MN. Dieselbe erklärt es für die Pflicht der Partei, die Bedeu- rung des Vorgehens der Regierung dein Volk gegenüber auszu­sprechen. Es bestehe gegen das Ministerium ein neuer Wider­streit, welcher nicht mit einer halben Million Gulden abkaufbar sei, vielmehr mußte das Gesammtministerium den Mulh seiner Uebcrzeugung belhätigen mit konstitutionellen Waffen, den Kampf gegen die Kammer aufnehmen, das Kriegsdienstgesetz vertheidigen oder die Kammer anflöscn, statt dessen habe es den Schein der Nachgiebigkeit vorgezogcn. Nach dem Hinweis auf die politische Vergangenheit der nenernanntcn Minister, welche an der Aufrecht- crhaltnng der gegenwärtigen Heeresverfassnng keinen Zweifel las­sen, schließt die Ansprache mit den Worten: Das württembergische Volk und seine Vertreter werden sich nicht abbringcn lassen von der Wahrung des verfassungsmäßigen Rechts und der Herstel­lung eines freien einigen Vaterlands!

(Armeebefehl.) Der neu ernannte Kriegsminister hat nachstehenden Armeebefehl erlassen:Der Berufung Folge lei­stend, welche durch die Gnade und das Vertrauen Sr. Majestät des Königs an mich ergangen ist, habe ich am heutigen Tage die Führung des Kriegsministeriums übernommen, um der Ar­mee unter schwierigen Verhältnissen die Bedingungen ihres Da­seins zu bewahren, die Thätigkeit und den Fortschritt in der Ar­mee zu erhalten und vorwärts zu führen. In dieser meiner Amtsführung werde ich der von meinem Vorgänger eingeschla­genen Richtung in allen Stücken unverrückt treu bleiben; ich rechne dabei auf das richtige Verständniß und auf die thätige Unterstü­tzung aller, und ich verspreche meinerseits eine ebenso gewissen­hafte als feste Führung der Geschäfte, die Unterstützung und An­erkennung dem Talent und jedem Streben, und die Fürsorge für alle nach meinen Kräften."

Wegen einer ganz unbedeutenden Differenz in einer Erb­schaftsangelegenheit gerieth heute Nacht der 33 Jahre alte Stein­brecher Manch von Fencrbach in eine solche Wuth, daß er seiner Frau und einem 4 Monate alten Kinde mit einem Beil die Schä­del einschlug. Beide sind bis jetzt noch am Leben, doch wird an deren Aufkommen gezweifelt. Zwei andere Kinder, welche sich bei der Großmutter befanden, entkamen dadurch diesem schrecklichen Loose. Der gräßliche Vater hat sich heute früh nach verübter Unthat bei dem hiesigen Oberamtsgerichte freiwillig gestellt und hat sich Herr Jnstizassessor Härlin an Ort und Stelle begeben, um die Untersuchung aufznnehmen. (B.-Z.)

Falsche prenßische Fünfthalerscheine scheinen schon seit längerer Zeit im Umlauf zu sein. Sie tragen sämmlich die Jahreszahl 1856 und sind nur von geübten Kennern als falsch zu erkennen. Ein Kennzeichen derselben ist, daß an der rechten Wade der auf dem Revers links befindlichen Engelsfigur sich ein starker Schatten befindet, auch das rechte Auge etwas ver­wischt ist.

Karlsruhe, 29. März. Heute nahm die Kammer die Militärstrafgerichtsordnung mit Mündlichkeit und Ocffentlichkcit des Verfahrens einstimmig an. Der Handelsminister legt einen Gesetzentwurf vor, betr. Conzession zum Bau einer Appcnweier- Oppenaner Bahn. (St.-A.)

Pforzheim, 24. März. Vom Bischof Stroßmayer ist aus Rom auf die von hier an denselben gerichtete Adresse eine in sehr herzlicher Weise abgefaßtc Antwort eingelaufen, worin der Bischof seinen Dank und die Versicherung ansspricht, daß er, die Wohlfahrt der Kirche und der Gesellschaft am Herzen tra­gend, stets der Stimme seines Gewissens und seiner Ueberzen- gung folgen werde.

