die Aktiengesellschaft zu gründen gedenkt, ist »och weiter Folgen« dcS zu entnehmen: Es werde» Aktienscheine ausgestellt im Ma­ximalbetrag von 500 fl. und im Minimalbetrag von 25 fl. Von diesem Aktienkapital erhält Gustav Werner für 150,000 fl. Aktien, für das Uebrigc die Gläubiger der 5. Klasse Aktienscheine im Nennwerthe von 25 und 500 fl., die sic an Zahlnngsstatt anzunehmen haben. Die Verwaltung geschieht theils durch die Generalversammlung der Actionäre, thcilweise fdurch einen von letzteren gewählten Verwaltungsausschuß, dessen Vorstand Herr G. Werner auf Lebenszeit bleibt. Die geistliche Leitung der Anstalten, die Erziehung der Kinder rc. wird Herr Werner in unumschränkter Weise überlassen. Ebenso kann Hr. Werner in­nerhalb 20 Jahren die eine oder die andere der Anstalten und Fabriken von dem Aktienvercin unter gegebenen Bedingungen zurückkaufen; im Falle seines Todes ist Hr. Werner berechtigt, dieses Recht an eine oder mehrere, letztwillig von ihm zu bestim­mende physische Personen oder an eine juristische Person zu über­tragen. Endlich hat Hr. Werner nach diesem Statut das Steckt, s. Z. dein Verwalkungsrath den Pächter der beiden SpciSmei- stereien zu präseutircn. Dies der vorläufige Stand der G. Werner'- schen Angelegenheiten. (D. V.)

Aus Frankfurt ist eine Petition mit über 3000 Unterschriften bedeckt, an die Königin Victoria abgegangen, die Vollziehung des TodeSurtheils an Franz Müller zu Ehren der Gerechtig­keit, die noch nicht erschöpft ist, zu vertage». Es sind inzwi­schen wieder neue Thatsachen ermittelt worden, die vielleicht neues Licht bringen. Ein Herr Hackucy theilt den Londoner Zeitungen Folgendes mit:In Bezug darauf, daß Mr. Pools in Edmon­ton eine Droschke mit 4 Männern, von welchen einer seinen Kopf verbunden hatte, in der Nacht der Ermordung des Mr. B. gesehen haben will, erkläre ich, daß in jener Nacht zwischen'/-I I und 11 Uhr ei» junger Mann in Begleitung von zwei »der drei andern in meinen Laden sich bin ein Apotheker) in der Nähe von Victoria-Park trat und verlangte, ich solle eine Wunde, welche er am Hintcrkopfe hatte, untersuchen und verbinden. Er war sehr aufgeregt, ich hielt ihn sogar für betrunken, und schickte ihn fort, indem ich ihm ricth, mit warmem Wasser seine Wunde zu waschen Als ick später von dem Morde hörte, mackte ich Anzeige von dem Vorfälle und zweimal kamen auch Polizeibe« amte zu mir; als sie jedoch meine Beschreibung des Mannes nickt mit der des Müller übereinstimmend fanden, gingen sie wieder, ohne daß ich etwas weiteres gehört habe. Ich halte es für meine Pflicht, diesen Vorfall jetzt zur öffentlichen Kcuutuiß zu bringen." Ferner ist ermittelt, daß die betr. Leute beim Vor- übcrfahrcn einen Hut in das Wasser geworfen habe». Ein englischer Geistlicher, der ihn (nicht von Amtswegen) in seinem Gefängnisse besuchte, erzählt in der ZeitungHerald": Ick stellte ihm in den ernstesten Worten vor, baß Alles, was für ihn hätte gethan werden können, geschehen, und daß keine Hoffnung mehr für ihn vorhanden sei. Wenn er daher Theil an dem Verbre­chen habe, so möge er es gestehen und die Wahrheit sprechen. Der Gefangene, der seine gefaßte Haltung nicht eine» Augen­blick verlor, antwortete in entschiedenster Weise, er sei unschuldig, sei auch nie auf jener Eisenbahn gefahren, und fügte hinzu: Seit meiner Verurtheilung habe ich mich der besten Nachtruhe und einer ruhigen ungetrübten Stimmung erfreut. Ich möchte nur wünschen, daß jene Personen, die mich durch falsche Aus­sagen dem Galgen überliefert haben, so ruhig schlafen könnten, wie ich." Der Besucher nahm ihn darauf bei der Hand und sagte:Ihre Hand ist nun in der Hand eines ehrlichen Mannes, der die Hand eines Mörders nicht gern berühren möchte, und wenn Sie schuldig sind, so ziehen Sie Ihre Hand sofort zurück". Der Gefangene drückte die Hand seines Besuchers nur um so stärker und erwiderte:Meine Hände sind rein. Ich habe nichts mit diesem Morde zu thun." Dies sagte er mit einer solchen Miene und einem solchen Ausdrucke von Unschuld, daß es auf diejenigen, welche es hörten, den Eindruck der Wahrheit machte, Hr. Beard, der Sachwalter Müllers, hat unterdessen einen Brief (mit dem Poststempel 7. Nov. Ripley), welcher mit den Worten beginnt:Ich bin in Verzweiflung, da ich nun weiß, daß Müller gehängt werden soll, weil cs so sehr schlimm ist, unschuldiges Blut zu vergießen. Denn in Wahrheit, Herr, ich und ein Gefährte von mir haben es gethan." Das Schreiben wimmelt von orthographischen Fehlern, entbehrt jeder Interpunk­

