zum Vorpostendienst zu bewegen. Viele Krankheiten, hauptsäch­lich Dyssenterie, Bräune und Skorbut, grassiren in Metz. Mann­schaften desertiren bei jeder Gelegenheit.

Aus Schwerin, 18. Oktober, wird derPresse" telegra- phirt:Die württembergischen Truppen vor Paris werden unter Oberbefehl des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin gestellt."

Versailles, 18. Okt. Vor Paris nichts Neues. ».Wer­der meldet : Der vor mir befindliche Feind zog sich bei Annäherung der diesseitigen Truppen fluchtartig auf Belfort und per Bahn auf Dijon zurück. Die Eisenbahn Vesoul-Belfort ist diesseits unterbrochen; die Einwohner, vom Terrorismus befreit, zeigen sich sehr entgegenkommend.

Tours. Regieruugsnachrichtcn: Chäteandun, 18. Okt. 1'/, Uhr Nachmittags Dijon (Cüte d'Or) vom Feinde beschossen. Die ersten Schüsse fielen 10 Uhr Vormittags. Vesoul (Haute Saöne) vom Feinde genommen.

Tour s, 18. Oktober. Regierungsdepesche aus Amiens vom 18. Okt.: Die kleine offene Stadt Montdidier wurde gestern durch 800 Preußen mit Artillerie angegriffen, drei Einwohner getödtet, eine Requisition von 50,000 Franks ausgeschrieben, der Maire und Adjunkt als Geißeln abgeführt, 150 Mobilgarden gefangen. Amiens ist vom besten Geist des Widerstands beseelt. (Montdidier, Bezirksstadt in der Somme, 4300 Einw.)

Tours, 18. Oktober. Der Moniteur schreibt: Unabweis­bare Nothwendigkeit legte Gambetta die Pflicht auf, sich sofort in die Vogesen zu begeben, woselbst die Preußen vom Vormärsche auf Lyon abgehalten werden müssen.

Officiell. Versailles, 19. Okt. Die 22. Division der Armee des Kronprinzen griff gestern den etwa 4000 Mann star­ken Feind bei Chäteaudun an, schlug denselben und stürmte die verbarrikadirte Stadt. Viele Gefangene. Diesseitiger Ver­lust gering.

Berlin, 19. Oktober. DieProvinzialkorrespondenz" schreibt: Vor Paris sind die umfassenden Vorbereitungen zum Bombardement der Forts ihrem Ende zugeführt. Die Be­lagerungsgeschütze dürften trotz aller Transportschwierigkeiten vollständig vor Paris eingetroffen sein, und die bevorstehende Woche wird kaum vergehen, ohne daß die deutsche Artillerie ihr gewaltiges Werk in voller Ausdehnung begonnen hat.

Die schweren Belagerungsgeschütze treffen von Toul und Straßburg nach und nach vor Paris ein; indessen gehen die Mei­nungen über ein etwa bald zu beginnendes Bombardement weit auseinander. Während der Bundeskanzler Graf Bismarck sich in einem unter Vorsitz des Königs dieser Tage stattgefundcnen Kriegskonseil entschieden für eine Aushungerung von Paris und aus humanen und diplomatischen Rücksichten gegen das Bombar­dement ausgesprochen hat, drängt der Generalstab aus dasselbe hin, in der sicheren Ueberzeugung, daß die feindliche Hauptstadt der Gewalt unserer kolossalen Geschütze nicht lange Widerstand leisten könne. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, noch immer sträubt sich dagegen das Herz des Monarchen im Hin­blick auf die massenhaften Opfer, die eine große Kanonade mit sich bringt.

Tours, 19. Okt. Regierungsmittheilung: CHLteaudun wurde gestern Abend nach zehnstündigem Kampfe vom Feinde genommen. (Chateaudun, Deport. Eure et Loir, am Loir gele­gen (nicht an der Loire), zwischen Blois und Chartres, 6800 Einw., Civil-Gerichtshof, industrielle und handeltreibende Stadt.)

