tige Kaiserin von Frankreich. Prinz Plon-Plvn hat nnn zwei Söhne: zu der Taufe des Erstgeborene» holte ec als Pathen den König Viktor Emannel erbeten. Nnn aber hak über diesen der Papst den Bann ausgesprochen, und daher verweigerte der Erzbischof von Paris die Tanse. Den letztgeborenni Sohn soll ebenfalls Viktor Emannel aus der Taufe heben; aber wieder will diesen der Bischof nicht taufen. Mutter und Kaiserin bestehen nun darauf, daß beide Kinder, mit Beseitigung des Pathen Viktor Emannel, zugleich getauft werden. Der Vater will ihnen das Zugeständniß machen, den Letztgcbvrencn taufen zu lassen, bis die Schwierigkeit bei dem Aelteren gehoben werden kann. Aber der Erzbischof von Paris beruft sich aus ein Kircbengcsetz, nur die Taufe nicht vorzunehmen, solange der ältere Bruder ungetanst ist. So befindet sich das Palais royal in nicht geringer Verlegenheit.
Nenans Leben Jesu ist auch ins Türkische übersetzt. Da der Koran Jesus für eine» Heiligen erklärt, so findet das Buch starke Nachfrage.
Der König der Belgier reist von Paris nach London; auch ein außerordentlicher französischer Gesandter geht dahin ab. — Nach Copenbagen find wichtige Depeschen des anSwäriigen Amtes in Paris ergangen, worauf Dänemark in Wien eine» 8tägigen Aufschub der Friebensverhandlungcn erbeten und erhalten hat.
Rom, 6. Ang. Der Papst hat wegen der Verfolgungen der Katholiken in Rußland einen Brief an den Kaiser von Oest- reich geschrieben.
Das offizielle römische Journal vom 4. d. M. enthält einen Artikel über den Fall mit dein Jndentnaben Evhen, welcher bas bisher Bekannte im Wesentlichen bestätigt, nur daß der 9jährige Knabe ganz von selbst eine Sehnsucht nach dem christlichen Glauben und einen hrennenden Durst gehabt haben soll, nach den Katechumenc» gebracht zu werden. Die Reklamationen der El- lern, die von Allem nichts wußte», sind durchaus bestätigt. Nach der Stampa hätte der Papst dem Vater 20,000 Fr. angeboken, um die Erklärung eines Conseils zu erlangen, der Vater wies sie jedoch zurück, s?)
Turin, 3. Ang. Jede Post meldet neue Schaudcrthaten. Dieser Tage wurde zu Bari ein Nänberhanptmann Namens Pen- nacchio erschossen; obwohl er erst 27 Jahre alt, batte er 117 mit eigener Hand begangene Morde ans dem Gewissen, die ihn wenig rührten, denn er starb mit cynischer Gleichgültigkeit trotz der Ermahnungen des Paters. Er ließ sich zum letzten Mahl sechs Gerichte mit dem nöthige» Wein anfstellen, verlangte bier- aus zur Verdauung zwei Glas Rum und wollte zum Gang ans den Richtplatz zwei Cigarren, die ihm aber verweigert wurden.
Das Werk der Vernichtung der polnischen Nation geht seinen Gang mit der Regelmäßigkeit einer Maschine. In ununterbrochener Reihe folge» sich die Züge, welche die thatkräfligsten Männer des zum Untergänge verurtheilte» Volkes zu halben Tausenden nach Sibirien führen — und nicht Männer allein, sondern auch Weiber! Der Banemadel in Lithanen wird — „aufseinen Wunsch" -— in Masse »ach dem Innern Rußlands übergefledelt. (Nach Angaben, die zum Theil aus amtlichen Quellen herrühren, sind bereits 85,000 Polen nach dem Inner» Rußlands und nach Sibirien geschleppt worden, wäbrcnd noch 6000 andere in den Gefängnissen einem ähnlichen Schicksale enigegensehen. Rechnet man dazu bei 30,000 im Kampfe gefallene Aufständische, 361 als Aufrührer Hingerichtete. 945 als Lanvesverräther Ermordete und wenigstens 10,000 Flüchtlinge, so findet man die Summe der thatkräftigen Männer, welche der Aufstand Polen gekostet hat, eine Gesammtzahl, bei deren Betrachtung man nicht zweifeln kann, daß Polen für die Dauer der gegenwärtigen Generation zu jeder patriotischen Krafkanstreugnng 'unfähig geworden ist. Dazu kommt der wirlhsckastliche Ruin deS Landes, als Folge der von Russen und Polen selbst um die Wette ausgeschriebenen Con- tributionen und Requisitionen und der schließlich über die Theil- nehmer am Aufstande verhängten Gütereinziehnng. Diese Maßregel hat bis jetzt im eigentlichen Polen etwa 700, in Lithanen, Volhynien, Podolien und Kiew aber mehr als 2000 adelige Besitzungen getroffen.) Die größeren Gutsbesitzer werden durch Ge- setzgebungs-, Verwaltungs- und Kriegszustands-Maßregeln planmäßig zu Grunde gerichtet, und man geht dabei so schamlos zu Werke, daß bei der Versteigerung confiscirler oder überschuldeter
Besttznngen die polnischen Angebote ausgeschlossen sind, durch welche die Güter der Familie erhalten werden, oder wenigstens in die Hände von Landsleuten gelangen könnten; die Russe» selbst machen unter solchen Umständen natürlicherweise wohlfeile Käufe.