tion und ist sehr unzusammenhängend abgcfaßt. Die Aeußerun- gen:wir haben den Hrn. Briggs erschlagen," undwenn Mül­ler gebängt wird, so werde ich kommen und mich den Gerichten stellen" undMüller ist so unschuldig, als ein neugeborenes Kind" wiederholen sich häufig. Wenn der Brief ccbt ist, so liegt seine ungeheure Tragweite auf der Hand; ist das Schreiben aber unecht, so muß man gestehen, daß cs nicht ohne Schlau­heit verfaßt ist, denn einzelne Bemerkungen tragen einen unver­kennbaren Ausckein der Echtheit.

Kassel, 2. Nov. Unter de» obwaltenden Umständen ist eine die Stadt durchlaufende allerhöchste Prügclgeschickte von Interesse. El» Kammerdiener des Kurfürsten hat sich durch Festhaltung von dessen Hand gegen Thätlichkcite» zu schützen ge­sucht und ist deßhalb seiner Stelle entlassen. Er hat zwar da­für die Stelle eines Lampcuwärkers im Theater erhalten, bekommt aber dafür blos einen jährlichen Gehalt von 250 Thalern gegen 500 Thaler bisher, in Folge dessen seine Familie darbt.

Hr. v. Bismark wird, wie man in Berlin wissen will, in den Grasenstand erhoben und mit (Landbesitz anSgestaltek werden. Ein anderes sehr wunderliches Gerückt erzählt, Preußen wolle dem Herzog von Augustenburg die Provinz Westphalcn für. Schleswig-Holstein aubielcn. (! ?)

Danzig, 24. Okt. (Ei» nächtlicher Feind.) In der ver­gangenen Nackt begegnete dem Schauspieler B. Hierselbst ein ei- gcnthümlicher Vorfall. Derselbe wachte au eiuem heftigen Schmerz am Halse auf, griff mit der Hand nach demselben und hörte, wie ein Thier zur Erde sprang, während er au ckrei Stellen dcS Halses blutete. Er verließ das Bett, stillte das Blut und legte sich mit bedecktem Gesicht aufs Sopha. Nach kurzer Zeit sprang wiederum ein Thier an seinen Hals, er packte zu, ließ aber schnell los, als er heftig in die Hand gebissen wurde. Morgens fand man biuter dem Garderobekastcn eine große halbverhungerte Ratte und erschlug sie. (D. V.)

Kopenhagen, 9. Nov. In Folkething wurde heule nach dreistündiger Debatte der Zustimmungsvorschlag zum Friedens- Traktat mit 70 gegen 21 Stimmen angeuommen. Er geht jetzt an das Landsthing. Monrad und Bersot-Birkedahl stimmten mit Nein. (T. d. N.-Z.)

London, 2. Nov. Die Arbeitseinstellung in Schas- fordsbire nimmt eine düstere Gestaltung an. Wiederum ist ein Meeting, und zwar in Wolverhampton, abgehalten worden, zu welchen, sich gegen 15,000 Personen versammelt hatten. Seit 18 Wochen dauert bereits der Strike, und fast eben so lange kämpfen die Arbeiter mit dem Hunger und allem Elende der Armuth. DaS Meeting, das während des größten Regens ab- gehallen wurde, lief dennoch ohne Ruhestörungen ab. Die Ar­beiter beschlossen, noch weiter bei dem Strike zu beharren, und stimmten vor und nach Anhörung der dabei gehaltenen Reden das berühmte Hallelujah von Handel und das Bergmanuslied ^ an, welches letztere den Vers enthalt, der von de» Arbeitern ^ besonders betont wurde:Gott bat Sklaven nie geschaffeu!"

> London, 7. Nov. Der uordamerikanische Bürgerkrieg tritt wieder in ein neues Stadium; nun wollen auch die Eonfödcrirten ihre Schwarzen bewaffnet ins Feld stellen. Süden und Norden habe» die Hoffnung, als sei durch die gewöhnlichen Kriegsmittel zum Frieden zu gelangen, vollständig verloren. Der Norden hat 200,000 Neger in seine Armee eingereiht; jetzt will der Süden zu demselben Mittel greifen. Die Times stellt heute über diese neue Wendung der Dinge ihre Betrachtungen an.

Die schweren Holländer und Engländer halten sich mit kleinen Bankerotten nicht auf. In Amsterdam hat eine Zu­ckerraffinerie (Wythoff) mit 2 Millionen Gulden, un London die Firma Bradley mit 120,000 Pfd. St. und Wolfs, Schück und Comp mit 100,000 Pf. St., die Firma F. Morgan mit 800,000 Pf. St. Bankerott gemacht, kleinere von 5080,000 Pf. St. nicht zu zählen.

Die Unionsgeneräle Grant und Butler sollen bei einem An­griffe auf die Befestigungen von Richmond mit großem Ver­luste zurückgeworfen worden sei». 300,000 Neger sollen in die Südarmee eingerciht werden. (?)

> Druck und Verlag der G. W. Z a i s e r 'scheu Buchhandlung. Redaktion: Hölzle.

(Hiezu eine Beilage.)