Ihr« treuen und gewissenhaften Amtsführung die silberne Civilvcrdienst- medaille verliehen.

Gestorben: Zu Kornthal RegierungS-Kanzlist LanHer; zu Hei» ningen der evang. Schulmeister Gnamm; zu Göppingen Ünteramtsarzt Dr. Luz, 85 I. alt; zu Ulm Stabsarzt a. D. v. Weiß, 77 I, alt; zu Roßfcld der evang. Pfarrer öl. Cunradi, 71 I. alt; zu Stuttgart Mi» nistcrialrcgistrator Brot deck, Sachverständiger (bei der Centralstelle für die Landwirthschast) für die Bienenzucht, 66 I. alt; zu Neckarrems der evang. Pfarrer Trißl er, 60 3- alt.

T»gts-Neuigkeiten.

> Nagold, 12. März. Die letzten Montag von Hiesi­gen, namentlich auch Kaufieuten. und einigen Auswärtigen wider Erwarte» zahlreich besuchte Versammlung sprach sich einhellig für eine Pforzheim-Calw-Nagold-Eisenbahnlinie aus und schritt sofort zur Wahl eines aus 5 Mitgliedern bestehenden Komite's, dem die Aufgabe geworden, mit allen zweckdienlichen Mitteln auf die baldige Erbauung gedachter Linie hinzuarbeiten.

Tübingen. (Schwurgericht) Die zwei anderen Fälle, die beim letzten Schwurgericht hier zur Aburtheilnng kamen, betrafen die Anklage gegen Joh. Mg. Bosseler von Thuningen. O.-A. Tuttlingen, wegen gewerbsmäßiger Betrügereien, wofür derselbe zu 5 Jahren Zuchthaus, und die Anklage gegen die ledige, 32 Jahre alte Fabrikarbeiterin Maqdalene Geckeler von Holzel­fingen, O.-A. Reutlingen, wegen versuchten KindSmords, wo­für dieselbe zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde.

München, 6. März. Ihre Mas. die Königin von Neapel wird, wie nunmehr aus der besten Quelle verlautet, alsbald nach Ostern die Rückreise nach Rom ganz bestimmt anlreten.

In Mannheim ist jüngst wieder ein Ehepaar bürgerlich getraut worden, dessen einer Teil sich zum Ehristenlhuin, der an­dere zum Judenthum bekennt. Seit Kurzem ist das der dritte Fall und der Himmel ist noch immer nicht über Mannheim ein­gefallen.

Wien, 5. März. Wie derMorawan" meldet, ist den Zöglingen des Olmützer Priesterseminars untersagt worden, po- likische Zeitungen was immer für einer Tendenz oder Sprache zu halten und zu lesen.

Ein wahrhaft polnischer Reichstag herrscht in den Nachrich­ten aus und über Polen: alles durch und wider einander, so daß man fast versucht ist, gar nichts mehr darüber zu lesen. Die Einen z. B. lassen Microslawski die Stadl Kalisch ernstlich de- drohen und ein größeres Heer sammeln, Andere wissen, daß er das Oberkommando niedergelegt und wer weiß wohin gegangen sei. Der Mann hat von jeher Unglück gehabt und der Sache, der er diente, gebracht. Langiewicz ist der beste Kopf unter den Polen, die Russen haben daher auf diesen Kopf 50,000 Rubel ausgesctzt, aber kein Pole will das Sündengeld verdienen. In Polen sollen 150,000 Russen stehe», aber über ein weites Gebiet zerstreut, darunter in Warschau 30,000 und in den andern Fe­stungen 25,000 Man»; daher geht's so langsam mit ihre» Ope­rationen; jetzt ziehen 10,000 Mann aus Bessarabien heran. Groß- fürst Konstantin, der künftige Vicekönig, übernimmt den Ober­befehl.

Athen, 28. Febr. Ueber das angebliche Complott zu Gun­sten der bayerischen Dynastie enthalten die Wiener Blätter fol­gende Notizen: Die Polizei nahm eine Hausdurchsuchung beim bayerischen Eonsul Bernau vor und fand angeblich ein Verzeich­niß derVerschworenen" und der ihnen gelieferten Gelder. Ber­nau soll bereits 800,000 Drachmen von Bayern erhalten haben. ES circulirt das Gerücht von weiteren Verhaftungen.

Man weiß jetzt, daß Victor Emanuel, als er daS letzte- mal in Neapel war, ermordert werden sollte. Ort und Stunde waren festgesetzt, das Verbrechen scheiterte nur daran, daß die Verschwörer und die Mörder über die Summe nicht handelseinig werden konnten. Dieselben Verschwörer warfen damals dem Kö­nige Blumensträuße in den Wagen, unter den Blumen waren kleine Petarden verborgen; die Dinge platzten aber nicht; so wurde der König gerettet.

London, 8. März. Die gestrige Feier des Empfangs der Prinzessin Alexandra ist ohne Unfall vorübergegangen. Der Gesammteindruck war ein beispiellos großartiger.

