Tages - Neuigkeiten.

Vom Schwarzwald. Das Holzgeschäft stockt, der Absatz in Mannheim hat beinahe ganz und gar Stillstand gemacht. Wenn nicht in etlichen Woche» ein Umschlag zu lebhafterem Verkaus»ein- tritt, so müssen die Preise, sowohl die des Bau- als die deS Brennholzes, namhaft falle». Es herrscht zur Zeit eine wahre Panik unter den Spekulanten. (St.-A.)

Ulm, 25. April. Die Erlaubnis, in Ulm einen Ledermarkt einzusühreu, ist von der Regierung nun gegeben worden. In glei­cher Weise wird die Erlaubniß zur Tuchmcsse in Bälde gehofft.

Der Wasser-Ingenieur Bauer aus München hat sich con- trakllich verbindlich gemacht, das im Bodensee nntergcgangene DampfschiffLudwig" zu heben. Die Kosten berechnen sich auf 6000 fl-, welche die Gesellschaft gern daran wenden will.

Berlin, 23. April. Eine allerhöchste Ordre organisirt das Marineministerittm und ernennt den Kriegsminister v. Roon zum Marineminister. Prinz Adalbert ist Höchstkommandirender. Der Kreuzzeitung" zufoige beabsichtigt Ocstreick ein mobiles Armeekorps in Kroatien zu defensiven Zwecken auszustellen. (H. N.)

Paris, 20. April. Um das den Fürsten und Völkern Eu­ropa'« abhanden gekommene Vertrauen wiederum zu heben und wo möglich die Furcht vor einem Weltbrand zu beseitigen, soll Lord John Russell zwischen Oestreich und Piemont einen Waf­fenstillstand auf die Dauer von 10 Jahren beantrage». Die üb­rigen 4 Großmächte würden dessen Garantie übernehmen. Da ein Congreß zur Zeit eine Unmöglichkeit und voraussichtlich ohne Re­sultat bleiben würde, so hofft der englische Staatsmann durch die­ses Auskunftsmittel den vertriebenen Fürsten Zeit und Muse zu gewähren, sich mit Piemont zu verständigen, den Italienern aber eine Probezeit zu gönnen, ob der sogenannte Nationalitätsschwin­del nur ein vorübergehender Rausch oder ob derselbe im Bewußt­sein der verschiedenen Völkerschaften tiefere Wurzeln geschlagen hat.

Kaiserin En ge nie saß beim Frühstück und ließ sich vom Prinzen Napoleon unterhalten. Apropos, lieber Vetter, Sie sind so heiter, so liebenswürdig, ich bin erstaunt, Sie haben doch eine Ohrfeige bekommen, noch'dazu öffentlich. Pah, gnädigste Kai­serin, Sie meinen den Aumale, den Pasquillanten! Er machte eine verächtliche Bewegung. Nein, nein, Prinz, ich schwöre Ihnen, wenn mein Sohn zwanzig Jahre wäre, so würde er jetzt in Lonlon sein oder bis ans Ende der Welt jagen, um seinen Gegner zu treffen. Der Prinz stand auf: Madame, Sie ver­gessen, daß der Pasquillant auch den Kaiser angegriffen hat; ha­ben Sie ihm auch gerathen, »ach England zu reisen? Ganz recht, Prinz, auch der Kaiser ist angegriffen, aber sein Muth ist mit keinem Hauch bezweifelt; Sie aber hat Aumale eine Memme genannt! Der Prinz nahm Abschied, um nach England zu reisen, fragte die Kaiserin.

Paris, 24. April. Wie eS heißt, hat ein Marschall dem Kaiser vorgestellt, daß die Gegenwart des Prinzen Napoleon bei der Musterung, welche morgen stattfinden soll, einen schlimmen Eindruck Hervorbringen würde. (S. M.)

Paris, 24. April. Ueber den Briefwechsel zwischen Cial- diui und Garibaldi äußert sich der Moniteur in seinem Bülletin in folgender Weise:Die letzten Debatten in der Abgeordneten­kammer in Turin Haben zu einem außerparlamentarischen Vorfall Veranlassung gegeben, welcher jenseits der Alpen eine große Sen­sation verursachen mußte, und der ebenso die gespannte Aufmerk­samkeit aller derjenigen auf sich ziehen wird, welche die Aufmerk­samkeit Italiens interesstrt. In hohem Grade durch das Ver­fahren und die Reden des ehemaligen Freiwilligen-Chess, seitdem er in Turin erschienen ist, verletzt, hat General Cialdiui, einer der Chefs der sardinischen Armee, ein Schreiben an Garibaldi ge­richtet, welches rin offener Bruch ist. Er ist darin mit seinen Beschwerden nicht zurückhaltend, welche er mit einer ganz militä­rischen Freimüthigkeit darstellt. Die wenige Achtung Garibaldi's gegen den König, den er sich wie seines Gleichen zu behandeln stellt; seine Heftigkeit gegen die Minister, welche er Verräther nennt; seine beleidigenden Aeußerungen im Parlament gegen die Persön­lichkeit der Abgeordneten, welche nicht wie er denken; Alles, bis zu seinem excentrischen und unschicklichen Costüme, empören die Seele des Generals Cialdini, welcher sich entschlossen erklärt, die Tyrannei, mit der Garibaldi und die Seinigen das Land bedro­hen, bis auf's Aeußerste zu bekämpfen. In dem Antwortsschrei­ben Garibaldi's ist der Ton ein mißvergnügter und unzufriedener, die Sprache ist gemäßigter, als gewöhnlich. Garibaldi scheint er­

staunt über den ihm Angesichts gemachten derben Angriff. Bei alledem, daß er sagt, daß er sich nicht entschuldigen wolle, läug- net er gewisse Thatsacheu und gibt über andere Erklärungen. Er scheint nicht sich durch die Sprache Cialdini's für verletzt zu Hai- ten, aber er erklärt sich bereit, Jedermann Gcnugthuung zu geben, der sich durch seine Worte für beleidigt hält. (H. T.)

