,!" fuhr sic fort. ,.I» Deine,» Altcr schmeckt iznmer und Du wirst heute wohl noch nicht zu viel erhallen

Hube».-Huhu! Die dumme Miene hat mich der Wirth ge-

«annt, und doch hätte ich könne» die Herrin in seinem Hause sein, wenn ich es gewollt gälte. ES ist lauge her. Der Mensch sollte eigentlich ruhen lassen, was längst ruht. Ich bin nicht in dieser Hütte geboren, sondern oben im Dorf in der Mühle, die gehörte meinem Vater. I» gutem Stande hatte er sie von sei« mein Vater überkommen, aber er war ein lustiger Mann, der zu leben verstand. Am Tage mit der Büchse über der Schulter im Walde umberzulaufen, des Abends in der Schenke zu sitzen, zu zecken und zu spielen, des Sonntags in die Stadt zu fahren und dort lustige Stunden z» verlebe», das machte ihm Mehr Ver­gnügen, als in der Mühle zu sein, das Korn auszuschültcn und den Staub einznschluckcn."

Ich konnte es ihm nicht verdenken, denn der Mensch lebt nur einmal. Und was sollte er daheim. Meine Mutter war früh gestorben, ick war noch ein kleines Ding, das ihm keine Iluterhattung verschaffe» konnte. Freilich ging cs durch sein lu­stiges Leben mit der Mühle immer mehr zurück. Er machte sich nichts daraus. Ick war sein einziges Kind, und mich wollte er schon gut unterbringen und mir einen reichen Mann verschaffen, wenn es einmal mit der Mühle picht mehr gehe, sagte er. Haha! Es ist anders gekommen, als er sich gedacht hat, aber ich mache ihm keine» Vorwurf daraus, er hat es zum Wenigsten gut mit mir gemeint. Ich wuchs neben de» Mühldnrschcn und Dienst­mädchen auf und es gefiel mir reckt gut darunter, denn lustig waren sie Alle, zumal Mkjn Vater ihnen »ic auf die Finger paßte."

So wuchs ich heran. Um meines VaterS Sachen kümmerte ich mich nicht. Ich wußte, daß er von dem Wiilhe, der damals noch ein junger Bursch, aber schon im Besitz der Schenke, weil sein Vater früh gestorben war, viel Gelb auf die Mühle geliehen hatte. Es machte mir keine Sorge,' denn cs ging noch immer eben so lustig in der Mühle her. Die Noth blieb uns fern, so lange mein Vater Geld auftrcjben konnte, und der Wirth gab immer noch welches her. Er batte seine Absichten dabei."

Ich war ein Mädchen von 16 Jahren und ich war hübsch. Hübscher als die beiden Mädchen, welche Du eben gesehen hast. Da kam der Wirth und warb um mich. Ich wies Hu zurück, kenn er war schon damals ebenso häßlich, als er jetzt ist, und ich wäre lieber gestorben, ehe ich ihn zum Manne genommen hätte. Mein Vater hätte es gerne gesehen, und ich glaube, er hat ihn ermuntert, seine Werbung zu wiederholen. Ich wies ihn auch diesmal zurück und sagte ihm, daß ich lieber den ärmsten Bur­schen als ihn heirathcn wollte, denn meine Abneigung gegen ihn batte sich noch gesteigert. Er verließ wüthend die Mühle. Nun kehrte er seine wahre Seite heraus. Seine Freundschaft gegen meinen Vater war nur Schein gewesen. Er verlangte das Geld zurück, welckes er ibm geliehen hatte."

Vergebens drang mein Vater .in ihn, ihm zum wenigsten Zeit zu lassen, um das Geld anzuschaffen. Er blieb ohne Mit­leid. Er sorgte sogar dafür, daß Niemand meinem Vater einen Lbaler lieh. Nun hatte er ihn ganz in seiner Hand. Das Ge­richt wurde hineingezogen und von ihm der Tag festgesetzt, an weichem die Mühle verkauft werden sollte."

Noch einmal kam der Wirth und sagte meinem Vater, er wolle Alles rückgängig machen oder die Mühle für ihn kaufen, wenn ich sein Weib würde. Mein Vater warf ihn zum Hause hinaus. Er mochte mit dem Menschen nichts mehr zu schaffen hgben. Nun war alles vorbei. Mein Vater verlor den Muth noch nicht ganz. Die Mühle war mehr werth, als er dem Wirthc schuldete, und ihm mußte so viel übrig bleiben, daß er eine Zeit- lang davon leben konnte. Währenddem hoffte er schon irgend etwas für die Zukunft zu finden."

Diese Hoffnung täuschte ihn. Als der Tag kam, an wel­chem die Wühle gerichtlich verkauft wurde, erschienen nur wenige Käufer und auch diese hatte» keine Lust zum Bieten. Das Alles aber hatte der Wirth bewirkt, um sich an meinem Vater und mir -zu racken. Die Mühle wurde endlich losgeschlagcn um einen -Press, her noch nicht einmal so viel betrug, als der Wirth zu fordern hatte."

