riuyi.s entbunden und V. Bismark-Schönhausen unter gleichzeitiger Ernennung zum Staatsminister mit dein interimistischen Vorsitz des Staatsministeriums beauftragt. Tie ministerielle Sternzei- tung meldet, der Minister v. d. Heydt habe die nachgesuchte Ent­lassung erhalten.

Vom preußischen Mittelrhci», 22. September, wird der Earlsruher Zeitung" (!) unter Andrem geschrieben: Die Volks­meinung spricht sich allenthalben ungefähr dahin aus:daß der Steuerdruck, unter dem das Land seit 1849 seufze, endlich auf­hören, nicht aber noch durch die Millionen, welcbe die Armecor- ganisation koste, vermehrt werden dürfe; daß durch die zweijäh­rige Dienstzeit und durch die Reduktion der ganz nutzlos in den offenen Städten und auf dem Lande kantonircr.den Bataillone dem Mangel an Arbeitskräften abgebolfeu werden müsse, welcher immer fühlbarer werde; daß mit einem Wort dem Soldatcnspicl und dem Paradewesen nicht die Kraft und das Mark des Lan­des geopfert werde» dürfe." . . .

In Böhmen liefert die Hopfenernte einen halben und in Mittelfranken einen Zweidrittel-Ertrag. I» Bezug auf die Güte wird die Helle Farbe und der Mchlreichthum der Dolden gerühmt. In Hersbruck wurde der Centncr neuer Hopfen mit 8085 fl. gehandelt.

Letzten Dienstag Mittags brach in dem Preßbnrg nahegele- genen Dorf Kaltenbrunn ein so heftiges Feuer aus, daß von den 80 Häusern nur einige erhalten werde» konnten. Ein Bauern­mädchen soll dabei umgekommen sein; auch werden noch einige Kinder vermißt.

Genf, 21. Sept. In de» letzten Tagen weilte der Kron­prinz von Württemberg mit Gemahlin hier, und gestern traf der Herzog v. Aumale, von Jnterlaken kommend, hier ein.

Dr. Partridge, der schon am letzten Samstage von la Spezzia wiederabgereist ist, erachtet G aribaldi's Zustand für keineswegs Besorgniß erregend.

Paris, 22. Sept. Wie derPatrie" von La Spezzia ge­schrieben wird, wäre am 19. September Abends Victor Emanuel im strengsten Inkognito auf einem Dampfschiffe angekommcn und hätte im Barignano eine lange Conserenz mit Garibaldi gehabt, nach welcher er sofort wieder abgefahren wäre. Einige Tage vorher soll er schon in derselben Weise einen Besuch abgestattet haben. (N.-Z.)

Paris, 25. Sept. Der Moniteur enthält Folgendes: Die römische Frage sei zum Gegenstand einer Zeitungspolemik gewor­den, es sei nunmehr auch geeignet, die Bemühungen kennen zu lernen, welche der Kaiser versucht habe, um eine'Ausgleichung zwischen dem heiligen Stuhl und Italien hcrbeizuführen. Ans der Veröffentlichung des Briefes des Kaisers an Thonoencl vom 20. Mai 1862 ersehe man, daß die Ansicht von der Nothwen- digkeit einer versöhnlichen Politik aufrecht erhalten werde, indem eine Kombination vorgeschlagen wurde, deren Grundlagen folgende wären: Der Papst bleibe Herr in seinem Lande, er würde jedoch die Schranken, niederreißen, welche heute noch den Kirchenstaat von dem übrigen .Italien trennen. Der Papst würde unabhängig bleiben und seine Herrschaft würde von seinen Unterthancn frei­willig angenommen. Es ließe sich hoffen, daß dieß geschehen würde, wenn Italien Frankreich gegenüber sich verpflichten würde, die Besitzungen der Kirche anzuerkcnnen, und wenn der Papst, im Rückblick auf alte Traditionen, die Privilegien der Municipa- litäten und Provinzen in der Weise anerkennen würde, daß sie sich selbst administrirten. Eine Note Thouvenels vom 30. Mai an Lavalette formulirte diese Versöhnungsentwürfe, gestützt auf diese Frage. Lavalette übergab sie dem Kardinal Antonelli. Tie Antwort auf dieses mttgetheilte Versöhnungsprojekt erhielt Lava­lette am 24. Juni von dem Kardinal, der es als unannehmbar zurückwics. (T. d. St.-A.)

St. Petersburg, 20. Sept. Die tausendjährige Feier der Gründung des russischen Reichs wird heute begangen.

Newyork, 13. Sept. Die Newyorker Journale bringen Nachrichten aus Vcracruz vom 1. dies, welche eine Auflösung des Cabinets des Präsidenten Juarez melden. Es sind spanische Circulare verbreitet worden, welche die Bevölkerung zur Herstel­lung einer Monarchie und zur Berufung der Herzogin von Mont- penstec auf den Thron vorbereiten sollen. iFr. I.)

Newyork, 15. Sept. General Jackson hat den Potomac zu Williamsport überschritten. Die Generale der Union M'Clel- lan und Bnrnside haben die Secesflomsten angegriffen, sie auf die Höhen von Hagerstoüm getrieben und nach einem ernsthaften

Gefecht cine große Anzahl Gefangener gemacht. Tie Secessio- nisten zogen sich, verfolgt von den Bundestrnppen, zurück. Es geht daS Gerücht, die Zahl der Verwundeten und Tobten der Secessionisten belaufe sich auf 15,000. Der nniomstische Ge­neral Reno ist getödtet worden.

