Gerber, Winterer, Philipp! und v. Schauenburg sind gestern nach Berlin abgereist.
Slraßburg, 9. April. Eine Adresse hiesiger aus Deutschland eingewanderter Einwohner ist heute an den Reichstag abgegangen. Es heißt in der Eingabe: „Aus Vorposten des Reiches, unter seindlichen Elementen, koastatircn wir die Befriedigung der seindlichen Elemente über die bisher der Negierung bereiteten Schwierigkeiten und über die drohende Wiederkehr der früheren deutschen Ideologie, welche die Stärke des Vaterlandes unbewußt seinen Feinden preisgibt. Wir fordern die reichstreuen Abgeordneten auf, einmüthig zur Regierung zu stehen und Angesichts der Rüstungen Frankreichs unsere militärische Kraft in fester Einigkeit zusammenzuhalten."
In Oberösterreich wurde die Frau eines Mühlsteinhauers von Sechsliugen entbunden, zwei Kinder waren frisch und gesund, vier aber kamen todt zur Well.
Neu-Pest. Im entlegensten Theil unseres Ortes wohnte der Milchmaier Joseph Mrda, welcher vor wenigen Monaten eine zweite, nicht glücklich zu nennende Ehe einging. Vor einigen Tagen verließ die junge Frau den ihr nicht sympathischen Mann, was dieser sich sehr zu Herzen nahm. Er ging Abends ins Wirihshans, betrank sich, kehrte um 2 Uhr nach Mitternacht nach Hause zurück, zündete seinen Stall und sein Hans an, erstach seine drei Kinder mit einein Küchenmesser, dann stach er sich selbst in den Magen und wollte in den Flammen den Tod suchen, wurde jedoch von den mittlerweile herveigeeilten Nachbarn daran verhindert. Der Arzt verdank augenblicklich die Wunde und stillte die Blutung. Die Neu Pester Feuerwehr konnte von dem Gebäude nichts mehr retten. Ans dem Schutte wurden die verkohlten Leiche» der Kinder hervorgezogen. Vor dem Richter gestand Mrda, er habe die Schreckenslhat begangen, iveil seine Frau ihn verlassen. Er wurde ins Spital gebracht.
Ein Fanatiker. Aus Hod-Mezö Vasarhely wird dem Pester Lloyd der folgende haarsträubende Vorfall berichtet: Der Nazarener Sz. schlachtete sein Itzjähriges, selten schönes Kind als Sühnopfer dem ,,Herrn" und wurde, nachdem die Sache bereits bekannt geworden, durch die städtischen Sicherheilsorgane sestgenomme» und dem Criminalgerichte übergeben. Der Sachverhalt war folgender: Montag früh, als Sz. erwachte, erösfnete er seiner Frau, es sei ihm der „heilige Geist" erschienen und habe ihm aufgetragen, die Sünde der Nazarener dadurch zu sühnen, daß er dem „Herrn" ein Schlachtopfer bringe; er beauftragte seine Frau, sofort zwei Zeugen zu holen, um die nöthigen Gebete zu verrichten und dem Opfer anzuwohnen. Die das Schreckliche noch nicht ahnende Frau brachte bald die Mutter und Schwester des Fanatikers herbei; von 9 Uhr Morgens bis 1.2 Uhr Mittags wurden Psalmen gesungen, und nun erösfnete Sz., daß es das l'-jährige Kind sei, welches der „Herr" durch seinen Heiligen Geist fordere. Die erschrockenen Weiber machten dem Exaltirten Vorstellungen über das Ungeheuerliche und proponirten ihm, statt des Kindes ein Lamm oder ein Huhn zu schlachten; Sz. aber blieb conseqnent, nahm das sorfältig geschlissene Beil zur Hand, legte das arme, unschuldige Kind auf den Tisch, und mit mehreren ungeschickten Hieben trennte er das Köpfchen vom Rumpfe. Der inhastirle Sz. äußerte sich bei der Verhaftung, er habe die Ueber- zeugnng, dem Herrn ein gefälliges Opfer gebracht zu haben, da er ihm sonst gewiß den Arm gehalten hätte, bevor er den tödteu- den Hieb aussühren konnte, wie es bei Abraham geschah, als er seinen Sohn dem Jebovah opfern wollte. Die Nazarener bilden hier eine zahlreiche Sekte, die mehrere tausend Bekenner hat.
