Hafteste Speise geben. Nur beobachte man hiebei die Vor- s sicht, daß man zuvor von den Zweigen die Spitzen ab-l bricht und wegwirst, weil idr zu großer Sastreichchum den l Raupen schädlich werden kann, insofern sie davon gerne > die Gelbsucht bekommen. Da die Raupen in dieser Pe-, riode zusebens wachsen und in diesem Verhältniß auch aus- j dünsten, so müssen die Lager jeden Tag gereinigt und er­weitert werden. Ist tue äußere Luft gelinoe und ihre Tem­peratur nicht sehr verschieden von der des Zimmers, so kann man während des Reinigens Tbüre und Fenster öff­nen. Sollten jedoch durch das Einströmen der kältcrn Luft, die Raupen etwas steif werden, so beitze man das Zimmer bis zu einer Wärme von 16 17° ein, wodurch sie sich wieder erholen. Als vorzügliches Mittel zur Reinigung der Lust wird oridiner salzsaurer Kalk mit übersaurem schwcfessaurem Kali empfohlen. Diese beiden Pulver wer­ben abgesondert in gläsernen wohlverstopsten Fläschchen vor bem Einfluß des Lichts,und der Feuchtigkeit aufdewahrt. Beim Gebrauche nimmt man davon je nach der Größe des Zimmers ein bis zwei Eßlöffel voll und rührt es mit etwas Wasser vermittelst eines hölzernen Stäbchens zu ei­nem Brei an. Das sich nun daraus entwickelnde Gas (Cblor- gas) verbreitet sich durch das Zimmer in unsichtbaren Strömen und saugt alle für die Raupen schädlichen Dünste ein, ohne auf die Gesundheit deS Menschen einen Nach­theil zu äußern. Nach etwa einer starken Viertelstunde kann man dann auf kurze Zeit die Fenster öffnen.

Mit dem zehnten oder eilften Tag kann man mit Si­cherheit darauf rechnen, daß sie ihre völlige Reife erlangt haben und nun sich zu ihrer Umwandlung (Metamorphose) in eine Puppe anschicken. Sind sie auf diesem Punkte angekommen, so kriechen sie auf den Blättern herum, ohne zu fressen, und strecken den Kopf in die Höhe und suchen zu klettern. Ihr Leib ist weich, wie Teig, und zeigt sich! gegen das Licht gehalten, durchsichtig. !

Man muß sich jedoch sehr hüten, daß man den Rau­pen kein nasses Futter reicht, weil dadurch leicht Krank­heiten erzeugt werden. Damit man aber stets trockenes Futter vorräthig habe, muß man bei nassem Wetter das Laub einige Stunden vor der Benützung abnehmen und an einem lustigen Orte trocknen.

In vielen Büchern über Seiden zucht wird für daS erste und zweite, wohl auch für das dritte Lebensalter vorge­schrieben oder wenigstens empfohlen, daß das Laub vor seiner Anwendung als Futter erst zerschnitten werde, und zwar um so feiner, je kleiner die Raupen noch sind. Die­ses hält Rubens nicht nur für naturwidrig, sondern auch gar nicht für zweckmäßig, indem das Futter dabei nicht mehr so frisch bleibe, sehr viel Saft, der Hauptbestand­teil zur Ernährung der Raupe, verloren gehe, die Blät­ter schneller vertrocknen, und durch das Abstrcifen dersel­ben dem Baume leicht Schaden zugefügr werde. Aus die­sen Gründen habe er stets Blättchen und kleine Zweige aufgelegt, und sich wohl dabei befunden.

Ehe die Raupen sich einspinnen, laßt man sie einige Stunden umhcrirren, damit sie sich ihres Unraths entle­digen; dann bringt man sie in ihre Spinnhütte, die aus Ribsamenstroh, Birkenreiscrn oder sonst einem ähnlichen Material über ihren Lagerstätten verfertigt, schon zur Auf­nahme bereit stehen. Um ihnen das Aussteigen zu erleich­tern, muß man ihnen gleichsam Brucken oder Stege bauen, indem man unten in ihren Lagerstätten kleine Ruthen legt. In der Hütte angelangt, ist es das Erste, daß die Raupe zwischen den feinenReisern erst ein netzförmiges Gespinnst