München, 29. März. In der Abgeordnetenkammer war heute der außerordentliche Militäretat auf der Tagesordnung. Der Referent Kolb begründete seine bekannten weitgehenden An­träge: Verringerung der Präsenzzeit bei der Infanterie auf 8 Monate, Verminderung der Kavallerieregimenter von 10 auf 6, Abstriche bei den zahlreichen hohen Chargen, Reorganisation der kostspieligen Verwaltung, Verringerung der Pensionisten. Er­schloß mit einem Ausruf, daß Deutschland, Europa der bairischen Kammer es danken werde, wenn sie voranschrcite im Brechen des Militarismus. (S. M.)

M ü nchen , 30. März. In der heutigen Verhandlung der zweiten Kammer über die außerordentlichen Militärbcdürfnisse erklärte der-Minister des Auswärtigen, Graf Bray, Folgendes: Der Zweck der inneren Politik Baierns ist Versöhnung, nicht dlos Kompromiß und Beseitigung unbegründeter Besorgnisse. Die Negierung ist keine Partei-Regierung. In der äußern Po­litik ist uns ein enger Weg vorgezeichnet, von welchem wir uns nicht weit entfernen dürfen. Wir wollen unsere freie Selbstbe­stimmung unversehrt erhalten. Er theile nicht die Ansicht über die Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Lage. Die Lage Baierns sei unangreifbar. Jeder Angriff, jede ernste Drohung würde Verwicklungen Hervorrufen, denen sich auch die größte Macht nicht aussetzen werde. Er verspreche eine offene, ehrliche und loyale Politik. (Bravo.) Es beständen keine politische Geheimnisse, keine geheimen Verpflichtungen, keine geheimen Verträge. Wir wollcn Deutsche, aber auch Baiern sein. Die Verträge von 1866 seien Verträge, feien der einzige Ersatz für die durch den Krieg

zerissenen Bande, haben keine Offensivbcdeutung, sondern nur Abwehrzwecke. Wenn unseren Verbündeten daran gelegen sein müsse, daß wir nicht wehrlos seien, so haben wir ein noch höheres mächtigeres Interesse daran.

Wien, 28. März. Die Bischöfe ans Oestrcich-Ungarn haben ihren Diözesen angczeigt, daß sie eS für ihre Pflicht er­achteten, das Konzil nicht zu verlassen, sondern mit dem Auf­gebot aller ihrer Kraft den Grundsätzen der Mäßigung und Be­sonnenheit zum Siege zu verhelfen, welche von anderer Seite nicht immer fcstgehalten zu werden schienen. Die öffentliche Meinung und mit ihr die Regierung haben diesen Entschluß mit großer Genugthnung begrüßt.

Paris, 28. März. Wie aus guter Ouelle versichert wird, soll Frankreich auf seiner Forderung, einen besonderen Gesandten zum Konzil abzuscnden, nicht bestehen. fS. M.s

Paris, 28. März. Die Freisprechung des Prinzen Peter Bonaparte bildet heute selbstverständlich allein das Tagesgespräch und wird auf das verschiedenartigste beurtheilt. Im Allgemeinen ist der Eindruck, den dieselbe macht, kein günstiger, im Gegen- thcil. Nur die Partisanen des Prinzen und dieUnversöhnli­chen" sind zufrieden. Die ersteren, zu denen die ganze Hofpartei gehört, jubeln nämlich, weil sic in dem Urtheil des hohe» Ge­richtshofes einen Sieg über ihre bitteren Feinde sehe», und die Unversöhnlichen" sind froh, daß sie jetzt von neuem gegen die Regierung zu Felde ziehen können.

In Fr a n k enst c i n in Schlesien hat der Kassier des Vorschuß- Vereins 23,000 Thaler veruntreut.

