graphische Glückwünsche erhalten habe, wird aus Berlin in Abrede gestellt.

Die Fortschrittspartei hat zur Militärsrage folgende Anträge Angebracht: 1) alljährliche Fest­setzung der Friedens-Präsenz und für den Fall der Annahme dieses Antrags: 2, Herabsetzung der aktiven Dienstzeit aus 2 Jahre: 3/ Einrechnung der Ein­jährig-Freiwilligen in die Friedcnspräseuz: 4, Strei­chung der Befreiung der Geistlichen von den Uebun- gen der Ersatzrescrve: 5s Einrechnung der durch­schnittlich zu Ucbnngcn eingezogeneu Mannschaft in die Friedenspräsenz. Weiter hat die Fortschritts­partei folgende selbstständigen Anträge eingebracht : 1) Einen Antrag, welcher sich gegen das Tabakmo- uopol erklärt: 2, einen Antrag, der Reichskanzler wolle Erhebungen anstellen, inwieweit das Gerichts- kosteugesetz störend auf die Ausübung der Rechts­pflege einwirkc.

Der seitherige Handelsvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich ist bis zum Juni 1881 verlängert worden.

Rumänien.

Gerüchtweise verlautet, das; der rumänische Minister Bratiauo, der die Hofe von Wien und Berlin bereist und an denselben gute Aufnahme ge­funden hat. nicht nur den Anschluß Rumäniens an das deutsch-österreichische Bündnis;. sondern auch die Erhebung des Fürsten Karl zum König von Rumä­nien betreibt.

Oesterreich-Ungarn.

Wien. 7. April. Das alceGleichnis; vom Blitz aus heiterem Himmel könnte am besten eine Bor­stellung von dem Eindrücke geben, welchen die 'Rach­richt, Fürst Bismarck habe sein Entlassungsgesuch eingereicht, in Wien hervvrgebracht hat. Das fehlte uns noch, hörte man sagen, das; gerade jetzt, nach dem liberalen Wahlsieg in England, der Schöpfer des deutsch-österreichischen Bündnisses in Deutschland zurücktreten sollte. Bald aber beruhigte man sich wieder, weil allgemein die Ueberzcugung zum Durch­bruch kam, die jetzige Bismarcks-Krise werde ebenso verlaufen, wie alle früheren verlaufen sind, der deut­sche Kaiser werde wie früher einNiemals" auf das Entlassungsgesuch des Kanzlers schreiben und der Letztere werde auf seinem Posten verbleiben. Es herrscht hier eben der unerschütterliche Glaube, Fürst Bismarck werde, so lange er lebt, die deutsche Po­litik leiten. (Schw. M.)

In Galten; wird Heuer das Fest der vor 1200 Jahren stattgesnndenen Entdeckung dieses Ba­des feierlich begangen werden.

«Zur Ott'schen Millivnen-Erbschast.) Aus Lugos wird derTem. Ztg." geschrieben: Dieser Tage erhielt der hiesige Einwohner Ernst von Seite der Behörde die Aufforderung, sich mit seinem Tauf-, sowie mit dem Tauf- und Todten- scheine seiner Mutter in Wien bei der kompetenten Behörde bezüglich seiner Erbansprüche einzufinden. Ernst ist auch, nachdem ihm Bekannte die Reisespesen zusamrnengesieuert, dahin abgercist. Der glückliche Erbe ist ein in dürftigen Verhältnissen lebender, kin­derloser Lebzelter, der ein 'Mädchen an Kindesstatt angenommen hat. Die Großmutter Ernst'-s war eine Schwester Ott's. Ausser ihm partizi- piren noch vier Personen an der Erbschaft.

(30,000 fl. im Tarock gewonnen.) Oster­sonntag spielten 3 Herren in Pesth eine Partie Tarock. Bei der Abrechnung hatte einer der Herren, der eine Wechselstube besitzt, 3 sl. zu bezahlen: er proponirte dem Gewinnenden, daß er ihm 50 kr. baar und eine Kommunallos-Prvmesse geben wolle. Angenommen!" rief der Gewinnende. Am 1. d. M. wurde das betreffende Loos mit 30,000 fl. gezogen.