Circa 500 gefangenen Mobilgarden gelang es, in der Ge­gend von Chäteau-Thierry am 16. Okt. während eines Angriffes der Franktireurs zu entkommen.

Ueber das Gefecht bei Epinal hat General Bose an den König nach Versailles telegraphirt, daß er die Franzosen noch nie habe so laufen sehen, wie nach diesem Gefechte; sowie nur die erste Kolonne wankte, seien sie in wilder Flucht davonge­rannt. (B.-Z.)

St. Cloud ist eine vollständige Ruine.

Die vaterländischen Vereine, welche seither so opfer­freudig für die bessere Pflege der gesunden, wie der kranken und verwundeten Krieger gesorgt haben, mögen nicht müde werden, sondern mit den im Felde Stehenden treu bis ans Ende aus- halten. Wollene Unterkleidung, Strümpfe, geistige Getränke u. dgl. können bei jder jetzt herrschenden Witterung nie genug beschafft werden.

Bekanntlich hatte man die Pariser Cloaken mit Petroleum versehen und selbst an geeigneten Stellen Torpedos angebracht, um die etwa stürmenden Deutschen durch solche Mittel der Ver­zweiflung zu vernichten. Jetzt, beim Herannahen des großen Bombardements, ist man jedoch auf die schreckliche Gefahr auf­merksam geworden, die das Vorhandensein solcher leicht entzünd­licher Explosionsmaterialen für die Vertheidiger der Hauptstadt selbst in sich birgt. Aus diesem Grunde hat nun, da eine un­glücklich einschlagende Bombe auf diese Weise ganze Stadtviertel zu zerstören vermöchte, General Trochu die schleunige Hinweg­nahme aller dieser Zersiörungsmittel angeordnet, so daß die gro­ßen Hoffnungen, welche man in Paris allseitig darauf gesetzt, nun sich gleichfalls als unrealisirbar erwiesen.

Nach einer Mitteilung derB- K.-Ztg." aus Epernap ist etwa 1'/, Stunden von diesem Orte am 11. d. M. ein durch Ruchlosigkeit des Feindes herbeigeführtes Eisenbahnunglück vor­gekommen. Ein Eisenbahnzug mit Kranken und Verwundeten der Deutschen Armee ist verunglückt, durch böswillige Beschädi­gung der Bahn ; man zählte 5 Todte und 30 Verwundete. Als Anstifter des Frevels, der unter unseren Truppen große Aufre­gung hervorgcrufen, ist ein alter Du de Montebello verhaftet worden.

* Nagold, 21. Okt. Vergangene Nacht 12 Uhr wurde unsere Feuerwehr schon wieder allarmirt, indem ein Feuerbote von Wildberg meldete, daß es in unmittelbarer Nähe des Kaufm. Reichert dort brenne und sein Haus hiedurch sehr bedroht feie. Von der erst diesen Vormittag 9 Uhr zurückgekehrten Lösch­mannschaft erfahren wir, daß das Wohnhaus und die Scheuer des Schuhmachers Jschinger zum größten Theile durch das Feuer zerstört wurde, welches in letzterem Gebäude auf noch nicht er­klärte Weise entstanden.

Die Musterung der dießjährigen Militärpflichtigen findet in Nagold am 11., in Freudenstadt am 9., in Calw und Horb am 7. und in Herrenberg am 14. November statt.

Stut gart, 19. Oktbr. Heute morgen sind die zu Ver­handlungen über Gründung des deutschen Bundesstaats bevoll­mächtigten Herren Minister nach dem Hauptquartier der deutschen Armee in Versailles abgereist. Auf die Zeit ihrer Abwesenheit sind non Seiner Königlichen Majestät zur Stellvertretung beru­fen: Hr. Obertribunal-Vizepräsident v. Cronmnller für den Justizminister, Hr. Oberst v. Wundt für den Kriegsminister.

Der Landtag dürfte uns diesmal nicht viel zu schaffen ma­chen. Seine Aufgabe soll lediglich die fein, die verfassungsmäßige Steuerverwilligung zu votiren. Weiteres kann erst später ver­handelt werden, wenn der deutsche Bundesvertrag abgeschlossen und der Friede wieder eingekehrt ist. (B.-Z)

Vom Oberamt Calw, 18. Oktober. Ein sehr bedauerlicher Unglücksfall trug sich gestern in Martinsmoos zu. Bei einem in der Nähe letzteren Orts abgehaltenen Treibjagen ging einem unvorsichtigen Schützen das Gewehr los, der Schuß traf den Vordermann in das Genick, und sank der Getroffene alsbald todt nieder.

In Folge einer Aufforderung des Sanitätsvereins um frei­willige Beiträge an Kartoffeln für die schwer heimgesuchten Rhein­lande gingen in Heilbronn so reichliche Gaben von diesem Gewächs ein, daß 18 Eisenbahnwagen zu deren Transport nöthig sein sollen. (St.-A.)

Pforzheim, 12. Okt. Eine kleine Gesellschaft hiesiger Einwohner ließ bei einem hiesigen Bijouterie-Fabrikanten eine werthvolle Feder anfertigen, welche sie dem Grafen Bismarck zur Unterzeichnung des Friedensvertrages zu verehren beabsichtigt.

München, 17. Okt. Die Einberufung der Kammern er­folgt auf den 15. November. Die Regierung ist einer Zwei­drittel-Majorität für die Anträge des Referenten Lutz in der deutschen Verfassungsfrage sicher.

München, 17. Okt. Uebermorgen findet hier eine Ver­sammlung statt, in welcher die Gründung einer freireligiösen Gemeinde hier in München besprochen werden fdll. Das Un­ternehmen wird unzweifelhaft vielen Anklang und sofortige Aus­führung finden. sS. M.f

18. Okt. Die Reise baierischer und württembergischer Minister nach Versailles hat nicht allein deutsche Verfassungs­fragen, sondern auch die Bedingungen des künftigen Friedens­schlusses zum Zweck.

Berlin, 19. Okt. Die Provinzialkorrespondent schreibt: Der König hat in den letzten Wochen mit seinen Räthen auch die großen politischen Aufgaben der nächsten Zeit, besonders die weitere Entwicklung der deutschen Einigung vielfach erwogen. Die Vorberathungen darüber sind so weit gediehen, daß nunmehr unmittelbar Verhandlungen darüber mit den Vertretern der süd­deutschen Regierungen im Hauptquartier stattfinden sollen. Die Ergebnisse dieser Berathungen werden voraussichtlich schon Ge­genstand weiterer Verhandlungen mit dem für November zu be­rufenden Reichstag sein können. Der Finanzminister Camphau­sen ist zur Theilnahme an den schwebenden Berathungen nach Frankreich abgcreist.

Berlin, 19. Oktober. Die Provinzialkorrespondenz sagt: Gerüchte von Friedensvermittlungen, welche im Königlichen Hauptquartier seitens neutraler Mächte neuerdings versucht sein sollen, sind mit größter Vorsicht aufzunehmen. Jedenfalls werden alle etwaigen Friedensversuche zunächst darauf gerichtet sein müssen, die Franzosen selbst zum vollen Bewußtsein ihrer Friedens­bedürftigkeit und zur vorläufigen Anerkennung der unver­läßlichen Grundlagen jedes möglichen Friedens zu bringen."

Wie man der Elberf. Ztg. aus Berlin meldet, sind die nach Paris geschickten Krupp'schen Granaten Riesengefchosse von 3 Fuß Länge mit einer Füllung von 70 Pfund Pulver. Der Mittelpunkt von Paris, bemerkt die Berl. Post, liegt eine volle Meile von den äußersten vorgeschobenen Befestigungen ent-