DasUnivers" meldet aus Rom unter dem 25. März (Fest Mariä Verkündigung):Der hl. Vater hat sich diesen Morgen nach der Minervakirche begeben. In der Kirche und auf dem Platze war es voll von Menschen. Ueberall ertönte der Ruf:Es lebe der unfehlbare Pabst!"

Der heiligeGcist in derKonzilsaula. Der Papst weist bekanntlich in allen Kundgebungen darauf hin, daß man glauben müsse, das Konzil werde vom heil. Geist geleitet. Eini­ger Zweifel an diesem unfehlbaren Ausdruck wird.erweckt, wenn man die Berichte über die Sitzung des Konzils vom 22. März liest, welche zugleich geeignet sind, auf den Bildungsgrad und den Gerechtigkeitssinn der vom hl. Geiste inspirirten Majoritäts­mitglieder ein bedenkliches Licht zu werfen. Der Berichterstatter derK. Z." schreibt:Ein wahrer Sturm erhob sich bei der Rede des Bischofs Stroßmayer. Dieser sprach gegen den Theil des Schcma's cks kicks, welcher alle modernen Verirrungen dem Protestantismus zuschreibt. Er sagte, daß der Protestantismus durchaus nicht logischer Weise als Ouelle des Atheismus, des Pantheismus und des Materialismus bezeichnet werden könne, und führte verschiedene große Geister unter den Protestanten an, welche diese Jrrthümer bekämpft haben. Er nannte Lcibnitz, was schon ein großes Gemurmel hcrvorrief, als er aber Guizot nn- führte, entstand ein arger Tumult. Eine Anzahl von Bischöfen, besonders Italiener und Spanier, verließen ihre Sitze, drängten sich um die Rednerbühne und unterbrachen den Redner. Dieser ließ sich aber nicht irre machen, und als der Lärm sich gelegt, fuhr er fort und indem er sich auf ein Wort des heiligen Au­gustin berief, sagte er, daß unter den Protestanten in Frankreich, England, Amerika, Deutschland und in seiner eigenen Diöcese Leute guten Glaubens seien:orrant bona kicks" (sie irren im guten Glauben); daraus erhob sich wieder ein großer Lärm. Der Präsident versuchte cinzugreifen, wurde aber nicht gehört; Kar­dinal Capital! nahm dann das Wort und sagte, der Protestan­tismus sei nicht ausdrücklich im Schema genannt, die Protestan­ten seien eingeladen worden, und man habe ihnen kein Unrecht zufügcn wollen. Der Lärm legte sich nochmals. Nun aber be­rührte Msgr. Stroßmayer die Frage über den Modus der Ab­stimmung und die Geschäftsordnung. Man wisse nicht, sagte er, ob die Dogmen nach einfachen Majoritätsbeschlüssen festgestellt werden sollten, wie es nach der neuen Geschäftsordnung scheine, oder mit moralischer Einstimmigkeit, wie es bei allen früheren Konzilen üblich gewesen sei. Da aber ging der Sturm noch ärger los. Man schrie ihm zu: Ilnsrstisiw! Ilasrstieus! vamnmmis sum! (Ketzer! Ketzer! Wir verdammen ihn!) Ein Bischof rief dazwischen: At oxo non ckamno sum! (Aber ich ver­damme ihn nicht!), worauf die anderen ihr Oamnamus wieder­holten. Endlich mußte Stroßmayer dem Sturme weichen; er konnte seine» Vortrag nicht zuEnde führen und verließ die Red­nerbühne mit den Worten; Urotsstor! xrotsskor! protsstor! Das Geschrei der Versammlung ward außerhalb der Konzilsanla in St. Peter gehört und erregte dort eine große Unruhe." Ein anderer Korrespondent fügt bei:Der Lärm war so bedrohlicher Art, daß der in St. Peter weilende Husar des Bischofs, wel­cher die Stimme seines Herrn erkannt hatte, den Säbel ziehen und in die Aula eindringen wollte."

Nedaciion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.