Tages-Neuig keilen.
Seine Königliche Majestät haben dem Staatsrath v. Sigel, seinen: Erbieten gemäß, die Geschäftsleitung bei der Forstdireklion in provisorischer Weise gnädigst übertragen.
Gestorben: Zu Herrcnberg den 3. Oktober der evang. Dekan Hl. Ziegler, 58 Jahre alt.
Stuttgart, 6. Okt. Im verflossene» Monat September wurden ans hiesigem Rathhause 51 Liegenschaftsverkänfe gerichtlich abgeschlossen »nd kam dadurch eine Summe von 841,688 fl. 44 kr. in Umlauf. Zli erwähnen sind: Der Verkauf der Bar- dili'schcn Bierbrauerei, die um 170,000 fl. an den Sohn des seitherigen Besitzers überging, und der Kauf der der Königin Sophie der Niederlande zustehcndcn Hälfte des Prinzessinnen- palais durch die Prinzessin Marie um 65,000 fl.
Stuttgart, 7. Okt. Unter der neuen Negierung, d. h. unter König Karl, sollen von Seite der Katholiken Bitten um die Erianbnisi zur Errichtung von Mannskiöstern vorgebrachk, aber abschlägig beschieden worden sei»: die Regierung soll auf die Tüchtigkeit des würitembergischcn Klerus und darauf hingewiesen haben, baß im Lande ein Bedürsniß nach solchen klösterlichen Instituten nicht vorhanden sei. Vielleicht mag die ängstliche Sorge für Wahrung des konfessionellen Friedens den abschlägigen Bescheid veranlaßt haben.
Stuttgart, 7. Okt. Wie wir vernehmen, ist der bisherige Sladtdirektor dahier, Oberregiernngsrath v. Major, pen- sionirt, und soll Oberamlmann Kolb in Tübingen zu seinem Nachfolger ernannt sein. (S. V.-Z.)
Stuttgart, 8. Okt. Im Finanzministerium herrscht große Mäligkeit, indem, wie versichert wird, der neue Herr Departc- mentschef Staatsrath v. Rentier genaue Erhebungen darüber anstellen, ob nicht in diesem oder jenem Zweige seines Departements durch Geschäftsvereinfachnngen Ersparnisse sich erzielen lassen.
In Reutlingen besteht der „Wehrverein" — eine Verschmelzung der Jngendwehr mit den Turnern — ans 52 Mitgliedern, welche nicht Honoratioren- oder Bürgerssöhne, sondern meistens Nichtrentlingcr sind.
LudwigSburg. sSchwnrgericht.j Der ledige, 19 Jahre alte Zimmermanu Joh. Schondelmayer von Unterriexingen mit schlechtem Prädicat, welcher am 3. Juli b. I. in einer Schtä- gerei dem Taglohnec Strenger 3 Sticke in die Arme und Brust gab, so daß dieser am 28. Juli an den Folgen innerer Verblutung starb, wurde wegen Todtschlags z» einer ArbejkshanSstrase von 3 Jahren und 2 Monaten vernrtheilt. -- Der 44jährige Steinbrecher M. Spengler von Voll, welcher am 6. Ang. d. I. gleich nach Feierabend einem Mitarbeiter im Linsenmayer'schen Steinbrnch, dem 56jährigen Maurer Matthäus Urban, in einem Gäßchen in Heilbronn seine Uhr gewaltsamer Weise abnabm, indem er ihn an eine Gartenmauer drückte und würgte, wurde wegen Raubs zu hjäyrigem Zuchthaus vernrtheilt.
Die H er b st-Tuch me sse in Ulm findet am 3l. Oktober, 1. und 2. November statt.
Nach dem „Obcrschw. Anz." hat in Tettnang der wegen Mords an dem StationSkommandanten Sohler längst inhastirke Müllerknecht Lanzcnbergcr ans dem Landgericht Lindau in einem von ihm besonders verlangten Verhöre cingestanden, daß er auch die Diebstähle, welche die Tett,tanger Gegend allarmirten, ohne Mitschuldige verübt habe. Ans den Aufruf an die öffentliche Mildthätigkcit zur Unterstützung der Hinterbliebenen des Ermordeten sind nach den im Staats-Anzeiger veröffentlichten Sammlungen gegen 3000 fl. milde Gaben geflossen.
In der Nacht vom 1. Okt. brannte in Ostdors, OA. Balingen, ein großes Bauernhaus sammt Scheuer ab. Man sagt, mehrere hundert Scheffel Früchte, sowie ca. 500 Garben nebst vielem Heu und Ochmd sollen ein Raub der Flammen geworden sei».
Baden, 5. Okt. Die Kaiserin Enge nie ist gestern hier angckommcn und heute wieder abgercist.
Frankfurt, 4. Oktober. Bei der heutigen Abstimmung der Bürgerschaft über Gleichberechtigung der Israeliten und Landbürger wurde dieselbe mit 764 gegen 160 Stimmen angenommen.
Gotha, 3. Okt. Seit gestern Mittag ist, was seit Men- schengcdenkeu zu dieser Jahreszeit nicht vo'rgekommen, in de» Thüringer Hinterbergcn der erste Schnee gefallen und zwar in
so reichlicher Menge', daß er am Abend bereits über einen Fuß hoch lag.
