Politische Kurzmeldungen
Der Reichspräsident empfing zur Verabschiedung den bisherigen Reichsminister des Innern, Freiherrn v. Gayl, und den bisherigen Arbeitsminister Schaffer. - Die Fraktion der Technischen Arbeitsgemeinschaft, die sich ans 11 Volksparteilern sowie 5 Christlich-Sozialen und 1 Deutsch- Hannoveranischen Abgeordneten zusammensctzt, ist nunmehr vergrößert worden durch den Beitritt der drei Abgeordneten der Deutschen Bauernpartei. — In Paris beraten gegenwärtig Macdom.ld und Herriot über die Rückwirkung der amerikanischen Schuldenzahlnngen aus die Beschlüsse der Lausanner Konferenz. — Der Generalsekretär des Völkerbundes hat den Kronjurtsten der italienischen Negierung, Pilotti, zum italienischen Untergeneralsekretär des Völkerbundes ernannt. — Der Bölkerbundsrat verhandelte über den Streit zwischen Bolivien und Paraguay. Auf Vorschlag des Natspräsidenten wurde beschlossen, möglichst bald einen unparteiischen Ausschuß mit ausgedehnten Vollmachten zur Begutachtung an Ort und Stelle zu entsenden. — Die Prager Staatsanwaltschaft hat die Aufhebung der Immunität von 5 nationalsozialistischen Abgeordneten. Mitglieder des aus verschiedenen Prozessen bekannten Bvlkssportverbandes, beantragt, die wegen angeblicher Verstöße gegen das Schutzgesetz der tschechischen Republik angeklagt werden sollen. — Nach einer Meldung des „Journal" hat die Kaiserin Zita die Uebersührung der sterblichen Ueberreste des Herzogs von Reichstadt, des Sohnes Napoleons I., nach Paris gestattet. Damit soll das Haupthindernis für diesen seit Jahren von zahlreichen Franzosen verfolgten Plan beseitigt sein. — Zu einem wüsten Kamps zwischen Faschisten und Kommunisten kam es am Dienstagabend in einer Versammlung der Mos- ley-Faschisten in einem kommunistischen Londoner Stadtteil Es wurde mit Flaschen geworfen, Stühle wurden zerbrochen und eine Anzahl Frauen und Minister schwer verletzt. — König Gustaf von Schweden feiert heute das 25jährige Re- gierungsjubiläum. Obwohl er sich alle Ehrungen verbeten hat, feiert das ganze Land mit seinem Königshause. — Die finnische Negierung ist zurückgetretcn. Im Kronrat wurde von der Agrarmehrheit der Negierung der Antrag gestellt, dem Reichstag einen Vorschlag zur Zinsenregelung vorzulegen. wonach für ausgeliehenes Geld höchstens 7 v. H. Jahreszinsen genommen werden dürften. Der Staatspräsident hat den Vorschlag abgelehnt. — Zwischen den Bereinigten Staaten und Spanien ist ein ernster Konflikt ausge- brochcn, weil Spanien beabsichtigt, das Telephon- und Telegraphenwesen, das sich bis heute in der Hand einer amerikanischen Gesellschaft befindet, zu verstaatlichen. Die amerikanische Investierung wird auf 65 Millionen Dollar veranschlagt. — Mit polizeilicher Erlaubnis veranstalteten 2606 kommunistische Hungermärschler einen großen Demon- strationszug in Washington. Die Leute waren teilweise nach russischem Vorbild gekleidet und führten in dem Zuge rote Fahnen mit. Auch eine Rot-Front-Kapelle nahm daran teil.
Kleine politische Nachrichten
Keine Beamtengehaltskürzung. Aus Kreisen des Einzelhandels wird mitgeteilt, bas Weihnachtsgeschäft leide darunter. daß im Publikum Befürchtungen wegen einer in Kürze bevorstehenden weiteren Beamtengchaltskürzung beständen. Solche Befürchtungen werden auch in anderen Kreisen geäußert. Bon zuständiger Neichsstelle wird dazu mit- getetlt, daß eine weitere Beamtengchaltskürzung weder in Aussicht stehe, noch überhaupt erwogen werde. Wie die Tcle- graphen-Union erfährt, besteht auch in Preußen nicht die Absicht, die Bcamtengchälter weiter zu kürzen.
