Verwahrung behielt. Da reiste in ihm der Entschluß, sich in den Besitz dieses Geldes zu setzen. Er stellte sich zu diesem Ende einige Tage krank, um eine günstige Gelegenheit abzuwartcn. Gestern Abend trug die Frau des Schal; fertige Arbeit fort und der Meister arbeitete allein in der Stube. Diesen Zeitpunkt glaubte jener zur Ausführung seiner Thak günstig; er trat, mit einer Axt versehen, in die Stube, überfiel den Meister von hinien, betäubte ihn erst mit einem Schlage und buckle ihm alsdann im wahren Sinne den Kopf ab. Bald darauf kam die Meisterin zurück und rief ihrem Manne zu, warum er im Finstern sitze; sie wollte Licht machen, erhielt aber in demselben Augenblicke einen Hieb mit der Axt in den Arm. Sie schrie um Hilfe und es gelang ihr, während der Mörder einen zweiten Schlag nach ihr führte, die Axt zu erfassen und sestzuhalken. Der Mörder floh darauf und wurde erst später von den in Alarm gesetzten Dorfbewohnern in einem Versteck aufgefunden und sestgenommen. Er leugnete die Tbat, obgleich noch frische Blutspuren auf seinen Stiefeln zu erkennen waren. Heute Bormittag wurde er an Händen und Füßen gefesselt, durch zwei Männer aus dem Orte hicher lransporlirt und an die Gefangenanstalt abgeliefcrt.
Ueber die Art und Ordnung, wie die Successionsfrage in den Herzogthümern zur Erledigung kommen soll, schweben zwischen Berlin und Wien lebhafte Verhandlungen, ohne daß auch nur einiges Zuverlässige aus den diplomatischen Kreisen in die Oeffent. lichkeit dringt. (S. V.-Z.)
Wien, 21. Dez. In den maßgebenden Kreisen glaubt man, daß ein Arrangement mit Preußen bald zu Stande kommen werde. Darnach würde zuvörderst nackt preußischer Auffassung Lauenburg definitiv an Preußen fallen, in den Herzogthümern zwar Herzog Friedrich eingesetzt werden, jedoch in militärischer, maritimer und diplomatischer Beziehung in solche Abhängigkeit zu Preußen treten müssen, daß er nicht sowohl als Souverän, sondern vielmehr als erblicher Generalstatthalter zu betrachten wäre.
In Florenz wird, angeregt durch die constitutionelle Partei, dieser Tage eine Volksversammlung gehalten werden, um die Abschaffung der Todesstrafe im ganzen Königreiche zu verlangen.
Paris, 21. Dez. Der Kaiser wird am 1. Januar das diplomatische Corps und die großen Staatskörper empfangen, der Empfang am 2. Januar wird aber unterbleiben. Die Kaiserin ist leidend; man ist nicht ohne Besorgniß, dieselbe von jenem Leiden befallen zu sehen, welches auch ihre Schwester, die Herzogin von Alba, jung dahinraffte. Der Kaiser selbst will sich aus Anrathen der Aerzte nicht der Strapaze eines zweitägigen Empfangs auSsetzen. — Rothschild hat endlich eingewilligt, der Turiner Regierung noch 25 Millionen vorzuschießen, für welche ihm jedoch die für die Steuern pro 1865 eingehenden Gelder als besondere Garantie gegeben werden müßten. Italien braucht 125, Rothschild gibt 25 Millionen.
Paris. Zum großen Aerger der Klerikalen hat der Kaiser Napoleon das Geschenk des Herzens von Voltaire, welches sich bisher im Besitze der Familie des Marquis v. Billette befand, für die kaiserliche Bibliothek angenommen. Die Aushändigung fand an den Minister Durue stall und das Herz des berühmten Kämpfers für Aufklärung wird nun bis zur Herstellung anderer Räumlichkeiten für die Bibliothek überhaupt, in dem am sorgsamsten beaufsichtigten Kabinete aufbewahrt.
Leute, die ihm ins Conzept gesehen haben wollen, versichern, Kaiser Napoleon studiere diesmal an einer Neujahrsgratu- lation, die aller Welt gefallen werde. Er will, wie sie sagen, ankündigen, daß er einen großen Theil seines Heeres hcimschicke» werde, und den andern Potentaten empfehlen, dasselbe zu thun. Wir wollen hoffen, baß die Prophezeihung zutrifft und daß das gute Beispiel so pünktlich befolgt wird, wie das schlimme Exempel.
Der reiche Baron Rothschild in Paris hat aus seinem jüngsten Sohn einen Gelehrten gemacht. Als dieser jüngst heim kam und seinem Vater mit Freuden verkündigte, daß er das Dok- torexamen glücklich bestanden habe, griff der erfreute Vater in die Chatulle und übergab dem Sohne ein Paquetchen mit den Worten: da, mache dir einen guten Tag. In dem Paquet befanden sich für 50,000 Fr. .Banknoten. Der Sohn will damit «ine Reise nach Egypten und sin das Land Gosen machen.
