Nr. 51/52 / Seite 2
Amtsblatt für den Kreis Calw
Samstag, 19 Dezember 1953
Nichtamtlicher Teil
„ Morgen, Kinder , wirds was geben . .
Die Tage der Vorfreude, die Vorweihnachtszeit geht nun ihrem Ende entgegen. Wann diese Tage beginnen, läßt sich schwer feststellen - jedenfalls lange bevor der erste Lebkuchen als ein Vorgeschmack von Weihnachten im Familienkreise verspeist wird. Hier ist es vielleicht das erste Adventslicht, dessen Duft von einem Kindernäschen eingeatmet wird, das dem Kind den Ausruf entlockt: „Wie gut das nach Weihnachten riecht!“; dort vielleicht der Geschmack eines Winterapfels: „Wie der nach Weihnachten schmeckt!“ Häufig auch die unvorsichtig frühzeitig gestellte Frage der Eltern: „Was wünschst du dir zu Weihnachten?“ und ebenso oft die ebenso unvorsichtige Drohung: „Wenn du nicht artig bist, wird dir der Weihnachtsmann nichts bringen,“ - unvorsichtig, weil doch nur Kinder in der allerersten „Jugendblüte“ diesem Manne eine solche Hartherzigkeit Zutrauen. Man kann niemals früh genug anfangen, sich auf Weihnachten zu freuen, ist Grundsag der Kinder. Nach den großen Ferien kommt „bald“ Weihnachten, ist der Gedanke der meisten, und ihre Hoffnungen und Wünsche regen sich schon lange, bevor die eigentliche Weihnachtszeit beginnt. Wenn sie nicht Kinder wären, müßte die lange
Wartezeit sie ungeduldig und - unbescheiden machen. Ungeduldig, und ja, das werden sie oft genug; immer häufiger wiederholen sie die Frage: „Wann ist Weihnachten?“ Die harmlose Ungeduld der freudigen Erwartung, die man sich nicht nur gefallen lassen kann, an der man selbst seine Freude haben muß. Aber „unbescheiden“, nein, das sind sie nicht. Wer kann ihnen verargen, daß sie, zum Wünschen aufgefordert, zu wünschen auch kein Ende finden, daß die Wunschzettel meist eine erschreckende Länge haben. An ihren Wunschzetteln soll man sie nicht messen, sondern an der Freude, die aus ihren Augen strahlt, wenn die Wartezeit endlich vorüber ist und sie vor ihren Weihnachtsgaben stehen. Sind die Wünsche der Kinder nicht noch immer übertroffen worden, auch wenn sie lange nicht alle erfüllt wurden ? Sie alle sind immer wieder überrascht von der Weihnachtsherrlichkeit, von den Gaben unter dem Lichterbaum. Nach Weihnachten kommt dann die Zeit, in der die Kinder nicht mehr von dem träumen, was sie gern haben möchten, sondern in glückseliger Zufriedenheit und Genügsamkeit nur noch von dem, was sie zu Weihnachten bekommen haben.
Der außergerichtliche Vergleich ist abgeschlossen
Die unter Treuhänderschaft von Herrn Dipl.- Kaufmann Tecklenburg mit den Gläubigem der Firma Gutbrod Motorenbau GmbH., Plochingen, geführten Verhandlungen sind außergerichtlich zum Abschluß gekommen.
Der außergerichtliche Vergleich ist mit Wirkung vom 10. 12. 1953 festgestellt worden.
Die Vergleichsverpflichtungen werden dem Vergleichsvorschlag entsprechend erfüllt.
Die Produktion wird fortgeführt. Plochingen, den 11. 12. 1953.
Gutbrod Motorenbau GmbH (Gutbrod)
als Vergleichs-Treuhänder:
(Tecklenburg)
Motorisierte Lärmsünder
Im Monat November 1953 mußten im Kreisgebiet 8 Motorradfahrer und 1 Pkw.-Fahrer wegen ruhestörenden Lärms zur Anzeige gebracht werden.
