werden sämmitiche Truppen zu einem au diesem Tage stattsinden- den Manöver in der ganzen Division gegen einen markirien Feind bei M ei ms he im zusammeugezogen. Dieser Uebung schließen sich am 2., 4. und 5. September Feldmauover der Division in zwei AKthcitiingen gegen einander an, welche im Allgemeinen in dem Terrain zwischen L aussen a./R., Nord heim und Bra- ckenheim stattsinden. Vom 2. auf den 3. September bioou- akiren die Vorposten, am 4. September bivonakirt die ganze Division in zwei Thcilen. Am 6 und 7. September inarschiren die Truppen in ihre Garnisonen zurück, am 8. September werden die Reserven entlassen.
Der neue Münchener Na t h h anske ller übt ans alle Bernfsclassen der Bevölkerung, die calilniarischen Existenzen nicht ausgeschlossen, eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus, so daß er sogar dem Hofbrüuhans starke Concnrrenz macht und mit seinem bunten Treiben oft der Schauplatz mehr ooer weniger ergötzlicher Auftritte ist. Aussehen erregten neulich zwei Münchener Metzgermeistcr, welche zum Frühstückslriink lO Flaschen vom Besten vertilgten; die Flasche zu 30 fl. mit 10 mnltiplicirt gipfelte in einer Leche von 300 fl. und man kann daraus ad- nehmen, daß auch die hohen Fleischpreise ihr Gutes haben.
König Ludwig ist ein großer Verehrer des Leitalters Ludwig XIV. von Frankreich, der Bauten, der Wasserkünste, der Trachten und der Schauspiele jener Zeit, lim sie an Ort und Stelle zu studire», reiste er, wie schon gemeldet, unter dem Namen eines Grafen von Berg nach Paris und Versailles und wohnte un Pariser Theater auch mehreren modernen Lustspielen bei. Mac Mahon war während dieses Besuchs ans der Reise, der Minister des Aenßern, Herzog von Decazes, empfing den Dank des Königs für die Aufmerksamkeit der Negierung. Ein Pariser Brief der Ansbnrger A. Z. schildert die Stimmung der Pariser über diesen unerwarteten Besuch. „Die Wunden, welche der Krieg dem französischen Volk und Paris geschlagen, werden in allen Kreisen noch so schmerzlich empfunden, der hervorragende Aniheil, welchen die bayerischen Truppen daran genommen und vor allem der ausschlaggebende Einfluß, welchen der König Ludwig !I aut die Proclamirnng des deutschen Kaiserreichs in demselben Versailler Schloß übte, von dessen Terrasse ans er heute (am 25. Aug , seinem Geburtstag) das ans seinen ausdrücklichen Wunsch veranstaltete Schauspiel der weltberühmten Wasserkünste in Augenschein nimmt: alle diese Erinnerungen lasten noch so beklemmend auf der Brust der Pariser Bevölkerung, daß man die Bemerkungen, mit welchen die Pariser Presse und das Volk auf den Straßen diesen „künstlerischen Aus mg" des Königs begleiten, ahnen wird, ohne sie gehört oder gelesen zu haben. Bei alledem muß man anerkennen, daß sich die Presse, den Winken der Regierung Folge leistend, bis jetzt noch einer großen Mäßigung befleißigt und dem königlichen Gaste keine allzu Kittern Pillen zu verschlucken gibt. Darauf aber dürfen Sie sich verlassen, daß die Blätter aus einem ganz andern Tone sprechen werden, wenn erst der König die Hauptstadt verlassen haben wird und die Liquidation der durch seinen Besuch dem Staat verursachten Kosten — die heutige Extruvorstellung in Versailles beläuft sich allein ans wenigstens 50,000 Franken — zur Sprache kommen wird. Die französ. Behörden haben dem König zwar ans allen seine» Wegen die größte Zuvorkommenheit bezeigt, doch kann man sich denken, daß die Sorge für seine Sicherheit keine geringen Verlegenheiten bereitet und daß sie unendlich froh sein werden, so bald als möglich einer allen Zufälligkeiten preisgegebenen Verantwortlichkeit überhobcn zu sein. Von welcher Seite man auch den Besuch betrachten möge, man kann nur die ehrliche Ueberzengnng aussprechen, daß er in diesem Augenblick besser unterblieben wäre." So die A. A. Z, ein bayerisches Blatt.
