Don den bisherigen kurhessischen Ministern ist Bolmar i» den Ruhestand getreten, die übrigen sind zur Disposition gestellt und alle mit hohen Orden decorirl worden. Abcc ist zuin Ge« Heimerath ernannt worden.
Kassel, 26. Juni. Sämmtlichc Mitglieder des Stadt- rathS und des großen BürgerausschusseS haben dem gegen das Ministerium Dehn-Nothfelser bestehenden Mißtraue» durch eine än den Kurfürsten gestern Abend eingesandte Adresse Ausdruck gegeben. Die Abreise des Kurfürsten ist auf heute Mittag 11 Uhr festgesetzt. — Durch Minislcrial-Ausschrciben vom 24. Juni werden die Wahlen zum Landtag nach dem Gesetz vom 5. April 1849 angeordnet.
Die preußische Marschbereitschaft kostete täglich 12,000 Thlr., und da sic vom 18. Mai bis 23. Juni andauerte, macht das ein hübsches Sümmchen. Wer bezahlt die Unkosten?
l Die Frankfurter schmeicheln sieh mit der Hoffnung, daß das deutsche Schützenfest von zwei deutschen Fürsten, dem Großherzog vön Baden und dem Herzog Von Coburg besucht werde. Der Herzog von Coburg wird seine aus Afrika mitgebrachteu zahmen Löwen dem zoologischen Garten in Frankfurt zum Geschenk machen.
Der König von Neapel a. D., Franz II., war lebensgefährlich krank; er hatte die Blattern. Froh kann er sein, daß er mit dem Leben davon kam; verschönert wird er, ohnehin kein Adonis, sich nicht haben. Eine gute Folge dürfte diese „aller- höchste Erkrnukung a. D." doch haben, daß nämlich die päpstliche Regierung die Impfung der Pocken und ihre Wiederimpfung in de», ihr von einem gütigen Schicksal noch gelassenen, Landen von nun an gesetzlich entführt. B'.S heute haben die Aerzte dieß vom heiligen Stuhl umsonst verlangt; in den früher päpstlichen, jetzt königlich italienischen Provinzen ist die Impfung saMmt vielen andern wohlthätigen Einrichtungen gleich nach geschehener Annexion eingeführt worden. Papst Leo XII. aber gab auf das Andringen der Aerzte die Antwort: „Wie würde es doch im Paradies an Engclein fehlen, wenn weniger Kinder stürben!" — In der civilisirten Welt ist Nom die einzige Hauptstadt, wo die Impfung nicht Gesetz ist.
Nus Frankreich zogen in diesen Tagen an 1400 Männer in die Schweiz und kehrten in Rorschach ein. Es waren lauter Legitimisten, die dem Grafen Chambord, den sie als ihren rechtmäßigen König Heinrich V. bezeichnen, ihre Aufwartung machten. Sie zogen mit ihm von da nach Luzern, wo das künftige Loos Frankreichs derathen werden soll. Die Luzcrner Gassenjunge» pfeifen jedesmal den Garibaldiinarsch, wenn sie einem von diesen Herren auf der Straße begegnen. Es sollen übrigens auch kaiserliche Spione unter den Getreuen sein.
Paris, 27. Juni. Im gesetzgebenden Körper kritisirt In- leS Favre die mexikanische Expedition. Er hoffe, sagt er, Frankreich werde die Forderungen AlmonteS und Jnkers nicht unterstützen, er glaube, der einzige einzuschlagcnde Weg sei, mit Mexiko zu unterhandeln und sich zurückzuziehe», ferneres Vorwärts- gehen wäre ein verderbliches Unternehmen. Minister Billault schildert die chronische Anarchie, Diebstähle und Ermordungen Fremder in Mexiko, wodurch die Intervention der drei Mächte herbeigcführt worden; sodann erklärt er den Unterschied zwischen dem Zurückziehcn der Spanier und der Engländer, welch letztere der Expedition in das Innere nie hold gewesen seien. Trotz augenblicklicher Verstimmung bleiben die drei Regierungen gegenseitig doch auf gutem Fuß. Sobald die französische Flagge in der Stadt Mexiko wehe, werde die Bevölkerung befragt, welche alsdann ihre Regierung frei wählen möge. Der Kaiser habe Instruktionen in diesem Sinn an General Lorencez geschickt, als die Verbündeten Mexiko verließen. Billanlt weist den Rath, zu unterhandeln, energisch zurück, so lange die Ehre der französischen Fahne auf dem Spiel stehe. Das rektificirte Budget wurde angenommen. (T. d. N.-Z.)
Scutari, 25. Juni. Gestern hat ein entscheidendes Treffen staltgefnnden, in welchem die ganze hinter Aenikivi auf dem rechten Cettuser concenlrirte Montenegrinerarmee von Abdi Pascha geschlagen wurde und mehrere Hundert an Todtcn verlor. (Fr. I.)
Es ist kein Wunder, wenn die türkische Wirrhschaft nicht lange mehr bestehen kann. Der jetzige Sultan, von dem man bei seinem Regierungsantritt so viel Gutes erwartete, verschwendet ungeheuere Summen auf seine Soldaten und seine Frauen. Die bisherige Uniform, die nach europäischem Zuschnitt war, ist abgeschafft und dafür bei allen Regimentern, auch bei
der Cavallerie, die orientalische, Spenzer, weite Pnmpbosen und Turban eingeführt. Der LtaalSbankcrott ist unausbleiblich. Tie Beamten, die ihren Gehalt mehrere Jahre zu fordern bade», erhalten dafür jährlich zwölf Procent Zinsen und verlieren zuletzt nach das Capital.