Der dreimal (zweimal vom Tode) begnadigte ungarische Räuber R o zsa Sand or hat abermals 2l Raubanfälle, 1 Rauv- mordversnch und 9 Diebstähle aus dem Gewissen und wird diesmal dem Strange nicht entgehen, wozu er in höchster Instanz verurtheilt worden ist.
Paris, 9. April. Der „Agence Havas" wird aus St. Jean de Luz, 9. April, gemeldet: Serrano ist nach Madrid zurückgekehrt. An seiner Stelle übernimmt das Ober-Commando General Concha, der bereits in Santander eingetroffen ist. Man glaubt, daß ei» Uebereinkommen getroffen wird.
Der berüchtigte Pfarrer Santa Cruz, der Carlistenoder vielmehr Banditenführer von Spanien, ist von den franz. Behörden bis an die belgische Grenze befördert und dort in Freiheit gesetzt worden.
Die deutsche Gesandtschaft in Nom unterhandelt mit dea italienischen Regierung über die Herabsetzung des Eingangszolls auf Bier und Branntwein, und man hegt die Hoffnung, die noch streitigen Punkte bald zu beiderseitiger Zufriedenheit ausgeglichen zu sehe».
lleberall in Spanien brechen karlistische Erhebungen aus. Ober- und Nieder-Argon, Murcia, Valencia, Leon, Asturien sind von Schaaren durchzogen, welche die Kommunikationen unterbrechen, die Postwagen anhalren, die Eisenbahnen zerstören u. s w. In Eatalonien gehen die Geschäfte täglich schlechter: Saballs dlokirt Gerona, Tristany greift Tarragona an und Barcelona steht mir noch durch den Seeweg mit dem übrigen Spanien in Verbindung. Die Provinz 'Navarra ist vollständig in der Ge
walt der Karlisten außer den Städten Pamplona und Tudela; die Provinzen Guipuzcoa, Biscaya und Alava gleichfalls mir Ausnahme der Städte San Sebastian, Bilbao und Viktoria. Die Karlisten haben eine Gcschützgießerei zu Plancencia (Guipuzcoa), Waffenfabriken zu Eybar, Aspeita (Guipuzcoa) und Orbaiceta (Navarra), eine Gießerei von Projektilen zu Qrtnaga (Biscaya), eine Patronenfabrik zu Vera Estella (Navarra) u. s. w.
Die klerikale Zeitung La Sicilia Cattolica von Gir genti enthält eine Notiz, laut der in Grotta bei Girgenti die katholischen Geistlichen sich gegen ihre Bischöfe erhoben und eine der deutschen A ltkatholikcn ähnliche Bewegung hervorgerufen haben.
Am 1. April hielt ein Russischer Capitän-Lieutenant vor einem zahlreichen, meist militärischen Publikum, unter dem sich auch viele hohe Offiziere, darunter der Admiral und General- Adjutant Butakow befanden, im Petersburger Aachtclub einen Vortrag über die künftigen Leistungen der russischen Flotte während eines Krieges Rußlands mit Preußen. Der Vortragende nahm an, daß der Krieg 1883 stntlfinde, daß russische Truppen bereits die preußische Grenze überschritten, und stellte dann die Frage, wie groß muß dann die russische Flotte sein, um den rechten Flügel der russischen Armee zu schützen und die deutschen Häfen der Nord- und Ostsee blokiren zu können, gesetzt, daß die deutsche Flotte sich dem ihr von Bismarck vorgezeichneten Programm gemäß entwickelt hat. Als Antwort ergab sich eine solche Anzahl von Panzerschiffen und Kreuzern,. wie sie Rußland gegenwärtig unmöglich beschaffen könne. Wenn dagegen der Krieg noch in diesem Jahre stattfinde, so könne zwar die russische Flotte ihre Operationen nicht bis in die Nordsee ausdehnen, wohl aber ein großes Geschwader bei der Insel Oesel aufstellen, den Feind am Landen verhindern und die Küsten vertheidigen, da augenblicklich die Zahl der russischen Panzerschiffe die der deutschen weit übertreffe. Während des von den Zuhörern mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgten Vortrags lagen auf einem Tische tabellarische Zusammenstellungen und Zeichnungen der russ. und deutschen Panzerfahrzeuge zur Verdeutlichung des Vortrags. Es ist ganz interessant zu erfahren, mit welchen theoretischen Ausgaben man sich in Dem befreundeten Rußland beschäftigt, denn von der Theorie zur Praxis ist oft nur ein Schritt.