Bei Bourges (Frankreich) wurde ein Wolf, der sich auf der Eisenbahn Herumtrieb, von der Lokomotive eines Zuges über
fahren. Der Lokomotivführer ist nun um die Prämie, die für Tödtung von Wölfen ausgesetzt ist, ei »gekommen.
Chiavone war seit einer Reibe von Jahren der gesürchtetste Bandenführer in Unieritalien; er war verwegen, listig und unermüdlich, seine Bande wurde zehnmal zersprengt und immer sammelte er sie wieder und fiel von neuem aus dem Kirchenstaat ins Neapolitanische ein, die Piemonlesen konnte» ihm nie etwas an- haben. Endlich wurde er doch von den Bersaglieris umstellt und nach wüthendem Kampfe mit fünf seiner Gefährten gefangen. Das Todesurtheil war gesprochen, er stand in Rionero ans dem Richlpiatz, uit^von hinten erschossen z» werden; da bat er mit nassen Augen und zitternder Stimme um Gnade. — Nein! — So laßt mich, bat er, noch einmal meine Filomena sehen und sprechen! — Das 18jährige Mädchen mar seit einem Jahre seine Geliebte, aus guter Familie, er hitte sie sich geraubt und sie war ihm auf allen seinen Zügen gefolgt. Als das Mädchen geholt wurde, kniete Chiavone vor ihr nieder, kugle ihr die Füße, die Hände, den Saum ihres Kleides und war endlich nur mit Gewalt loszureißen. Dann ward er wieder fest, stopfte sich ein Pfeifchen, rief laut, er habe für Recht und Religion gekämpft und sterbe für sie. Eine Kugel, die ihm durch den Kopf fuhr, streckte ihn todl nieder.
Aus Rom, 10. Dez., wird der Kreuzzeitung geschrieben: Es heißt, daß Frankreich entschlossen sei, die Abreise des Königs von Neapel nöthigenfalls durch Zwangsmittel durchznsetze». König Franz selbst indeß scheint am wenigsten berührt durch die Wolke», welche sich am Horizont zeigen, und hält jeden Sonntag großen Empfang.
Turin, 19. Dez. Der König bat ein Delikt unterzeichnet, wodurch 2 Professoren und 13 Doctoren der Universikäl Bologna ihrer Stellen entsetzt werden, weil sie beharrlich de» Eid auf die Verfassung verweigerten.
In London kam neulich ein eiserner Brief aus Amerika an. Das Papier dieses Briefes, wenn man es io nennen darf, war die dünnste jemals gewalzte Eisenplatte und nur 2mal so schwer als ein gewöhnlicher englischer Briefbogen; seine Dicke beträgt den lOOOlen Theil eines Zolles. Ein eiserner belgischer Briefbogen, den man bisher für den dünnsten gehalten, halte den 666te» Theil eines Zolles Ticke.
Auf der Eisenbahn von London nach Grenwich fuhr am 16. Dezbr. ein großer Güterzng durch einen langen Tunnel und ließ, ohne daß es die Führer bemerkten, 6 schwer geladene Wagen darin zurück. Bald darauf braust ein Expreßzug mit einer Schnelligkeit von 36 (engl. Meilen) per Stunde »»gewarnt in den Tunnel und trifft aus die stehen gebliebenen Wagen. Die Güterwagen zersplitterten in Atome, die Lokomotive, die Wagen — alles kam aus den Schienen und stürzte durcheinander, dazu der Qualm und der Dampf der zerstörten Maschine, die undurchbringiiche Finsterniß — ein grauenhafter Zustand. Dennoch sind wie durch Wunder nur 5 Personen geködtet, viele freilich schwer verwundet.
Aus Neapel, 17. Dez. wird gemeldet: „Ein furchtbarer ! Sturm wütbet seit fünf Tagen; alle Postschiffe sind ansgebliebe»."
In Neapel wird eine protestantische Kirche gebaut. Die Kosten derselben sind auf ca. 200,000 Fr. veranschlagt und es ! sind trotz der großen Anstrengungen der Kirchengenossen und der Beiträge von auswärtigen Privaten und Regierungen noch circa 30,000 Fr. zu decken.
Am 20. No», wurde die größte Kirche der Ver. Staaten eingeweiht, nämlich die St. Paulus- und Peters-Kathedrale in Philadelphia. Der Bau derselben hat 18 Jahie gedauert und HÄnahe eine halbe Million Dollars gekostet. 3 Erzbischöfe, 10 Bischöfe und mehr als 200 Priester wohnten der Einweihung bei.
In Sibirien wächst ein neues Polen heran. Murawieff allein, der berüchtigte russische Gouverneur, soll über 100,000 Polen nach Sibirien geschickt habe»; von 637 lithauischen Gutsbesitzern polnischer Herkunft sollen nur noch 7 auf ihren Höfen sitzen.
Auflösung der Charade in Nro. 103: Scholder.
Drnck und Wtrlag der «. W. Zaiser'fchen Buchhandlung. Sikdairi«»! Hilzl».