zu erwehren. Damit ist's nun vorbei, wir sind rasch und munter geworden, das werden die -Franzosen schon kennen lernen. Aber wir haben jetzt eine andere Sorte deutscher Michels, die sog. Internationalen, welche meinen, der Krieg sei in jedem Falle zu verdammen und cs wäre gleichmäßig ein Unglück, ob wir oder die Franzosen geschlagen würden. Nun, so weit halte es die Philosophie des alten deutschen Michel doch nicht gebracht, daß cs ihm gleichgillig gewesen wäre, ob er oder sein Gegner in einem Strecke den Buckel voll Schläge davon getragen.
Kladderadatsch hat ein schaurig schönes Bild. Napoleon fährt als Streitwagen seinen eigenen Sarg, die zwei aufgeputz- ten gespenstigen Rosse, die ihn ziehen, sind Hunger und Elend, die Räder Todtenköpfe.
Weißcnburg, französisch IVisseiubourx Stadt an der Lauter und am Fuße einiger Hügel in einer schönen Gegend, hat nach Cannabich (bestes Lehrbuch der Geographie) 5570 Einwohner. Von hier bis Lauterburg, längs der Laurer, befindet sich ein Wall nebst Graben, den man die Weißenburger Linie nennt. Der von den deutschen Truppen erstürmte Geisberg bietet eine feste Position für fernere Operationen und ist etwas höher als der Schloßberg. — Saarbrücken, eine im Thal gelegene gewerbliche Stadt, hat keine strategische Wichtigkeit und ist deßhalb von den Preußen geräumt worden. Es dürfte sogar den Laien einleuchten, daß es ein militärisches Künststück ist, wenn die Preußen mit einem kleinen Dctaschement 3 französische Divisionen in Bewegung setzen und 4 Stunden lang aushalten konnten.
Wien, 2. Aug. Als Vorbereitungen für den Uebergang in die bewaffnete Neutralität, der wohl bald das Aufgeben dieser selbst folgen muß, registrier ich die in militärischen Kreisen zir- kulireude Nachricht, daß in Oberöstreich, Böhmen, Mähren und Schlesien 3 Armeekorps aufgestellt werden sollen. Die Militär- intendanturen aber haben bereits den Befehl erhalten, mit aller möglichen Bescheinigung die Monturen für die Reservisten in Stand zu fetzen. Die Politik in Prag brachte gestern die Nachricht, man gehe mit dem Plane um, das Depofitenvermögen, das auf circa 500 Millionen Gulden geschätzt wird, zu Gunsten des Staates zu verwerthen. Das genannte Prager Blatt begleitete diese Nachricht mit einem Artikel, in dem sie ihre Zweifel an der Richtigkeit derselben aussprach, da ja sonst der Monarch den Minister, der solches zu unternehmen wagte, dem ersten besten Staatsanwalte wegen versuchter Veruntreuung zur kompetenten Behandlung überweisen müßte. Das käme ja doch der Plünderung des Privatvermögens gleich. Der Artikel schloß mit den Worten: „Wird dieses Blatt konfiszirt, so können die Leser überzeugt sein, daß die östrcichischen Dcpositenkasscn bereits brennen." Nun das Blatt ist wirklich konfiszirt worden, und es muß sich nun zeigen, ob die Schlußfolgerung desselben richtig. Eine eigentümliche Illustration erhält unsere Neutralität dadurch, daß man verbietet, öffentlich für die deutschen Kampfesbrüdcr zu sammeln. Will man dies thun, so muß ein Pflichtkreuzcr auch dem andern kämpfenden Theile zukommcn. Diese Beschränkung wird man sich wohl nicht gefallen lassen. (L. M.)
Die wackern Wiener sdmmeln feurige Kohlen auf den preußischen Häuptern. — Sic haben bereits 10 Centner Charpie, 2 Centner Kompressen und 2000 Binden für die Verwundeten nach Berlin geschickt.
Den Beichtvätern ist von den Jesuiten verboten worden, einem Geistlichen dir Absolution zu ertheilen, der sich nicht zur Unfehlbarkeit erklärt.
Paris, 5. Aug. Ein Polizeipräfckiurerlaß fordert sämmt- liche aus deutschen Ländern gebürtige Personen auf, sich binnen
3 Tagen zur Erlangung besonderer Ausenthalterlaubniß vor dem
Polizcikommissär zu stellen, ausgenommen Naturalisirte. Die Manövers gewisser in Frankreich weilender Ausländer gegen die Staatssicherheit werden als Motiv angegeben. (S. M)
Metz, 2. Aug. (Offizielles französisches Bulletin.) Heute um 11 Uhr Vormittags ergriffen die französischen Truppen die Offensive und überschritten die Gränze; ungenchtet der Stärke der feindlichen Position genügten einige Bataillone, um die Saarbrücken dominirenden Höhen wegzunchmen. Unsere Artillerie verjagte rasch den Feind aus der Stadt. Die Action war in einer Stunde beendigt, und der Angriff der Franzosen so heftig, daß sic nur leichte Verluste hatte. Der Kaiser und der kaiserliche Prinz wohnten der Operation bei und kehrten uuverwundet um
4 Uhr zurück.
General Donay wurde längst als einer der tüchtigsten afrikanischen Generale rühmlich genannt. Deßhalb wohl standen viele Turkos unter seinem Befehl, um uns die Civilisation zu bringen. Sie können hoffentlich bald in ihrer Heimath von der Tapferkeit der Deutschen erzählen. (S. M.)
Schwindel. In den Feldzügen am Ende des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden pflegte Ludwig XIV. von Frankreich in seiner Staatskutsche von. ferne den letzten Stürmen aus eine Festung und deren Fall beizuwohnen. Ebenso Napoleon III., der mit seinem Sohne der Einnahme von Saarbrücken beiwohnt und 3 Divisionen mit Beilage von 23 Geschützen gegen ein Bataillon und 2 Schwadronen Preußen beordert, um seinen un
zufriedenen Franzosen eine Schaustellung zu geben.
Madrid, 28. Juli. Die „Gaceda de Madrid" veröffentlicht heute das von dem Regenten und dem Minister des Aus- wärtigeu gezeichnete Dekret der Neutralitäts-Erklärung Spaniens.
Der in Barcelona erscheinende Teldgrafo berichtet: Ein glänzendes Fest hat am 20. d. in einem Hause der Plaza de Cataluua stattgefunden. Auf dem Balkon wehten die norddeutsche und die spanische Flagge vereint neben eiuanver. Das Fest wurde gefeiert zu Ehren der zu ihren Regimentern gegen Frankreich ! einberufeuen Deutsche». Zahlreiche vaterländische Lieder wurden un Festsaale gesungen; das draußen versammelte Publikum rief- Hoch Preußen!^Hoch Deutschland! Glückliche Reise! worauf mau von dcuischer «Leite antwortete: Es lebe Spanien! Am nächsten Abend, so meldet ein nach Leipzig gelaugtes Privatschreibeu aus Barcelona, gaben die Deutschen den Fortziehenden das Geleite zum Dampfboot, begleitet von einer zahlreichen Menschenmenge. Die „Wacht am Rhein" erscholl im Hafen. Auf dem Hafendam-.n trat ein Spanier, Professor an der Universität zu Barcelona, hervor, und hielt in spanischer Sprache eine Anrede, in welcher er sagte: „Der freche Nachbar in Franken bedarf einer gründlichen Züchtigung. Preußen, Deutschland, hat unsere wärmste Sympathien. Ein Triumph Preußens ist der Fortschritt, Preußens Niederlage wäre auch Spaniens Niederlage. Alles was die Revolution von 1868 gebracht, würde im Keim erstickt. Unser Haß gegen Frankreich ist nicht erloschen. Kommt der Augenblick 'der Gefahr, so wissen wir unsere Ehre bis aufs Aeußerste zu ver- theidigeu, und was wir 1808 gethan, können wir auch wieder thun." Um 12 Uhr Nachts dampfte die Estremadura mit den deutschen Kriegern gen Marseille.
