Jahren 6 Monaten verurtheilt. — 13. Dez. Marie Heim, Ehefrau des Zieglers Friedrich Heim von Kiebingen, OA. Rollen- bnrg, wegen Brandstiftung angeklagt, wurde von der gegen sie erhobenen Anklage freigcsprochen. Am 14. und 15. wurde aber- l malö eine Brandstiftung verhandelt, welcher die 12 I. alte Ca- ! tharine Dittns von Allburg, OA.Calw, und deren Mntler khri- ^ stine Dittns von da (VeUheidigcr R.-Kons. Fr ei Hofer von Na- , gold) augeklagt war. Beide wurden für schuldig erklärt und j demnach die Cakh. Dittns in einer in der Anstalt für jugendliche i Verbrecher zu erstehenden ArbcitShausstrafe von 3'/r Jahren, ihre ^ Mutter aber zu einer Zuchthausstrafe von 10 Jahren vernrthcili. l Als Schwurrichter hatte bei diesen Verhandlungen auch OberamiS- l richter Pfeilsticker von Nagold zu fnngiren. - ;
Der Eisenbahnwagen, welcher die neueste Bnchersen- > dnng zwischen Leipzig und Wien enthält, ist in Verlust geralhe» j und kann nirgends mehr ansgefunden werden. Man vcrniiiihet, i der Wagen sei an einen falschen Zug angchängt worden und >o i nach Frankreich oder Rußland gekommen. "Der Wagen enthielt ! Bücher für die Jugend zu Weihnachtsgeschenken und sind daher die Wiener Buchhändler in großer Verlegenheit.
Jn Oestreich hat daS Gesetz, welches die körperliche Züchtigung aus dem Strafcodex entfernt, die kaiserliche Genehmigung erhalten. Es würde ein schönes Feuerwerk geben, wenn man die Haselstöcke aller Büttel und Korporale Oestreichs ans einen Haufen würfe und anziindete.
Die Kaiserin von Oe streich ist zu kurzem Besuche in München angckommen, während ihr Man» zu Pesth seinen Frieden mit den trotzige» Ungarn zu machen sucht.
M-l Ter Jesuit K linkvw ström behauptete dieser Tage in einer Predigt, welwc er zu Wien hielt: die neuen Forschungen der Wissenschaft haben bewiesen, daß die Lonne still stehe und die Erde sich drehe. Hr. Kl. meinte wahrscheinlich die umgekehrte Wissenschaft.
In Prag hat ein Kellner Namens Fiela seine Geliebte Anna Charwak, die als ein sehr schönes Mädchen geschildert wird, grausam ermordet oder eigentlich in Stücke geschnitten. Der Mörder ist verhaftet.
Köln, 14. Dez. Tie „Köln. Ztg." erfährt ans znvcrläs- siger Quelle: Tie Stimmung in Washington ist äußerst kriegerisch und gereizt. Präsident Johnson könnte leicht bebnss Vermeidung der Schwierigkeiten im Inneren Krieg mit dem Ans- lande anzctteln. Sonst herrscht überall Ruhe. General Grant betonte in Washington noch kräftiger als in Newyork die Noih- wendigkeit einer Parteinahme bezüglich Mexikos. <T. d. Frb.Z.)
Wiesbaden, 12. Dez. In der zweiten Kammer sagte der Abgeordnete Link: „Wie England Klöster hatte, staub es im größte» Wohlstände, aber seitdem die Klöster zu Fabriken umgewandclk sind, ist England arm." lieber diese Aenßernng erhob sich ein allgemeines Gelächter; selbst der Regierungspräsident Winter konnte seine Heiterkeit nicht bewältigen und lachte mit. (Schw.V. Ztg.) .
Mit Spannung richten sich die Blicke der östreichischen Völ- ^ kcr nach Ungarn. Und in der Thal — was sich dort begibt, t ist der Aufmerksamkeit werth; was dort ansgemacht werden wird, wird entscheidend sein für den östreichischen Staat. Ter ungarische Landtag ist versammelt, der Kaiser selbst erschien: cS gilt den lange verschobenen Ausgleich mit UnArrn zu finden. Um der Ungarn willen hauptsächlich ist die gemeinschaftliche Verfassung sistirt worben. Sic batten sich von dem allgemeine» Reichstag fcrugehalte»; sie wollten daS, waS sie ihr Recht nannte», nicht ansgeben, nno sie habe» dock bis jetzt so viel erreicht, daß die Regierung sich mit ihnen zu einige» sucht. Welchem Umstande verdanken sie dieses Entgegenkommen? Zunächst allerdings wohl der inneren und äußeren Lage des östrctcbischen Staates, welche den Ausgleich mir Ungarn wnnsebcnSwerih machte, dann aber auch der zähen Ausdauer, mit welcher sie an ihre in Rechte fest dielten, geduldig abwartcnd, ob nicht die Ver- bältnisse sich so gestalten würden, daß die Regierung ihre innere Politik zu ändern sich veranlaßt sehen müsse.
Paris, 11. Dez. Die „Liberte" glaubt zu wissen, daß vier Gallawagen, die der Herzog von A n g » sie n b u r g in Aussicht seiner gehofften Tyronbesteigung in den Elbherzogthümer» in Paris bestellt habe, nun ihrer ursprüngliche» Bestimmung entzogen und in, „Hotel Dronot" in diesen Tagen zum öffentlichen
Verkauf an den Meistbietenden kommen werden.
In Paris ist ein Spanier, welcher alle Redakteure, die der Königin von Spanien nicht mit der ihn, erforderlich scheinende» Ehrerbietung erwähnen, vor die Klinge fordert. Sg den Redakteur des „Figaro" und den Pariser Korrespondenten der „Europc." Ein solcher Censor dürste den Pnblicisten gefährlicher werden, als das strengste Preßgcsetz.
In einer New-skjorker Anstalt sind bereits an 300 Frauen zu Aerzien und Wundärzte» ansgebildet worden und haben eine stelbststänbige Praxis in verschiedene» Theilcn des Landes eröffnet.
Ans dem Mississippi sind bei einem Zusammenstöße zweier Dampfer hundert Menschen umS Leben gekommen, meist ciiilas- scne farbige Soldaten.
Mnrkgrnf (Herv.
(Fortsetzung.)
Jaromirs erste Bewegung, nachdem er sich von seinem Erstaunen erholt hatte, war, einen Pfeil hervorznziehen »nd den Bogen ans den Fremden, der sich so nnbernsen in sein Gebiet gewagt, anznlegen. Aber Hermnndra, die der Anblick eines LandmanneS tief erschütterte, fiel ihm in den Arm.
„Er schläft; willst Du ihn morden?" fragte sie heftig; hoch schnell setzte sie bitter hinzu: „Ich vergaß, daß Euch der Schlaf nicht heilig ist — und Ihr habt cö doch schon oft bewiesen !"
Erzürnt riß er sich von ihr loS und legte wieder an. Da wandte Gedwina sich ungeduldig zu ihm: „Schäme Dich, einen Wehrlosen zu tobten."
Ohne darauf zu achten, daß er nur ungern und zögernd die Hand sinken ließ, fuhr sie, wie im Selbstgespräch, fort: „Wie ruhig er schlummeit — als wachten Tausende seiner Landsleute für ihn. Wahrscheinlich hat er sich ans der Jagd verirrt und war sehr ermüdet, oder ec kennt die Bewohner dieser Gegend nicht, sonst hätte er so liebliche Träume nicht, wie sie sein Lächeln ver rälh."
„DaS wird bald verschwinden," murmelte Jaromir, durch die Theilnahme, welche des Mädchens To» kund gab, gegen den Fremden noch mehr gereizt. „Schade, baß er sich nicht früher hiehcr verirrte! Hätten wir ihn dem großen Radegast zum Opfer gebracht, er würde unö de» Sieg über die Feinde unseres Glaubens verliehe» haben. Doch ist ja auch jetzt noch Zeit dazu, uns durch sein Blut de» Furchtbaren geneigt zu machen." Bei dielen Worten trat er leise vor, um sich des Schlafenden zu bemächtigen.
„Berühre ihn nicht!" gebot Gedwina. „Ec soll nicht sterben, auch nicht im Nhetraiempel! Ich weise ihm den rechten Weg, und Du lhnst ihm kein Leid."
Er wollte antworten.
„Keine Einwendung! Ich will es einmal so; versuche eS, mir entgegen zu handeln!" setzte sie mit funkelnden Augen hinzu und griff »ach dem blanke» Messer in ihrem Gürtel.
Jaromir gehorchte schweigend. Er verbarg seinen llumnth hinter einem erzwungene» Lächeln und zog sich in den Schatten der Bäume zurück.
Mittlerweile war der Schläfer erwacht, und griff, die kriegerische Haliung des Lntizeu gewahrend, z» dem »eben ihn, liegenden Spcere. Doch zeigte sich in seine» Miene» keine Furcht; ruhig näherie er sich den Jnngsranen und redete sw in slavischer Sprache an. Allein seine blauen Augen, die unverwandt ans Gedwina ruhten, schienen beredter zu sein, als die Lippen, über welche die Worte nur gebrochen und in einzelne» Sätzeri kamen.
Er erzählte, daß ihn gestern die Verfolgung einer Ebersvnr von den weiivssen, mit denen er einen Jagdzug in die Wälder unlernvmmen, entfernt habe; die Fährte sei ihm virloien gegangen , und er halte den Rückweg Nickt finden können. Ermüdet von dem fruchtlosen Umberirren in den nnermeßlichen Waldungen, sei er zuletzt hier eingeschlasen.
Gedwina theille ihm freundlich von ihre» mitgenommenen Vorrälhen mit, »nd während er fick Bärenschinken und Hafer« brod wohl schmecke» ließ, ging sie zu ihrem Jngendgclpielen, der »och grollend von ferne stand. (Forts, s.)
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Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.