1 Titel in Zeitungen G. Schwäbisches Tagblatt

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LAUFZEIT

1945-1949

BESTANDSHALTENDE INSTITUTIONEN

Stadtarchiv Nagold (1946-1948); Stadtarchiv Calw (1949)

GESCHICHTE

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden von den alliierten Besatzungsmächten zunächst sämtliche deutschen Medien verboten. Ihre Stelle nahmen innerhalb der französischen Besatzungszone anfänglich Mitteilungsblätter der Militärregierungen, seit Mitte 1945 dann auch erste Lizenzzeitungen in den Händen deutscher Verleger und Redakteure ein. Die Lizenzvergabe wurde dabei sehr restriktiv gehandhabt – einerseits, um NS-belastete Journalisten aus der neu entstehenden deutschen Presselandschaft auszuschließen, andererseits, um sich ein gewisses Maß an Kontrolle über die politische Berichterstattung zu sichern. Bei der Besetzung der Redaktionsstellen derartiger Lizenzzeitungen achtete die französische Militärverwaltung auf parteipolitische Ausgewogenheit.

Vom 21. September 1945 an durfte im Gebäude der vormaligen „Tübinger Chronik“ als erste Lizenzzeitung für das Gebiet Württemberg-Hohenzollern das „Schwäbische Tagblatt“ erscheinen. Die Zeitung unterlag bis 1947 einer strengen Vorzensur, hatte mit Materialknappheit und Transportproblemen zu kämpfen. Dennoch brachte sie es unter der Redaktion des KPD-nahen Werbefachmanns Will Hanns Hebsacker, der sozialdemokratischen Journalisten Dr. Erich Schairer und Dr. Ernst Müller, des Christdemokraten Alfred Schwenger sowie der liberalen Schriftstellerin Rosemarie Schittenhelm bis 1946 auf eine Auflage von 200.000 Exemplaren.

Seit Anfang 1946 begann das „Schwäbische Tagblatt“ Lokalausgaben für die diversen Kreise seines Verbreitungsgebiets aufzubauen. So brachte die Zeitung ab dem 15. Februar 1946 auch eine eigene Ausgabe für den Kreis Calw heraus. Der Lokalteil („Aus dem Nagold-, Enz- und Albtal“) wurde dabei von Vertretern der NS-belasteten Altblätter des Kreises (u. a. dem ehemaligen Redakteur der „Schwarzwald-Wacht“, Friedrich Hans Scheele) sowie dem aus Ebhausen stammenden Journalisten Christian Kindler in Neuenbürg zusammengestellt und gedruckt. Der Calwer Landrat Emil Wagner sowie die Bürgermeister von Calw, Neuenbürg, Nagold und Wildbad begrüßten die Neuerscheinung mit freundlichen „Geleitworten“.

Dennoch strebten Kreis und Gemeinden langfristig eine Wiederherstellung der alten Lokalzeitungen an. So beschloss der Calwer Kreistag am 28. Januar 1949 auf Antrag des Calwer Verlegers Paul Gustav Friedrich Adolff, die Militärregierung um die Lizenzierung aller vier früheren Zeitungen im Kreisgebiet zu bitten. Hierzu sollte es jedoch nicht mehr kommen, da die Lizenzpflicht für Zeitungen in Westdeutschland im Sommer 1949 wegfiel. Im September 1949 gründeten die Verleger des „Schwäbischen Tagblatts“ daraufhin mit zahlreichen Altverlegern in ihrem Verbreitungsgebiet die „Schwäbische Verlagsgesellschaft“. Dem Gesellschaftsvertrag zufolge sollten die früheren Verleger die Erstellung von Lokal- und Anzeigenteilen der Zeitung übernehmen, während der überregionale Teil („Mantel“) gemeinschaftlich in Tübingen von einer Zentralredaktion (Will Hanns Hebsacker und Dr. Ernst Müller) produziert wurde. Im Rahmen dieses Verbundes brachte Paul Adolff vom 3. September 1949 an die neu benannte „Calwer Zeitung“ heraus, als deren lokaler Redakteur Friedrich Hans Scheele fungierte.

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Kilian Spiethoff (2024), Kreisarchiv Calw

LITERATUR