In dem freundlichen Städtchen Ohrdruf (Sachsen-Gotha) brach am letzten September ans der langen Leiche Feuer aus und legte 33 Häuser mit Stallungen und Scheuern i» Asche.
Berlin, 3. Okt. Die Anerkennung des Königs Georgias von Griechenland ist in diesen Tagen von Preußen wie von Oestrcicb durch die Ueberreichung besonderer Schreiben offiziell ausgesprochen worden. (St.-A.)
Berlin, 7. Okt. Die Norddeutsche Allg. Zkg. enthält eine gut unterrichtete Correspondenz aus Kiel, worin gemeldet wird, daß Samwer und Francke die Enthebung von ihren Funktionen beim Erbprinzen von Augustenburg nachgesnchk hätten. Derselbe sei entschlossen, diesem Gesuche Folge zu gebe», um Berather wählen zu könne», die dem Anschluß der Herzogthümer an Preußen zugethan seien. lT. d. St.-A.)
Berlin, 8. Okt. Die ministerielle Nordd. Z?g. schreibt: Soweit die Konferenznachrichten zugänglich sind, liegt die Sache so, daß Dänemark im Prinzip die Theilung der Staatsaktiveu abgelehnr hat, woraus die deutschen Bevollmächtigten ans den Vorschlag eines Bauschqnaninms zurückgekommen sind. Dänemark »ahm diesen Vorschlag all ro.kersnllum, seine Erklärung wird erwartet. (T. d. S. M.)
In Westphalen gingen zwei junge Leute von 20 Jahren, gute Kameraden, in lustig angeregter Stimmung an einem tiefen Teiche vorbei; ein Windstoß entführte dem Einen die Mütze und trieb sie in das Wasser. Meine Krone! ries er, sprang und schwamm nach »nd holte sic heraus. Er war naß wie ein Pudel und wurde von seinem Kameraden verspottet. Probir' auch, wie's tbnt! rief er und gab ihm eine» Stoß, daß er in den Teich fiel. Der Kamerad konnte nicht schwimmen und sank; der Erste springt ihm entschlossen nach, um ihn zu retten; ward er nun von dem Andern unterm Wasser gefaßt oder gabs ein anderes Hinderniß, — kurz ans den: Scherz wurde furchtbarer Ernst; denn Beide ertranken.
Wien. Der Erfindungsschwindel ans dem Gebiete der Marine treibt immer mannigfaltigere Blüthen. Ans der Admiralität in Baden arbeitet ein Ungar, der entdeckt hat, daß eine Kugel, welche zehn Zoll dick ins Eichenholz dringt, eine Masse von aufeinanderklcbendcn Papierblättern nur einen Zoll durchbohrt; also panzert eure Kriegsschiffe niit Pappendeckel! Wenn künftig in einer Seeschlacht so eine Fregatte Schaden genommen hat, schickt man sie einfach znm Buchbinder!
In Jütland ist das Jagen und die Ausfuhr vonButter verboten. (B.-Z)
Rom. Das Papstthum ist übel daran. Bald wird es in Rom fertig sein. ' Die Convention zwischen Frankreich und Italien macht ihm den Garaus. Vorerst verlegt der König von Italien seinen Sitz nach Florenz, dann zieht Napoleon seine Truppen ans Rom zurück, bann gibt es eine Revolution in Rom, dann schlägt Viktor Emannel die Revolution nieder und pbokla- mirt fleh als Gesellschastsretter und dann bleibt er in Rom, und der Papst ist eine Null, ein Dalai-Lama. Wenn der Papst keine weltliche Macht mehr hat, ist er verloren. Zu allen Zeiten hat der Papst als Landesherr den Papst als Oberhaupt der Christenheit überstimmt.
Frankreich. (Assisen der Haute-Loire.) Der erst kürzlich verheirathete Schlosser Dufau traf, als er eines Abends unvermuthet früh nach Hause kam, seine Frau mit dem Geliebten an einem mit Flaschen besetzten Tisch. Während sich Dufan auf den Manu stürzte, eilte die schuldige Frau ans Fenster und ries „Räuber und Mörder". Ihr Mann zog sie mit Gewalt zurück, fiel dann von Neuem über den Verführer her, übermannte ihn, schleifte ihn zum Fenster und warf ihn hinunter ans die Straße. In Folge mehrerer Schädelbrüche erfolgte »ach wenigen Tagen der Tod. Das Verdikt der Jury lautete: Nickkschulbig. tSchw. V.-Z.s
Paris, 4. Okt. Als zuverlässig gilt in hiesigen Regierungskreisen, daß Kaiser Napoleon mit dem Kaiser Alexander in Lyon zusammcnkomme» wird. Der Kaiser von Rußland begleitet seine Gemahlin nach Nizza, und dieser Anlaß bewirkt ein Zusammentreffen, welches ans alle Coalitionsgeriichte und wohl auch Coalitionsbestrebnngen ein unbedingt demcntirendes Schlaglicht wirft. Hr. v, Budberg gab sich außerordentliche Mühe, diese Zusammenkunft zu vermitteln, und es gelang ihm, dieses