oenzeitungen von Samstag erschienen mit Trauer­rand und enthielten Artikel, welche die Verdienst« des verstorbenen Herzogs hervorheben.

London, 31. März. Eine Extra-Ausgabe des Obscrver" aus Kairo (30. März) meldet: General Gordon machte aus Khartum einen Ausfall; die egyptischen Truppen ergriffen aber infolge einer entstandenen Panik die Flucht, und Gordon war deshalb genötigt, sich zurückzuzichen und nach Khar­

tum zurückzukehren.

London. 31. März. Es wird der Frkf. Z. gerüchtweise gemeldet, Khartum sei an den Stellver­treter des Mahdi übergeben, Gordon und Stewart gefangen.

Schweden und Norwegen.

Schlag auf Schlag folgen sich die Verurteilungen der norwegischen Minister durch das Reichsgericht in Christiania. Kürzlich wurde die 6. dieser Verur­teilungen veröffentlicht.

Italien.

Rom, 30. März. Das Ministerium ist kon- stituirt, und leistet heute Abend den Eid.

Der Schwurgerichtshof in Vercelli (Nordita­lien) hat kürzlich den Bürgermeister Capelletto di Carvo und zwei Gemeinderäte wegen Raubmords

zum Tode verurteilt.

Afrika.

Die Vorgänge am Nil beginnen einen Wieder - hall am Senegal zu erhalten. Die dortigen Mau­ren, welche seit lange Verbündete Frankreichs waren, sollen den Allianzvertrag zerrissen und die auf fran­zösischem Gebiet wohnenden Schwarzen ausgeplün­dert haben. Auch das Foutagebiet ist bereit, sich in Masse zu erheben.

Amerika.

Cincinnati, 28. März. Infolge eines mil­den Erkenntnisses in einem Mordprozesse sammelte sich ein VolkShaufcn um das Gefängnis, worin noch mehrere des Mordes Angeklagte inhaftiert waren. Das icguirierte Militär machte von der Waffe Ge­brauch, wodurch mehrere Tumultuanten getötet wur­den. Der Volkshaufe wuchs au und bemächtigte sich aller Waffen und Munition des Zeughauses und be­drohte fortgesetzt das Gefängnis. Ein Gefangener entkam während des Transportes nach einer Nach­barstadt aus dem Bahnzuge.

Cincinnati, 31. März. Vergangene Nacht fanden neue Ruhestörungen statt. Die Volksmenge umringte das Gefängnis, welches von Polizei und Militär besetzt war, steckte das Gerichtsgebäude und andere Gebäude in Brand, verhinderte die Feuer­wehr am Löschen, bis das Militär letztere unterstützte. Volksmenge wie Militär gebrauchten Schußwaffen; über 50 Ruhestörer wurden getötet, die Volksmenge erbeutete eine Kanone, jedoch ohne Munition; die Polizei nahm die Kanone später wieder und zerstreute die Tumultuanten.

New-Jork, 31. März. Die-Ruhestörungen in Cincinnati erregen großes Aufsehen. Die Zahl der Toten wird auf 100, die der Verwundeten auf 300 angegeben. Die Truppen sollen sehr rücksichts­los mit einem Galling-Geschütz auf die Menschen­masse geschossen haben. Als Ursache der Ruhestö­rungen wird wiederholt angegeben, in dem Gefäng­nisse von Cincinnati sei eine größere Anzahl Perso­nen interniert, die mehrerer Mordthaten angeklagt sind. Die Bevölkerung habe im Hinblick auf ein in einem früheren Prozesse ergangenes Urteil gefürch­tet, die Angeklagten würden nicht die verdiente Strafe erhalten, und wollte deshalb an den Gefan­genen Lynchjustiz ausüben.

Handel H Verkehr.