Anträge der sozialdemokratischen Reichstaggsraktion. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat die Einbringung eines Gesetzentwurfs über Straffreiheit beschlossen. Darnach soll Straferlaß für Straftaien gewährt werden, die aus politischen Beweggründen oder im Zusammenhang mit kollektiven Wirtschaftskämpfen begangen worden sind. Amnestie soll auch für Taten gewahrt werden, die aus wirtschaftlicher Not begangen worden sind, falls die Strafe nur in Geldstrafe oder in Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten besteht. Ein weiterer Gesetzentwurf verlangt Außerkraftsetzung der Notverordnung vom 9. August
OueSnaq fordert internationales Geldsystem. Der Generaldirektor der BIZ., Quesnay, lsielt in Paris einen Bortrag über die Forderungen, die man an die kommende Welt- wirtschastskonfercnz stellen müsse. Quesnay forderte ein internationales Geldsystem, um den Transaktionen zwischen den verschiedenen Ländern eine feste Grundlage zu geben und um dem katastrophalen Sturz des Goldpie,,cs Einfalt zu gebieten. Er war ferner der Auffassung, daß nur eine Neuregelung der Schulden und eine Nationalisierung der Wcltcrzeugnng sowie eine grundlegende Neuregelung des Zollsystems zur Wiederherstellung einer gesunden Wclt- wirtschaftslage führen könne.
Aus aller Mell
Explosionskatastrophe bei Rathenow In dem großen Werk der I. G. Farben-Jndustrie in Premnitz-Wesi Havelland ereignete sich gestern vormittag ein schweres ExplosionSunglück, bei dem 12 Arbeiter den Lwd fanden und 6 weitere schwer verletzt worden sind. Der Schlossermeister Thie aus Rathenow war mit seinen Arbeitern in einem Neubau des Werkes beschäftigt. Bel der Beförderung einer Sauerstofflasche ließen Lehrlinge die Flasche fallen. Da sie unter hohem Druck stand, explodierte sie. Die Explosion hatte verheerende Wirkungen. Gase, die Uber dem Werk liegen, verbanden sich mit dem Sauerstoff.
Durch den gewaltigen Druck platzten alle Fensterscheiben in der Umgebung. Weiter stürzte eine Mauer ein und begrub viele Arbeiter unter sich.
Mord an einem 8jährige« Schüler Eine grauenvolle Bluttat wurde in Nastenburg aufgedeckt. Ein Arbeiter fand in der Nähe der Kiesgrube an den Stiermärktcn die Leiche des 8jährigen Bruno Hafske aus Nastenburg. Die Leiche wies eine große Schnittwunde an der Kehle auf. Allem Anschein nach handelt es sich um einen Lustmord.
Ein Schmugglerdrama
Die Belgrader Blätter berichten aus Mostar von einem Schmugglerdrama, bei dem 11 Personen ums Leben kamen. 9 Tabakschmuggler, die von der Zollwache verfolgt wurden, zwangen an der Neretwa-Narenta einen Fährmann und dessen Sohn, sie in einem Kahn über den Fluß zu setzen. Da der Kahn überlastet mar, lief er voll. Die Insassen sprangen ins Wasser und ertranken.
Vergwerksunglück in Amerika In dem bei der Stadt Albuguerque im Staate Neu- Mexiko gelegenen Kohlenbergwerk „Madrid" wurden durch schlagende Wetter 9 Bergleute getötet. Außerdem sollen 75 Bergleute verschüttet worden sein.
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Aus Württemberg
Tagung des Kyffhänscrvcrban-es.
Von der Fürsorgeabteilung des Württ. Kriegerbundes wird mitgeteilt: Am vergangenen Sonntag hielt der Kyff- yäuserverband der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterblie- benen seinen Reichsvcrtretertag in Berlin ab. Der erste Präsident des Deutschen Reichskriegerbundes „Kyffhäuser", General von Horn, wies nach, daß die ideellen Bestrebungen des Kyffhäuserbundes, wie z. B. Kamps gegen die Kriegsschuldlüge und für Gleichberechtigung Deutschlands in der Wehrfrage, sowie die Hebung der Wehrfreuöigkeit im deutschen Volke geeignet seien, eine Besserung der Wirtschaftslage des Reichs und dadurch eine Besserung der Versorgung der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen herbeizuführen. Der vom geschäftsführenöen Vorsitzenden, Major a. D. Goedicke, erstattete Geschäftsbericht zeigte eine günstige Entwickelung des Verbandes in den letzten beiden Jahren. Nach ausführlichen Referaten von Frau G r u n d k e - Dresden, sowie der Herren Harten-Mün- chen und Wenzel-Berlin aus dem Gebiet der Versorgung und Fürsorge beschloß der Vertretertag, das Ergebnis der Verhandlungen der Reichsregierung z. H. des Reichskanzlers zur Kenntnis zu bringen. In diesem Schreiben sind neben einer kritischen Betrachtung des durch Notverordnungen und Sparerlasse aufs schwerste beeinträchtigten Vcrsorgungsrechte Richtlinien für eine Ausgestaltung der Reichsversorgung vorgeschlagen und eingehend begründet.