Ragusa, 6. März. Die Muselmänner von Kolasin haben das christliche Dorf Bjelopoglie angegriffen, die Bewohner ge-

tödtet und das Vieh weggesührt. Die Christen haben sich zerstreut und^silld in das benachbarte Gebirge geflüchtet.

(fV

Burg Waldeck und das ^Geiaerle.*

(Fortsetzung.)

Einmal aber, in einer stürmischen Herbstnacht, da der Wind durch die hinter dem Schlosse aussteigeuden Föhre» heulte und die dichtfalleiiden Schneeflocken durch die Luft peitschte, wagte es ein später Wanderer, halb erfroren und kaum noch vermögend auf den zusammenbrechenden Füßen zu stehen, mit letzter Kraft, aufbietung an bas Lugfeuster des Pförtners zu pochen, welcher brummend und unwirsch das Pförtchen aufschloß, um dem Frem- den die erbetene Nachtherberge zu gewähren. Es war ein armes Geigerlein aus dem benachbarte» Ealw, und hatte sich, auf der Rückreise von Bulach, wo cs bei einer Hochzeit aufgcspielt, von dem Stöberwetter überfallen, nicht anders als durch eine schnelle Flucht auf die zunächst liegende Burg Waldcck vor der drohenden Gefahr des Erfrierens retten können. Durch Speise und Trank, welche der Pförtner dem vor Kälte Zitternde» reichlich bot, wie­der zu Kräften gebracht, hatte der wandernde Musikant mit der zurückkehrenben Lebenskraft wieder seine ganze natürliche Lustigkeit gefunden, welche bei Leuten seines Standes ein unumgängliches Erforderlich ist, um den meist minder vollkommenen Erzeugnissen ihrer Kunst anderweitig nachzuhelfen. Die ernsten Züge des rau- he» Dienstmanns verzogen sich mehrmals zu einem breiten Grin­sen, ob den Schnurren, die dem dücrbeinigcn Männchen uner- schöpflich aus dem immer geöffneten Munde quollen, während er mit dem ächten Durste, der gleichfalls die Angehörigen seines Standes kennzeichnet, ein erstaunliches Quantum Weiii hinunter goß, jo baß sogar sein in solchen Dingen ziemlich toleranter Wirrh sich am Ende darüber aushielt.

Du bist ein schuakischeS Kerlchen!" lachte der Pförtner, und wenn man dich so trinken steht, sollte man nicht meinen, daß du heute schon eine Hochzeit durchgemacht hast und hernach im Schneesturm schier ersoffen bist."

Das ist's gerade, seht Ihr," entgegnete der Geiger, in­dem er seine Kanne in der dürren Hand wiegte, um sich auf einen herzhaften Schluck vorzubereilcn.Wo schon viel ist, da hat noch viel mehr Platz, aparte in einem Musikantenmagen. Und das Wässer, so mir der Schnee in's Gesicht geschlagen hat, muß ich jetzt mit Wein wider ausflößen, damit ich nicht die Was­sersucht bekomme."

Ja, ja," lachte der Pförtner, dem die Logik dieser wohl­feilen Lpässe schlecht einzuleuchtcn schien,ihr Herren von der Darmsaite und vom Geigenbogen habt immer ein Fintlein parat, euer Trinken zu beschönigen. Na, meinetwegen magst heule Abend »och ein ganzes Ohm trinken, es geht ja auf Schlosses Rechnung. Aber das sag' ich dir, wenn du des Guten zu viel thust und machst mir diese Nacht Ungebührlichkeilen, so trag' ich dich, hol' mich der oder jener, in den Schloßgraben hinaus und tunk' dich, so laug du bist, kopfüber i» de» Schnee hinein; dort magst dann deinen Sarras ausschlafen, und morgen früh sehen, wie du wie­der herauskommst."

Schon gut, das ist meine Sorge," lachte das Gelgerlein unbekümmert und klopfte seinem Wirth vertraulich auf dieMchulter.

Wie wär's, wenn du mir was aufspieltest?" Hub der Pfört­ner wieder an,ich komm' in meinem Rattenloch da oben selten genug zu einem solchen Ohrenschmaus. Aber recht lustig, hörst du?"

Das könnte schon sein," erwiderte der Musikant,aber" und hier wies er mit bedenklicher Miene nach den hellerleuchtete» Gemächern über dem Schloßhof drübenwas meint Ihr, wird's keine Einreden geben, wenn wir zu lustig werden? Wen» die da droben eine» Lärm schlagen, so geht mir's um die Riemen, und ich darf die Suppe allein ausessen, die Ihr mit mir einge­brockt habt."

Tropf!" sagte der Pförtner verächtlich, und griff nach dem ledernen Ranzen, in welchem er seines Gastes Geige geborgen wußte.Da spiel', und wenn die da droben etwas dagegen ha­ben, so bin ich Herr in meinem Haufe, und will ihnen schon sagen, wie viel man mir drein zu reden hat."

(Forts, folgt.- ^

Druck und -Vertag der G. W. Zai ser'schen Buchhandlung. Redaklien : Hölzle.