(Konkurseröffnungen.) Friedrich Kochendörfer, jun., Kürschner von Crailsheim, z. Z. flüchtig. Joseph Kienle, Felsenwirt und Korbmacher von Burgberg. Bonaventura Hag­spiel, Bauer in Wielazhofcn, Gde. Wuchzenhofcn. Friedrich Bauer, Obcramlsdiener in Neresheim. Adolf Eitel, Handels­mann von Eningen.

X Alten steig, 1. April. (Marktbericht.) Vichmarkt: Handel im Allgemeinen ziemlich gut zu stehenden Preisen. Fettwaare gesucht und gut bezahlt. Prima fette Ochsen nicht vorhanden. Höchster Preis für 1 Paar fette Ochsen 1200 erstanden von Gcbr. Stern in Mahlsch (Baden.) Ncumelkende Kühe und niihigcs Vieh gesucht. Höchster Preis für eine- hige Kalbel 382 von einem Frendcnstädter Händler gekauft. Schweinemarkt: Läufer viele am Platze zu billigen Preisen; Sangschwcine zu 1626 pr. Paar. Krämcrmarkt bedeu­tungslos.

Stuttgart, 3l. März. (Landesproduktenbörsc.) Der flaue Geschäftsgang machte sich auf unserer heutigen Börse sehr bemerkiich. Der Mehlabsatz geht schleppend und dem entspre­chend auch der Weizenhandel, nur für Haber ist starker Begehr vorhanden. Wir notiren per 100 Kilogr.: Weizen, baierischer

20 50 <>, kalifornischer 21 Kernen 20 75 Haber

14 40 ^ bis 15 ^ 25 TmrLschnillsmehlpreisc per

100 Kilogr. incl. Sack pro März 1864. Mehl Nr. 1 30 50 ^ bis 31 50 ^j, Nr. 2 28 -29 Nr. 3 28 bis

26 50 «l, Nr. 4 20 50 bis 21 50 SuppeugrieS

31 50 ^1, Kleie mit Sack 9 50 4 per 100 Kilo je nach

Qualität.

Lin Kind der Armnth.

Erzählung von M. Gerbrandt. (L. Calm.)

(Fortsetzung.)

Wie wäre es daher, fuhr Baron Nordheim fort,wenn wir fortan, um diese Mißgriffe meiner Wohlthätigkeit zu vermeiden, unser Wohlthätigkeitsge- schäft in Compagnie trieben? Ich entdecke Wunden, sie heilen dieselben. Wollen Sie?"

Sie dachte daran, wie ihr einst ein Anderer Ka­meradschaft zum nützlichen Werk geboten und sic her­nach so rücksichtslds sortgestoßen. Baron Adolf würde kein Weib beleidigen. Eine leise Warnung siüsterie ihr Gewissen wohl aber es galt ja einen so edlen Zweck.

Von Herzen gern," sagte sic nach einer kleinen Panse dann ganz nnbefangen.

Ich danke Ihnen!" erwiderte der Baron in einem herzlichen Tone und fuhr dann fort:Wenn ich so nachdenke, finde ich's überhaupt seltsam, wie so viele meiner besseren Absichten gerade zum Bösen aus- schlugen. Man nennt mich leichtsinnig, frivol, wankel- mnthig ich mag wohl von all diesen Untugenden etwas besitzen und es auch hie und da bewiesen haben, und unsere Gesellschaft ignorirt leider vollständig den edlen Grundsatz:Dem sei viel vergeben, der viel geliebt!" Ich bitte um Verzeihung, mein Fräulein, ich mag mich nicht besser machen, als ich bin. Aber ist es nicht trostlos, in meinem Alter von 27 Jahren sehen zn müssen, daß Fehler, die doch schließlich mehr Fehler der Jugend, des Tcmparaments waren, einen Fluch für das ganze übrige Leben nach sich ziehen?"

Adele blickte ihn fragend an.

