Tages-Nenigk eite«.
Stuttgart, 18. Aug. Die heute beginnende Tuch messe ist von Verkäufern stärker besucht als früher; es sind deren 360 ans 35 verschiedenen Ortschaften (aus Nagold 36, Reutlingen 30, Freudenstadt 30, Ebhausen 21, Oberschwandorf 16) anwe- send.
Stuttgart, 19. Aug. Auf der Tuch messe entwickelte sich vereits gestern Nachmittag ein lebhafter Verkehr, der heute Vormittag andauert. Die Preise stellen sich in Folge des Woll. abschlags im Durchschnitt um etwa 10 Proz. niedriger, als von- ges Jahr, mit Ausnahme von Maaren erster Qualität, die zu gleichen Preisen verkauft wurde. Auf Sem Woll markt, der Heuer mit ungefähr 2000 Centnern befahren ist, wurden gestern gleichfalls schön mehrere bedeutende Verkäufe abgeschlossen.
Stuttgart, 19. Aug. Heute wurde ein Soldat des 1. Infanterieregiments beerdigt, welcher Abends unter dem offenen Fenster eingeschlafcn war, und als man ihn zum Dienst aufrief, in der Betäubung des Erwachens rückwärts vom vierten Stock herabstürzte. Der Unglückliche hatte sogleich den Geist ausgege- geben. — Wie gestern so zeigte sich auch heute ein sehr lebhafter Verkehr auf dem Tuch markt; manche Firmen haben bereits bis zu drei Vierthcilen verkauft. Auf dem Wollmar kt dagegen geht der Verkauf bis jetzt sehr stau; höchster Preis 92 fl., niederster 70 fl. per Centner. (S. M.)
Stuttgart. S. K. H. der Prinz Friedrich ist gestern nach mehrwöchiger Abwesenheit von Berlin wieder hieher zurückgekehrt. Der Prinz hat dort durch den berühmten Augenarzt Dr. Gräfe eine Augenoperation mit glücklichem Erfolg bestanden. Dr. Gräfe ist dafür mit dem Kommenthurkreuz des Fricdrichsordens ausgezeichnet worden. (N.-Z.)
Stuttgart, 19. Aug. Se. Maj. der König sind heute Nachmittag in erwünschtem Wohlsein aus dem Haag wieder hier eingetroffe». (St.-A.)
Dornbau. Im Garten des alt Walter, Strickers, steht ein Avselbaum in schönster Blüthc nebst Frucht.
Biberach, 17. Aug. Heute verkündeten Böllerschüsse den Beginn des o b er s chw ä bis ch en Haup rsch ie ß e n s, zu welchem bereits über 100 Schützen aus allen Thcilen des Landes, worunter viele Stuttgarter, ciugetroffen sind. (S. M.)
München, 19. Aug. Von den 82 Gesuchen um Schuh- machers'Konzessionen hat der Magistrat beute 20 bewilligt, dabei de» Grundsatz aufstellcnd, daß jeder Bewerber ein Vermögen von 800 Gulden Nachweisen müsse. Zn Erlangung einer Spezereihändlers-Konzession wird der Nachweis eines Vermögens von 5000 fl. verlangt; wie hoch die Schueiderskonzesstonen taxirt werden, wird sich demnächst offenbare», da um solche eine ähnliche Anzahl von Gesuchen vorliegt, wie bei den Schustern.
Bayern beruft sich für die Ablehnung des preußisch-französischen Handelsvertrags auf Gutachten mehrerer Handelskammern. Nürnberg, die bedeutendste Handels- und Fabrikstabt, hat sich sehr günstig für den Vertrag ausgesprochen, es berechnete, wenn der Vertrag zu Stande komme, seinen Mehrumsatz auf 1^/s Millionen Gulden. Der Münchener Handelsstand zeigte sich auch für den Vertrag geneigt, aber wohl aus andern Gründen. München verbraucht viele französische Modewaaren rc. So ließ ein jetzt bankerottes Mitglied des hohen Adels seine Leibwäsche nur in Paris waschen und bügeln. Dieser Unfug ist so eingerissen, daß König Ludwig einmal die Gelegenheit ergriff, um einen hohen Offizier derb anlaufen zu lassen. Er fragte ihn, das Rocktuck desselben anfühlend, woher er den feinen Stoff bezogen, der Herr antwortete in einiger Verlegenheit: aus Paris. Darauf versetzte König Ludwig: „Das Tuch zu meinem Rock ist aus Bayern und kostet die Hälfte weniger als das Ihrige."
Heidelberg, 6. Aug. Die hier tagende Generalversammlung der „deutschen Bekleidungsakabemie" beschloß in ihrer heutigen Sitzung, sich zu einer „Europäischen Modcnakademie" auszudehnen und eine „Hochschule für Schneider" zu gründen. Ueber letzteren Gegenstand soll eine heute gewählte Commission von 9 Mitglieder» morgen näher berichten. Unter den Anwesenden befinden sich 3 Abgeordnete von Stockholm, 1 von St. Petersburg und 1 von Moskau.