Die Gründe, die zur Strafanzeige zwangen, waren:
Fahren ohne schalldämpfenden Auspufftopf (3 Kradfahrer),
Fahren mit defektem Auspuff (1 Kradfahrer), Warmlaufenlassen eines Motors in unvernünftiger, die Nachtruhe erheblich störender Weise (1 Pkw.-Fahrer), unnötiges Kurven- und Kreisefahren zur Tages- und Nachtzeit unter übermäßigem Motorenlärm in einer Ortschaft (2Kradfahrer), erhebliche Nachtruhestörung durch unsachgemäßes Gasgeben und langanhaltendes Betätigen des Kickstarters (1 Kradfahrer).
Die Polizei wird zum Schule der Nachtruhe der Bevölkerung und zur Abminderung der allgemeinen Lärmplage ihre Kontrollen weiter durchführen und jeden rücksichtslosen Lärmsünder unnachsichtlich zur Anzeige bringen.
4 Tote - 46 Verlebte
Im November 1953 ereigneten sich im Kreisgebiet 61 Verkehrs-Unfälle. Hierbei wurden 4 Personen getötet und 46 verlegt. Es entstanden ferner 37 Sachschäden bis zu einer Höhe von DM 200.— und 20 Schäden jeweils über DM 200.—.
An den Unfällen waren beteiligt: 36 Kraftfahrer, 21 Pkw.-Fahrer, 15 Lkw.-Fahrer, 13 Fußgänger. 10 Radfahrer, 6 Tiere, 4 bespannte Fahrzeuge, 3 Omnibusfahrer, 1 Zugmaschinenlenker.
Die meisten Unfallverletjten stellten die 14 bis 24-jährigen mit insgesamt 19 Fällen.
Die Unfallursachen verteilen sich wie folgt: Übermäßige Geschwindigkeit (17 Fälle),
Neue Straßenverkehrtfchilderj
ln den Straßen unserer Stadt werden in Kürze auf Grund der durch eine Verordnung des Bundes»
Verkehrsministers geänderten Stroßenverkehrsord« nung neue Hinweisschilder erscheinen. Unser Wß.
Sdioubild zeigt Ihnen die wichtigsten Schilder und erläutert Ihnen ihre Bedeutung.
Bild I
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Bild 7
Bild 3
Bild 8
Die einzelnen Schilder heben folgende Bedeutung! ft*ld lt Überholverbot. Ost Überholen Ist ölten Kraftfahrzeugen verboten.« B»ld 2i Gebot für Radfahrer. Verbot für olle anderen Verkehrsteilnehmer^, den bezeichnten Weg oder StroQenteil zu benutzen. — Bild 3t Verkehrs* «erbot lür Fohrräder. — Bild 4■ Fußgängerüberweg Alle Fahrzeugführer, ausgenommen die der Stroßenbohnen, hoben den Fußgängern dos überqueren der Fohrbahn in angemessener Weise zu ermöglichen. — Bild 5» Schleudergefahr. — Bild 6i Verkehrsverbot für Fohrröder an Sonn- und Feiertogen. — Bild 7 ; Gebot für Fußgänger. Verbot für alle andere» Verkehrsteilnehmer, den bezeichneten Weg oder Sfroßenreil zu benutzen. — Biidtt- Gebot für Reiter. Verbot für olle anderen Verkehrsteilnehmer, den b«* z»«i»n«ton Weg oder Straßemeil zu benu'zen. v
falsches Überholen oder Vorbeifahren (17 Fälle) schuldhafte Fußgänger (15 Fälle), Straßenverhältnisse (unübersichtliche Fahrbahn, Glätte) 15 mal, Nebel (6), Fahren auf falscher Fahrbahn
oder außerhalb derselben (5), Nichtbeachten der Vorfahrt (5), Mängel an Fahrzeugen (5), Fahren unter Alkoholeinfluß (4), falsches Einbiegen oder Wenden (4), Nichtplatjmachen beim Answeichen oder Überhoitwerden (3), zu dichtes Auffahren im Verkehr (2).
In 4 Fällen wurde nach Verschulden eines Unfalles Fahrerflucht begangen.
Alle Verkehrsteilnehmer werden gebeten, die zu ihrem Schufte bestehenden Verkehrsregeln unter allen Umständen zu beachten und etwaige Mängel an ihren Fahrzeugen jeweils umgehend zu beseitigen.
Kunststoffe machen Musik
Vom Radio bis zur Orgel - Unzerbrechliche Langspielplatte
Eigentlich ist die Ueberschrift irreführend, und jederDeutschlehrerdürfte die Stirne runzeln. Natürlich ist hier nur die passive Beteiligung gemeint. Weraber einmal seinRadiogt-rät,selbst ein solches ohne Kunststoffgehäuse, näheruntersucht, wird über den hohen Kunststoffanteil überrascht sein. Aber auch im Musikinstrumentenbau gewinnen Kunststoffe wachsende Bedeutung.
Auch die Klaviertasten
Im Bereich der Tasteninstrumente hat sich die Kunststoffanwendung für Klaviaturen längst bewährt und ist hier nicht mehr wegzudenken. Der Orgelbau übernahm darüber hinaus für den Innenbau zahlreiche Kunststoffe, besonders im Elektrozubehör. Die Harmonikaindustrie be- nugt u. a. ganze Gehäuseverkleidungen aus Kunststoffen. Im Holzblasinstrumentenbau sind Mundstücke aus Kunststoffen keine Seltenheit mehr. Im übrigen sind Blockflöten aus Kunststoffen heute schon durchaus geläufig. Erfolgreich durchgesegt haben sich vollsynthetische Nylon- und Perionsaiten für moderne Zupfinstrumente.
Einen breiten Raum nimmt die äußere Ausstattung verschiedener Instrumente mit Kunststoffen ein. Außer zur Anfertigung ganzer Harmonikagehäuse dienen sie zum Schmuck von Gitarren, Lauten und ähnlichen Instrumenten, Für Knöpfe an Instrumenten sind sie infolge ihrer leichten Verformbarkeit und Farbigkeit besonders geeignet. Hinzu kommen mannigfache Auflagen etwa bei Schlaginstrumenten und die vielen Möglichkeiten moderner Anstrich-, Ueberzug-, Lackier- und Poliertechnik mit synthetischen Stoffen z. B. bei Flügeln und Pianos. Auch Hüllen, Etuis und Gehäuse werden heute fast nur noch aus Kunststoffen gefertigt. Sie sind schön, leicht, widerstandsfähig und billig.
Besonders in der Phonotedinik
Eine Domäne der Kunststoffe ist der moderne Bereich der Phonotechnik. Tonabnehmerdosen, Tonarme, Magnetophonbänder, Mikrophon- und Verstärkergehäuse, Isoliermaterial usw. werden nur noch aus Kunststoffen her- gestellt.
Schließlich waren die Kunststoffe auch die' Voraussetjung für die modernen Schallplatten.. Langspielplatten und auch die auf der legten. Funk- und Phonoausstellung herausgekommenen Platten mit 45 Umdrehungen haben als. Schallplattenmasse nicht mehr Schellack sondern Kunststoffe. Sie geben der Platte eine bisher unübertroffene Klangreinheit, leichtes Gewicht und machen sie zugleich unzerbrechlich. In Verbindung mit einem neuen Aufzeichnungsverfahren ergeben sie eine wesentlich längere Spieldauer.
Schließlich ist noch auf ein Gebiet' hinzuweisen, das für die Musikausübung von ebenso großer Bedeutung ist, die Raumakustik. Sie hat einen großen Bedarf an akustisch berechenbaren, schallschluckenden oder reflektierenden. Materialien, bei denen künstliche Werkstoffe
im ständigen Vordringen sind.
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Herausgeber: Kreisverband Calw. Verlag: Amtsblatt-Verlag Calw. Verlagsleiter: Kreisamtsrat Stembacher, Sdiriftleiterin: Frau A. Röhre Verwaltung Calw, Bahnhofstr. 42, Telefon,24?- Apparat 5l.
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