verfertigt. Mitten in diesem Netze aufgehängt, spinnen sie dann ihren Cocon, indem sie sich beständig um sich selbst in verschiedenen Richtungen drehen und auf diese Weise um ihren Leib den Faden wickeln, den das Spinngefäß ihrer Lippe von sich gibt. Die so gebildete Seide bildet sich in Drüsen, die eine große Aehnlichkeit mit den Spei­cheldrüsen der ankeren Thiere haben; der Stoff, aus dem sie besteht, ist im Augenblick seines Austritts weich und klebrig, wirb aber alsbald an der Lust fest; teßwegen sind auch die verschiedenen Windungen eines Gewebes fest an einander geklebt und bilden eine eirunde Hülle, deren Ge­webe ziemlich fest ist.

Die Farbe dieser Rohseide ist verschieden, denn sie ist bald gelb, bald glanzend weiß, je nach der Varietät der Seidenraupe. Gewöhnlich braucht die Raupe zur Vollen­dung ihrer Puppe (Cocon) 3^ bis 4 Tage, und spinnt in dieser Zeit einen Faden von l OOO bis >200 Fuß Lange. Schon nach dem ersten Tag hat sie sich in der Regel so eingehüllt, daß man ihre Thäligkeil nicht mehr beobachten kann. Zur Vollendung ihrer Arbeit ist nun frische Luft und eine Temperatur von etwa 16 Graden durchaus nokh- wendig; denn ist es zu kalt, so verhärtet der Seidestoff und die Raupe muß ihre Arbeit einstellen; ist es aber zu warm, so wird der Faden, weil ihm die nöthige Konsi- stenz fehlt, nicht gehörig ausgearbeitet, daher zu grob. Wenn man nun die Zelle öffnet, so bemerkt man, daß das Thier jetzt ganz anders aussiebt, als vor seinem Ein­puppen; denn hat eine braune Farbe angenommen, die Haut gleicht altem Leder und tue Form einem Ei, daS hinten spitzig ist. Die Zeit, während welcher die Seiten- raupen auf diese Weise im Puppenzustand bleiben, ändert sich je nach der Temperatur ab. Beträgt die Wärme 15 bis 18 Grade, so treten sie zwischen k/m achtzehnten und zwanzigsten Tag in den vollkommenen Zustand - d. h. in den Zustand der Schmetterlinge, ein. Um ihren Cocon durchbrechen zu können, befeuchten sie dessen eines Ente Mit einer desondern Flüssigkeit, die sie von sich geben, und drücken alsdann mir ihrem Kopfe heftig gegen die erweichte Stelle. Um nun das Ausschlüpfen der Schmet­terlinge zu verhindern, muß man sie zur rechten Zeit auf eine Weise totsten, wodurch die Cocons nicht verdor­ben werden. Zu diesem Zwecke nimmt man die Rcl- serbüscheln aus den Spinnhükten weg und sammelt die Cocons in Körbe, wobei man die weichen von den festen absondert. Hierauf reinigt man alle Cocons von der sie umgebenden Seide (Flockseide), sucht die vollkom­mensten, sowohl von dcr gelben, als von der weißen Art zur Fortpflanzung aus und rödtet sogleich die übrigen durch heißes Wasser. Es wird nämlich rin Kessel mit Wasser aufgesetzt, über diesen, sobald das Wasser im Steden ist, em Sieb voll Cocons gebracht, und diese so bedeckt, daß keine Dampfe entweichen können.

Sobald man kein Knistern mehr Hort, was schon nach einer Viertelstunke der Fall ist, hat man seinen Zweck erreicht. Man fahrt so fort, bis alle getöckci sind. Sie werten dann zum Abkrocknen aus Tücher gelegt, und spa­ter verkauft, wenn man sie nichi selbst abhaspeln will. Von een guten Cocons gehen etwa 240 Stucke auf em Pfund, unk 10 Pfund Cocon liefern ein Pfund Seide. Diejenigen Cocons, 'welche man zur Fortpflanzung be­stimmt, muzzen von allen nicht dazu gehörenden Faden sorgfältig gereinigt werken, damit der Schmetterling an semem AuSzchlüpfen nicht gchinkert ist. Die männlichen Cocons lassen sich von den weiblichen ziemlich leicht un-