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Amts- unä Anzeigeblatt für äen Oberamtsbezirk Lalw
Nr. 180
Donnerstag, den 4. August 1932
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verantwort!. Schrtftlektung: Frteckrich Hans Scheele Druck unä Verlag cker A. Oelschläger'schen Buchäruckerei
Jahrgang 105
Vor einer Umbildung des Reichskabinetts
Die Nationalsozialisten zur Teilnahme an der Reichsregierung bereit
TU. Berlin, 4. August. Der „B c r l i n e r Lo k a l a n » e i- g e r" berichtet: Nach Beratungen, Sie Hitler abgehalten hat, darf als sicher angesehen werben, daß die Nationalsozialisten sehr weitgehende Anträge auf Uebernahme der Mitverantwortung in der Reich sregierung stellen werden. Reichspräsident und Neichsregiernng dürsten sich auf Len Standpunkt stellen, daß das jetzige Kabinett Zeinen Charakter als Präsidialkabinett gleichwohl behaupten müsse. Mit anderen Worten: die in das Kabinett hineinzunehmenden Nationalsozialisten sollen nicht als Parteiführer, sondern aus dem Grunde in die Regierung kommen, weil sie besondere Fähigkeiten besitzen und das Vertrauen des Reichspräsidenten genießen. In Kreisen, die der Neichsregiernng nahestehen, nimmt man an, daß das Zentrum ein durch Hercinnahme einiger Nationalsozialisten umgebildetes Kabinett zunächst tolerieren wird, da das Zentrum je sehr stark die Forderung ausgesprochen hat, die Nationalsozialisten müßten in die Verantwortung kommen.
Der »Angriff" fordert Standrecht
Unter der Überschrift „Wir fordern Gtandrecht gegen die Moskauer Bluthunde" schreibt der nationalsozialistische „Angriff" im Anschluß an die Nachricht von der Ermordung des Nationalsozialisten Fritz Schulz in Berlin: Wir Nationalsozialisten sind jedenfalls nicht gewillt, uns weiterhin wehrlos abschlachten zu lasten, und wir möchten den sehen, der es wagt, unter den obwaltenden Umständen einem SA.-Mann einen Vorwurf zu machen, wenn er rechtzeitig zur Notwehr zu greifen sucht. Wir fordern, daß es der SA. und SS. gestattet wird, sich bewaffnet aus der Straße zu zeigen, solange, bis endlich der Rotmordterror restlos gebrochen ist. Wir fordern weiter, daß zum Zwecke dieser Brechung dos bolschewistischen Blutterrors die SA. und SS. als Hilfspolizei «inberufen wird. Wir garantieren dafür, daß dann binnen wenigen Tagen der ganze Moskau-Spuk aus Deutschland verschwunden ist.
Wir fordern, daß nunmehr unverzüglich Nationalsozialisten dt« Vollzugsgewalt in Deutschland und in Preußen übertragen wird, um so eine Wiederkehr des kommunistischen Räuberumvesens ein für allemal unmöglich zu machen. Wir fordern endlich, daß die Kommunistische Partei, die nichts anderes ist als eine organisierte Verbrecherbande, verboten wird und daß den Vertretern der blutrünstigen Moskauer Fremdenlegion der Zutritt zum Deutschen Reichstag, in dem sie nichts zu suchen haben, verwehrt wird. Nur Deutsche, die sich bewußt zum deutschen Staat und Volk bekennen, haben mit der obersten Vertretung des deutschen Volkes ein Recht auf Sitz und Stimme. Wir warnen die Negierung, an diesen unseren Forderungen achtlos vorbeizugchen.
Neue Anschläge in Ostpreußen
Die Terrorakte in Ostpreußen, die der „Völkische Beobachter" als „AnSbruch des Volkszorns" bezeichnet, dauern an. In dem Dorf Norgau im Sam- lande wurde ein Anschlag auf den linksgerichteten Gemeindevorsteher und Gastwirt Gallowski verübt. Es erschien gegen 28 Uhr ein Mann an dem Fenster des Gallowskischen Hauses, klopfte und rief: „Es brennt im Dorf". Als der Gemeindevorsteher an das Fenster trat, krachten zwei Schüsse, von denen der eine Gallowski in den Kopf traf. Die Kugel blieb in der Schädeldecke stecken.
In Szillen bei Tilsit hielt morgens vor dem Hause des Rcichsbannerführers und Vertrauensmannes der SPD Raschkowski, ein Auto, dem 8 Personen entstiegen. Einer von ihnen rief zu der von Raschkowski bewohnten Wohnung hinauf: „Wohnt hier Herr Raschkowski?", worauf die Frau des Angerufenen die Frage bejahte. Hierauf wurde zurückgerufen: „Wenn er zu Hause ist, soll er schnell heraus- kommcn. Herr Krusch aus Tilsit (der Führer des Reichsbanners in Tilsit) muß ihn dringend sprechen." Raschkowski kam ans Fenster, sah aber nur vorsichtig hinaus. Als er bemerkte, daß einer der Leute nach einem Revolver griff, trat er schnell ins Zimmer zurück. Daraus wurden 8 Schüsse gegen das Fenster abgcfeuert, die jedoch niemand verletzten. Au die Schüsse stürzten Hausbewohner heraus, woraus die Autofahrer in den Wagen sprangen und ln schnellem Tempo davonsuhren.
Anschläge in Kiel und Augsburgs
Bombenanschlag a«f die Sieker Synagoge In Kiel wurde auf sie Synagoge tm Hohenzollernpark «in Bombenanschlag verübt. Bon unbekannten Tätern wurde «ne anscheinend selbstgefertigte Bombe geworfen, durch die «e Außenwand der Synagoge beschädigt wurde. Am Tatort >°»rd man lediglich ein Stück der Zündschnur Ler Bombe. Bon
Tätern fehlt vorläufig noch jode Spur.
Ueberfall ans ein kommunistisches Ehepaar in Augsburg In Augsburg wurden gegen 2 Uhr nachts durch das Schlafzimmerfenster der Eheleute Josef und Franziska Goß von bisher unbekannten Tätern 8 Schüsse abgegeben. Durch diese Schüsse wurde Frau Goß am rechten Oberarm und am Halse schwer verletzt.
Die Polizei beschlagnahmt Waffen
Wasseusuche bei der NSDAP, in Hofgeismar Aus Kassel wird berichtet: In Hofgeismar wurden Lurch mehrere Beamte der Lanöjägerei bei Angehörigen der NSDAP. Haussuchungen nach Waffen vorgenommen, da nach einer der Polizei zugcgangenen Mitteilung im Orte eine Anzahl von Maschinengewehren und ein Panzerwagen versteckt gehalten sein sollten. Die Nachforschungen hatten das Ergebnis, daß der sog. Panzerwagen aufgefunden werden konnte. Dagegen wurden Maschinengewehre nicht gefunden. Lediglich ein Revolver wurde beschlagnahmt.
Zu der Waffensuche in Hofgeismar gibt die Pressestelle der Regierung folgende Mitteilung heraus: Im Gehöft des Landwirts Hold in Hofgeismar fand aus Anordnung des Landrats eine polizeiliche Durchsuchung statt. Hierbei wurde ein alter Lastkraftwagen beschlagnahmt, der nach Angaben der Beteiligten auf Anordnung -er Kreisleitung der NSDAP, in den letzten Nächten mit ö Millimeter starkem Schmiedeblech gepanzert worden war. Die Panzerung ist nach allen Seiten -urchgeführt und nur durch Sehlöcher und auf beiden Flanken durch einen Schlitz unterbrochen. Der hierzu vernommene Führer der örtlichen SA.-Formationen erklärte, daß der Wagen zum ungefährdeten Transport von SA.-Angehörigen bestimmt sei. Die Durchsuchung nach angeblich vorhandenen weiteren Waffen ist erfolglos geblieben. Nur wurde bet einem zu der Durchsuchung herbeigeeilten Anführer der SA. eine Pistole mit 7S Schuh Munition beschlagnahmt.
Wasfenfnnde in einem schlesischen SA.-Q«artier In dem Städtchen Kätscher bei Loebschütz wurde nach einem politischen Zusammenstoß eine polizeiliche Durchsuchung des SA.-Quartiers vorgenomme«. Es handelt sich um die Lagerräume eines Getreidekausmanns, in denen vorübergehend etwa 6g auswärtige SA.-Leute einquartiert sind. Die Polizei beschlagnahmte ein schweres Maschinengewehr mit Ersatzschloß und etwa 850 Stück Munition, ferner 23 Handgranaten ohne Sprengkapseln, einige Handwaffen und ein Motorrad. Die SA.-Leute bestreiten entschieden, bah ihnen die Waffen gehören.
Polizeisuche iu Königsberg
In Königsberg veranstaltete die Polizei eine Suche
Tages-Spiegel
Die deutschnationale Presse weiß von Verhandlungen zrvi» schen Neichsregiernng und Nationalsozialisten über deren Teilnahme am Neichskabinett z« berichte«. Demnach steht eine Umbildnng des Kabinetts von Papen bevor.
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Man nimmt an, daß der Reichstag erst am SO. Angnst zusammentrete« wird.
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In Ostpreußen «nd anch a» andere« Stellen des Reichet» kam es erneut zu Anschißen, Uebcrfällcn und politischen Zusammenstößen. Die Polizei beschlagnahmte verschiedentlich Waffenbcstände.
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In Preußen sin- 58 Landkreise «nd 59 Amtsgerichte a«^ Grund der Sparnotverordnnng aufgehoben worden.
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Die Verordnung über den Freiwillige« Arbeitsdienst vom 16. Juli ist nach einer Mitteilung im Neichsanzeiger mit Wirkung ab 1. Angnst in Kraft getreten.
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In Berlin haben zwischen Vertretern -er deutschen «nd belgische» Regierung Verhandlungen stattgesnndcn mit dem Ziele, den Wirtschaftsverkehr zwischen beide« Ländern z« fördern.
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Der geschäftsführend« Generalsekretär des Völkerbundes Hai die Regierung Frankreichs, Englands, Deutschlands, Italiens «nd Spaniens ««fgefordert, den Appell bcS Völkerbundes a« Bolivien «nd Paraguay zur Einstellung der Feindseligkeiten diplomatisch zu unterstützen.
in dem Arbeiterviertel Haberberg. Sie umstellte die Badeanstalt Haberberger Grund und drang in die Badeanstalt ein. Vier Personen wurden abgefangen, die bewafsnet waren. Während des Eindringens versuchten dort befindliche Kom-j. munisten 6 geladene Selbstladepistolen über den Zann zu' werfen. Weiterhin fand man ein Tesching, Munition und zwei Alarmpistolen, ein Schlachtermesser und einen Dolch 17 Kommunisten wurden verhaftet und in das Polizeigefängnis eingeliefert.
Kommunistischer Feuerüberfall aus Nationalsozialisten In Berlin wurde eine Gruppe Nationalsozialisten am Wedding aus einem kommunistischen Verkehrslokai heraus beschossen. Dabei wurde der Nationalsozialist Fritz Schulz durch einen Kopfschuß getötet. Verletz» wurden drei Nationalsozialisten. Ein Kommunist erhielt Kopfverletzungen. Die Polizei drang in das kommunistische Verkehrslokal ein und nahm 17 Personen fest. In dem Lokal wurden zwei Messer, ein Gummischlauch und drei Patronenhülsen aufgefunden.
