nach Canada eingeschifft worden. Andere Schiffe tragen andere Regimenter hin über übers Meer und Kriegszeng aller Art, so viel man nur entbeh ren kann. Englisch-Canada ist ein zu fetter Bilsen, als daß man ihn den Nordanicrikanern gönnte. Die englische Provinz, der Re st der englischen Besitzungen in Nordamerika, zählt zwar nur 2'js Millionen Einwohner, ist aber gesund und frucht­bar und 6mal s o groß wie die englische Insel. Gibt's Krieg zwi- schen Amerika u nd England, so ist Canada zunächst bedroht; da­her die englische Eile und Anstrengung, cS in besten Bcrthcidi- guugszustand zu setzen.

Newyork , 17. Dez. Ueber- St. John'S. Amerikanische Journale veröffe ntlichen die entscheidende Depesche von Washing­ton, welche konstatirt, daß das Cabinek in mehrstündigem Conseil die Streitfrage mit England mit Festigkeit und Kälte diskutirt, und beschlossen Halde, Mason und Slidell niemals herauszugcbcn.

(Ällg. Z.)

Corvin, ein Soldat, der vieler Herren Länder und Heere gesehen hat, der, Berichterstatter der „A. A. Zeitung" wohnte in Washington einer großen Parade des nordamerikanischcn HcereS bei. Sein Urtheil kautet: Ich glaube nicht, daß irgend ein ande­res Land im Stande sein würde, in so kurzer Zeit eine solche Ar­mee von 500,000 Mann ins Leben zu rufe», sie so zu kleiden, zu ernähren und zu bezahlen, wie cs Nordamerika unter schwierigen Umständen gcthan hat. Wenn nur so schnell Offiziere wie Sol­daten gebildet werden könnten, dann könnte sich Amerika mit jedem Feinde messen. Aber die meisten Generale verstehen nichts von der Kriegskunst' und haben nie Pulver gerochen; ein Gencralstab, der sie leiten könnte, existirt »och nicht.-

Die neuesten Berichte aus den Goldnn'nen von Colum­bia lauten überaus günstig. Ihnen zufolge sind außerordentlich werthvolle Entdeckungen gemacht worden, und haben an mehreren Punkten einzelne Goldgräber größere Gcwinnste gemacht, als je früher in Kalifornien oder Australien erhört war. Daß Personen regelmäßig 10—30 Pfund Sterling täglich verdienen, soll durch, aus nicht zu den Seltenheiten gehören. Zwei Arbeiter machten in wenigen Wochen 1400 Pfund Sterling und Niemand soll enttäuscht worden sein. Wenn sich diese Angaben bestätigen, wird es an Abenteurern nicht fehlen, die ihre Schritte nach dem neuen Gold­rand richten. Vorerst ist der Mangel einer Dampflinie zwischen San-FranciSko und Victoria ein lgroßcS Hinderniß für Zuzügler.

Allerlei.

— Der kleine Mensch eure tter. Der zwölfjährige Knabe Eli Nie hm war, als eine Eisenbahnbrücke in Maryland in Nord­amerika verbrannte, der einzige unter der Menge der umhcrstehen- den Zuschauer, welcher daran dachte, daß Innerhalb weniger Mi­nuten ein Schnellzug heranbrausen werde, der unfehlbar in die brennenden Trümmer der Brücke Hineinstürzen mußte, wenn Nie- mand den Zugführer warnte. Mächtig erregt von diesem schreck­lichen Gedanken, eilte Eli den Schienenweg hinauf, dem heran, stürmenden Bahnzug entgegen.- Der eigenen Gefahr nicht achtend, trat er mitten auf das Geleise und suchte durch die lebhaftesten Bewegungen die Aufmerksamkeit des Zugführers auf sich zu lenken. Doch — näher und immer näher brauste der Zug heran und noch immer nahm der Zugführer keine Rücksicht auf den zum Halten mahnenden Knaben. Endlich aber mußte er sein Rufen gehört haben und fragte ihn: „Nun, was gibt's denn? Wirst uns doch nicht zum Besten haben wollen?" Im ersten Augenblicke vermochte der Knabe, der beinahe athcmlos war, nichts zu antworten; doch bald raffte er sich auf und rief: „Die Brücke ist abgebrannt! — Die Brücke ist abgebrannt!" — Schnell ging diese Kunde von Mund zu Mund. Die Passagiere stiegen alle aus und eilten dem Schauplatz des Brandes zu. Dort gewahrten sie zu ihrem nicht geringen Schrecken, daß sie 20 Fuß tief herabgestürzt wären, hätte nicht Elis Geistesgegenwart und Muth sie gerettet.

— Die Bibel erzählt von sieben Schöpfungs-Tagen und die Gelehrten versichern, daß diese Tage große, viele tausend Jahre umfassende Perioden bedeuten und daß es richtig sei, daß der Mensch erst der jüngsten gegenwärtigen Schöpfungs-Periode sein Dasein verdanke. Man hat viele Knochen und ganze Gerippe von Thieren (z. B. Mamuth) gefunden, die unstreitig einer frühe­ren Periode als der gegenwärtigen angehören, aber noch keine von Menschen. Neuerdings aber hat Dr. Fuhlroth im Neanderthale (am Rhein?) einen Menschenschädel aufgesunden, der nach seiner und namentlich englischer Gelehrten Ansicht einer früheren Erd-

Periode angehört und ein Zeitgenosse jener urweltlichen Riesenthiere ist. Die beiden englischen Gelehrten sind der Anatom Herxley und der berühmte Geolog Lyell.