UuS war nichts geblieben als diese Hütte, welche gleich­falls meinem Vater gehörte und leer stand, weil Niemand darin wohnen mochte. Wir wgreii ohne alle Mittel. Nun verlor mein

Vater den Kopf. Alle Freunde, welche vorher mit ihm gezecht und gcsvielt hatten, zogen sich von ihm zurück. Auch nicht ein einziger von chnen ließ sich bewegen, uns nur für den Augenblick zu helfen. Ohne Obdach blieb uns nichts weiter übrig, als in dieser Hütte Zuflucht zu suchen. Nur für kurze Zeit hofften wir darin zu bleiben, es ist anders gekommen. Haha! Es ist Alles Thorheit, cS wohnt sich hier ebenso gut als in der Mühle."

Mein Vater versuchte verschiedene Wege, um sich durchzu- Helsen. Es schlug Alles fehl. Sein früheres leichtsinniges Le­ben wurde auch >etzl noch sein Unglück, denn Niemand mochte ihm etwas anvcrlranen. Sollte ec arbeiten als Taglöhucr? Ec konme cs nicht, er war zu verwöhnt. Er hätte obenein bei denen Arbeit suchen müssen, die früher seine Genossen und Freunde waren. Er wäre lieber verhungert."

Ich ertrug diesen Wechsel im Ganzen leichter als er. I» ihm wurmte cs. Früher war er kein Trinker gewesen, jetzt trank er, um Alles zu vergessen. Unsere Noth stieg dadurch nur. Der Wirth ließ uns zwar anlragcn, er wolle uns helfen, wenn ick jetzt seine» Wünschen geneigter sei. Wir wäre» lieber verhungert, ehe wir von ihm einen Pfennig angenommen hätten "

Da griff mein Vaier zuin letzten Mittel ruid cs war sein letztes.... wich mich nicht so starr an, Bursch! Es floß kein Blut dabei, cs war kein Mord. Tausende rhun Aehnliches, ihm mißlang es. Er verkaufte ein Pferd, welches nicht ihm ge­hörte, und das brachte ihn ins Zuchthaus. Er starb dahin, eh­er ein Viertel seiner Strafe abgebüßt halte."

Ick stand nun ganz allein und cs ging mir schleckt. Ein Glück noch, daß diese Hütte mir gehörte. Aus ihr konnte mich Niemand vertreibe». Hier habe ich daö schwerste Elend kennen gelernt, denn ich schämte mich anfangs zu betteln. Auch hiehe.r kam der Wirth mehrere Male. Er bot mir Hilfe an. Freilich wollte er mich jetzt nicht mehr heirathcn, denn er besaß schon eine Frau. Haha! Ich wies ihm die Thüce und warf seine Thalcr, welche er auf den Tisch gelegt hatte, hinter ihm her. Und als er dennoch wiederkam, ging ich zu seinar Frau und er­zählte ihr, was ihr Mann bei mir suche, und gab ihr das Geld zurück, welches er auch diesmal znrückgelassen'hatte. Ich wäre lieber im Elende verkommen, ehe ich einen Pfennig davon be- Hallen hätte."

Haha! Seine Frau hat ihm den Besuch bei mir für im­mer verleidet, denn er ist nie wicdergekommen und er haßt mich seit der Zcir. Er behauptet, ich habe den Verstand verloren, er nannte mich nur die dunttne Miene, wie er es jetzt noch thitt, und Andere glaubten ihm. Mir war cS gleichgiltig, wie man mich nannte. Mit Allen, die hier im Dorfe wohnten, mochte ich nicht verkehren."

Sie schwieg und blickte starr vor sich hin aus den Boden. Erst als der Bursch, der ihr gegenüber saß, sich rührte, fuhr sie wie aus einem Traume erwachend auf. Fremd blickte sie ihn an. dann sich schnell fassend, fuhr sie fort: (Forts, folgt.)

Allerlei.

Der Treppenwitz. Von vielen namhaften Leuten sind geistreiche Antworten, die sie Kaisern oder Königen unvor. bereitet auf verfängliche Fragen gegeben haben sollen, der Nach­welt überliefert worden, und zwar nicht blos durch Anekdoren- fammler, sondern auch durch eriiste Geschicktsschreiber. Leider jedoch sind die meisten jener scharfen Worte nicht an den Orten geäußert worden, wohin die Fama sie verlegt, sondern sie fielen den.betreffende» Personen erst ein, nachdem sie die Audienz­säle verlassen hatten. Daher rührt die BezeichnungTreppen- witz" für alles Dasjenige, was man eine Viertelstunde früher hätte sagen können und sollen, was einem aber erst einfällt, wenn man die Treppe hinuntergeht.

Wie Prinzessinnen mit gutem Beispiel vorangehen. Wie die preußische Kronprinzessin, welche ihren jüngsten Sohn selbst stillte, stillt auch die letzt niedergckommene Erzherzogin Joseph in Linz (Clottlde von Sachsen-Coburg) ihre Tochter. Biele Frauen von niederem Herkommen halten sich zu solcher Mutterliebe zu vornehm.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserh'cheu Buchhandlung.'