Viel macht ein bisher ganz unschuldig dastehender Berg in Nord Carolina, der sich über Nacht als ein Vulkan entpuppt hat, von sich sprechen. Derselbe, Balt Monnilain genannt, gibt seit einigen Tagen Zeichen eines bevorstehenden vulkanischen Ausbruchs von sich. Die in der nächsten Nähe des Berges wohnenden Leute haben im Innern des Berges ein dem fernen Donner ähnliches dumpfes Getöse vernommen und diesem waren später einige mehr oder minder heftige Erdstöße gefolgt. Seitdem sind mehrere Erdersch.'itlerungen von solcher Stärke erfolgt, daß verschieden-, an den Böschungen des Berges gelegene Gebäude zusammenstürzten. Das Getöse im Berg dauert unverändert fort und wird auf 16 Meilen in der Runde vernommen, der Schnee auf dem Berg schmilzt schnell hinweg, aus der Kuppe dringt ein dünner Rauchstrahl hervor und man erwartet stündlich, daß ein Answurf von Feuer und Lava Nachfolgen wird.
In Wichita, Kansas , sind ein Mjähriger Jnnggesell und ein 70jähriges Mädchen mit einander durchgegangen, da man ihrer Verheirathnng Hindernisse in den Weg legen wollte. Wenn junge Leute sich einmal das Heirathen in den Kopf gesetzt haben, so ist eben kein Halt mehr.
Philadelphia, 25. März. In den letzten zwei Jahren hat die Einwanderung von Europa und ganz besonders von Deutschland sehr abgenommen und zwar so sehr, daß selbst die nativistischen amerikanischen Blätter diese Frage in den Bereich ihrer Erwägung ziehen und bedauern, daß dem Lande diese Quelle des Reichthums und der Wohlfahrt weniger und weniger fließe. Man will nun im Kongreß der Ver. Staaten ernstlich daran gehen, ein Bundesgesetz zum Schutze der Einwanderer schaffen und Sorge tragen, daß die Einwanderer billig und sicher nach dem großen Westen reisen können) wo noch Millionen und Millionen Acker des fruchtbarsten Landes den Anbau erwarten.
Aller! ei.
(W arnung ) Unseren Milchdamen, wenn nicht allen, so doch vielen, dürste das Lachen vergehen, wenn wir drüben in Amerika, im Staat Illinois lägen. Da ist nämlich fder Landtag neulich beisammen gewesen und bei dieser Gelegenheit haben die „Herren" ein Gesetz gemacht, welches verfügt, daß Jeder, der Milch verfälscht durch Beisetzung von Wasser, Kreide ec, oder solche verfälschte Milch verkauft, mit einem Jahr Zuchthaus oder 500 Dollars Geldbuße bestraft wird. Wird Hoffentlich wirken'
— (Ei n un ers ch ro ckenerBr äuti g am.) Der Handelsmann Josef Blum in Breslau muß den Math eines Löwenbändigers in seiner Brust tragen, denn er hat den ernstlichen Entschluß gefaßt, mit der aus der evangelischen Kirche ausgetretenen Joh. Jos. Sophie, geschiedene, Storch, geschieden gewesene Jorg.