Verwendung der für beide Zwecke bewilligten Geldmittel zn be« halten. Der König soll aber durchaus unrichtig berichtet sein über die Haltung und Gesinnung des Landtags, den er durchaus für oppositionell, demo-'ratisch und auf die Kronrechte eifersüchtig hält. Die Abgeordneten fürchten Ausbeutung der großen Mili­tär-Geldmittel gegen die Verfassung und ihre Freiheiten, sowie die ausschließliche Begünstigung der Junker in den vermehrte» Offiziers-Stellen.

Berlin, 11- Scpt. Im Abgeordnctenhause hat heute die Militärdebatte begonnen. Finanzminister v. d. Heydt gibt eine schriftliche Erklärung ab. Den Hergang der bisherigen Vorgänge rekapitulirend, sagt derselbe, es sei nie beabsichtigt gewesen, nur Provisorisches hinzustellen; die bisherigen Bewilligungen haben die Regierung in dem guten Glauben erhalten, sie werde durch die Erhaltung des Bestehenden eine Pflicht gegen das Land er- füllen können. Eine Regierungsvorlage sei nur wegen der Kürze der Session unterlassen worden. Durch die Bewilligung für 1862 werde künftigen Beschlüssen über die Wehrverfaffung nicht präju- dizirt. Die Regierung habe nichts gegen die Bewilligung des Extraordinarium einzüwenden. Die Mittel zur Ausführung ge­währen die laufenden Einnahmen vollständig. Die Regierung bedürfe zu Mehrausgaben für 1862 nachträglich die Genehmigung des Hauses, hoffe aber darauf wegen Unvermeidlichkeit der Aus­gaben. Ein verspätetes Einbringen der Gesetzesvorlage könne nicht Beschlüsse rechtfertigen, die Unordnung in die Finanzverwal- tung bringen und die Regierung dem Auslande gegenüber bloß­stellen würden. Die Kommissionsanträge machen das Zustande­kommen des Budgets unmöglich. Die Regierung anerkenne aus­drücklich das Bewilligungsrecht zu Ausgaben, sei sich aber bewußt, nicht anders handeln zu können. Sie habe das Bestreben gezeigt, die Lösung zu erleichtern, und überlasse der Landesvertretung die Verantwortlichkeit für die Folgen. (A. Z.)

Danzig, 2. Sept. In voriger Nacht ist cs bei uns zum erstenmale gefroren. Nach der Menge der in diesem Jahre vor­handenen Büchel» und Nüsse hätten wir der Bauernregel ge­mäß einen frühe» und strengen Winter zu erwarten.

Den Haupttreffer mit 200,000 fl hat bei der letzten Zie­hung der östrcichischen 1839er Loose eine 17jährige Waise ge­wonnen. Das Loos war im Depositenamte niedergelegt und war das einzige Eigenthum des armen Mädchens, das sich mit weib­lichen Handarbeiten zu ernähren suchte.

Bern, 7. Sept. Der Bund berichtet: Von der Kaiserin Eugenik, der entschiedensten Gegnerin dieser Politik, ist wieder eine neue Anekdote im Umlauf. Eine hochstehende Persönlichkeit erlaubte sich die Bemerkung, man müsse auch ein wenig an die Zukunft denken.Gerade weil ich an die Zukunft denke er­widerte die Kaiserin will ich nicht, daß man dem Papst, dem Pathen meines Sohnes, zn nahe trete. Das müßte uns Unglück bringen."Aber, Majestät, vergessen sie nicht, daß jenseits der Alpen die Leidenschaften heftig sind; Italien ist das Land der Verschwörungen und der Kaiser""Der Kaiser fiel Frau Eugenie lebhaft ein kann durch eine Bombe getödtet werden; aber ich will ihn lieber durch Mörberhand getödtet, als der ewigen Verdammniß ausgesetzt sehen."

Zürich, 7. Sept. Heute ist die auch in Württemberg be­kannte Dorothea Drude! von Männedorf am Zürchersee, wo sie eine Anstalt für Krankenheilung durch Gebet hatte, am Ner- venfiebcr gestorben; von ärztlicher Hilfe wollte sic Nichts wissen.

Garibaldi soll sich erst dann entschlossen haben, offen ge­gen die Regierung Viktor Emanuels aufzutreten, als er Beweise dafür erlangt hatte, daß sich der Kaiser Napoleon die Räumung Roms ab kaufen lassen wollte und der Minister Ratazzi gefor­derten Preis, Abtretung der Insel Sardinien und Liguriens, zu zahlen sich geneigt zeigte. Als Papst Pius IX. die Gefangen­nahme Garibaldi's erfuhr, sagte er:Ich hoffe, daß dieß'den armen Italienern viele Thränen ersparen wird."

Garibaldi's Wunde ist sehr bedenklich geworden, da die Kugel wegen der Geschwulst noch immer nicht ausgezogen wer­den konnte und der Hinzntritt von Brand zu fürchten ist. Die Aerzte fanden erst nach mehreren Tagen zu dem Verwundeten Zutritt und beschweren sich, daß vielerlei für einen solchen Kran­ken nöthige Vorsorge nicht getroffen sei. Deutsche Aerzte miß­trauen sogar der Geschicklichkeit ihrer italienischen College». Die Mißstimmung darüber ist in Italien groß und allgemein. Den Ministern dagegen geht ein Wort Garibaldi's im Kopfe herum. Als Garibaldi ausgeschifft wurde, riefen die Soldaten und Ma­

trosen: Es lebe Garibaldi! Garibaldi legte den Finger auf den Mund und antwortete nur: Geduld! Er wird ungemein streng bewacht. Der König soll für eine Amnestie ohne ge­richtliches Verfahren sein.