Eine heitere Gerichtsverhandlung hat vor eini­gen Tagen in Wien stattgefunden. Martin Schröck, ein wie­derholt bestrafter Schncidcrgehülfc, der aus Wien polizeilich für immerabgeschafft" ist, hatte sich wegen verbotener Rück­kehr zu verantworten. Richter: Wie oft sind Sie bestraft worden? Angekl.: I kunt's wirkli nit auswendig sagen, aber in mein Notizbüchl stehts eing'schricben. (Dieses wird herbei­geschafft.' Richter (nachdem er dasselbe dnrchblättert): Ich finde hier lauter kurze Zeiträume eingetragen; waren Ihre Abstraiungcn von so kurzer Dauer? Angekl.: 's is aso; i Hab' nur die Zeit eing'schricben, wo ich in Freiheit war. Richter: Ach so! Nun da haben Sic bereits eine ziemliche Zeit im Ge­fängnis; zngcbracht: die Schneiderei scheinen Sie wenig betrieben zu haben. Angekl.: Mein Gott, wer kann dasür? Richter: Doch nur Sie allein! Angekl.: Dös is halt Bestimmung, i bin jetzt schon elf Jahre vacircnd un mich ham's halt alleweil gleich. Richter: Was bedeuten diese Zahlen in Ihrem Büchel? Angekl.: DöS sind die Nummern von alli meine Zellen, zum Lotterie setzen Hab' icbS aufg'schriebcn. Richter: Hier ist die Zahl 32 mit Rothstist mehrmals unterstrichen; was bedeutet

das? Angekl.: Ach, dös sind 32 Knödel, im LaudSgericht rech­nen wir mit Knödeln. Richter (verwundert): wie das? Angekl.: Jeden Freitag kriegen wir 4 Knödel, so san 32 Knödel acht Wochen zum Absitzen. Der Richter vernrtheilt ihn zu sechs Wochen Arrest.Sind 24 Knödel," sagt Schröck zu dem ihn abführenden Gesaugenenaufsehcr.

Italien.

Rom, 6. April. Die Schulden der Stadt Neapel betragen die Kleinigkeit von 102 Millionen Francs, deren Verzinsung jährlich über 7 Millionen erfordert. Allein an Coiisumsteuer hat die fast ban­kerotte Lckadt jährlich an 16 Millionen au den Staat abzuliefern. Der Syndikus von 'Neapel hat sich hiitfeflehend an die Regierung gewendet.

Frankreich.

Paris, 7. Apr. Heute ist das Unheil gesprochen in einem Crimüialprozeß, der viel Aufsehen gemacht hat; es han­delte sich u» einen Mordversuch, den ein junges Frauenzimmer aus ihren ungetreuen Verführer ausgeführt hat. Marie Biere, als Sängerin bekannt unter dem Namen Maria Beraldi, ist 1348 in Bordeaux von ehrenwerthen aber wenig begüterten Eltern geboren, entwickelte früh ein schönes musikalisches Ta­lent, war 1867 bis 1873 Schülerin des Eonservalvriums in Paris und sang dann in Co,leerten und im Thsalre Iprigue und der Italienischen Oper. Bis 7877 lebte sie mit ihrer Mutter und war durchaus unbescholten. Im September 1877 machte sie in Biarritz die Bekanntschaft eines Herr» Robert Gentie», eines reichen Grundbesitzers von damals 30 Jahren, der in Paris ein müßiges Leben führte. Mit diesem begann sie im Oktober daraus ein Liebesverhältnis;, weiches anfangs geheim gehalten, doch bald bekannt wurde und sie nöthigte, sich von ihrer Familie zu trennen. Gentien ward aber des Ver­hältnisses scholl im Januar überdrüssig, schützle eine große Reise vor und beredete Marie B., nach Brüssel zu gehen, wo ein Thcateragent ihr ein Engagement verschafft hatte. Hier zeigten sich die Folgen des Verhältnisses; Marie verlor ihre Stimme und konnte nicht mehr austreten, kehrte nach Paris zurück und genaß im Oktober von einem Töchterche», welches einer Amme in St. DeniS übergeben wurde. Die Beziehungen zu Gentien knüpften sich wieder an, führten aber nur zu wie­derholten Zwistigkeiten und endeten im Juni mit einem voll­ständigen Bruche. Inzwischen war das Kind im Aprit gestor­ben, was die Mutter tief betrübte. Als sic nun erfuhr, daß Gentien sich mit einem anderen Frauenzimmer eingelassen kabe, stieg ihre Aufregung aus daü höchste und sie beschloß, sich an ihrem Verführer zu rächen. Im Januar lauerte sie demselben mehrere Male vor seiner Wohnung in der Rue Auber ans: am 7. Januar Abends halb 0 Uhr trat endlich Gentien aus seinem Hause in Begleitung eines Frauenzimmers, welches er an einen Wagen brachte. Marie ging ihm nach und schoß ihn mit einem Revolver in's Bein: ein dritter Schuß traf nicht. Sie wurde von den Vorübergehenden entwaffnet und ins Gefängnis; gebracht. Am 5. April begann der Pro­zeß vor dem Ajsisenhose der Seine. Ein sehr großes Audito­rium war zugegen und nahm den lebhaftepeu Antheil. Die Angeklagte leugnete nichts und die Zeugenaussagen ergaben auch keine bemerkensmerthen neuen Umstände, waren aber im ganzen der Angeklagten günstig. Der Advocat Lachand ver- theidigte sie. In der dritten Sitzung sprachen die Geschworenen Marie Biere frei. Das ganze anwesende Publikum applan- dirte lebhaft, so daß der Präsident Stille gebiete» mußte. Nach der Freisprechung umarinte der Advokat seine Eiicntin und seine anwesenden College» beglückwünschten ihn lebhaft unter erneutem Händeklatschen des Publikums.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 7. April. Die 1. Kammer hat den K. 1 der Mititärvorlagc, wonach das Alter der Wehrpslichtigkeit bis zum 40. Lebensjahre aus­gedehnt wird, nach sehr langer Benützung mit 88 gegen 41 St. angenommen.