Neugliederung der Landkreise in Preußen
57 Landkreise eingespart und
TU. Berlin, 4. August. Das preußische Staatsministerium hat ain 1. August eine Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen erlassen, durch die insgesamt 58 Landkreise eingespart werden. Es handelt sich um Krebse in der Provinz Pommern (Regierungsbezirk Köslin), in der Provinz Niederschlesien (Regierungsbezirk Breslau und Liegnitz), in der Provinz Sachsen (Regierungsbezirk Magdeburg, Merseburg und Erfurt), in der Provinz Schleswig-Holstein, in der Provinz Hannover (Regierungsbezirk Hannover, Lüneburg, Stade und Osnabrück, in der Provinz Hessen- Nassau (Regierungsbezirk Kassel und Wiesbaden), in der Rheinprovinz (Regierungsbezirk Koblenz, Köln, Aachen). Die Verordnung tritt am 1. Oktober in Kraft.
Wie von unterrichteter Seite verlautet, hat die preußische Staatsregierung in Ler Frage der Zusammenlegung von Landkreisen beschlossen, daß die gesamten östlichen Grenzprovtnzen Preußens, Ostpreußen « Grenzmark Posen, Wcstpreußcn und Oberschlesien von Ler Zusammenlegung von Landkreisen nicht betroffen werben sollen. Die Regierung steht offenbar aus dem Standpunkt, daß diese Provinzen mit Rücksicht auf die Grenzziehung des Versailler Diktats von den Neformmaßnahmen ausgenommen werden müssen. Auf Grund der Sparnotverordnnng des Reichspräsidenten sind in Preußen 59 Amtsgerichte auf- gehoben worden.
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In Mayen (Rhld.) kam eS zu Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, in deren Verlauf zwei Brüder «nd ein zu Hilfe eilender Mann schwer verletzt wurden. AIS die Polizei erschien» waren etwa 1V Beteiligte verletzt weggeschafst worden. Die Polizei säuberte mit der blanken Waffe und dem Gummiknüppel die Straße.
59 Amtsgerichte aufgehoben
Bedrohliche Lage im Fernen Osten
TU. Tokio, 4. Aug. Wie amtlich mitgeteilt wird, haben etwa 1V00 chinesische Freischärler die japanische Garnison in der mandschurischen Hafenstadt Inkan in der Liautang- Bucht angegriffen und in Bedrängnis gebracht. Ein japanischer Kreuzer und drei Zerstörer landeten daraufhin Sce- soldaten und Matrosen, die in den Kampf eingriffen. Chinesische Freischärler haben gleichzeitig die japanischen Streit- kräfte in den mandschurischen Städten Tschantschun, Liau- tschang, Mukden und Inkan überraschend angegriffen und Erfolge erzielt. Die Lage an den Grenzen der Provinz Jehol wird ständig bedrohlicher. Nach einer chinesischen Meldung haben die Japaner große Truppenmasscn gelandet.
Im Hinblick auf die gefährdete politische Lage beabsichtigt die chinesische Zentralregterung eine besondere Tagung einzuberufen. Marschall Tschanghsueliang beabsichtigt, den General Jenhstschan zu veranlassen, seine Truppen für die Abwehr des zu erwartenden japanischen Vormarsches auf Peking zur Verfügung zn stellen.
Bergarbeiter-Unruhen in USA.
TU. Neuyork» 4. August. Im BergwerksbeHirk Teere- haute (Indiana) sind schwere Unruhen ausgebrochen. Ter Gouverneur hat Truppen angeforüert und das Kriegs- recht erklärt. 6000 Bergarbeiter, d'e gewerkschaftlich organisiert sind, belagern ein Bergwerk, in dem sich eine Gruppe von 80 Nichtorganisierten verschanzt hat. Aus beiden Seiten sollen zahlreiche Bewaffnete sein. Bet einer Schießerei wurden » Personen getötet uns» zahlreiche Beteiligte verletzt. Die Zechengrbäude sind niedergebrannt. Der Gouverneur hat zwei FlugzeuggeschwaL«- geaen die aufständische» Bergarbeiter eingesetzt,/