Turin, 24. April. Garibaldi hat sich mit Cavour sowohl als mit Cialdini ausgesöhnt! Alle drei hatten eine Zusammenkunft gehabt, in welcher dieser unerwartete Beschluß besiegelt wurde! Garibaldi reiste dann nach der Villia Pallavieini ab. (A. Z.)

Turin, 26. April. Die Dienstleistung der mobilen Ratio, nalgarden ist um drei Monate verlängert worden. Nach der Turnier Zeitung wirb Garibaldi nächstens nach Caprera zurück- kehren. Fürst Kusa und der Bey von Tunis haben das Kö­nigreich Italien anerkannt. (T. d. S. M.)

DiePatrie" meldet, daß Omer Passiva in Antivari an- gekomuien ist.

Petersburg, 26. April. Ein Kaiserlicher UkaS gibt dem Sratthalter von Polen, Fürst Gortschakoff, krankheitshalber auf ein Jahr Urlaub ins Ausland und nach Südrußland. Gestern morgen fand der Aufgang des Eises auf der Newa statt.

(T. d. H. T.)

Umschau.

Wo man die Augen hinwendet, sieht cS bedenklich aus und gährt cS. Hier erfüllt heimlicher, laug genährter, täglich sich meh­render Uuinuth die Gcmüther, dort spricht sich die Unzufriedenheit offen auS; auf der einen Seite machen sieb neue Ansprüche gel­tend, auf der andern wird hartnäckig am Alten festgchalten. Die ewigen Rechte, die droben hänge» unveräußerlich und unzerbrech­lich wie die Sterne selbst" sind vielfach im Kampf mit dem ge- schichtlichen Rechte; hier sehnt man sich und ringt nach Einheit, dort strebt man nach Lockerung, wohl gar nach Zerreißung lang geknüpfter Bande; hier strebt man rüstig vorwärts, dort sieht man fast uulhätig zu und wartet ab; wo kaum das Blutvergießen auf- gchört hat, droht schon wieder neues: in der That, man kann nicht anders als voll Besorgniß um sich und vorwärts blicken.

In Warschau herrscht das eiserne Kriegsgesetz und durch die polnische Frage ist Rußlands Arm gelähmt; in Preußen fühlt man sich höchst unbehaglich; der Widerstand deS Herrenhau­ses gegen die Regierung läßt nicht nach, die Junkerpartci tritt ge- gen bas Bürgerthum schroffer als je in die Schranken; auf der einen Seite drängt man, weil eben die Zeit drängt, auf der an­dern will man kein Dränge»; dem Ministerium fehlt nicht der gute Wille, aber der starke, kräftige Entschluß. Oe streich befindet sich auf einem Weg, der eben so leicht zum Verderben als zum Heile führen kann; die ungarische und venctianische Frage allein, abge- sehen von den vielen übrigen Schwierigkeiten, macht genug zu schaf­fen; das Verhältniß zu Preußen ist weniger als je ins Klare ge­bracht und eben sind die Unterhandlungen über die Umgestaltung der deutschen Militärvcrfassung abgebrochen worden, weil keine Einigung zu erreichen war. In Kurhessen dauert der Zwiespalt zwischen Land und Regierung fort; Holstein ist mehr wie je er­bittert gegen Dänemark und nicht gewillt von seinem Rechte zu lassen, Dänemark nicht geneigt zur Nachgiebigkeit und von den Großmächten viel mehr unterstützt als wir. In Italien herrscht noch keine Ordnung und das Gewonnene ist noch nicht gesichert, immer größer wird die Lust nach weiterem Erwerb. Die Türkei ist in schlimmer Lage, und die Besetzung Syriens durch Frankreich gefällt den Großmächte» nicht, obwohl sie dieselbe für nothwendig gehalten haben. In Nordamerika droht der Bürgerkrieg, ein Ercigniß, waS nicht ohne großen Einfluß zunächst auf England bleiben wird.

Wer das und anderes erwägt, wird finden, daß eS selten eine Zeit gegeben hat, in der so viele schwierige Fragen auf ein­mal und zwar rasch das liegt eben in dem Charakter der Ge­genwart erledigt zu werden verlangen. Napoleon, meint man, wisse vielleicht allein mit einiger Sicherheit, was zunächst kom­men werde. Aber auch er kann überrascht werden und sich täu­schen. Es ist ohnedies fraglich, ob er in diesem Augenblick noch eben so Herr der Lage ist wie früher. Auch für ihn häufen sich in Frankreich die Schwierigkeiten.

Nach alter Erfahrung aber sind die Gewitter die schwersten, die langsam und von allen Seiten heranziehen und solche verkün- d igt der auf allen Seiten düstere europäische Horizont.

Druck und Vrrlag drr G. W,Zais«r'schcn Buchhandlung. Rcdallüm: Hölzlr.