Land on, 30. Juli. In dem jetzt wogenden diplomarischen Kampfe zwischen den Regierungen Frankreichs und Preußens steht die Times auf Seiten der letzteren. Benedelti (so schreibt sie im Wesentlichen) befindet sich in einem Netze, aus dem er nicht leicht entschlüpfen kann. Daß er einen Vertragsentwurf eigenhändig niedergeschriebeu haben soll, ohne den Kaiser davon zu benachrichtigen, wäre esu diplomatisches Wunder für alle Zeiten. Vorerst steht er als ein wahres Mirakel von Taktlosigkeit, dagegen Bismarck als Mirakel von Geschicklichkeit vor der Welt. Bedauerlich ist dabei, daß die Erklärungen der frauz. Regierung nicht so handgreiflich sind, wie die preußischen. Sie hat uns bisher kein Aktenstück geliefert, und Lavaleite hat unsrem Lord Granville nicht einmal eine Abschrift seiner Mittheilungen überlassen, vielleicht nicht einmal das Ganze, was ihm Gramont zu- schickie, vorgelesen. Statt schriftlicher Dokumente tritt die kais. Regierung mit losen Gegeuanschuldigungen auf. Es wäre Zeit, an der Stelle loser Telegramme und bloßer Komuniques Solideres zu bieten. (S. M.)
London, 4. Aug. Die Flotteuverstärkung auf sämmtlichen Werften und Kriegshäfen wird nunmehr energisch betrieben.
Stockholm, 4. Aug. Die Regierung proklamirte vollständige Neutralität, deren Beibehaltung mit den Interessen und Volkswünschen übereinstimme. (S. M.)
Die Petersburger Börsen-Zeitung schreibt in Bezug auf den französisch-preußischen Krieg: „Wir müssen eine absolute aber bewaffnete Neutralität beobachten, überhaupt aber Oestreich überwachen und ihm nicht gestatten, unter irgend einem Vorwand an dem Kampfe theilzunehmen; wir müssen uns daher in eine Verfassung setzen, um Oestreich mit dem leisesten Winke zur Ruhe verweisen zu können. Wir können Oestreich nicht verhindern, in einem günstigen Momente Rache für Sadowa zu nehmen, aber unsere Interessen, sowie "die von ganz Europa fordern, daß diese Rache nicht während des'französisch-preußischen Krieges zum Vollzug gelange, denn die östreichifche Intervention würde eine allgemeine Konflagration nach sich ziehen."
Zwei Privatschreiben aus Newyork vom 16. und 19. v. Mts. entnimmt das Frkf. Tgbl. Folgendes: „Don der hier herrschenden Aufregung können Sie sich kaum einen Begriff machen, aber noch weit größer ist die Wuth auf Frankreich; es sollte mich deßhalb nicht Wunder nehmen, wenn es zu Schlägereien zwischen den hier lebenden Deutschen und Franzosen kommen würde. Die ganze Union steht aus Seiten Deutschlands und ich versichere Sie, daß, wenn Deutschland Mannschaften nöthig hätte, binnen zweimal 24 Stunden 100,000 Freiwillige sich sofort melden würden." „Täglich sind hier Me eting s; heute Abend ist eine Massenversammlung in Steinway-Hall. Von hier aus bekommt Deutschland in Allem Unterstützung. So er- öffnete z. B. Wm. Steinway die Zeichnungen für Geldunterstützung mit 2000 Dollars. Man trägt sich sogar mit der Idee, Deutschland eine Flotte zu schenken. An den Präsidenten ist bereits eine Adresse abgegangen, welche das Gesuch enthält, sofort einen außerordentlichen Kongreß einzuberufen, damit die deutschen Handelsschiffe unter amerikanischer Flagge kommen können. Seit 8 Tagen ist der Unterschied zwischen Nord- und Süddeutschen geschwunden; cs giebt nur einen Wunsch, und er ist: Sieg den deutschen Waffen!"
Redakticn, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung. "