Allerlei.

(Eine ungarische Räuberbande.) In einem Landstriche des gesegneten Ungarlandes, der Baranya, wird der­malen die katholische Geistlichkeit von einem eigenthümlichcn Feinde heimgesucht. Es ist dies eine Räuberbande, an deren Spitze ein gewisser Patko stebt. Ob derselbe Schiller'« Karl Moor stndirt hat, läßt sich nicht angebcn. Nur so viel ist gewiß, baß derselbe in Grundsätzen und System ausfallend an jenen großen Haupt­mann erinnert, und nicht nur mit demHeul' kehren wir bei Pfaffen ein! rc.", sondern auch mit seiner ganzen sonstigen Halt- tnng sein Vorbild nachznahmcn beflissen ist.

Die Baranya ist großentheils von Deutschen bewohnt, deren Dörfer durch Wohlstand, Fleiß und Gesetzlichkeit früher zu den blühendsten Bezirken Ungarns gehörten, bis die letzte Skenervcr- weigcrung vom Jabr 1860 die Köpfe auch dieser friedfertigen Landleute erhitzte. Man ließ sich bereden, nicht nur die Abga­be», sondern auch die zum Kriegsdienst bestimmten Jünglinge dem Staate zu versagen. Letztere verließen haufenweise ihre Regimen­ter und trieben sich in Feld und Wald umher die ihnen' nach­gesandten Comitatshnsarcn fanden Niemanden, weil die Stuhl- richrcr mit den Steuerverweigerern durchaus einverstanden waren.

In neuester Zeit wurden durch die kaiserliche Gensdarmerie, welche an die Stelle jener Polizeimannschaft getreten ist, eine Menge Deserteure eingebrachl. Aber ein Rest der Flüchtlinge hat an dem wilden Leben Geschmack gefunden und aus den Li­bertinern sind Banditen geworden.

Räuberhanptmann Patko ist reformirtcr Consesston, vortreff­lich bewaffnet und beritten, auch sonst cine stattliche Erscheinung. Mit fünf bis sechs wilden Gesellen, welche mit Doppclstntzen und Revolvers versehen sind, fliegen Anführer und Bande auf flüchtigen Nossen durch die weiten Pusten. Man rühmt seine Rit­terlichkeit nnd vor All m jeine Freigebigkeit, durch die er es be­wirkt, daß Niemand an ihm zum Verräther werden will. Und doch hat die Negierung 5000 Gulden auf seinen Kopf gesetzt. Im Uebrigen hält er das System ein, niemals einen seiner Glau­bensgenossen zu berauben. Vor allem aber sind die katholischen Pfarrer Gegenstand seiner überaus kecken Ueberfälle.

Seit Neujahr sind nur allein in der Fünskirchner Tiöcese sechs Geistliche ansgeranbt worden. Den 90jährigen Dechant zu Földvar hat die Bande in gräßlicher Weise ermordet. Patko geht mit einer Ungenirtheil vor, die ein merkwürdiges Gefühl von Sicherheit voranssetzt, und läßt seinen Besuch sogar vorher ankünbigen. So hat er vor nicht langer Zeit einem Pfarrer sa­gen lassen:er wisse zwar, daß dieser kein Geld habe, aber gu­ten Wein, er würde z» ihm kommen, nur um einmal gut zu essen und zu trinken." Ter gcängstigte Geistliche soll eiligst nach Fünf­kirchen gegangen sein und sich ein paar hundert Gulden ausge­borgt haben, damit er dem Räuber doch etwas zu geben habe. Das war überflüssig, denn Patko läßt die Geistlichen auf das Crucifix schwören, daß sie kein Geld mehr hätten. Er trinkt übri­gens keinen Wein, der nicht in seiner Gegenwart ans dem Fasse abgezapft wurde. Ein Pfarrer, mit dem er in den Keller ging, fand sich in der Angst mit dem Heber nicht zurecht, Patko gab ihm sein Doppelgewehr zum Halten und zog selbst den Wein heraus; der Pfarrer fragte ihn dann, wie er ihm so unbesorgt, das Gewehr habe anvertrauen können?Weil ich weiß, daß der katholische Priester keine Messe lesen bars, wenn er einen Mord begangen hat!" war die Antwort.

Charakteristisch ist die bestimmte Aeußerung Patko's, daß er nie in einem deutschen Dorfe einen Raub (außer an Geistlichen) ausführcn werbe,denn die deutschen Weiber machten gleich einen Höllenlärm, rotteten sich zusammen, und schlügen ihn nnd seine Leute ohne weiteres tobt." Wenn aber der Winter kommt und Anzeichen deuten aus einen.etwas frühen Winter und reichlicher Schnee fällt (meint die Donauzeitung), so wird Patko einen schweren Stand haben. Wenigstens werden seine Verfol­ger die Spuren der Bande im Schnee leichter zu finden wissen, als in den Stoppeln. _

Druck und Aicrtug dir SS. W. ZLlser'schril!vuck>h»ndlu»i- Rcdotno»! Hdtjtr.