867.

Die nächste Ziehung findet am 1. April statt. Gegen den Kursverlust von ca. 105 Mark pro Stück bei der Auslosung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Kra«,öfische Straße IS, die Versicherung für eine Prämie v on S Mark pro Stück.

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