gangsperivde selbst abkürzcn. Ich rufe hell und laut: Elsaß-Lothringen lebe hoch!" Der Toast wurde mit wachsender lauter Zustimmung aufs Beifälligste ausgenommen. (St.-A.)
Oesterreich—Ungarn.
Wien, 20. Dez. DaS Abgeordnetenhaus nahm nach längerer Debatte das Wehrgesctz in der von der Regierung vorgeschlagencn Fassung mit Zwei- drittel-Majvrität an.
Bozen, 18. Dez. Die vom Bildhauer Müller für den König von Württemberg angefertigte Colossal-Statue Eberhard's im Bart ist heute aus den Marmorbrüchen im Vintschgau unter ungeheurem Menschenandrange glücklich ans dem Bahnhofe in Bozen angelangt. 32 Pferde zogen die über 500 Centner schwere Last.
Frankreich.
Paris, 22. Dez. Sümmtliche Minister waren Sonntags bei Waddington versammelt, Unterzeichneten dort ihre Demission und übersendeten dieselbe an Grevy, der Freycinet mit Bildung des neuen Kabmets beauftragte.
Paris amüsirt sich einmal wieder auf eigene Faust mit einer gewohnheitsmäßig bevorstehenden Ministerkrisis. Dank einer ganzen Reihe von Zänkereien, Klatschereien, hinterlistigen Jntriguen :c. ist es der deutschfeindlichen Partei daselbst gelungen, das deutschfeindliche Kabinet Waddington nun doch zum Schwanken zu bringen. Wir wählen hier zum besseren Berständniß statt der üblichen Parteinamen den Ausdruck: deutschfeindlich. Thatsächlich dreht sich die gesamte Politik ganz Frankreichs vornehmlich um den Kampfplatz von zwei Richtungen, von denen eine den Revanchekrieg mit Deutschland stillschweigend an die Spitze ihres Programms gestellt, die andere den Revanchekrieg auch wohl beabsichtigt, aber nur nachdem Frankreichs Heercsvrganisanon erst mehr zu Kräften gekommen sei.
In Frankreich eine hervorragende Rolle zu spielen, ist gar so übel nicht, hat aber auch mancherlei Aergerlichkeiten im Gefolge. So ist es dieser Tage dem allbekannten Loon Gambetta schlimm ergangen. Das Streben dieses Mannes richtet sich auf das eine Ziel, demnächst die höchste Rangstufe in der französischen Republik einzunehmen. Daraufhin hatte nämlich im „Figaro" ein Mitarbeiter in einem Eingesandt Gambetta den freundschaftlichen Rath ertheilt, sich schleunigst zu verheirathen, weil er nur unter dieser Bedingung die hohe öffentliche und gesellschaftliche Stellung, zu welcher er sich auf- geschwungen, auch auf die Dauer behaupten könnte. Das war gewiß schon indiscret genug. Jetzt entwickelt aber der „Figaro" in einem zweiten Artikel, daß Gambetta überhaupt unmöglich sei, eine passende Frau zu finden, und in der Ausführung dieser These scheut das Matt auch vor den bösartigsten persönlichen Anspielungen nicht zurück.
England.
Die afghanische Angelegenheit nimmt die Öffentlichkeit fast gänzlich in Anspruch. Letztere ist zu einem Punkte gelaugt, der fast mit Wahrscheinlichkeit irgend eine Katastrophe voraussehen läßt. Die neuesten Nachrichten über die Lage des General Roberts lauten einigermaßen widersprechend. — Die Agitationen und Rohheiten in Irland dauern fort, die Grundbesitzer werden von den verzweifelten Pächtern niedergeschossen, aus dem Hinterhalt überfallen, mit einem Knittel niedergeschlagen und dergleichen mehr. Die Zustände haben dort gerade keinen Anstrich von Behaglichkeit.
Rußland.
Petersburg, 20. Dez. Das „Journal de St. Petersbourg" meldet: Alle Mächte haben bei der Pforte lebhafte Vorstellungen gemacht, damit die Stipulationen des Berliner Vertrages hinsichtlich Gusinjes und Plawas nicht länger ein todter Buchstabe bleiben.
St. Petersburg, 20. Dez. Offiziell aus Cannes vom 18. Dez. Nachts. Der allgemeine Gesundheitszustand der Kaiserin ist fortdauernd Besorg- nißerregend. (Sch. M.)
Türkei.
Die während des Krieges aus Furcht geflüchteten Einwohner kehren nun zurück und bitten um ihr verlassenes eigenes Hab und Gut, das natürlich unterdeß von den liebenswürdigen Nachbarn in Besitz genommen ist. Weil sie sich nicht zu legitimiren vermögen, müssen diese armen Seelen an der Grenzmarke verhungern, verduften und erfrieren. — Mit
Griechenland hat sich die Türkei, Dank der schnecken- haften Langsamkeit ihrer Dclegirten, noch nicht erzürnt. Die abermals verschobene zehnte Sitzung der griechisch-türkischen Dclegirten wird muthmaßlich noch eine oder zwei weitere Sitzungen im Gefolge haben, bevor der definitive Bruch constatirt wird. Dann kann der Spektakel von Vorne beginnen!
Lande! L Derkehr.
Stuttgart, 22. Dez. (Laudesproduktenbörse.) Au heutiger Börse blieb der Verkehr wiederholt beschränkt, was nameutlich auch daher rührt, das; viele Mühlen durch den heftigen Frost in dem Betrieb gestört sind. Nächsten Montag ist keine Börse. Wir notiren per 100 Kilogr.: Weizen, russ. ultl 27, d!o. bayer. 26 — 27, dto. amerik. 27, Kernen 25.50, Dinkel 16, Haber .<tl 15.20. Mehlprcisc Pro 100 Kilogr: Mehl Nro. 1: 38.50-39.50, dto. Nro. 2:
35.50—36.50, dto. Nro. 3: ^ 31—32, dto. Nro. 4: 26.50
bis ^ 27.50.
Der Ziegen käs.
(Fortsetzung statt Schluß.)
„Sehen Sie, Herr Kollege," Hub Professor Leucht- wurm an, „welche Metamorphosen mögen die Bestand- theile dieses Käscheus durchgemacht haben, ehe sie endlich sich als Käse zusammen vereinigen konnten."
„O ja/, entgeguete Treibsand, „wir würden eine Welt von Dingen vor uns sehen, wenn wir die Be- standtheile auf ihren Ursprung zurnckführen könnten."
„Und wer weiß, wer diese Käscsubstanzen schon einmal gegessen und verdaut haben mag," fuhr Lencht- wnrm fort.
„Und wer sie nach uns alle noch wieder weiter verdauen und verarbeiten wird, denn Stoff bleibt ewig Stoff, unoerminderbar in alle Ewigkeit, bis in seine kleinsten Theile," ergänzte Treibsand.
„Herr Kollege, das ist doch immerhin eine sehr gewagte Hypothese," meinte Leuchtwurm. „Ich kann Ihnen nicht ganz beistimmen, ich nehme immerhin an, daß durch Zersplitterung, Verwesung, Verdunstung, eine Abnahme des wandernden Stoffes sich zutragen müsse, wenn auch in geringem Maße."
„Ich behaupte vollständig das Gegentheil," ent- gegncte Treibsand, den der geringste Widerspruch in naturphilosophischen Sachen stets gleich in Erregung brachte. „Ja, das vollständige Gegentheil, was einmal da ist, bleibt da, und mögen sich auch die Formen gestalten, wie sie wollen. So werden auch die Bestandtheile dieses Küschens, das dort vor Ihnen liegt, Herr Kollege, immer unvermindert bleiben, ob ein Theil desselben als Blut in Eure Adern, und der andere Theil als Phosphor in Euer Gehirn aufsteigt, und der letzte Theil" — —
„Glauben Sie, ich bedürfe noch Phosphor in's Gehirn?" unterbrach ihn nun auch Professor Leuchtwurm, seinerseits erregt werdend, „Sie scheinen mir dieses Fluidum nöthiger zu haben als ich, ich verbitte mir diese käshasten Anzüglichkeiten."
„Das sind keine Anzüglichkeiten, das sind Wahrheiten," segle nun Treibsand erhitzt, „und daß Sie diese nicht anerkennen, zeugt von der Nothwendigkeit des Käseessens Ihrerseits."
„Herr, Sie unterstehen sich," rief nun Leuchtwurm stirnrunzelnd, indem er drohend nach seinem Regenschirm griff.
„Ja, ja, hier der Beweis," schrie Treibsand und warf seinem Kollegen den Käse, der durch den Disput noch nicht angeschnitten worden war, an den Kopf.
Leuchtwurm ergriff nun auch seinerseits den Käs, und nun bombardirten sich die beiden Gelehrten den Gegenstand ihres anregenden naturphilosophischen Gespräches einander gegen die Schädel.
„Soll ich noch einige Käse bringen?" rief der Wirth, der nichts anders glaubte, als daß die beiden Herren sich ihre alten burschikosen Streiche noch einmal gegenseitig in Erinnerung bringen wollten.
Doch die beiden sahen und hörten nicht mehr; als Käse, Tellern, und Salz- und Senftopf endlich endgültig auf einander verschossen waren, gingen sie mit den Regenschirmen auf einander los. Das Handgemenge endigte auch nicht eher, bis der Wirth den Einen, und Hippacha den andern am Arme ergriff, und die beiden Weisheitsmänner aus einander hielten.
Im schrecklichsten Zorne gegen einander, verließen sie das Biergärtchen, und jeder verfolgte seinen eigenen Weg nach Hause. Leuchtwurm gestikulirte auf dem Heimwege so heftig, als wolle er jeden Augenblick den Stein der Weisen vom Wege aufraffen und ihn seinem, einen andern Seitenpfad wandelnden Kollegen, an den Kopf werfen.