— Als Mittel gegen den Magenkrampf empfiehlt vr. Gall in Trier ans eigener Erfahrung (nachdem er 36 Jahre von diesem Uebel ungemein viel gelitten und alle ärztliche Behandlung ohne Erfolg geblieben), bei jedem Krampfanfall eine Messerspitze bis einen Theelöycl voll gepulvertes doppelt kohlcnsaurcS Natron (einer der beiden Bestandtheile des bekannte» Brausepulvers) mit Wasser zu verschlucken, vr. Gall versichert, daß dieses Mittel, selbst im Uebermaß gebraucht, keine schädliche Wirkung hervorbringe, zind wenn es auch das Leiden nicht für immer zu heilen vermöge, auch zeitig genommen, den Krampf nicht zum Ausbruch kommen lasse und den Schmerz augenblicklich lindere.

— König Ludwig XIV. von Frankreich, dem das be­rühmte Wort angehört: „der Staat bin ich!" — unterhielt sich einst mit Herrn Guise über die unumschränkte Gewalt der Fürsten über die Unterthanen. Guise meinte, ihre Grenzen habe diese Ge­walt doch. — Keine, entgegnete lebhaft der König; wenn ich Ihnen befehle, sich ins Meer zu stürzen, so müssen Sie mir ohne Zöaern gehorchen! — Guise wandte sich, ohne zu antworten, hef­ttu um und ging nach der Thüre. — Wohin? rief ihm der Kö­nig betroffen zu. — „In die Schwimmschule, Sire!" ent- gegnete der Gras.

— Wissen die Herren Theologe», warum die Bitte um's tägliche Brob gerade in der Mitte des Vaterunsers steht? — Der Bäckerjunge in Stavenhagen, den sein Herr Rektor fragte, wußte cs genau. „Weil's dle Hauptsache ist!" sagte er ohne sich zu besinnen. — Und warum bitten wir ums tägliche Brod? fragte der Rektor den Nachbar des Bäckerjungcn. — Weil's sonst zu trocken wird. — So geschehen in meiner Vaterstadt Stavcnha- gen in Mecklenburg, sagt Fritz Reuter, den der Leser näher ken­nen lernen muß. (Dfz.)

— Glasbre nner's „Montags-Zeitung" enthält folgende Anfrage an Finanzmäuncr: „Für die Erhebung in den Adelstand hat der davon Betroffene 800 Thaler zu zahlen. Wäre cS daher nicht rathsam, jährlich circa 50,000 Bürgern den Adelstand zu verleihen und mit der dafür eingehenden Summe das Militär-Bud­get zu bestreiten?"

— In Belgien hat ein Landmann den Versuch gemacht, auch im Winter Kartoffeln zu bauen. Er legte dieselben in herkömmlicher Weise, nur etwas tiefer, um sie vor dem Frost der Jahreszeit zu schützen und behauptet, aus diese Art gute Früchte erzielt zu haben.

— Viele Ehen gleichen ausgebauten Häusern; sowie bei die­sen heißer Kalk zu dem Mörtel dient, welcher die kalten Steine fest aneinander kittet, so kittet Braut und Bräutigam die Liebe, welche in der Ehe zur kalten Gewohnheit verhärtet. Je mächtiger die Gewohnheit, desto fester das Haus.

— Anzeigen aus Localblättern. Vergangenen Montag ist meine Magd, Rosina Reibeding, mit einer Kuh verschwunden. Hinter den Ohren hatte sie rothbraune Schildkrottüpfelchen, und große schwarze Flecken auf dem Rücken. Wer mir dieselbe so nachwcist, daß ich sie gerichtlich be­langen kann, erhält zwei Thaler Belohnung. — Fünf Gulden Belohnung. Abhanden gekommen ist eine schöne Cpperkatze, Eigenthum der Frau KriegS- räthin F-, welche zuletzt auf den Dächern der Nickclchesstraße gesehen wor­den und vermuthlich in einen Schornstein gefallen ist. Die Eigcnthümerin sichert dem Wicderbringer obige Belohnung zu. Sie hat eine weiße Brust, braunen Rüllen und zeichnet sich durch ein sehr dickes Fell aus.

— An den Wallfisch. (Verfasser ees: „Beweis, daß Frauenzim­mer keine Menschen sind.") Des Schöpfers Meisterstück.

Gott schuf die Welt vor alten Zeiten, zuletzt vom Mann ein Exemplar, Dies schien nun freilich anzudeuten, daß Gott schon etwas müde war.

Und als er sein Geschöpf beäugte, da fehlt ihm dies und fehlt ihm das. Und an dem ganzen Menschen taugte nur eine cinz'ge Rippe was.

Auch die ward ihm herausgenommen und eine Frau ward draus gemacht; Drum sind zwar später wir gekommen, doch auch erschaffen mit Bedacht! — Und zu der Frau'n gerechtem Lobe sieht man gleich auf den ersten Blick, Der Mann war nur das Stück zur Probe, w i r aKr find das Mcistcrstück!! l — (Die Drohung.) Drei Offiziere sahen in der Dämmerung den Dichter Schubart kommen und nahmen sich vor, ihn in Verlegenheit zu bringen, indem einer dem Nahenden zuries: „Wenn Er unS nicht sagt, wer wir find, so setzt es Schläge." Schubart begann:

„Du großer Gott und Mcnschenrichter!

Du kennst verdächtige Gesichter,

D'rum offenbare deinem Kind,

Wer diese Vagabunden sind."

Die Offiziere fingen an zu lachen und brachten mit ihm den Abend ver­gnügt im Adler zu.

Truck und Lerlas der G. LL.Zalser'scheil Luchhandluor. Ltz»ll>o»: