haben. Der Ton des preußischen Aktenstücks ist nach der Wes.Z. ! eineminent friedlicher". Man sagt, der preußische Gesandte ! in Paris, v. d. Goltz, solle, wie er selbst schon dem Herrn v. Lavalette mitgetheilt habe, demnächst von dort abberusen und an seine Stelle der Prinz Reust, derzeit preuß. Gesandter in Pe­tersburg, gesetzt werden, v. d. Goltz soll bestimmt sein, eine hervorraggeude Stellung im Ministerium des Auswärtigen eiu- zunehmeig da Bismarck von dem Bundeskanzleramt und der ! speziellen Leitung der preußisch-deutschen Politik säst ausschließlich in Anspruch genommen sei. (S.)

Berlin, 9. Sepr. Die Krcuzztg. meldet: Preußen un­terhandelt mit Braunschweig wegenUevernahme des braunschwei­gischen Postwesens.

Berlin, tO. Sept. (Ucber Paris). Es bildet sich hier­ein Konnte für eine 1872 in Berlin zu veranstaltende Weltaus­stellung. sS. M.j

Frankfurt, 7. Sept. Einem Gerüchte zufolge soll die Negierung die Uebernahme der im vorigen Jahre ausgeuomme- ncn und am 1. Sept. d. I. zur Rückzahlung fällig gewesenen Anleihe von 1,200,000 fl. abgelehnt haben und wegen der Fort­führung unserer Sradtlotterie soll ebenfalls eine ungünstige Ent­scheidung eingetrosfen sein, nach welcher dieselbe mit der Been­digung der gegenwärtigen Ziehung aufzuhören habe.

Frankfurt, 8. Sepr. Wie dieFranks. Rachr." erfah­ren, hat Baron Mayer Karl v. Rothschild die aus ihn gefallene Wahl zum norddeutschen Parlamente angenommen und wird sich demnächst nach Berlin begeben.

Hamburg, 7. Sept. Die BerlinerBörsenzeilung meldet: Bayerische und badische Volksvertreter werden den Vorschlag an­regen, daß der Kommission für Berathnng der Prozeßordnung im norddeutschen Bunde süddeutsche Vertreter beilreien, behufs Berathnng einer gemeinsamen deutschen Prozeßordnung.

Wien, 6. Sept. Wie ich mit Bestimmtheit höre, ist man diesseits entschlossen, die Staatsschuld mit Ungarn in der Weise zu theilen, daß eiue Summe von 000 Mill., von der Ungarn behauptet, daß dieselbe im gemeinsamen Interesse nicht habe ver­ausgabt werden können, vorweg abgezogen und ausschließlich den Ländern diesseits der Leitha zur Last geschrieben wird, unter üer ausdrücklichcn Voraussetzung jedoch, daß Ungarn seine Ziusen- quote für die alsdann noch gemeinsam verbleibende Schuld in einer Weise erhöhe, welche eine Ueberbürduug der übrigen Theile der Monarchie nicht besorgen lasse. ^

Wien, 7. Sept. Die gestrigeN. Fr. Pr." meldet in ^ ihrem Abendblatt, der Reichskanzler beabsichtige ein neues Mini- ! srerium ans folgenden Mitgliedern zu bilden: Ministerpräsident! Fürst Carlos Auersperg, Inneres Giskra, Justiz Berger, Unter- ! richt Herbst, Finanzminisler noch unbekannt. Wie dasselbe Jour­nal hinzufügt, ist die Angelegenheit noch nicht bis zur Reefe ge­diehen, jedoch bereits so weit vorgeschritten, daß der Reichskanz­ler die Ermächtigung des Kaisers zur Bildung eines neuen Mi­nisteriums cingeholt hat. sSr.-A.s !

W ien, 8. Sept. Nachdem der Wiener Gemeinderath eine ! kräftige Adresse an das Abgeordnetenhaus zu Gunsten der völ- ! ligen Aufhebung des Konkordates mit großer Mehrheit votirt, hat, hat sich jetzt auch der hier versammelte und so eben geschlos- ^ jene erste östrcichische Lehrertag, der nicht weniger als 2000 ösr- reichische Lehrer aus allen Theilen der Monarchie in Wien ver- ! einigte, mit ganz unerwarteter Kraft und Entschiedenheit gegen ^ das Konkordat und speziell für die Trennung der Schule von ^ der Kirche ausgesprochen. sS. M.s

Gens, 8. Sept. Garibaldi wurde auf den Eisenbahnsta- > tionen Lausanne und Genf festlich empfangen: hier in Genf über- ! stieg die Begeisterung beim Empfang desselben alle Begriffe. Ga- ^ ribaldi dankte dein braven Genfer Volke, das allen Demokraten stets ein Asyl geböte», und sprach besonders dankbare Auerken- f niung aus für die Initiative, welche die Genfer gegen das Pabst- ! thum ergriffen. Gleichzeitig forderte er das Genfer Volk ans, das Werk zu vollenden und emvfahl, im Interesse der Freiheit und der Demokratie, dem Schwcizervolke die Erhaltung der Ein- ' kracht. !

Genf, 9. Sept. Der Friedenskongreß ist um 2 Uhr zu- l sammcngctreten. Garibaldi ist Ehrenpräsident, Jolissani von i Bern wirklicher Präsident, Barni Vizepräsident. Garibaldi- hat den Zerfall des Papstthums ausgesprochen. , sS. M.)

Paris, 6. Sept. Man fühlt sich hier über die Sprache der östreichischen Presse gerade nicht übermäßig geschmeichelt die so einstimmig das französische Bündnis; verwirft. Noch mehr wundern sich die Franzosen darüber, auch die Ungarn aus Seiten ihrer Gegner zu sehen, und die Bundesgenossenschaft der reak­tionären Partei mit dem Pesti Hirnök an der Spitze erhöht den Kummer mehr als er ihn verminderte. Das haben die Fran­zosen doch nicht für möglich gehalten, daß ihre Allianz so ver­schmäht werde! Preußen, Rußland und Amerika stehen Frank­reich als Gegner gegenüber. England hüll sich von jeder Be­rührung mit der französischen Politik fern; Italien strengt alle seine Kräfte an, um das Verhültniß zu lösen, welches es bis jetzt mit Frankreich verband; und selbst Bestreich, das isolirte, das beistandsbedürftige Oesrreich schlügt vor der französischen Allianz drei Kreuze. Diese Zustände können natürlich dem fran­zösischen Volke nicht gefallen, und seitdem der Kaiser selbst in öffentlichen RedenUnglücksfälle" undschwarze Punkte" znge- stanLen und so seine Minister, die Alles unverbesserlich gut fin­den, dementirr hat, scheut die öffentliche Meinung sich nicht, offen mit ihrem Urtheil über die Lage hervorzntreten. Die Franzosen sind nun einmal gewohnt, alles, Gutes oder Böses ihrer Re­gierung in die Schuhe zu schieben. Während der Jahre des po­litischen Glanzes, des materiellen Aufschwunges, der reichen Ern­ten war die kaiserliche Regierung populär, jetzt aber wird der Umschwung eilt immer gründlicheret. sS. M.s

7. Sept. Emile Ollivier war während einiger Wochen in Deutschland und theilt mit seinem Freunde Emile'de Girar- din seine Rciseeindrücke mit. Er gieln an: 1) Die Annexionen sind definitiv, die Blasse der Bevölkerung billigt sie, nur eine immer mehr schwindende Minorität steht ihr entgegen. 2) Der norddeutsche Bund organisirt sich ohne Schwierigkeiten, und'wenn Preußen den Finger aufhöbe, so würde er sich in eine große Anuexion verwandeln. 8) Ein patriotischer Stolz, froh und selbst­bewusst, belebt alle Herzen. Herr Ollivier hat trotzdem gegen Frankreich keinen Haß, sondern höchstens etwas Ironie und Miß­trauen bemerkt. 4) Im Süden ist Baden fast so gut wie preu­ßisch, Württemberg zerfällt in die Parteien der Preußcnsreunde und der Republikaner, Bayern zögert noch, doch würde es sich lieber Preußen anschließend als Oestreich. Endlich zieht Herr Ollivier aus Allem den Lchluß, daß Frankreich die strengste Nichtinterveution gegen Deutschland beobachten müsse.

Paris, 8. Sept. Der hiesige preußische Botschafter, Gras v. d. Goltz, hatte gestern eine Audienz beim Kaiser. Dieselbe dauerte über eine halbe Stunde. Wie verlautet, soll der Kaiser dem Grasen seinen Besuch in Berlin für den Monat Oktober in Aussicht gestellt haben. Der Kaiser würde sich gleich nach dem Besuche des Kaisers von Oesterreich in Paris nach Berlin be­geben. Hr. v. Beust begibt sich nach London, angeblich, um mit der englischen Regierung über die im Orient zu befolgende Politik zu beratheu. (?)

Paris, 9. Sept. Garibaldi ist gestern Abend 6 Uhr in Gens angekommeu. Eine ungeheure Volksmenge erwartete ihn. Er sprach vom Balkon seines Hotels zu der Menge und erklärte, daß er nach Rom gehen werde. Der Etendard sagt, Garibaldi habe auf der Durchreise in Belgirate (am Lago maggiore) bei dem preußischen Gesandten v. Usedam gespeist. sS. M.)

Paris, 10. Sept. Ans Vera-Cruz, 13. Aug. wird ge­meldet: Lopez lebt noch; Marquez befehligt eine kleine Streit­macht im Bezirk von Vera-Cruz. sS. M.)

New-J)ork, 9. Sept. Der Präsident proklamirte eine allgemeine Amnestie. Ausgenommen sind nur die hohen konfö- derirtcn Beamten, die am Morde Lincolns vetheiligten Personen und die, welche födcrirte Gefangene mißhandelten. sS. M.'s

Briefkasten.

E. in G. Tie Ausnahme des Festgedichts von K. könnte unsere Leser leicht zu der Meinung Ringen, daß:wann die Elemente dann werden vor Hitze zerknallen", es verhex schon um unfern Verstand geschehen sein dürfte. Der Dichter tbut daher besser daran, seine Hvmne im stillen Kämmerlein dem vorzntragen, der Herzen und liieren prüft, als sein dichterisches Talent von kritischen Lesern des Gesellschafters in Zweifel ziehen zu lassen.

Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Bnchhandkung.