Frankfurt, 24. Man. Die Europe erfährt, die östrej. chische Regierung betrachte Langiewicz als politischen und nicht als militärischen Flüchtling und werbe ihn weder an Preußen noch an Rußland ausliefern. (Karlsr. Z.)
Preußen. Nach dem „Rh. Cur." ist fast ein Dutzend Preußischer Unteroffiziere, die wegen ihrer Haltung bei den Wahlen entlassen worden, von dem Couüte, welches die preußische Bolkskasse verwaltet, in ehrenvollen und lucrative» Srellungen untergebracht worben. I» einem Blatt suchte sogar ein Kaufmann einen wegen solcher Ursachen enllassenen Unteroffizier als Commis. Die Regierung sucht nun Anlaß zu schärferen Maßregeln gegen die Volkskasse. (Schw. V.-Z.)
Berlin, 20. März. Warschauer Pcivatbriese vom 18. März melden: Um Warschau werden Fcitschanzeu aufgeworfen. Die Polen sprechen von einem Angriff auf die Hauptstadt um Ostern. Das Warschauer Lyceum wurde geschlossen, weil alle Schüler zu den Insurgenten ginge». Die Werbungen werden in Warschau offen betrieben. Die Einwohner liefern ihren Schmuck und ihr Silbergeschirr zum Nativnalfonds ab. (L. V.-Z.»
Berlin, 22- März. Man versichert, baß der König anfange, sich durch die Stellung, welche Preußen jetzt zu den übrigen Mächten eingenommen hat, unangenehm berührt zu fühlen, und daß er gegen Herrn v. Bismark den Wunsch ausgesprochen habe, derselbe möchte sich bemühen, ein leidlicheres VerhältiM. zur östreichischen Regierung herzustellen. Herr v. Bismark, welchem Alles daran liegen muß, sich möglichst lange in seiner Stellung zu erhalten, soll auch bereitwillig auf diese Forderung ciu- gegangen sein. Durch welches Opfer die Herstellung einer neuen Freundschaft erkauft werden soll, darüber verlautet noch Nichts; doch ist Graf Rechberg nicht der Mann, der sehr niedrige Bedingungen stellen wird. (Schw. V.-Z )
Berlin, 23. März. Der Präsident Grabow berichtet über die gestrige GratulationSdcputation des Abgeordnetenhauses für des Königs Geburtstag. Sie ward gnädigst empfangen. Wiederholt dankte der König für die ausgesprochenen Gesinnungen; er hege die Hoffnung, baß es gelingen werde, die Differenzen zu heben, und daß in Jahresfrist manches ausgeglichen sei» werde, da er wisse, daß die Gesinnungen des Landes und seiner Vertreter immer dem König treu seien. (A. Z.)
Der Ostdeutschen Post in Wien wird von glaubwürdiger Seite mitgetheilt, daß der nicht zur Ausführung gebrachte Paragraph der preußisch-russischen Convention darin bestand, daß preußische Truppen die festen Platze und Handelsstädte Polens besetzen sollten, um den Russen freie Hand gegen den Aufstand zu verschaffen.
Celle, 16. März. Wie der „Lüucb. Ztg." aus Medtngeu bei Uelzen geschrieben wird, hat der dortige Prediger Meyer bei der Taufe zweier Kinder die bekannte Teufels-EulsaguugSfrage, nachdem die Gevattern trotz wiederholter Aufforderung schwiegen, an sich selbst gerichtet, sie mit „Ja" beantwortet und darauf das Kind getauft.
Wien, 21. März. Neueste glaubwürdige Mittheilungen aus Lemberg vom 21. d. melden: Ganz Podolien und das an Galizien angrenzende Volhynien sei vollkommen ruhig. Das Landvolk sei jeder Bewegung entschieden feindlich. Einzelne Gutsbesitzer brachten aus Besorgniß vor einer Katastrophe werthvollere Gegenstände nach Galizien. (A. Z.)
Wien, 22. März. „ Schars's C." schreibt: Aus bester Quelle erfahren wir, daß die mexikanische Frage biuucn Kurzem nicht mehr existireu werde, indem ein Arrangement zwischen dem französischen Oberkommandanten, General Forey, und dem Präsidenten Juarez, welches die Heimkehr des franzöfischen ExpeditlonS- corps zur nächsten Folge haben wird, mehr als in sicherer Aussicht stehen soll. (Schw. V.-Z)
In Oe streich sollen jetzt auch Schwurgerichte einge- führt werden; nur zwei Kronländer, Galizien wegen der dort „weniger vorgeschrittenen allgemeinen Kultur" und Dalmatien wegen der dort herrschenden „Blutrache, sollen vorderhand noch keine erhalten. (S. V.-Z.)
Hohe polnische Herren vom Adel in Galizien, die Oestreich sehr ergeben sind, haben in Wien rund heraus erklärt, sie und ihre Standesgenossen in Galizien würben vielleicht bald genöthigt sein, mit den Polen gemeinsame Sache zu machen. (S. B.-Z.)