„Werther Freund,* sagte des andern Morgens
Professor Leuchtwurm zu seinem Buchhändler, ich schreib« eben eine inhaltreiche Broschüre über die begrenzte Zukunft eines Ziegenkäses, wollen Sie die Güte ha- ben, diese in Verlag zu nehmen?"
Der Buchhändler, der seinen promptesten Kunden nicht gerne mit diesem Ansinnen abweisen mochte) zuckte die Achseln. „Hm, hm, Herr Professor, recht gerne," sagte er, „aber Sie wissen, Herr Professor, ein Ziegcnkäs ist sehr einfacher Natur, und eine Broschüre darüber, hm, ja." . . .
„Nicht so einfacher Natur, wie sie glauben," fiel ihm Professor Leuchtwurm in die Rede, „die Welt wird sogar über meine Untersuchungen und Folgerungenstaunen, aber ich weiß, was Sie sagen wollen, was überhaupt die Buchhändler immer sagen, wenn es sich: um philosophische Werke handelt, doch sind Sie darüber beruhigt, wenn Sie nicht ans die Kosten kommen, so decke ich den Ausfall."
Der Verlag wurde angcnonrmen.
Kaum war Professor Leuchtwurm fort, als Doktor Treibsand eintrat.
„Ah, guten Morgen, Herr Zeilenberg," sagte er zum Buchhändler, „wollen Sie freundlichst eine Broschüre von mir in Verlag nehmen?"
„Gewiß, Herr Doktor," war die Antwort. Ich: rechne mir es zu einer besonderen Ehre an; worüber" handelt die Broschüre, wenn ich frsgen darf? Gewiß: über die Spektralanalyse des ueusntdeckten Planeten) wovon Sie mir neulich schon Einiges mittheilten?"
„Nicht doch, Herr Zeilenberg," sagte Treibsand gedehnt, „die Broschüre handelt über die unbegrenz tie Zukunft eines Ziegenkäses."
„O, ich bedmire, Herr Doktor, ich habe heute Morgen schon einen Ziegenkäs in- Verlag genommen)"' sagte Zeilenberg, erstaunt darüber', daß der Ziegen- käs bei den gelehrten Herren plötzlich so in Credit: gekommen war.
„Gut, so nehmen Sie nwrne Abhandlung a-uch in Verlag," sagte Treibsand, „ich decke den euer. Ee» Ausfall. Da wird Ihnen meÄ Kollege Len ., ml wohl sein Gesudel aufgebuudeu, haben, wah. E - heiten können das mir sein, was der verehrte schreibt, ohne Halt; doch meise Beweise werdsn- .. und der Welt den Kopf zurechtsetzen. Ich verbitte mir hiemit aber streng, in meiwer Broschüre das Machwerk des Herrn Kollegen Leuchtwurm anzukürrdigen, noch mir diese Spreu ins Haus zu senden." Damit ging er.
(Schluß folgt.)
Weihnachten.
Aus dem fernen Morgenlaiide Und aus längst entschwundenen Zeitr»
Tönet eine frohe Kunde Hin durch alle Ewigkeiten:
„Ehre sei Gott in der Höhe!
Friede wohne auf der Erden Und des Vaters Wohlgefallen Soll ein Trost der Menschheit werden.
Ja, den großen Geist der Welten,
Laßt inbrünstig uns verehre»!
Der uns Leib und Geist gesegnet,
Wer mag seinen Ruhm nicht mehren?
Der das Licht der Weihnachtssomie Seinen Menschenkindern sendet,
Der mit jedem neuen Tage Kraft und Leben neu uns spendet.
Laßt in heil'ger Festesweihe Friedensworte nur ertönen,
Die da Herz mit Herz verbinden,
Die das Leben uns verschönen.
Dann ruht Gottes Wohlgefallen Auf den Großen, auf den Kleinen;
Dann wird in des Armen Hütte Hell die Weihnachtsfrmde scheinen.
Ja, des Vaters Wohlgefallen Lohnt den warmen edlen Herzen,
Die dem Beispiel Christi folgend,
Lindern ihrer Brüder Schmerzen.
Freudenfest, du hcil'ge Weihnacht,
Lehr uns reichlich Freuden streuen;!
Dann nur werden wir uns Deiner Voll und ganz von Herzen freuen.
W. Salzmann.
Charade.
(Zweisilbig.)
Zum Raub bereit schwebt hoch in Lüsten Die erste Silbe stark und wild.
Die zweit« ist der stillen Ruhe Bild,
Doch wohnt sic auch in Tiefen, dunklen Grüften.
Das Ganze nennt die freudenvolle Zeit
Für Alt und Jung, doch aus verschleimen Gründen;
Die Elfteren denken an die Ewigkeit,
Die Anderen nur an Das, was sie aus Erden finden.