England.

London. Bor einem englischen Gerichte erschien jüngst ein gewisser Joe Cotton unter der Anklage der Bigamie: Es stellte sich heraus, daß seine erste Frau ihn verlassen und sich einem liederlichen Leben hingegeben hatte. Der Angeklagte knüpfte daraus ein Verhaltniß mit einem jungen Mädchen zu Halifax an und am 22. Nov. v. I. heirathete er dieses, ob­wohl feine erste Frau noch am Leben war. Jenes junge Mädchen sowie ihre Mutter wußten zur Zeit des Abschlusses der zweiten Ehe, daß der Angeklagte verhcirathet war; ja sie hatten .ihn zur Eheschließung gedrängt. Der rechtsgelehrtc Richter verurtheilte den geständigen Angeklagten zu einer Ge- sängnißstrafc von nur vier Tagen, welche mich vbendreü, als durch die Untersuchungshaft verbüßt erachtet wurde, so daß Joe Eottvn sofort auf freien Fuß gesetzt wurde. Mit dem leichtsinnigen Lebenswandel der ersten Frau und dem Drängen der Familie der zweiten ans Abschluß der Ehe wurde diese exceptionelle Milde begründet. Die Macht des englischen Richters ist so groß, daß dieser wegen desselben Verbrechens ans eine mehrjährige Zuchthausstrafe hätte erkennen können.

Der Ausfall der englischen Wahlen hat in Rußland und Italien ein ebenso frohes, wie in den übrigen europäischen Staaten peinliches Aufsehen er­regt. Der Ausfall der engl. Wahlen hat eine unge­heure Tragweite, weil der bevorstehende Personen­wechsel den zur Zeit vorhandenen Combinationen ein Ende machen, eine neue europäische Aera eröffnen und die Lage Europas verändern wird. Nunmehr gelangen in England die Liberalen ans Ruder. Diese sehen den Berliner Vertrag nicht als Evangelium an, sie werden dem hellenischen Element günstig sein: die Hauptsache aber ist, daß die Beziehungen Englands zu den übrigen Regierungen, auch wenn dieselben (wie vorauszusehen) freundliche bleiben, den

intimen Charakter einbüßen werden, .den sie zufolge des Berliner Congresses und des durch denselben herbeigefüyrtcn persönlichen Gedanken - Austausches angenommen hatten. Mr. Gladstone, Lord Derby und die übrigen Glieder der liberalen Partei gelten dafür, Oesterreich wenig günstig zu sei» und die freundschaftliche Stimmung zwischen London und Wien wird sich voraussichtlich verringern. Welche neue Gruppen werden sich bilde»! London-Berlin oder London-Petersburg? Die Zukunft wird darüber entscheiden.

Rußland.

Petersburg, 0. April. Verhaftet wurde die schöne Frau des Kuriers des Dvimünen-Ministeri­ums, welche der 'Anfertigung von 14 000 falschen Pässen binnen acht Jahren und der Beziehungen zu den Sozialisten angeklagt ist. Gefunden wurden da­bei 02,000 'Rubel, welches, wie verlautet, die Haupt­kasse der Sozialisten sein soll. Die russischePe­tersburger Ztg." erführt, daß die Zahl der hiesigen Polizeirevier-Aufseher von 250 ans 1000 erhöht werden soll. (Tnb. Ehrst

Petersburg, 11. April. Gvrtschakvfs hatte eine schlimme Nacht, die Aerzte konstatiren große Schwäche. Der Kaiser besuchte Gvrtschakoff und telcgmphirtc dessen beiden Söhnen, zu dem Vater zu kommen. (Schw. Bst

Amerika.