New York, 1. August. Am 30. Juli sprengte Grant ein Fort Petersburgs in die Luft, wobei ei» ganzes südstaatliches Regiment vernichtet wurde, und nahm die VerschanzungSlinie im Sturm. Am 30. Mittags dauerte die Schlacht noch fort.
Wie „The Ncw-Dork Tribüne" meldet, hak man in der Univnsarmee 150 Frauenzimmer entdeckt, die sich für Rekruten anSgaben und die nun wieder in Unterröcke schlüpfen mußten. Etliche 70 dieser Amazonen diente», als man ihr Geschlecht erkannte, als Osfizicrsbnrsche, in einem Regimentc.
Allerlei.
— Geschwemmtes und u n ge sch w c mm tc s Holz. Ziemlich allgemein ist die Ansicht verbreitet, daß geflößtes Holz beim Verbrennen einen geringer» Hcizeffrkt gibt, als ungeschwemmtes. Wie »n» vr. Wunder in der Zeitschrift „Landwirlhschaft- liche Versuchsstation" miltheilt, habe» angcstelltc Versuche darge- lhan, daß diese Ansicht eine vollständig irrige ist, indem sich bei den Analysen berauSgestellt hat, daß eine bestimmte Quantität geflößten Holzes beim Verbrennen nicht eine geringere Wärmemenge entwickelt, als dieselbe Gewichtsmenge ungeflößte» Holzes, sondern eine gleiche, oder wenn bas Holz beim Flößen schon einem angehenden VerwesungSprozeß unterworfen war, sogar eine größere.
— Der Kasfeevcrbranch der ganzen Erde wird jährlich auf 6 Mill. Ccntner geschätzt, wovon ans Europa -l'/s Mill. kommen, und hier ist es die Schweiz, welche am meisten, 12 Pfund auf den Kopf, verzehrt. Merkwürdig ist, daß Frankreich mit seinen vielen Kaffeehäusern und Süßigkeiten liebenden Menschen sehr wenig Kaffee und noch weniger Zucker verbraucht. Die 2*/r Mill. Holländer z. B. trinken ebenso viel Kaffee als ganz Frankreich. Belgien verzehrt ans den Kopf ebenso viel, nämlich 10 Pfund, der Zollverein 4 Pfund und die andern Länder 1 Pfund. Der geringe Verbrauch England'S erklärt sich aus dessen Tbceverbrauch. Im Allgemeinen wird in den Weinländern wenig Kaffee getrunken, doch spielt auch der größere ober geringere Woblstand hier eine Rolle. Die beiden Hanptmärkte für Kaffee sind immer noch Java und Brasilien.
— (Ans der guten alten Zeit.) Der vorletzte Markgraf von Ansbach, Earl Friedrich Wilhelm (1723 -1757) schoß, wie Kapp in seinem Buche: „der Menschenhandel deutscher Fürsten" erzählt, seiner Maitresse zum Spaß einen Schornsteinfeger vom Dach. Sie hatte den Wunsch geäußert, den Menschen herunter- pnrzeln zu sehen. Der seine Gnade anstehenden Wittwe des frevelhaft Ermordeten gab der biedere Fürst — 5 Gulden!
— EhestandSsrcudcn. Die Nro. 167 des Berliner Jn- telligcnzblattcS enthält nachstehendes Inserat: I» Erwiderung auf die Annonce meines theuren Mannes kann ich versichern, daß mir ans seinen Namen niemand etwas borgt; bis jetzt bin ich immer gewohnt gewesen, für ihn Schulden zu bezahlen, und glaube, es wird auch jetzt wieder so kommen; trotzdem er alle meine Sachen angeeignet hat, wird doch das End vom Lied sein, die Frau muß wieder für ihren theuren Gatten bezahlen. Bertha Grundmann, verwitkwete Loy, leider jetzt noch verebelickte Kvschwitz.
— Selbsthinrichtnng. Ans Chieti wird berichtet, daß dort am 21. Juli der berüchtigte Brigante Scenna Salvatore da Orsogna (Lanciano) zum Tode verurtbeilt wurde. Da der Zulauf zur Verhandlung ungebeuer war, so wurden im Gerichtssaale alle Thürcn und Fenster geöffnet. Als der Urtheilsspruch verkündet ward, applandirte das Publikum, während Scenna an- sanglich betroffen znsammensank; plötzlich aber raffte er sich ans und sprang mit einem gewaltige» Sprunge durch das offene Fenster ans die Straße, wo er' sich den Kopf zerschellte und augenblicklich verschied.
— Dem armen Garibaldi haben Engländerinnen im Bad Jschia noch schlimmer zngesetzt als weiland dem alten Blücher. Sie drangen halb mit Gewalt in seinen Gasthof, fielen ihm um den Hals, küßten ihn, plünderten seine dünnen Haare u. s. w.; zwei verzückte Missis stürzten sogar in sein Schlafzim- mer und entführten als Beute die eine ein altes rothes Hemd, die andere einen alten Strumpf.