P oln i scher Aufsta n b. Langiewicz ist am 20. Morgens
mit einem Theil seiner Offiziere und zwei Frauen über die Grenze gekommen. Er hat einen auf einen fremden Namen französsischen Paß vergezeigt. Nach einigen an ihn gerichteten Fragen gab er jedoch >cin Inkognito alsbald auf. Er wurde mit seinen Begleitern nach Tarnow gebracht. Nach der France soll Langiewicz die Erlaub» ß erhalten habe», sich mit seiner Familie nach Frankreich zu begeben. Auch Herrn v. Bentkowsty wäre es geglückt, nach Pose» zu entkommen. '(A. Z.
Lemberg, 21. März. In Podolien (der südlichste» Provinz von Westrußland) ist der Aufstand immer noch im Znnehmcii. In Krzemieniec (in Volhynien, südwestlich von Ostrog, 12 Stunden von Brody) ist die RegicrungSkasse von Insurgenten weggc- nvmmen worden.
Le mb erg, 23. März. Das Warschauer Centralcomite hat, nachdem Langiewicz die Diktatur »iedergelegt, die Leitung des Ausstandes wieder übernommen; eS warnt durch eine Proklamation vor Uneinigkeit.
Krakau, 22. März. Heute Nacht wurde Langiewicz mit seinem weiblichen Adjutanten Pustowotvw aus Tarnow »ach Krakau gebracht und ins Castell gesetzt. Nach beglaubigten Gerüchte» verlautet: Mieroffawski sei Urheber der Entzweiung im In- ,'uweutenlager. Bis jetzt sind 700 Insurgenten eiugebracht. Von Opatowice aufwärts ist vom zersprengten Langiewicz'schc» Corps nichts wahrzunehmen. ' (A. Z)
Petersburg, 23. März. Ei» kaiserlicher UkaS hebt aus locale» Gründen alle obligatorischen Beziehungen zwischen Grund« besitzen! und Bauern der (zum alten Polen gehörigen) Gouvernements Wilna, Kowno, Groduo und Minsk und von vier Distrikten des Gouvernements WitebSk auf. Der Loskauf ist vollständig zu bewerkstelligen. Vom nächsten 1. Mai au zahlen die Bauern den Obrok an die Negierung und nicht an die Grundbesitzer, welche ihrerseits den Loskaufsprcis von der Negierung erhalten. Das Decret enthält zugleich auch die Details der Ausführung. (Fr. I.)
K o » sta »t i n o p e l, 14. März. Tie türkischen Behörden verweigern den Polen Pässe nach der Moldau und den polnischen Offizieren im türkischen Heere den Urlaub.
Paris. Die preußische Gesandtsäiaft hat die Nachricht von einer Gebietsverletznug durch russische Truppen, die einiges Aufsehen zu machen aufing, bemenlireu lassen.
Guizot, der berühmte französische Staatsmann, äußerte, als jüngst von Preußen die Rede war, die Politik Bismarks sei der sicherste Weg zum Sturz der Dynastie. Guizot glaubt ein Sachkenner zu sein; denn er war 1848 Minister Louis Philipps.
London, 19. März. Den Abendblättern zufolge bildet sich in England eine P o l e n-L egi o n. Sehr viele Polen sollen sich in Woolwich gesammelt haben, meist Flüchtlinge ans verschiedenen Gegenden Europa's und Anwrika's. Sie sind der Kern einer Truppe, die in Kurzem vollständig ausgerüstet nach Polen abgehen wird.
In Unterwalden ist eine gewisse Marie Busch wegen verheimlichter Schwangerschaft vcrurthcilt worden: 1) zu viertelstündiger Ausstellung am Pranger; 2) „Aushaltnng" geistlichen Unterrichts; 3) 10 Jahre Zuchthaus; 4) nach den ersten zwei Monaten Züchtigung mit 40 Rutheuhiebcn. — So geschehen im „freien Land der Schweiz "
In Christiania veranstaltete der Turnverein einen Wettlauf aus Schlittschuhen. Tie Eisbahn war 1500' oder f/s deutsche Meile lang; der erste Läufer kam in 54, der letzte in 60 Se- cunden am Ziele an.
Newyork. Eine Hochzeit „in kleinen Kreisen" macht großes Aufsehen. Der bekannte Zwerg „General Tom Tbumb" (31 Zoll hoch und 25 Jahr alt», welcher vor einigen Jahren mit dem Allerwcltshumbugger Baruum auch Europa besuchte, lernte in Barnum's Museum die um einen Zoll größere und 4 Jahre jüngere Miß Lavinia Warre» kennen, entbrannte für sie sofort in lichter Flamme, und brachte nach Ucberwindung einiger Schwierigkeiten es glücklich dabin, seine zierliche Geliebte hcimzu- führen. Die Hochzeit fand unter dem Zudrang Tausender von Neugierigen mit großem Pomp Statt; nach der Trauung war großer Empfang im St. Nikolas Hotel; dann trat bas Brautpärchen seine Hochzeitsreise an.
Druck und Verlag der G. W. Zaiscr'schen Buchhandlung. Redaktion: Hölzl e.