Am 12. August fuhr eine Gesellschaft von fast 30 Personen von Brannfels auf einem Leiterwagen nach einem nadegele- genen Vergnügungsortc, um dort ein ländliches Fest zu feiern. Bei der Heimkehr, Abends um 9 Uhr, versagten die Pferde nahe
bei Brannfels an einer Stelle, wo die Chaussee an einem jähen Abhange vorbeiführt. Der Wagen ging daher zurück und den Abhang hinunter, wo er sich überschlug. Vier der darin sitzenden Personen waren sogleich todt, eine große Zahl der übrigen schwer verletzt. Die Umgekommenen gehören de» fürstlichen Beamtenkreisen an.
Hannover, 16. Aug. Der König hat auf den Antrag seiner Räche befohlen, daß mit der Einführung des neuen Katechismus eingehalten werde.
Bremen, 11. Aug. Einundzwanzig Eis baren sind heute von 3 Wallflschfahrern hieher gebracht worden.
Am 14. Aug. gelang cs bei dem Transport der Renz'schen Menagerie von Hamburg nach Harburg dem Königstiger, aus seinem Käfig zu entkommen. Nachdem er eines der Wagenpferde nicht unerheblich beschädigt hatte, nahm er Reißaus nach einem mit Schilf bewachsenen Brack, in welchem er durch zwei Schüsse, die von einem der Leute des Hrn. Renz und einem Gendarmen abgcfeuert wurden, getödtet ward. Er war erst im vorigen Jahr für 1400 Thlr. aus der Menagerie des Hrn. Hagenbeck angekauft.
Vom Frankfurter Schützenfest wird nachträglich folgendes Stückchen erzählt: Ein Preuße hatte nach langem Zielen endlich glücklich seinen Schuß auf die Scheibe „Vaterland" abgefeuert und war auf das Höchste überrascht, als der Zeiger nach langem Suchen abwinkte und dem Schützen bedeutete, daß er nicht einmal die Scheibe getroffen. Etwas ärgerlich wurde er von einem Tyroler getröstet, der treuherzig zu ihm sagte: „Bei Gott, Bruder, Du g'fallst mir, aber Dein Pech ist natürlich; Dein Vaterland muß größer sein!" indem er eine an- spielende Handbewegung auf eine Scheibe wie ein Scheunenthor machte.
Wien, 15. Aug. Eine wahre Völkerwanderung wälzte sich gestern Abend ans allen Thoren Wiens und eine einzige lange Wagenburg bedeckte in doppelter Weise die Straße von der Burg an bis zum Panziger Bahnhof nächst Schönbrunn: Ganz Wien hatte sich ausgemacht, seine zurückgekehrte und vollständig genesene Kaiserin zu begrüßen.
In Wien wurde so eben eine 27 Köpfe starke Diebsbande eingeliesert, unter deren Mitgliedern sich nicht weniger als 10 Beamte des k. k. Tabakgefällamtes befinden sollen. Mehr als zwei Millionen Stück Cigarren sollen im Laufe der Zeit durch diese wohlorganisirte Gesellschaft aus den kaiserlichen Tabakfabriken entwendet worden sein.
Innsbruck, 16. Aug. -Deute früh 4 Uhr 22 Min. wurde hier ein starkes Erdbeben verspürt. (Jnnztg.)
Man schreibt dem Constitutionnel unter Anderem aus Turin 14. Aug.: Das Heer der Freiwilligen besteht zum großen Theil aus jungen Leuten von 14 bis 18 Jahren, die wenig an militärische Märsche und Entbehrungen gewöhnt sind, auf die man sich namentlich mit Garibaldi gefaßt macken muß. Deß- halb nimmt auch die Desertion jeden Tag im Garibaldischen Lager zu, besonders seitdem die regelmäßige Armee näher rückt und es von allen Seiten so zu sagen einschließt. Auch rechnet man auf Geldmangel. Nach Allem, was man weiß, hatte Garibaldi nicht mehr als 2—3 Millionen, und nun unterhält er seit länger als einem Monat 6000 Freiwillige und hat für seine Rechnung 6 Schiffe gemiethet. Indem also General Cugia gegen diesen neuen Hannibal das System des Fabius Cunctator anwendet, kann er beinahe auf einen sichern Erfolg rechnen. Die Angst und Ungewißheit wird allerdings verlängert, allein das Blutvergießen mit all seinen unabsehbaren Folgen dadurch verhindert. (St.-A.)
Turin, 18. Aug. Man schreibt der „France" aus Italien, daß das Turiner Kabinet sehr lebhafte Unterhandlungen mit Garibaldi führe, um ihn zu einer Modificirung seiner'Haltung zu veranlassen. Diesem Umstande habe man die provisorische Unbeweglichkeit Garibaldis, der noch nicht entwaffnet habe, zu verdanken. Die „France" bestreitet ferner die Nachricht, daß Garibaldi den Krieg nach dem Orient tragen wolle. Dieser Plan sei schon längst, auf die energischen Vorstellungen Englands hin, von den Garibaldianern anfgegeben worden. (St.-A,)
Turin, 19. Aug. Garibaldi ist in Catania eingerückt, es fand kein Konflikt mit den Truppe» statt. (T.d.St.-A.)
Palermo, 18. Ang. (über Turin.) Mau hat noch immer Hoffnung auf eine friedliche Lösung. Die königlichen Truppen stehen in überlegener Anzahl in einer Entfernung von einem häl, ben Tag von Garibaldi, der in der Umgegend von Piazza steht.