Turin, 13. Sept. Der Zustand Garibaldis hat sich ge­bessert, das Fieber ist leicht, die Schmerzen haben aufgehört und die Eiterung ist reichlich. (T. d. N.-Z.)

Kaiserin Eugenie hat an dem Tage, da die Nachricht von der Gefangennahme Garibaldi's in Paris eintras, aus Freude 50,000 Franks der von ihr gegründeten Stiftung für arme Kin­der übersandt.

Warschau. Dem Marquis Wielopolski sollen Drohbriefe zugegangen sein, daß man das Brühl'sche Palais, in welchem er seinen Wohnsitz hat, anzünden werde. Seit der Zeit ist die Be­wachung desselben bedeutend verstärkt.

Warschau, 7. Sept. Am 4. dieses sind zwei junge Men­schen arretirt worden, bei denen man Feuerkugeln und Brand­plättchen derselben Art fand, wie man sie in Petersburg bei den Brandstiftern entdeckt hat. Man hat mit denselben Versuche an­gestellt, bei denen die Kugeln sich schon in einer gewissen Ent­fernung vom Feuer entzündeten, während die mit einer theerähn- lichen Masse getränkten Brettchen schon unter der bloßen Einwir­kung des Sonnenlichtes von selbst in Brand geriethen.

Der Fürst von Monteneg ro hat sich den Türken unter­worfen. Es war höchste Zeit! denn Omer Pascha stand mit seinen Türken auf den Höhen um Cettinje uud guckte gerade in die Residenz hinein. Seine Truppen hätten gern Winterquartiere daselbst genommen.

London, 9. Sept. In einem Arbeitshause zu Liverpool brach gestern früh eine furchtbare FenerSbrunst aus, durch welche 20 Menschen ums Leben kamen.

London, 10. Sept. VomGreat Eastern", den ein Ge­rücht gescheitert, später sogar verbrannt sein ließ, vernimmt man, daß er in Newyork angekommen ist, aber beträchtliche Haverien erlitten hat.

Wer etwas von einem Kirchenlicht in sich spürt, mag sich zum Erzbischof von Eanterbury melden. Das Aemtchen ist erledigt, macht nicht zu viel zu thun, trägt jährlich, kleine Ne- beueinnahmeii nicht gerechnet, 110,000 Thaler, eine freie Woh­nung und ein langes Leben. Der letzte Inhaber, Dr. Sumner, brachte es auf 82 Jahre und so alt sind seine Vorgänger ziem­lich alle geworden. Der heilige Petrus, dem der Selige nach- eifcrte, bezog weit weniger Gehalt und wohnte nicht halb so gut.

Newyork, 23. Aug. M'Clellans Untüchtigkeit können selbst seine Freunde nicht mehr läugneu; Vierzigtausend Gräber ließ er zurück, sein Kommando ist unmöglich. Aber auch Pope, bald abgenutzt, flößt Bedenken ein. Auf Sigel richten alle Deutschen ihre» Blick, Zeitungen fordern für ihn den Feldherrn­stab. Erst nach der Schlacht von Cedar Mountain kam er, sei­nen Truppen vorauseilcnd, im Lager an, als feindliche Bomben im Lager allgemeines Ansreißen veranlaßten. Mac Dowell's Ar­tillerie wollte auf seinen Befebl nicht feuern, da führte er selbst zwei Geschütze an einen wichtigen Punkt und begann das Feuer, die andern Kanonen folgten, die Ehre ward gerettet. Als der Feind bat, seine Tobten begraben zu dürfen, erklärte Sigel dies für eine Finte, Pope nicht. Es hat sich gezeigt, daß der Feind diese Zeit zu einem Eilmärsche benutzte. Sigel ist die Vorsicht selbst, was bei der Taktik des Feindes, zu überraschen und mas­senhaft anzugreifcn doppelten Werth hat. (B. L.)

Newyork, 30. Aug. Die Bundestruppen haben Baton Rouge geräumt, ohne daß jedoch die Stadt zerstört wird. Der Präsident des Südens, Jefferson Davis, hat durch einen Tages­befehl bestimmt, daß die unionistischen Offiziere, welche Neger- Regimenter kommandirt haben, als Strafgefangene behanpelt werden sollen.

Die meisten aus den Vereinigten Staaten von Nord­amerika eingelaufenen Nachrichten bestätigen so viel, daß die streitenden Theile in der Kriegführung eben wieder da angelangt sind, wo sie bei Beginn des Kampfes standen; sie kämpfen um den Besitz Washington'«; aber darin unterscheidet sich die jetzige Lage von der damaligen, daß die Kräfte nicht mehr frisch sind. Wer in den letzten Kämpfen in der Gegend von Fairsax, Centre- ville, Manassas-Junction, Bulls Run rc. schließlich Sieger ge­blieben ist, läßt sich aus den Depeschen vom 30. August noch nicht ersehen; sie schreiben beiden Theilen den Sieg und die Nie­derlage zu. Die Nördlichen sind im Nachtheil, da sie einer ein-