Mein Unglück ist", sprach er mit unterdrückter Leidenschaftlichkeit,daß ich in Leichtsinn und Laune meine schlechteren Seiten berausgekchrt habe, bis man an die guten nicht mehr glaubt, daß ich andern ein Recht gegeben, mir zn sagen, wenn mein Lebeusglück auf dem Spiele steht:Du wirst Dich trösten, wie Du Dich oft getröstet, nachdem Du behauptet haltest, verzweifeln zu müssen." Hahaha! Ich kann's den Menschen nicht verargen, glaube ich doch selbst nicht mehr an mich. Aber mein Gott, was ich da Alles schwatze! Lachen Sie mich nicht aus, daß ich vor Ihnen Beichte ablege wie vor einer altehrwürdigen Dame!"

Er war aufgestanden und fuhr mit der Hand durch das Lockenhaar der kleinen Elsa, die sich zärtlich an ihn geschmiegt.Vergessen Sie, was ich sagte," sprach er dann in dem gewohnten nachlässigen Tone zu Adele.Man hat am Morgen langweilige Ge­danken. Die Nerven, die Nerven! Sie haben sich gestern Abend, als ich mit meinen Bekannten so ge­mächlich zusammen war, nicht umsonst herausfordern lassen. Heißa, Elschen, wer ist eher an dem großen Rosenbusch dort? Der Sieger ißt mein größtes Mar­zipanherz. Du rechts, ich links. Eins, zwei, drei!"

Der Baron stürmte mit dem Kinde lachend da­von. Adele blieb gedankenvoll auf ihrem Platz zurück. Ich weiß wohl, was ihn zu solchem Vertrauen ver- anlaßte," sprach sie bei sich.Ihm ist bekannt, daß ich mit Agnes in Verbindung stehe, und er will sie wissen lassen, daß er nicht so schecht ist, wie sie meint. Glückliche Agnes! Er hat Dich ernstlich geliebt, er hat vor Dir auf den Knieen gelegen, er hat Dir seine Hand, seinen Namen, sein Schloß, seine Güter geboten. O Agnes, Agnes, welch ein Glück ist an Dir vorüber gegangen!"

Und sie schrieb noch an demselbigen Tage einen ausführlichen Brief an Agnes, aus dessen acht Seiten Baron Adolf das Hauptthema bildete.

Siebentes Kapitel.

Wenn ich nur wüßte, Agnes, was Dich so ernst gemacht, was diese Falten auf Deine Stirn ge­rufen hat," sagte Erich.

Die beiden Geschwister standen nebeneinander in der offenen Thür des Gartenzimmers. Erich war zum Ausgehen gerüstet, er erwartete das Erscheinen seiner jugendlichen Stiefmutter Emma, die er zu einem ländlichen Vergnügen begleiten sollte.

Eben wollte ich, wie ich Dich so betrachtete, dieselbe Frage an Dich richten," eutgegnete Agnes. Du bist nicht derselbe, der Du früher warst, sogar

seit ich Dich im vergangenen Herbst sah, hast Du Dich verändert."

Du weichst mir aus," sprach der Bruder. Sage, was hat Dir die Fremde gethan, daß Du uns so verdüstert und freudlos zurückgekehrt bist? Ich hätte Dich längst gefragt, wenn ich nicht geglaubt hätte, Du würdest mir von selbst Dein Vertrauen schenken wie früher."

Agnes lehnte den Kopf an seine Schulter.Was vorbei ist, ist vorbei," sprach sie leise,man sollte nicht daran rühren. Ja, Erich, Du hast Recht, ich bin elend und freudlos, ich hoffte, mein Stolz würde es mich tragen lassen, aber ich glaube jetzt, ich kann es nicht tragen" sie brach in krampfhaftes Schluch­zen ansich wünsche, ich wäre todt!"

Gerechter Himmel!" sagte Eiich,so habe ich mich nicht getäuscht? Man hat mit Deinem Herzen gespielt, Agnes, mit Deinem starken, stolzen Herzen? Wer war der Elende?"

Agnes antwortete nicht.

Sollte Baron Adolf selbst" fuhr Erich fort in der That? Er soll mir Rede stehen für"

Still, still doch!" wehrte Agnes.Ich ver­achte ihn, ich will ihn nie Wiedersehen, ich werde ihn vergessen, und damit ist's gut."

Vergessen, Agnes?"

Sie richtete den Kopf empor und begegnete ihm mit festem Blick,su hast Recht," sagte sie,man vergißt nicht, was man geliebt; »ei» und tausendmal nein, ich werde ihn nicht vergessen, und wenn er heute noch einmal an unsere Thür pochte, ich würde laut ausjubeln, und wenn er, selbst arm und unglücklich ge­worden, meine Hand begehrte, ich würde mit ihm gehen in die weite Welt. Warum soll ich's nicht ge­stehen! Ich glaubte, ich sei stolz, aber so und nicht anders würde ich handeln."

Erich drückte ihre Hand.O wie glücklich ist der Mann, dem echte Frauenliebe zu Theil ward," sprach er trübe.Glaubst Du, daß noch viele andere Mädchen liebe» können wie Du?"

O gewiß," sagte sie bitter,Baron Adolf kann ein Lied davon singen. Ihm ist, was Du ein Glück nennst, oft genug in den Schooß gefallen. Weißt Du, was ich fürchte? Und ich selbst müßte mich dann anklagen."

Nun?"

Adele wird demselben Feuer zu nahe kommen, an dem ich mich verbrannt. In ihrem letzten Schrei­ben kommt sie so oft aus den Freiherrn zurück, spricht in einem solchen Ton von ihm, daß"

Warum auch nicht!" unterbrach Erich mit kur­zem Auflachen.Er hat so schöne Augen und ist ein vollendeter Aristokrat, auch reich dazu! Man verlange nur nicht Jdealitätssinn von der heutigen Jugend, sie weiß ihre Sehnsucht auf sehr praktische Ziele zu richten."

Du urtheilst hart und falsch," sagte Agnes, und hast, wie mir scheint, gerade hier kein Recht dazu. Adele hat viel unter dem Bewußtsein ihrer Armuth gelitten, und wer war's, der ihrem Zartge­fühl den empfindlichsten Stoß versetzte? Ja, Erich, es muß heraus!"

Du meinst mich?" fragte der Bruder betroffen.

Warum wiesest Du sie schroff aus dem Hause? Daß sie augenblicklich ging, worüber Du jetzt so zürnst, hättest Du bei ihrem Naturell immer erwarten müssen. Ich selbst hätte vielleicht nicht anders gehandelt. Und warum ich habe schon so oft gefragt, warum mußte sie überhaupt fortgeschickt werden?"

(Fortf. rolgl.)

Allerlei.

Silbenrätsel.

Aus den Silben: bs, äa, äaä, äam, äuu, s, ei, en, Znsi, bul, i<1, mxr,, ns, ni, ni, ni, ni, nnu, o, ral, ro, rum, sum, es, 8pon, tut, tds, ti, tri, u, rig sind 13 Wörter zu bilden. Dieseloen bedculen: 1. eine Pflanze, die für jedes junge Mädchen von symbolischer Bedeutung ist, 2. eine jetzt vielgenannte Stadt im Ludan, 3. ein europäisches Königreich, 4. einen berühmten Namen aus dem Befreiungskriege, 5. eine verwandtschaftliche Bezeichnung, 6. die Benennung für den re­gulären türkischen Infanteristen, 7. einen berühmten italieni­schen Componisten, 8. eine England gehörende Insel an der Ostküsle Südamerikas, 9 ein Gebirge in Ruhland, 10. einen römischen Kainr, I I. eine preuüische Provinzialhauptstadt, 12. eine andere Bezeichnung für Budget, 13. einen Frauennamen. Wenn man diese Worte in der angegebenen Reihenfolge unter einander stellt, so ergebe» ihre Ansangs- und Endbuchstaben ein Sprüchwort über den Wert des Frühaufstehens.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck nnd Verlag der G. W. Z aiscr'schcn Buchhandlung in Nagold.