Turnen und Sport
Fußballsport
E n g l a n d — O e st e r r e i ch 4:3 s2:0)
Das größte Ereignis dieses Jahres im Fußball war der Länderkampf England — Oe st erreich. Vor über 89 999 Zuschauern endete der rassige Kampf auf dem Platz von Stamford Bridge-London mit einem knappen, aber verdienten Sieg der Engländer von 4:3 Toren. Oesterreich hat sich wider Erwarten glänzend geschlagen. Schiedsrichter mar Langenus-Vclgien.
FC. Altburg — FV. Calw 1:4 Der glitschige Boden stellte hohe Anforderungen an die Spieler, die sie aber in ritterlicher Weise meisterten. Dabei wurde beiderseits mit vollem Einsatz gekämpft, und bis 15 Minuten vor Schluß war die Frage nach dem Sieger noch vollständig offen. Erst eine kurze Schwäche und Verwirrung im Altburger Strafraum brachte den Gästen durch zwei weitere Treffer den endgültigen Sieg. Spielerisch konnte keine der beiden Mannschaften ihre Anhänger überzeugen, Calw zeigte die geschlossenere Leistung und hatte in seiner beweglicheren Läuferreihe ein leichtes Plus. Auch der Sturm war gefährlicher als der des Gegners, der in neuer
Besetzung spielte und sich kaum einmal zu einer einheitlichen Leistung aufraffte. Schuld daran trug auch Altburgs Läuferreihe, die wieder einmal mehr Wert auf Zerstören als auf guten Aufbau legte. Dazu wurden die Flügel sehr wenig bedient und damit war dem Angriff die Gefährlichkeit genommen. Zum Spielverlauf sei folgendes erwähnt: In scharfem Tempo beginnen beide Mannschaften den Kampf. Altburg erzielt 2 Eckbälle, die nichts einbringcn. Dann sol- gcn zwei bange Momente für Calw, als Altburgs Linksaußen scharf vorbeischiebt, und das andere Mal rettet der Gästetorhüter im letzten Moment. Bei Calw ist es der Mittelstürmer, der ständig auf der Lauer liegt und das Altburger Tor in Gefahr bringt. In der 31. Minute gelingt diesem der Führungstreffer durch scharfen Schutz in die rechte Ecke. Kurz darauf hat Altburg durch Händelfmeter ausgeglichen. Wieder macht Calw im Strafraum Hände, doch der Schiedsrichter läßt weiterspielen. Ein Nachschntz bringt Calw noch vor Halbzeit in Führung. Nach der Pause kämpfen beide Mannschaften um eine entscheidende Wendung, doch nichts will gelingen. Calw jagt einen Strafstoß übers Netz und Altburgs rechter Verteidiger knallt einen solchen an die Latte. 15 Minuten vor Schluß naht das Verhängnis für Altburg als dessen Läufer unglücklich abwehrt und der Ball, ohne daß ein Verteidiger eingreife» kann, zum 3. Mal im Tor landet. Ein weiteres Mißverständnis der sonst vorzüglichen Altburger Hintermannschaft nützt der Gästesturm geschickt aus und das 1:4 ist fertig. Schiedsrichter Kälber-Eutingen hatte das Spiel stets in der Hand. Die unteren Mannschaften trafen sich im Vorspiel. Hier war Altburg der glücklichere und siegte verdient mit 2:9 Toren. — ha —
FB. Altheng st ett 1 — SpVgg. T.-Z avelstein 1 4:1.