Während die Landwirthe klagen, daß die Metzger das Schlachtvieh gering bezahlen und doch das Fleisch thener verkaufen, sangen die Städter a», aus Selbsthülfe zu denke», in dem sie Freibanken errichten, wo Jedermann schlachten und pfundweise verkaufen kann, oder auch wie in Nürnberg, Genossenschaf t s s ch l ä ch t e r e i e n einrichten. So sollte man in Beziehung auf Brod und Bier auch verfahren. Man glaubte, seitdem die Brodtaxe aufgehoben ist, die Concnrrenz werde die Bäcker zwingen, schmackhaftes und großes, den Getreidcpreisen entsprechendes Brod zu liefern, aber was es mit dieser Wirkung der Concnrrenz für die Verzehrer für eine Bedeutung hat, hat man jetzt zur Genüge erfahren. Die Verkäufer handeln in Uebereinstimmung und halten auf Hohr Preise. Das Brod ist überall kleiner und schlechter als unter der früheren Polizeitaxe. Man sollte daher auch Genossenschaftsbäckereien errichten und ebenso G e no ss e n s ch aft s b r a u e r e i en. Die sogenannten Actienbrauereien sorgen nur für die Einahme der Aclionäre.
Wie man der „Augsb. Allg. Ztg." schreibt, wünscht die russische Negierung, obgleich sie sich entschlossen hat, in der spanischen Anerkennungssrage einen von Deutschland und Oesterreich gesonderten Slandlpnnkt einzunehmen, doch in keiner Weise als Protektor des Karlismns betrachtet zu werden. „Die Bedenken der russischen Negierung dürsten hauptsächlich sein, daß die offizielle Anerkennung einer zweiten Republik im Süden Europa's den
Nepnbiikanismns überhaupt ans Kosten monarchischer Principien kräftigen könnte. Auch scheint die Serrano'sche Diktatur, welche in Folge eines Gewaltstreichs entstanden und »och nicht einmal von den Cortes sanknonirt worden ist, der russischen Regierung nicht genügend konsolidirt zu sein. Sobald diese Konsolidirung erfolgt sein wird, dürfte auch die Anerkennung seitens Rußlands nicht ans sich warten lassen. Durchaus unrecht wäre es, das St. Peterburger Eabinet als den ausschließlichen Hort des Leqi- timismns zu bezeichnen. Während Kaiser Nikolaus selbst nicht einmal die Königin Jsabella als legitime Herrscherin Spaniens anerkaniue, hat Kaiser Alexander durchaus nicht gezaudert, dem von der Majorität der Cortes erwählten König Amadeus seine Anerkennung zu ertheiien, trotzvem daß die beiden Zweige der bourdonischen Familie legitime Ansprüche ans den spanischen Thron erhoben. Ausdrücklich verwahrt soll sich die russische Regierung dagegen haben, daß die Sonderstellung, welche sie in der spanischen Anerkennungssrage eingenommen hat, als ein Bruch des stillschweigenden Einvernehmens hinsichtlich der großen Fragen der auswärtigen Politik zu betrachten ist, welches während der Dreikaiserznsiimmenkunft zwischen den drei Großmächten herge- stcllt wurde. .
Dresden, 27. Ang. Ein Dresdener Telegramm der „Nordd. Allg. Ztg." meldet, daß der römisch katholische apostolische Vicar Forwerk für sämmtliche katholischen Kirchen Sachsens Festgeläute zur Rationalfeier des Sedan-Tages angeordnet Hot.