In Birmingham sind durch Explosion einer Zündhütchcn- fabrik 8 Personen getödket und an 30 andere mehr oder weniger lebensgefährlich beschädigt worden.
New York, 18. Die Cvnfödcrirtcn haben die Unionstrnp- pen vor Richmond überrumpelt, schnitten denselben den Tclcgra- phen ab, zerstörten die Fouragecisenbahn und zögen sich glücklich in ibr Lager zurück. 65,000 Conföderirtc sind bei Grenada in Mississippi concentrirt. Beauregarb steht bei Columbus. Oko- lona lieferte in der Nähe von Baton rouge eine Schlacht, deren Ergebnis; noch unbekannt ist. Ein Treffen bei James Island war unentschieden. Nach Gerüchten ist bei Fremonts Armee, die sich in gefährlicher Stellung befindet, Vorratbsmangel eingetre- teu. Jackson ist verstärkt. J,n Congreß ist die Scnatöbill auf Verbot der Sklaverei in allen Territorien passirt. (Fr. Pstz.)
Allerlei.
— Väterliche Strenge. Ein hübsches Mädchen in einer Vorstadt Brünns hatte sich mit einem jungen Mann vergangen. Als der Vater von der Liebesgeschichte und den daraus entstandenen Folgen Wissenschaft erlangte, bictirte er seiner unge- rathenen Tochter folgende sonderbare Strafe. Er band ibr trotz alles Bittens und SträubenS eine Wiege auf de» Rücken und zwang sic mit dieser dreimal in der Gasse, welche sic bewohnt, auf« und abzugehen.
— Ein Straußenmagen. An ciuem der letzten Morgen bat man in Lyon den weiblichen Strauß des Parks der Fotc-d'Or i» der Nähe des Gitters seines Behälters kodt anS- gestreckt gefunden. Rings herum lagen Febern zerstreut und die Wunden, die der Wüstenbcwohner an seinem Halse trug, bewiesen klar, daß rohe Menschen ihn während der Nacht an daS Gitter gelockt und th» hier seiner Feder» theilweise beraubt hatten. Nachdem dieß tonstatirt war, schritt man zur Zerlegung und Ocff- uung des Magens, worin sich Folgendes vorfand: ein großes Ouatum Gerstenkörner, das mit Gras und einem erklecklichen Haufen Kieselsteinen (ein Gewicht von ungefähr 2 Kilogrammen) vermischt war. Diese Kieselsteine sind zur Verdauung nöthig und finden sich immer in den Verdauungsvrganen dieser Thiere. Außerdem fanden sich noch vor drei vollkommenen erhaltene Thon- pfeifen, die eine grünliche Farbe angenommen hatten; ein Messer mit kupfernem Heft, 20 Ceniimcter lang; 25 Uiiiformsknöpfe, die »ach ihrem mehr oder weniger abgenutzten Aussehen die Auf- cnthaltSzeit des betreffenden Regiments in Lyon erkennen ließen; die am meisten abgenutzten trugen die ..ahl 42, die am besten crhalteneickdie Zahl 100. Sodann fand man »och ein 50 Een- timesstück, 22 Sons- und Centimesstücke, eine Anzahl Kupfermünzen, deren Gepräge sich nicht mehr erkennen ließ; Stücke von Uhrketlen, 6 große Nüsse, ein Stück Wcißdornrvhr und einen Drath von 10 Ecntimcter Länge, der die Kropf- und Magcnwand durchbohrt hatte, ohne einen schädliche» Einfluß auf die Gesund- sundheit des ThiereS auszuüben.
— Die Opfer des Krieges. Ein deutscher Mathematiker bat sich das Vergnügen gemacht, annähernd auszurech- ncn, wie viele Menschen seit der Schöpfung der Welt im Kriege umgebracht worben sind, und er hat, nach den ihm vorliegenden Oellen, die ungeheure Zahl von viertausend Millionen heransge« bracht. Wenn alle die Kriegsopfer ausständen, sich die Hände gäben und neben einander stellten, so würden sie eine Kette bilden, die sechs hundert Mal rund um die Erde reichte; ja, wenn nur die Zeigfingcr von allen Gefallenen übereinander gelegt werden könnte», so würde die Säule noch 600,000 Meilen über den Mond hinaus- ragen. Wer diese im Kriege Gefallenen zählen wollte und täglich 19 Stunden dazu verwendete, würde 336 Jahre brauchen.
— Höre, was der Volksmund spricht:
Wer die Wahrheit liebt, der muß schon ein Pferd am Zügel haben — Wer die Wahrheit denkt, der muß schon den Fuß im Bügel haben — Wer die Wahrheit spricht, der muß statt der Arme Flügel haben!
Und doch fingt Mirza-Schaffp: Wer da lügt, muß Prügel haben.
Drill und Vertu- der «. W. ZuUer'sL,, «»chhiodlun». Sie»»!»«»- 4» »»le.