In der Vorrunde erlitt der FV. Althengstett seinerzeit auf Zavelsteins Boden eine kleine Niederlage. Mit einem eindeutigen Sieg konnte nun der FV. Althengstett das Rückspiel quittieren. Schon die erste Spielhälfte wurde mit ungeheurem Kraftaufwand und mit fabelhaftem Tempo durchgeführt, wobei T.-Z. anfangs leicht die Oberhand bekam, aber gegen Schluß der ersten Halbzeit seinem Tempo unter- lag. In der zweiten Halbzeit erlahmte die Widerstandskraft T.-Z. Das Spiel wäre in friedlichem Gange zu Ende gespielt worben, wenn T.-Z. in der 26. Minute vor Schluß nicht ein Faulelfmeter zugesprochen worben wäre, in dessen Verlauf es zu einer Streiterei kam. T.-Z. brach aus diesem Anlaß das Spiel in der 23. Minute vor Schluß ab. Dies wäre nicht notwendig gewesen, da der Schiri den Schuldigen hinausgestellt hatte. Der Schiri Hartmann von Pforzheim leitete das Spiel einwandfrei und völlig unparteiisch. Das Vorspiel der 2. Mannschaften endete 0:3 für T.-Z.
Turner-Handball
TV. Calw 1 — TB. Nagold 1 2:4 (2:2).
TB. Calw 2 — TB. Nagold 2 5:1 <3:0).
Das Wetter am Sonntag war nicht gerade einladend, um Handballspiele durchzuführen bzw. um solchen zuzusehen. Durch das vorausgegangcne Spiel der 2. Mannschaften waren die Platzverhältnisse derartige, daß die Leistungen sehr darunter Not litten. Zudem brachte Nagold von Anfang an eine harte Note ins Spiel, welches dazu noch durch bas gänzliche Versagen des Schiedsrichters öfters auszuarten drohte. — Calw hätte in der ersten Hälfte infolge besseren Zusammenspiels einen bedeutenden Vorsprung gewinnen müssen, während Nagold in der zweiten Halbzeit mit allen verfügbaren Leuten verteidigte und die mitunter etwas langsamen Angriffe aufhielt. Zahlreiche Strafwürse wurden verschossen. — Calw 1 hat jetzt noch Rückspiele mit Rohrdorf und Ebhausen auszutragcn. Infolge Platzsperre in Rohrdorf findet das Treffen am nächsten Sonntag in Calw statt.
Ein schönes und ritterliches Spiel unter Leitung von Schiedsrichter Eschenbächer lieferten sich Calw 2 und Nagold 2. Bei Calw waren sämtliche Mannschaftsteile sehr gut besetzt- es wurde überzeugend und systemvoll gespielt. Der Sieg nach der Niederlage im Vorspiel ist redlich ver- dient.
Landesmeister im Kleinkaliberschießen
Hans Rauch von der Schützengilöe Ravensburg hat bei dem am Sonntag in Obertürkheim abgel;altcnen Ans- scheidungsschießen um die Landesmeisterschaft des Württbg. Sportverbandes gegen Christian Eichner vom Polizeisportverein Stuttgart mit 167 und 165 Ringen (je 15 Schuß) die Landesmeisterschaft erworben. Die Sonberklassen-Gruppr der Schtthengilde Ravensburg, bestehend aus den Schütze» Rauch, Gebr. Sachtmaier. Schüler und Maier sind ebenfalls Landesmeister mit 783 Ringen.
Eeld-.Dolks-und Landwirtschaft
Börse
SCB. Stuttgart, 7. Dez. Die Börse bekundete eine zuversichtliche Stimmung mit Kurserhöhungen am Aktienmarkt. Am Rentenmarkt war das Geschäft sehr still.
LC Berliner Produktenbörse vom 7. Dez.
Weizen märk. 186—188; Roggen märk. 151—153; Braugerste 169—179; Futtergerste 160—167; Hafer märk. 118—123; Weizenmehl 24—26.60; Noggenmehl 19LO—21,80; Weizenkleie 9,40—9,70; Roggenkleie 8,80—9,15; Viktoriaerbsen 21 bis 26; kleine Speiseebsen 20—23; Futtererbsen 14—16; Peluschken 13—16; Ackerbohnen 11,50—15,50; Wicken 14—16; Lupinen blaue 9—11; Lupinen gelbe 12—13,50, Seradella 18,25—18„50; Leinkuchen 10—10,10; Erdnußkuchen 10,70; Erd- nußkuchenmehl 11; Trockenschnitzcl 8,80; Sojabohnenschrot 10; Sojabvhneuschrvt Stettin 10,70. — Allgemeine Tendenz: matt.