Berlin, 27. Ang. Die preußische Hanptbank fordert den Handetsstanv ans, alle im Jahr 1875 fällig werdenden Wechsel in Mark und Pfennigen ansznschreiben. Die preußische Bank unv deren Filialen kaufen von Neujahr ab keinen Wechsel an, der nicht in Reichs-Mark ausgestellt oder nmgerechnct wird. Die hiesige Börse ist am Sedantage geschlossen.
Am l. September sinder die Confirmation des ältesten Sohnes des deutschen Kronprinzen statt, welcher auch der Prinz von Wales beiwohnen wird. — 225 deutsche Aerzte, unter ihnen 125 Professoren der Medizin, haben sich in einer Eingabe an den deutschen Bundesrath in Berlin gegen die Ausdehnung der Ge- werbsfreiheit auf die Apotheken ausgesprochen.
Wiesbade n, 27. Ang. Der französische Pfarrer Angustin Louis wurde von der Strafkammer wegen Majestäts Beleidigung zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt.
Pfarrer Wawronsch in Schwa; bet Colin machte im Religionsunterricht den Schulkindern den Werth der Hostie mit folgenden Worten klar: „Lieden Kinder, eine solche heilige Hostie ist mehr werth als die ganze Welt sammt dem verlumpten Oesterreich". Den Kindern fuhr das verlumpte Oesterreich in die Nase, sie erzählten die Sache, der Pfarrer kam vor das Schwurgericht und wurde von diesem 3 Monate ins Gefängniß geschickt. Jeven Monat muß er 3 Tage fasten, was ihm am ärgerlichsten ist.
In Ostpreußen herrscht unter den Dienstboten und Arbeitern ein förmliches Answanderungssieber. Ein Werbeagent aus dem Elsaß reist in der Provinz umher und wirbt durch Versprechung für den Elsaß. Viele haben zugesagt und bringen ihre Brodherren in große Verlegenheit, denen es mitten in der Erndle an Arbeitern gebricht. Das Einschreiten der Polizeibehörde hat sich mehrfach nothwendig gemacht.
Wien, 27. August. Beim gestrigen Vergleichs-Schießen Krupp'scher Gußstahl-Hinterlader mit österreichischen Bronce- Vorderladecn übertrafen erstere die hiesigen Geschütze, so daß die Einführung der Hinterlader unzweifelhaft ist.
Belfast, 27. Aug. Der Strike der 40,000 Weber ist nach achtwöchentlicher Dauer durch Annahme der proponirten Lohn-Herabsetzung beendigt.
Bern, 28. Aug. Die liberalen Katholiken St. Gallens verlangen anläßlich der S. Gallener Verfassungs-Revision die Aufhebung sämmtiicher Klöster des Cantons.
Paris, 25. August. Der König von Bayern empfing in Versailles den Herzog v. Decazes in Gegenwart des Fürsten Hohenlohe; der König sprach aufs lebhafteste seinen Dank für die ihm gewordene freundliche Aufnahme aus und ersuchte den Herzog, auch dem Marschall-Präsiventen den Ausdruck seiner wärmsten Sympathie zu übermitteln. Die Abreise bleibt ans Donnerstag festgesetzt.
Paris, 27. Aug. Der König von Bayern ist heute Abend abgereist. Fürst Hohenlohe gab ihm bis znm Bahnhofe das Geleit. Der Botschafter wird nunmehr Sonntag und zwar zunächst nach Berlin abreisen. Morgen macht derselbe dem Marschall Mac Mahon und dem Herzog Decazes Abschiedsbesuche.
Sämmtliche 18 französische Armeekorps halten Herbstübungen nach preußischen System.
In verschiedenen Städten Frankreichs ist neulich die Brodtaxe wiederhergestellt worden.
Konstantinopel, 27. Aua. Auch die Pforte sprach ihre prinzipielle Bereitwilligkeit zu Anerkennung der Serrano'schen Regierung aus, indem sie zugleich betonte, Oesterreichs Vorgang sei für sie maßgebend.