W ashington, 11. April. Der chilenische Ge­sandte erhielt die Nachricht, daß die peruanische Armee von den Chilenen bei Sorata geschlagen worden sei. Eallao werde blvckirt oder bvnrbar- dirt. In Bvlivia ist unter dem Oberst Silvamachado Revolution ausgebrocheu wegen Unzufriedenheit anläßlich der 'Niederlagen. Eine Gegenrevolution setzte Campervs wieder in seine Präsidentschaft ein.

Eine grvßarlige Tnrnfahrt mtternimmt die Tnrngenieiilde in Eincinnati im Lause des Sommers: es ist eine Fahrt über den altantischen Oeean. Die Turner dieser Stadt wsllen nämlich eine Excnrsion nach Deutschland unternehmen, zum Besuch des S. bis 10. August in Frankfurt a. M. abznhallcn-- deu großen deutschen Turnfestes. Sie haben zu diesem Ende de» Hamburger DampferSilesia" eigens gemiethet, der 500 Turner an Bord nehmen wird. Gegen Zahlung von nur 80 Dollars kann sich Jeder an dieser Reise beiheiligen und erhält dafür eine Eajüttenpassage zweiter Eajiite für irgend einen Hamburger Dampfer bis zum 31. Dezember d. I. gütig- Die Abfahrt von Newport findet am 6. Juni statt. Bei der Hin- Überfahrt sind Beköstigung und Bedienung ans dem ganzen Schipe gleichmäßig.

Asien.

Zur 'Nachricht, daß die Chinesen die russische Grenze bei Ussivii (chinesisch : Usumi, tartarisch : Oson) südlich vom Amur überschritten Hütten, fügen wir noch Folgendes hinzu: Eine Ucberschreitung des Amur ist durch den Umstand bis jetzt nicht unmöglich ge­wesen , daß fortwährend kleinere russische Kanonen­boote diesen Fluß, so weit er schiffbar ist, befahren, nur jeden gewaltsamen Uebergaug über denselben oder eine Ucberbrückung desselben sogleich zu verhindern. Des Ferneren theilt man uns auch mit, daß es durchaus nicht die Absicht der russischen Negierung ist, falls cs wirklich zu einem ernstlichen Kriege mit China kommen sollte, die Hauptaction nach der Pro­vinz Kuldscha oder nach Turkestan, sondern an die User des Amur zu verlegen, um von hier aus in die Tartarei einzufallen und somit Peking, wo jetzt eine große Unzufriedenheit über den Despotismus der zwei Kaiserinnen-Regentiniien herrscht, zu bedrohen. Bekanntlich haben auch Frankreich und England so­wohl 1858 wie auch 1860 vor Allem Peking, das Herz des chinesischen Reiches, zu nehmen gesucht. Rußland wird daher die Unterhandlungen mit China so lange zu verschleppen suchen, bis es eine respec- table Heeresmacht an den Ufern des Amur conccntrirt haben wird.

Hall, 9. April. Zum hiesigen Viehmarkt waren au­getrieben 267 Ochsen, 218 Kühe, 241 St. Jungvieh, zusammen 726 St., davon wurden 186 Ochsen, 133 Kühe, 201 St. Jung­vieh, zusammen 520 St. ( 72vjy) verkauft. Gesammicrlös 131,030 -6k Einzelnprcise für Ochse» 5651056 -6k, Kühe 120260 -6k, Jungvieh 42260 -6k Handel lebhaft.

Im verflossenen Jahre bezog Deutschland vom Auslande -pWaaren im Werthe vvn 3514 Millionen Mark, nahe an 200 Millionen Mark weniger, wie im vorhergehenden Jahre. Die Nahrung»- und Genußmittel mußten mit steigenden Preisen von dm deutschen Bczugnehmcrn bezahlt werden.

Telegraphensache. Seit dem 1. d. M. ist im te­legraphischen Verkehr die Anwendung folgender, für alle Sprachen gültigen Zeichen gestattet: v dringendes Telegramm, 88 Antwort bezahlt, 16 vergleichendes Telegramm, 68. Em­pfangsanzeige bezahlt, L8 nachzusendendes Telegramm, 88 Post bezahlt, X8 Eilbote bezahlt, 80 offen zu bestellendes Tele­gramm. (Diese Zeichen sind in Klammern vor die Aufschrift zu setzen und zählen als je ein Wort. (N.-Ztg.) .